Hallo.
Ich hatte eben eine Idee, wie man einem Einsteiger das scheinbare Gesichtsfeld eines Okulares erklären kann: mit einer leeren Klorolle!
1. man halte das Kartonrohr mal auf's Auge, bzw, drücke es leicht in die Augenhöhle.
(Ich habe eben festgestellt, dass ich das sogar freihändig kann! [:D] Ich klemme die Rolle ein wie ein Monokel.)
Das Gesichtsfeld, was Du siehst, das ist ein ganz extremer "Tunnelblick". Es entspricht schätzungsweise 25...30°, solche Okulare gibt's nur im Billigstsegment, die verdienen die Bezeichnung "Okular" eigentlich gar nicht..[:o)]
2. dann drück die Röhre platt, schneide 2cm davon ab, und drücke sie wieder rund. Halte sie erneut vor's Auge. Was Du jetzt siehst, entspricht etwa 35...40° scheinbarem Gesichtsfeld. Einige speziell auf Kontrast (Mond, Planeten) getrimmte Okulare (z.B. Monozentrische oder Orthoskopische) liegen in diesem Bereich.
3. schneide erneut 2cm von der Rühre ab. Nun werden etwa 50...55° überblickt - das entspricht etwa dem Gesichtsfeld von Plössls oder ähnlichen "einfachen" Okulardesigns.
4. schneide diesmal etwa 1,5cm ab. Das Reststück entspricht dann etwa 70° und entspricht etwa dem Gesichtsfeld von Panoptic oder Hyperion Okularen. Bei Gesichtsfeldern von ca. 70° spricht man von Weitwinkel-Okularen (oder auch "WA", steht für "wide angle").
5. gucke durch eines der abgeschnittenen 2cm Stücke: der Ring begrenzt das Gesichtsfeld des Auges nur noch ganz knapp. Das entspricht etwa dem Blick durch ein UWA Okular, also mit etwa 80° scheinbarem Gesichtsfeld. z.B. die Spers Waler Okulare haben dieses Gesichtsfeld, oder die Nagler Serie von Tele Vue oder die Meade UWA.
(UWA steht für "ultra wide angle" was soviel heisst wie Überweiteinkel [;)])
6. und dann gibt's auch noch Okulare mit 100°Gesichtsfeld, die "Ethos" Serie von Tele Vue. Die sind dann etwa so, wie wenn das Kartonröhrchen nur 4mm lang wäre - oder anders gesagt: die begrenzen das natürliche Gesichtsfeld des Auges gar nicht mehr! Man kann sogar zu einem gewissen Rahmen im Gesichtsfeld des Okulares "hin- und her gucken". Das ist dann "mittendrin statt nur dabei" [:p]
Ja, so ist das, mit dem sGf, dem scheinbaren Gesichtsfeld.
Man sollte die Qualität eines Okulares aber keinesfalls nur anhand des sGf messen! Es gibt viele weitere Attribute - z.B. das Einblickverhalten ist auch sehr wichtig und natürlich die Kontrastleistung oder die Randschärfe (besonders an Newtons mit f/5 oder "schneller") und nicht zuletzt ist natürlich auch der Preis ein Kriterium!
Zum Einstieg also lieber 3...4 Plössls als 1/3 von einem Ethos!
Aber "für später" lieber 3...4 *wirklich gute* Okulare als 6...8 mässig gute...
Meine Meinung.
Erfahrene Sternegucker: bitte meldet Euch auch zu Wort.
Probiert das mit der Klorolle mal und beschreibt, ob meine Schätzung des sGf einigermassen mit dem überein stimmt, was ihr seht.
(Vielleicht hab'ich ja auch übermässig tiefe Augenhöhlen; soll bei langjährigen Brillenträgern ja nicht selten sein.)
Falls meine Schätzungen grob daneben liegen, korrigiert mich bitte!