Meine Gedanken zum PST-Umbau

  • Hallo zusammen,
    habe mir mal grundsätzliche Gedanken zum Umbau eines PST gemacht. Stand der Technik ist doch das man das originale Objektiv entfernt und durch ein Teleskop ersetzt. Dann gibt es zwei Möglichkeiten, man adaptiert dass Etalon komplett mit dem schwarzen Kasten am Teleskop, was zur Folge hat das man den Tubus eventuell kürzen muss, oder man baut den Blockfilter vom Kasten ab und montiert ihn hinter das Etalon. In beiden Fällen wird aber mit dem Fokussierer des Teleskopes fokussiert. Was passiert aber da, man verschiebt die ganze Einheit auf dem Strahlenkegel bis der Fokus passt.
    Ich habe mal die Brennweite des 40 mm Originalobjektives ausgemessen und komme auf eine Brennweite von 480 mm f/12. Die Zerstreuungslinse die vor dem eigentlichen Etalon sitzt, befindet sich 210 mm nach dem Objektiv im Strahlengang der hier eine Weite von 22,5 mm hat. Die Sammellinse nach dem Etalon erzeugt eine Brennweite von 200 mm, das ist der Backfokus nach dem Etalon. Und in diesem Bereich wird im originalen PST fokussiert. Das heißt das Etalon selber verbleibt immer fix im Strahlengang.
    Meine Überlegung ist nun die gleichen Verhältnisse für das Etalon im Umbau zu realisieren, sprich das Etalon genau dort im Strahlengang zu positionieren wo er 22,5 mm im Durchmesser hat. Bernd Gährken hat ja festgestellt das der Durchgang im Etalon nur 16 mm ist. Vielleicht auch das Etalon dort in den Strahlengang bringen wo er nur noch 16 mm hat um Vignettierung zu vermeiden. Der Fokussierer mit dem Blockfilter, ohne den schwarzen Kasten, käme dann nach dem Etalon. Aber drauf achten das die 200 mm Backfokus nicht überschritten werden.
    Selbstverständlich sitzt der ERF vor dem Objektiv.
    Was haltet ihr so von meinen Überlegungen?
    Im Moment kann ich das aber nicht testen, weil mein PST-Etalon gerade bei Astrotheke weilt und Adapter auf T2 verpasst bekommt.
    Hoffe auf eine rege Diskussion.


    Viele Grüße
    Gerhard

  • Hallo Gerhard,


    klingt alles logisch. Man könnte noch die Wirkung der Zerstreuungslinse und Sammellinse untersuchen, indem man diese mal aus dem Etalon entfernt. Um die selben Verhältnisse wie im Original-PST nachzustellen ist es m.M.n. logisch, dass mit einem größeren Objektiv auch der Strahlenkegel dicker ist, d.h. das Etalon wird bei gleichen optischen Verhältnissen auch von einem größeren Lichtkegel durchdrungen, damit könnte es Vignittierungsprobleme geben. Oder man passt dann eben den Einbauort an, dann sind aber nicht mehr die gleichen Verhältnisse gegeben - oder irre ich mich da?


    cs Harald
    http://www.unigraph.de


    PS bei mir im Strahlengang arbeitet das PST Etalon ohne die beiden Hilfsoptiken.

  • Hallo Harald,


    nach meinen Messungen müsste das original PST auch schon vignettieren, weil die Zerstreuungslinse einen kleineren Durchmesser als der Strahlenkegel am Ort der Linse hat. Bernd Gährken gibt den Durchmesser mit ca. 16 mm an. Ich bin der Meinung das sie etwas größer ist, kann es aber im Moment nicht überprüfen. Wenn ich jetzt die Zerstreuungslinse so in den Strahlengang plaziere das deren Durchmesser und der Durchmesser des Strahlenkegels identisch ist, kommt es ja zu keiner Vignettierung. Für mein Verständnis sollte es dann auch egal sein ob da ein stumpfer Strahlenkegel einer schnellen Optik ankommt ober eher ein schlanker aus einer langsamen Optik, der Durchmesser ist gleich und wird von der Zerstreungslinse aufgeweitet. Genaueres könnte aber ein Optiker dazu sagen, aber scheinbar gibt es keinen hier im Forum der sich mal unserer Probleme annimmt.


    Viele Grüße


    Gerhard

  • Hallo Gerhard,


    wir haben einen solchen PST Umbau, den unser Markus N.(etalon)vorgenommen hat.
    Es wurde ein Volksapo mit einem PST kombiniert.
    Um die Tubuskürzung zu vermeiden wurde die originale PST Telezentrik etwas umgebaut.
    Vor dem Objektiv sitzt ein 80mm D-ERF Filter.
    Wenn es mit dem Wetter klappt kannst Du Dir in Rüsselsheim das PST-ED 80/600 anschauen.
    Dieses hatten wir bereits 2009 beim HaTr mit dabei.[;)]

  • Hallo Gerhard,


    ich habe eben mit meinem PST die Sonne mit dem 16mm,1mm und 9mm Nagler angesehn.
    Es waren zwar viele Details zu sehen, besonders jede Menge Protuben, aber ich weiß dass es besser geht.
    Ich werde mir beim HaTr alle Optionen ansehen. Besonders die vom Gerd, da habe ich schon mal durchgesehen.
    Vielleicht baue ich auch um!
    CS
    Timm

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Gerhard_Rausch</i>
    <br />Find ich klasse Timm das du auch den Weg nach Rüsselsheim findest. Man sieht sich.


    Viele Grüße
    Gerhard
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    [8D][8D][8D]
    Was bringst du alles mit?
    CS
    Timm

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Timm</i>
    <br />Hallo Gerhard,


    ich habe eben mit meinem PST die Sonne mit dem 16mm,1mm und 9mm Nagler angesehn.
    Es waren zwar viele Details zu sehen, besonders jede Menge Protuben, aber ich weiß dass es besser geht.
    Ich werde mir beim HaTr alle Optionen ansehen. Besonders die vom Gerd, da habe ich schon mal durchgesehen.
    Vielleicht baue ich auch um!
    CS
    Timm
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">



    Hallo Timm und Gerhard,


    Unser (Backnanger Sterngucker) PST-ED 80/600
    wurde von unserem Freund Markus N., Nickname: etalon, umgebaut.



    Schmückt mich nicht mit den Federn anderer.[:D]



    Hier noch ein Bildchen für Euch[:)]

  • Hallo Gerhard,


    Erstmal vielen Dank fuer den interessanten Beitrag.
    Du hast das originale PST-Objektiv mit F12 vermessen. Sollte man bei eigenen Umbauten also ein aehnliches Oeffnungsverhaeltnis waehlen? Man sieht viele Bastler, die populaere F8 APOs verwenden.


    Die Zerstreuunglinse und Sammellinse, die mit dem Etalon kombiniert sind und die eine Telezentrik bilden ist ja auf eine relativ feste Position im Strahlengang konstruiert. Du gibst die Entfernung von der Objektivlinse und den Durchmesser des Strahlengangs an. Im Prnzip wichtiger sollte doch der Abstand vor dem urspruenglichen Fokus sein, denn die Zerstreuungslinse muss da an der richtigen Stelle sein. Sonst gibt es Winkelprobleme des Strahlengangs im Etalon und die H-Alpha Qualitaet ist verloren.


    Ich habe das mal bei W. Lille gefragt. Der empfielt die Zerstreuungslinse so zu ersetzen, dass man naeher an den urspruenglichen Fokus kommt und somit z.B. den Tubus der neuen Optik nicht mehr absaegen muss. Ich habe mir allerdings noch nicht angeschaut, wie einfach es ist diese Linse zu ersetzen.


    Clear Skies,
    Gert

  • Hallo miteinander,


    Auch wenn es sich vom ursprünglichen Thema etwas entfernt hat.


    Ich würde auch gerne gerne in Rüsselsheim mit meinen Coronado dazustossen. Frage: Wo liegt die Grenze ab der die Veranstaltung wettermässig abgebrochen wird? Wie erfährt man dann davon?


    gruss, Andreas

  • Hallo Gert,


    ich habe nur erst mal den Istzustand des originalen PST ermittelt. Wenn ich nun das Objektiv entferne und durch ein Teleskop ersetze, sagen wir mal eins mit f/8, so ist meine Überlegung folgende: Die Kamera, (das Okular) muss wieder 200 mm hinter die Sammellinse, also deren Brennpunkt und die Zerstreuungslinse muss an den Ort im neuen Strahlengang wo dieser eben wie beim originalen PST einen Durchmesser von 22,5 mm hat. Dann hab ich meiner Meinung nach die gleichen Verhältnisse für das Etalon wieder hergestellt wie im originalen PST. Wo jetzt aber der Ort von diesen 22,5 mm liegt kann ich noch nicht sagen, vermute aber innerhalb des komplett eingefahrenen Fokussierers, sonst müsste man ja den Tubus nicht kürzen. :)
    Da sich hier so wenige an der Diskussion beteiligen die schon einen Umbau gemacht haben und zu mehr oder weniger guten Erfahrungen gekommen sind, zeigt mir das hier mehr auf Kristallglaskugeltechnik und Kaffeesatzlesen vertraut wird als auf Fakten, oder sie sind nicht gewillt ihr Wissen an die Allgemeinheit weiter zu geben.
    Ich werde jedenfalls wenn mein Etalon wieder da ist weitere Versuche machen und hier berichten. Ich bin kein Optiker und habe von der Materie auch Null Ahnung, ich muss mir mein Wissen durch Versuch und Irrtum erarbeiten.


    Gruß
    Gerhard

  • Moin Gerhard,


    auf Kristallglaskugeltechnik und Kaffeesatzlesen möchte ich nicht zurückgreifen, wenn ich mein PST aufpimpe. [:D]
    Ich schau mal, was die anderen machen und wenn man direkt fragt, wird man auch Hilfe bekommen.
    Beim Backnanger Sterngucker Markus z.B. (siehe weiter oben)
    CS
    Timm

  • Hi Leute!


    Nur mal so am Rande...


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Gerhard_Rausch</i>
    <br />Ich bin kein Optiker und habe von der Materie auch Null Ahnung, ich muss mir mein Wissen durch Versuch und Irrtum erarbeiten.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das führt aber auf jeden Fall zu einem Resultat, egal zu welchem!


    Kristallkugel und Kaffesatzlesen sind Sache der Aktienanalysten [:D].



    Schöne Grüße!


    Marcel

    Wenn du dich für das Thema Selbstbau in FreeCAD einarbeiten willst, findest du einige Beiträge, mit Bezug zu ATM, auf meiner Pinnwand unter "FreeCAD Zeuch"...

  • Hallo Gerhard,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Gerhard_Rausch</i>
    <br />Hallo Gert,
    ...Die Kamera, (das Okular) muss wieder 200 mm hinter die Sammellinse, also deren Brennpunkt und die Zerstreuungslinse muss an den Ort im neuen Strahlengang wo dieser eben wie beim originalen PST einen Durchmesser von 22,5 mm hat. Dann hab ich meiner Meinung nach die gleichen Verhältnisse für das Etalon wieder hergestellt wie im originalen PST. ...
    Gruß
    Gerhard
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">



    Du bringst hier 2 Zahlen als Zielwerte vor, und ich glaube nur eine (nämlich die 200mm) ist richtig. Die 22mm sind gerade vom Öffnungsverhältnis abhängig. Die Idee, wie das PST im inneren funktioniert ist doch folgende. (ich vernachlässige mal grob die Dicke des Etalon+Linsenaufbaus)
    1. Das Objektiv macht einen F12 Strahlenkegel
    2. 200mm vor dem Fokus ist eine Zerstreuungslinse mit (und das ist der Trick) -200mm Brennweite. Was kommt aus der Zerstreuungslinse raus? Richtig, paralleles Licht. Das ist nämlich ein Keplerfernrohr bis hierhin.
    3. Das Etalon sieht paralleles Licht und ist glücklich.
    4. Jetzt kommt eine Sammellinse. Die Brennweite könnte eigentlich egal sein. PST hat 200mm genommen, damit die Fokusposition die selbe bleibt.


    Wie Du sicher schon siehst ist einzig wichtig, dass die Zerstreuungslinse mit ihren -200mm Brennweite genau 200mm vor dem Fokus sitzt. Jede andere Position hätte nicht mehr paralleles Licht im Etalon zur Folge und die H-Alpha Performance würde zusammenbrechen.


    Was bedeutet nun der Durchmesser des Strahlenkegels an der Stelle, wo das Etalon(-Modul) sitzt? Nun, der ist eine direkte Folge des Öffnungsverhältnisses. Bei PST sind das F12 und der Durchmesser ist etwa 22mm, wie Du angegeben hast. Was würde passieren, wenn das Objektiv die selbe Brennweite hätte, aber doppelt so groß wäre? Das wäre ein F6 Objektiv! Der Strahlenkegel wäre an der Stelle des Etalons auch doppelt so groß (Dreisatz) 44mm. Das Etalon würde vignettieren! Ich denke viele Bastler, die schreiben, sie haben einen 100mm F8 an ihr PST geschraubt haben am Ende nur eine effektive Öffnung von vielleicht 75mm. Da wird eine Menge verschenkt!


    Wenn man nun ein F8 Teleskop hat sollte man versuchen, die Brennweite mit einer Barlowlinse an der richtigen Stelle auf F12 zu bringen.


    Am Ende hat der Strahlenkegel auch noch eine Aufweitung, weil die Sonne ja nicht Punktförmig ist. Eine beliebte Faustformel sagt, dass 1m Brennweite 1cm Sonnenbild ergibt. Nehmen wir z.B. mal ein hypothetisches Teleskop mit 2500mm Brennweite. Da hat das Sonnenbild im Brennpunkt schon 25mm Durchmesser und ist grösser als das Etalon. Wenn wir nun noch 200mm vor de Fokus gehen, wird es noch schlimmer.


    Die Größe des Etalons bestimmt also wie weit wir mit unserem Hilflinsensystem vor den Brennpunkt gehen dürfen, UND wie groß das Öffnungsverhältnis sein darf, UND wie lang die Gesamtbrennweite des Objektivs sein darf. Nun ist klar, dass je grösser das Etalon sein muss, es immer aufwendiger und teurer in der Herstellung wird.


    Viel Spaß beim weiteren Projekt.


    Clear Skies,
    Gert

  • Einen schönen guten Tag an Alle,


    nachdem mich Gerd darauf aufmerksam gemacht hat, dass hier eventuell etwas Antwortbedarf besteht, würde ich gerne versuchen, einige offene Fragen zu beantworten. Da ich zur Zeit beruflich viel unterwegs bin, kann ich leider nicht so oft ins Forum sehen, wie ich gerne würde, aber ich hoffe, es kommt nicht zu spät.


    Es sind schon einige richtige Daten gefallen. Für das grundlegende Verständnis der Funktionsweise des PST (und prinzipiell jedes Schmalbandfilters mit Etalon) würde ich gerne ein wenig ausholen.


    Um nur eine einzige Wellenlänge aus einem kontinuierlichen Spektrum herauszufiltern gibt es mehrere Möglichkeiten. Die meisten basieren auf konstruktiver und destruktiver Interferenz, das bedeutet, dass sich Lichtwellen in Abhängigkeit der Wellenlänge entweder gegenseitig verstärken oder auslöschen. Im Falle des PST ist dieses Element ein Luftspalt-Etalon (auch Fabry-Perot Interferometer genannt). Dieses erzeugt durch eben den Sachverhalt der konstruktiven und destruktiven Interferenz über den gesamten Wellenlängenbereich viele Maximas und Minimas, welche Im Abstand zueinander mit der Wellenlänge variieren. Nun kann man durch Verändern der Spaltdicke des Etalons die Wellenlängen der Maximas so beeinflussen, dass eines der selbigen auf der gewünschten Wellenlänge, z. B. 656,28 nm zu liegen kommt. Anschließend wird mit einem schmalbandigen Interferenzfilter (ca. 7 A HWB) das Maxima aus dem vom Etalon erzeugten "Kamm" herausgefiltert, welches man benötigt. Dies geschieht mit dem sogenannten Selektionsfilter, welchem in der Regel ein Blockfilter vorgeschaltet ist, um unerwünschte Wellenlängen über einen weiteren Bereich auszufiltern, als es das Selektionsfilter zu tun vermag. Die Halbwertsbreite des gesamten Filters ist aber ausschließlich durch das Etalon vorgegeben, welche von der Planparallelität der beiden Glasplatten des Etalons über dessen gesamte genutzte Fläche abhängt. Um so besser diese ist, um so schmalbandiger wird der Filter (und in der Regel auch um so teurer). Diese ganze Interferenzgeschichte funktioniert allerdings nur in einem parallelen Strahlengang, da die Bedingung für konstruktive Interferenz in Abhängigkeit der Wellenlänge nur bei bestimmten Spaltbreiten erfüllt ist. Hat man an der Stelle des Etalons nun einen konisch zulaufenden Strahlengang, so ist der Weg des Lichts durch den Etalonspalt mit zunehmenden Abstand von der optischen Achse immer größer, womit die Interferenzbedingung für immer andere Lichtwellenlängen erfüllt wäre. Da wir das natürlich nicht wollen, benötigen wir eine Optik, welche aus dem konvergenten Strahlengang des Objektivs einen parallelen Strahlengang für das Etalon macht. Das ist die so genannte Telezentrik oder telezentrisches System.


    Ein telezentrisches System besteht normalerweise aus mehreren Linsen. Im Falle des PST behilft sich der Hersteller mit einer einfachen Negativlinse mit -200 mm Brennweite. Diese fungiert in diesem Fall wie eine Barlowlinse, welche, wenn sie 200 mm vor den Brennpunkt des Objektivs gesetzt wird, die Brennweite theoretisch auf unendlich verlängert. Praktisch sieht der Strahlengang einer Barlowlinse aber anders aus, als der einer Telezentrik, weshalb dieser nicht ganz parallel ist. Das ist aber für die HWB des PST-Etalons ausreichend. Hinter dem Etalon hat der Hersteller wieder eine Sammellinse verbaut, welche als Telekompressor wirkt und bei einer Brennweite von 200 mm wieder das ursprüngliche Öffnungsverhältnis herstellt.


    Soviel zur Theorie. Da der physikalische Sachverhalt doch etwas komplizierter ist, habe ich versucht, selbigen in einfachen und kurzen Worten verständlich darzustellen. Sollten dabei physikalische Gegebenheiten etwas aus dem Zusammenhang gerissen erscheinen, bitte ich dies zu entschuldigen. Weiters Interessierte mögen sich bitte mit der einschlägigen Fachliteratur beschäftigen.


    In der Praxis am PST sieht das folgendermaßen aus:


    Das verbaute Etalon hat einen nutzbaren Durchmesser von 20 mm, ebenso die Linsen der Telezentrik. Dadurch wird bei einer Brennweite von -200 mm der ersten Linse des TZS das Öffnungsverhältnis auf f/10 festgelegt. Habe ich nun eine Optik mit einem Öffnungsverhältnis von &lt; f/10 (z.B. f/7) vor dem TZS, so vignetiert mir selbiges das Strahlenbündel der Optik automatisch auf f/10 (da die erste Linse des TZS an ihrem Arbeitspunkt 200 mm vor dem Brennpunkt der Teleskopoptik mit 20 mm Durchmesser kleiner ist als der Durchmesser des Strahlenbündels der Teleskopoptik an dieser Stelle). Wird jedoch eine Teleskopoptik mit einem Öffnungsverhältnis von &gt; f/10 (z.B. f/15) verwendet, ist das Strahlenbündel der Teleskopoptik am Arbeitspunkt des TZS 200 mm vor dem Brennpunkt kleiner als die 20 mm Durchmesser des TZS. Dies hat zur Folge, dass nicht die ganze Fläche des Etalons genutzt wird, was eventuell zu einer Verbesserung der HWB des gesamten Filtersystems führen kann (nämlich wenn gerade die genutzte Fläche des Etalons eine bessere Planparallelität aufweist als dessen Gesamtfläche). In jedem Fall ist es wichtig, dass wenn das Bild im Okular scharf ist, die erste Linse des TZS 200 mm vor dem eigentlichen Brennpunkt liegt! Dieser Umstand ist bei den meisten Teleskopen im Kaufzustand nicht realisierbar, da dies einen Backfokus von über 200 mm erfordern würde, und das sehen die meisten Hersteller nicht vor. Da hat man dann zwei Möglichkeiten zu reagieren: 1. Man kürzt den Teleskoptubus, oder man bringt 2. die erste Linse des TZS durch Abstandshülsen weiter nach vorne. Da die Einzellinse im Falle des PST als Barlowlinse wirkt, verlängert sich dadurch auch die resultierende Brennweite des Teleskops. Daher sollte man die zweite Variante nicht übertreiben, d. h. die Linse nicht mehr als 10 cm nach vorne verlegen. Wie so etwas aussehen kann, kann vielleicht Gerd mit ein paar Bildern Illustrieren...


    Nun hat man die Wahl, den schwarzen PST-Kasten am Stück zu verwenden, was mit Abstand die einfachere Methode ist, oder man zerlegt das gute Stück und kombiniert in geeigneter Weise die optischen Komponenten daraus in der Reihenfolge: Etalon mit TZS, Blockfilter, Selektionsfilter (genau so, wie es in dem Kasten auch verbaut war, nur eben ohne das Pentaprisma). Der vignetierende Faktor dabei ist natürlich das 5 mm kleine Selektionsfilter des PST. Daher sollte man bemüht sein, dieses so nahe am Teleskopbrennpunkt zu platzieren wie möglich. Weiterhin hat man bei dieser Variante meistens auch mit Reflexen und Geisterbildern zu kämpfen, welche das Gelingen des Projekts beliebig schwierig machen können...


    Dass vor diese ganze Geschichte ein D-ERF gehört, ist hoffentlich selbstverständlich!


    ich hoffe, dass ich einige Fragen beantworten konnte. Sollte es weitere geben, bitte einfach fragen. Ich versuche diese dann zu beantworten. Nun noch einige Worte in eigener Sache: Der Umbau von Sonnenteleskopen birgt ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotential! Daher sollten sich daran nur Leute versuchen, welche wissen was sie da tun. Weiters möchte ich meine Beiträge nicht als Umbauaufforderung verstanden wissen, sondern lediglich als Erläuterung verschiedener Sachverhalte. Jeder der ein solches Projekt verfolgt handelt auf eigene Gefahr!


    So, jetzt habe ich erst mal genug gesabbelt...


    Beste Grüße
    Markus

  • Hallo Markus,


    Einen guten Beitrag hast Du da geschrieben. Vielen Dank.
    Wie gewuenscht ein paar Fragen.


    Zum ERF Vorfilter. Man findet verschiedene Typenbezeichnungen. Was ist der Unterschied?


    * ERF
    * C-ERF
    * D-ERF


    Der Berater von AOK Swiss hat empfohlen Lumicon H-Alpha Glasfilter als ERF zu nehmen.


    http://www.lumicon.com/telesco…ydrogen+-+Alpha+2inch&hn=


    Kann das naeher erklaert werden


    Clear Skies,
    Gert

  • Soweit ich weiß, ist der Lumicon H-alpha-Passfilter ein Kantenfilter, der bei ca. 640nm auf 50% ist, bei H-alpha gut durchlässt und im Infrarot offen ist wie ein Scheunentor. Bin auf dem H-alpha-Gebiet ein Laie, aber kann mir nicht vorstellen, dass das besonders gesund ist.


    Cheers
    Hartwig

  • Hallo Gert,


    das ERF ist die Abkürzung für Energy Reduction Filter, was im Prinzip erst mal alle Filter sind, welche nur einen Teil des Kontinuums transmittieren. Bezogen auf die Sonnenbeobachtung verwendet man diese Filter VOR der Teleskopöffnung, um die sowieso nicht benötigten Wellenlängen (und somit unnötige Energie) gleich von vorne herein aus dem optischen System heraus zu halten. Dies gilt insbesondere für die Wellenlängen außerhalb des sichtbaren Spektrums, welche als UV- bzw. IR-Strahung bezeichnet wird. Da die Atmosphäre der Erde schon als guter UV-Filter wirkt und die meisten in Teleskopoptiken verwendeten Glassorten Wellenlängen &lt; 380 nm absorbieren, ist es eher der IR-Schutz, welcher in diesem Zusammenhang wichtig ist. Zum Einen ist die IR- oder Wärmestrahlung natürlich schädlich fürs Auge, andererseits belastet sie auch die optischen Filter im Strahlengang, welche aufgrund der Bauart darüber hinaus auch noch ein temperaturabhängiges Linienshifting haben. Weiterhin wird dadurch natürlich auch das Tubusseeing minimiert. Da das Filter weit vorne im Strahlengang eingesetzt wird, ist es unabdingbar, dass das Trägersubstrat absolut planparallel geschliffen ist, das sonst Keilfehler die Abbildungsqualität der Optik extrem herabsetzen.


    Früher ist als ERF oftmals ein rotes Kantenfilter eingesetzt worden z. B. das Schottglas RG 610. Dabei wird das Kontinuum unterhalb einer bestimmten Wellenlänge beschnitten (im Beispiel ca. bei 630 nm). Alles darüber und manchmal auch im kurzwelligen, unsichtbaren Spektralbereich (!) lassen die Filter das Licht passieren. Das gilt auch für das IR. Daher sind solche Filter als ERF für die Ha-Sonnenbeobachtung ungeeignet.


    Das C-ERF ist eine von der Fa. Baader Planetarium weiterentwickelte Version des ERF, bei dem auf einem Grundsubstrat aus Schott RG 610 eine dilektrische IR-Sperrschicht aufgebracht wurde. Da die Buntgläser allerdings sehr weich sind, ist die Herstellung von entsprechenden planparallelen Substraten mit einigem Ausschuss verbunden, was das Ganze natürlich entsprechend teuer und anfällig für mechanische Beschädigung (Kratzer) macht.


    Heutige Herstellungsmethoden für Interferenzfilter erlauben mittlerweile eine Herstellung der sogenannten D-ERF, bei welchen auf ein klares, planparallel geschliffenes Glassubstrat ausschließlich Interferenzschichten aufgebracht werden. Die Ausfilterung ungewünschter Wellenlängen erfolgt ausschließlich über Interferenz, was eine genaue Einstellung des Transmissionsspektrums zulässt. Dadurch, dass im Gegensatz zum Kantenfilter alle ungewünschten Wellenlängen reflektiert, bzw. durch destruktive Interferenz ausgelöscht werden, und selbige dadurch nicht im Glassubstrat absorbiert werden, findet auch keine nennenswerte Erwärmung des Filtersubstrats bei der Sonnenbeobachtung statt. Da dies dem momentanen Stand der Technik entspricht, sollte man auch auf diesen zurück greifen. Die Gesundheit unserer Augen ist die Investition wert.


    Von Experimenten mit Fotografischen Filtern würde ich ohne genaue Kenntnis der Filterkurve abraten. Weiterhin sind solche Filter in der Regel auch zu klein, um sie VOR der Teleskopöffnung zu platzieren. Außerdem sind über die Planparallelität des Filtersubstrats nur bei den wenigsten Herstellern Angaben zu finden. Gelegentlich werden C- und D-ERF auch mal gebraucht angeboten, was einem schmalen Geldbeutel eventuell entgegen kommen kann...


    Grüße Markus

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