BB: Standardkerzen im Eggegebirge

  • Moin Allerseits!


    Goiil, die Schlechtwetterphase muss sich ausruhen und es gab wieder Sterne zu sehen! ;)
    Entsprechend habe ich gestern häufiger überlegt spechteln zu fahren. Als dann noch Daniels (DaRestem) Rund-Mail eintrudelte und er ein Treffen im Eggegebirge vorschlug habe ich kurzerhand umdisponiert, alles Gerödel ins Auto verfrachtet und war kurz vor 21:00 am Spechtelplatz.
    Da der Rest unseres kleine Beo-Grüppchens ja gestern verhindert war kommt jetzt der Teil zum neidisch machen ;)


    Nachdem wir unsere Röhren aufgebaut und kollimiert hatten - bei meinem 12er dauerte das keine 5 Minuten - war erst mal etwas Zeit zum quatschen, schliesslich lag das letzte Spechteltreffen schon einige Monate zurück.
    Ein Beobachtungsprogramm hatten wir beide nicht, es sollte ein reines Spaß-Spechteln werden. Meine Intention dabei war meinen 12er, den ich ja erst seit Februar habe weiter kennen zu lernen und so ist für mich jedes Objekt erst mal wieder neu :)
    Gegen 21:30 zeigte sich die Milchstrasse im Zenit schon mit vielen Strukturen und Teilungen, was sich noch weiter intensivierte. Die schon sichtbaren Sterne deteten an, dass es eine transparente Nacht mit guten Seeing werden würde. Zwar keine Top-Nacht, aber eine gute...
    Für mich war das der Startschuss erst mal das Fernglas zu nehmen und damit die Gegend des Schützen zu erkunden. Längere Spechtelabstinenz äussert sich bei mir immer erst mal mit völliger Orientierungslosigkeit, jetzt noch gesteigert durch die Fülle an Sternen, die sich noch steigerte. Nach ein paar Blicken in die Sternkarten kam dann zum Glück recht schnell Ordnung ins Chaos und der Schütze erlaubte mir einen Blick in seine Schatztruhe...
    M22 war das erste Objekt und zeigte sich im 10x50 deutlich flächig mit ausgeprägtem Helligkeitsgradienten, etwas nach rechts ging es dann über Lagune und Trifid zu M11.
    Alle gen. Objekte ware mehr als einfach zu sehen. Das große Feld des Fuji FMTR begeistert mich immer wieder. Jetzt standen Lagunennebel und Trifid im gleichen Feld, umgeben von einer Unzahl von Sternen.
    Also ab an meinen 12er Dobson und M22 eingestellt. Der stand zwar schon im 'Horizont-Siff', liess sich aber trotzdem gut anschauen. Im 14mm Speers war der GC schon komplett aufgelöst in eine Unzahl nadelfeiner Sterne. Das 9mm war dann aber eher grenzwertig, da der tiefe Stand nicht gerade förderlich für die Luftruhe war.
    Also wieder das 32er TSSWA in den OAZ und weiter zur Lagune. Die Teilung kam gut zur Geltung und der direkt neben der Teilung liegende OC komplettierte einen wunderschönen Eindruck. Auf den Gedanken, den O-III-Filter mal ins Okular zu schrauben, bin ich leider nicht gekommen :-/
    Weiter zum Trifid, den ich allerdings nur streifen wollte. Mein jetzt auserkorenes Ziel war der Omega-Nebel (M17, auch Schwanen-Nebel). Der versteckte sich zwar zunächst absolut hartnäckig, aber ein Blick in die Sternkarte und da isser schon ;)
    Schon ohne Filter war der Nebel deutlich sichtbar, nachdem ich mir Daniels 2" O-III (Baader 7nm) geborgt und ins Übersichts-Oku geschraubt hatte verwandelte sich der Nebel geradezu.
    Der Schwan trug nun eine deutlich sichtbare Krone, Hals und Körper zeigten weit auslaufende Strukturen und in direkter Verlängerung des Körpers nach hinten kam eine Art 'Klammer zu' zum Vorschein. Eine Struktur, die sich in vielen Schattierungen bis unter die Brust des Schwanes fortsetzte und sich weit 'unter Wasser' fortsetzte. Wahnsinn!
    Im 14mm Speers mit meinem Astronomik O-III steigerten sich noch die Details, darüber hinaus wurde mir das Bild aber zu duster. So um die 120x ist eine scvhöne Vergrößerung dür das Objekt.


    Die nächsten Objekte bleiben Klassiker: M57 und M27.
    M57 ist ja geradzu unanständig hell. Mit O-III zeigt der Rauchkringel Struktur und ich konnte im 9mm Okular bei 167x Strukturen ausmachen. Ebenfalls einfach zu sehen, dass der Nebel in der Mitte nicht 'leer' ist, hier zeigt sich ein diffuser recht heller Schein.


    Auf zu M27. Das SQM schwankt um 21,3 (wenn ich mich recht entsinne) und ohne Milchstrassenkorrektur. Die ersten Blicke riskiere ich wieder mit dem FG und mache meine Lieblingstouren: Albireo - Coathanger - durch die Federn des Pfeils (schau an M71 ist auch noch da) - an der Pfeilsitze rechtwinklig Richtung Cyg abbiegen und da habe ich ihn schon. Wow, sind das viel Sterne. So viele, dass der Nebel sozusagen absäuft.
    Im Dobson ist der Nebel im 9mm Okular mit O-III am schönsten. Der PN ist geradezu
    unanständig hell und es sind sogar Strukturen an den Aussenseiten der 'Henkel' zu sehen. Es wirkt wie zwei Filamente auf jeder Seite, die die obere und untere Seite des Nebels
    bogenförmig miteinander verbinden. Der Körper der eigentlichen Sanduhr/Hantel ist beiderseits abgeplattet und auf einer Seite wirkte der Nebel angeknabbert. Hier müssen sich die Ha-Strukturen anschliessen, die auf Fotografien zu sehen sind. Hier sind diese ja durch den O-III und die Ha-Unempfindlichkeit des Auges ausgeblendet.


    Wo ich schon mal in der Gegend bin, darf natürlich der Cirrus als Paradeobjekt nicht fehlen. Die Hexenhand, bzw. die intensivsten Teile des Cirrus kommen schon im FG gut zum Vorschein. Mit O-III kann ich mich gar nicht satt sehen (wieder mal). Die Hexenhand wimmelt geradezu vor Filamenten und der Strurmvogel zeigt seine Schwingen bis zu den Ausläufern. In etwas Abstand zu den Schwingen zieht sich ein schwacher Nebelteil bogenförmig auf der Innenseite des Nebelkomplexes wieder hoch. In Verlängerung der Schwingen ist dieser Bogen an einer Stelle unterbrochen, so dass das wie ein eigener Teil wirkt.
    Direkt zwischen den Nebeln ist der Triangular Wisp ebenfalls mit einigen filamentartigen Strukturen zu sehen. Ich finde es erstaunlich wie groß der ist und wie weit die Nebel sich ziehen.


    Zeit für eine Kaffeepause und einen Plausch. Zwischendrin schaue ich natürlich immer mal wieder zum Himmel und sehe, dass im Osten nach und nach der Winterhimmel auftaucht. h+chi sind einfach zu sehen, ebenso die Andromeda-Gx. Die Dreiecks-Gx vermag ich aber nicht auszumachen. Kurz über dem Wald blinkt in den Ästen sogar schon die Plejaden.
    Im NW macht sich der Hercules daran in der Lichtglocke Paderborns zu versinken. Der große Wagen steht schon mittendrin.
    Trotzdem versuche ich mit FG und Dob spasseshalber mal M51 zu suchen - Fehlanzeige. M81/82 brauche ich dann auch nicht zu versuchen.
    Lieber riskiere ich einen Blick auf M13, es ist ja schliesslich Kerzen-Party ;) Der GC funkelt mich geradezu an und ich kann ohne Probleme bis 300x vergößern. Ein Sternenmeer empfängt mich. Die bekannten Sternketten laufen weit ins Gesichtsfeld. Bis in
    den Kern ist die Kugel aufgelöst.


    Eine 180°-Kehre bringt mich zu M31. Mit dem 32mm SWA ist die GX eine Augenweide. Die Begleit-GX sind mit im Gesichtsfeld und zwei Dunkelbänder sind unterhalb der GX-Kerns zu sehen. Ich meine im inneren Band sogar eine Teilung zu sehen. Total schön.
    Jetzt wäre es eine sehr gute Gelegenheit mal die GC der M31 aufzusuchen, leider habe ich die Karte nicht dabei - grmmpf!
    Ein Schwenk aufwärts bringt mich zu NGC 7789 - Caroline's Rose / White Rose (Danke für den Tipp Daniel!) Ein irrer Sternenhaufen, der bei mir im 14mm Speers den besten Eindruck hinterlässt. Visuell hat man bei diesem Haufen den Eindruck, es laufe eine dunkle Spirale
    aus dem OC heraus. Ich halte die Drehrichtung für im Uhrzeigersinn drehend, Daniel genau gegenläufig. Spannend, wie die Wahnehmung sich unterscheiden kann.
    Schon mal in der Cass angekommen suchen wir noch die beiden IC Reflexionsnebel nahe Navi, aber in meinem 12er bleiben sie unsichtbar, in Daniels 16er ist der hellere soeben erahnbar. Das ist möglicherweise der mittlerweile aufkommenden Müdigkeit geschuldet.


    Ein für mich völlig neues Objekt habe ich noch im Warburger Lichtsumpf (auf Anregung von Daniel) gefunden - den Helixnebel. Ein - verzeihung - fetter Ring! Aber mit O-III nicht zu übersehen. Durch den tiefen Stand kamen kaum Strukturen durch, aber der Ring und eine leichte Deformation ins ovale war zu sehen.
    Das Aufsuchen war spannend, da in der Richtung (Süd) horizontnah kaum ein Stern zu sehen war. Letztlich war es eine gedachte Verbindungslinie zum Aqr, die mich auf die Spur brachte.


    Ein während der Beo-Nacht immer wieder aufgesuchtes Ziel habe ich aber bisher sorgsam ausgelassen: Jupiter.
    Nach 23:00 stand der komfortabel hoch und auch die Luftunruhe hat er da schon gut hinter sich gelassen. Ich habe ein paar Farbfilter versucht, aber eigentümlicherweise hatte ich die beste Sicht auf den Planeten mit dem O-III ...
    Der Gasriese wirkt immer wieder merkwürdig mit nur einem Band. In dem war aber immerhin ein kleiner weisser Fleck zu sehen. Apropos Flecken, der GRF stand ziemlich zentral und prangte deutlich in seinem hellen Umfeld. An der polwärtigen Seite war dünn eine dunkle Linie erkennbar. Das muss die Begrenzung des jetzt fehlenden äquatorialen Bandes sein. Direkt am GRF war eine intensiv dunkle Stelle im 'Bändchen' zu sehen.
    Die galileischen Monde erschienen soeben flächig, der äusserste davon ganz sicher.


    So gegen 01:30 war dann die Luft raus und die Müdigkeit beendete die Beobachtung. Also einräumen und ab nach hause. Um drei Uhr hatte ich dann das Auto wieder leer. Wie war das - um 6 klingelt der Wecker .... ? So fühle ich mich heute denn auch ...
    Gelohnt hat es sich aber allemal. Nach langer Abstinenz endlich mal wieder eine Sternendusche und ein paar neue Objekte habe ich auch gesehen.
    Wenn es geht, bin ich heute wieder draussen, aber höchstens im Garten ;)
    Södele, ich hoffe ich habe euch nicht zu sehr mit Standardkerzen gelangweilt.


    Viele Grüße und CdS!
    Andreas

  • Hallo Andreas !
    Das mit dem Neidischmachen ist dir gelungen. Schade, dass ich nicht dabei sein konnte, hätte mal wieder Spaß gemacht. War am Sonntag noch mal draußen zum Fotografieren, aber nur bis Mitternacht, dann wurde es wolkiger. Vielleicht geht ja in diesem Herbst noch was, mal sehen.


    Tschüss
    Hans

  • Hallo Hans!


    Na das hoffe ich doch, dass wir endlich mal wieder ein 'ETT' veranstalten können[:p]
    Der Sonntagabend hat dem Spechtelentzug ein Ende bereitet und Zeit zum Schnacken war auch. Es hat echt Spass gemacht.
    Montagabend war ich dann zuhause noch im Garten spechteln, aber das war keinerlei Vergleich! Der Himmel an unserem Platz ist echt gut, nur schade, dass ich immer erst eine 3/4 Stunde fahren muss. Aber es lohnt sich [:D]


    CS
    Andreas

  • Moin Ihr Beiden!


    Nett zu lesender Bericht - wenn auch "nur" mit Standardkerzen, aber immerhin!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: mikrolinux</i>
    <br />Der Sonntagabend hat dem Spechtelentzug ein Ende bereitet<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Darauf warte ich noch - weiß schon garnicht mehr, wie sich das anfühlt nach einer durchspechtelten Nacht zufrieden ins Bett zu fallen...


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: mikrolinux</i>
    <br />Der Himmel an unserem Platz ist echt gut, nur schade, dass ich immer erst eine 3/4 Stunde fahren muss.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Jo, megger noch - tsts, Ostwestfalen...[;)] Immerhin habe ich nochmal ganze 20 Minuten mehr Fahrtzeit - aber auch das lohnt sich [:D]

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