(10) Wie sinnvoll ist die Strehl-D

  • Achter Laborbericht: Wie sinnvoll ist die Strehl-Diskussion?


    Der Strehl, bzw. die Definitions-Helligkeit, gibt an, wieviel Prozent des ankommenden, meist parallelen Lichtbündels
    innerhalb eines Abbildungs-Kreises, des sog. Airy-Scheibchens bzw. Beugungs-Scheibchens gesammelt werden,
    bzw. im ersten Beugungs-Ring verschwindet, also die Energie-Konzentration innerhalb und außerhalb dieses Scheib-
    chens. Beugungs-begrenzt wäre es, wenn 80% der ankommenden Lichtstrahlendavon innerhalb dieses Airy-Scheib-
    chens konzentriert wären. Man nennt dies Rayleigh Kritierium bzw. Limit. Der Sachverhalt wird u.a. in "Tipps und Tricks
    für Sternfreunde", S 14-18 ff eingehend beschrieben, oder in "Reflecting Telescope Optics II" 349 ff und sicherlich in
    noch anderen einschlägigen Fachbüchern bzw. im Internet.


    Nun neigen Amateur-Astronomen dazu, die Strehl-Diskussion einseitig dahingehend zu verschärfen, daß sie nur noch
    Spiegel akzeptieren, mit mindestens 0.95 Strehl, obwohl das Rayleigh-Kriterium sagt, daß es ausreichend wäre, wenn
    80% im Airy-Scheibchen landen, das wären L/4 PV wave oder L/14 RMS wave oder ein Strehl von 0.80. Wie Sinnvoll
    diese Strehl-Diskussion vor dem Hintergrund der Flächen-Rauhheit ist, habe ich bereits oft deutlich gemacht. Einen
    weiterer Aspekt möchte ich über die fehlerhafte Justage einführen, inwieweit diese den Strehl-Wert in den Keller
    gehen läßt, und schließlich die Frage, wieviel Genauigkeit braucht ein Fangspiegel. Die Ergebnisse sind alle mit
    dem Industrie Optical Design Programm ZEMAX gerechnet und erstellt worden.


    Ich bin von einem Standard-System ausgegangen, also ein 10-Zoll Newton-Spiegel f/5


    01. Der 250/1250 Newton ist perfekt auf der Achse



    Links das von ZEMAX gezeichnete Layout des optischen Systems Nweton, rechts der Scale 10 micron, der zugleich
    die Größe des Airy-Scheibchens für ein solches System mit 0.00671 mm bzw. 6.71 mircron angibt. Bei einem
    perfekten Strehl von 1.0 werden also alle Strahlen dieses perfekten Newtons weit unter ca. 6 mircron vereinigt, und damit
    der Grund, warum ein Newton auf der Achse wirklich das beste Gerät ist, wenn man einen möglichst kleinen Fang-
    spiegel für dieses System wählt. Er übertrifft noch locker einen Refraktor, jedoch nur auf der optischen Achse. Im
    Feld wird der Newton schnell unbrauchbar, oder aber, der Newton ist nicht exakt justiert, und das ist in vielen Fällen
    wahrscheinlicher.


    02. Geringe Abweichung - große Wirkung



    Das Problem beginnt damit, bei einem Newton-Hauptspiegel genau die Mitte zu finden. Unter der Annahme, daß die
    Rotations-Achse des Spiegel-Trägers aus Glas zugleich die optische Achse ist, setze ich also den Hauptspiegel auf
    einen Drehteller, sorge für Rundlauf des Glaskörpers, und schreibe schließlich mit einem permanent Folien-Stift einen
    4 mm Durchmesser Kreis auf die Hauptspiegel-Mitte, um mit dem Justierlaser genau die Spiegelmitte zu haben. Die
    Endgültige Justage wäre ohnehin am Stern durchzuführen. (Eine genaue Justieranleitung findet man auf meiner
    Homepage http://rohr.aiax.de ) ZEMAX hat nun nacheinander folgende Fälle simuliert:


    eine Abweichung von der optischen Achse von nur 1 mm.
    eine Abweichung von der optischen Achse von nur 2 mm.
    eine Abweichung von der optischen Achse von nur 3 mm.


    03. Die "Sieb-Löcher" sind gleichmäßig verteilt



    Bei immer gleichem Airy-Scheibchen und bei einer regelmäßigen Verteilung der einzelnen Lichtstrahlen zeigen die
    Spot-Ergebnisse, wo sich die Lichtstrahlen in der für einen Newton so typischen Koma-Figur verteilen: Es findet
    wohl eine bestimmte Konzentration im Kern statt, aber ganz schnell wird bei einer minimalen Dejustierung der
    Newton unbrauchbar. Diese Feststellung gilt jedoch auch für das Feld außerhalb der Achse. und vor allem für die
    kurzbrennweitigen Newton-Syteme, nicht so sehr für die f/8 bis f/10 Systeme.


    04. Die Bedeutung der richtigen Justage beim Newton:



    Ein Sternfreund hätte beispielsweise den perfekten Newton mit einem Strehl von 1.00 bei einem PV-Wert von
    ca. L/40 wave, wie unlängst ein Spiegelschleifer selbstsicher behauptete. Dieser Spiegel ist perfekt gelagert,
    bereits eine neue Fehlerquelle, aber lassen wird das einmal, dieser Spiegel ist perfekt temperiert, auch das
    soll jetzt keine Rolle spielen, aber dieser Spiegel ist wegen eines wackligen Okularauszuges oder anderer
    mechanischer Unzulänglichkeiten um jeweils 1 mm, 2 mm oder 3 mm von der optischen Achse entfernt, also
    dejustiert. Dann geht der Strehl signifikant in den Keller, wie die Übersicht zeigt.
    Bei "Field" erkennt man den Abstand von der optischen Achse, also die Dejustierung. Die Wellenlänger war mit den
    üblichen 550 nm angenommen, weils unser Auge so will. "Peak to Valley" und alle anderen Werte kann man aus
    der jeweiligen Tabelle entnehmen. Fazit daraus: Wenn ein 0.95 Strehl Spiegel nicht ganz exakt justiert ist, dann
    sind die 0.95 Strehl regelrecht für die Katz. Bei 1 mm sind es nur noch 0.89 Strehl bei 3 mm nur noch beachtliche
    0.35 STrehl usw. An alle Strehl-Jäger die eindeutige Botschaft, jagt ihr vielleicht einer Chimäre hinterher? Oder
    einfacher: Leute justiert eure Newtons exakt. Abschließend am Stern. Also erst den Fangspiegel mit'm Laser auf
    die Hauptspiegel-Mitte und dann über den Hauptspiegel zurück in den Ursprung, den Rest am Hauptspiegel über
    einen zentrierten und roations-symmetrischen Stern im Okular.


    05. Fangspiegel-Fehler L/4 wave / Fangspiegel-Fehler L/2 wave



    Wollen wir hoffen, daß sowohl Hauptspiegel wie Fangspiegel druckfrei gelagert sind, also nicht verspannt! Dann
    ist noch unklar, wie gut bzw. schlecht denn der Fangspiegel überhaupt sein darf? Man bekommt nämlich über
    den Fangspiegel Astigmatismus hinein, wenn der nicht ganz genau ist. Also habe ich hier zwei Fälle simuliert:


    Der Fangspiegel weicht für die optisch wirksame Fläche um 1/8 Lambda von der Oberfläche ab, oder L/4 wave.
    Dann ginge der Strehl von 1.00 auf den Wert von 0.99 Strehl.


    Der Fangspiegel weicht für die optisch wirksame Fläche um 1/4 Lambda von der Oberfläche ab, oder L/2 wave.
    Dann ginge der Strehl von 1.00 auf den Wert von 0.93 Strehl.


    Auch das wäre noch verdächtig nahe am eingangs erwähnten Strehl von 0.95


    Fazit: Ein nicht ganz perfekter Fangspiegel ist leichter zu verschmerzen, als eine fehlerhafte Newton-Justierung.
    Der Einfluß eines dejustierten Newton-Systems ist viel gravierender, als ein nicht ganz perfekter Planspiegel, oder
    ein nicht ganz perfekter Hauptspiegel. Von allen anderen Problemen der Lagerung, Thermik, Rauhheit etc. mal gar
    nicht zu sprechen. Vielleicht hilft ja dieser einmal andere Bericht, diese Diskussion ein bißchen auf die Füße zu stellen.



    Herzliche Grüße


    Wolfgang Rohr


    Die Sonnen-Filter-Diskussion geht demnächst in die 2. Runde, wenn ich die unbelegte Folie/Glasplättchen im
    Durchgang mit dem Interferometer, dem Rauhheits-Test im doppelten Durchgang prüfe. Da wird die Anglegenheit
    noch einmal eindeutiger, wenn ich vor dem Hintergrund einer vorhandenen Spiegelrauhheit zusätzlich die der
    Filter untersuchen kann.




    http://rohr.aiax.de

  • Hallo Wolfgang,
    Ein prima Bericht!
    Allerdings ist mir noch bei weitem nicht alles klar.
    Also: bevor ich mit dir ueber die Ergebnissen reden kann, muss ich erst mal ueber die Rechen-Methoden nachdenken:
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    Frage 1:
    Was macht ZEMAX eigentlich genau?
    Ich habe mal kurz auf deren Webseite nachgeschaut und da wird
    das Programm ja als ein "Raytracer" beschrieben.
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    Nun sehe ich ja voellig ein, dass man damit alle Effekte der geometrischen Optik gut beschreiben kann (Astigmatismus, Koma, sphaerische Aberration, etc.), aber nicht so klar ist mir eigentlich, wie denn dein Raytracer Welleneffekte in den Griff kriegt. So scheint man bei ZEMAX z.B. Größe des Airy-Scheibchens von 6.71 micron von "aussen" hereinstecken zu muessen. Ein Raytracer kann das nicht wissen, weil die getraceten Einzelstrahlen ja nicht miteinander interferieren, sondern nur die Landezone jedes einzelnen Strahls markiert wird. Aber das Airyscheibchen ist ein Welleneffekt. Bei einem pefekten Newton gleich welcher Oeffnung sollte ein Raytracer immer alle Strahlen in einem Punkt vereinigen. Ein oeffnungsabhaengiges Beugungsbild spuckt der nie aus.


    Daher ist mir auch nicht so klar, wie so ein Raytracer z.B. die Auswirkung einer rauhen Oberflaeche errechnet.


    Nehmen wir mal an eine Wellenfront faellt auf einen Parabol-Spiegel.Von jedem Punkt einer Spiegeloberflaeche gehen Kugelwellen aus. Ist die Oberflaeche nicht perfekt, dann haben diese Kugelwellen im Fokalpunkt Phasenunterschiede (2x die Abweichung von der Idealoberflaeche). Das Airyscheibschen im Fokus ist dann die Ueberlagerung aus den Kugelwellen aller Spiegelorte.
    Um das zu berechnen muesste man allerdings einen ganz schoenen Aufwand bereiben:
    Jeden Punkt der Oeffnung muesste zunaechst auf jeden Punkt des Spiegels getraced werden, von da muesste jeweils ein weiterer Strahl auf jeden Punkt der Fokalebene getraced werden. Da berechnet man dann den Phasen beim Einschlag, skaliert die Intensitaet gemaess dem Intensitaetsabfall einer Kugelwelle (1/r^2) und addiert den ganzen Bettel fuer alle Strahlen auf. Das ergaebe dann tatsaechlich ein richtiges Beugungsbild der Optik, weil man Interferenz simuliert.
    Natuerlich ist das ein elendes Geschaeft.
    Mit jeder optischen Oberflaeche geht die getracete Anzahl der Strahlen exponentiell nach oben: legt man ein Massgitter von z.B. 1000 Messpunkten auf die Optik, dann muss von jedem dieser Punkte in der Aperturebene auf alle 1000 Messpunkte auf dem Spiegel getraced werden. Das sind ja dann schon 1000^2 Strahlen. Aber damit ist man ja noch nicht fertig: Von jedem Messpunkt des Spiegels geht es dann noch auf jeden Punkt in der Fokalebene. Da sind wir schon bei 1000^3 Rays die da getraced werden muessen.
    Das ist natuerlich ein irrwitziger Rechenaufwand und daher beinahe nicht machbar. Darum macht man es ja in der Regel auch nicht, sondern versucht sich mit "Non-sequential ray tracing" (siehe Zemax Beschreibung) durchzuschummeln.


    Gut, lassen wir das mal einsinken: All deine Rechnungen beinhalten keine Beugungs/Interferenzeffekte.
    Nun spuckt dir ZEMAX aus, was passiert, wenn der Fangspiegel für die optisch wirksame Fläche um 1/4 Lambda von der Oberfläche abweicht.
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    Frage 2:
    Wie wird denn dieser Effekt von Zemax genau modelliert?
    Was da passieren sollte ist Streuung. Das ist aber fuer einen Raytracer gar nicht trivial.
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    Die Abweichung ist aber dann doch nur der Schaden den die geometrische Abbildung nach den Regeln der geometrischen Optik nimmt (Punkt wird zom Fleck). Das sich allerdings auch das ganze Beugungsbild veraendern duerfte, z.B. Intensitaet vom Hauptmaxima in die Nebenmaxima rutschen kann, das sieht Zemax nicht.
    Das koennte aber fuer die Abbildung entscheidend sein: Vermatscht mir das Beugungsbild, dann ist der Bildkontrast schnell dahin.


    Bis daher mein Fazit:
    Das einzige was der Strehl dann doch objektiv sagt ist, in wie weit die Fehler der geometrischen Optik (Astigmatismus, Koma, sphaerische Aberration, etc.) KLEINER sind als der unumgaengliche Effekt der Wellenoptik (Sternpunkte werden immer als Airyscheibchen abgebildet).
    Daruerber in wie weit Oberflaechenfehler wie ein rauher Spiegel die tatsaechliche Beugungsfigur veraendern, sagt er dann doch nichts aus?


    Mir geht naemlich immernoch Kurts Frage von neulich im Kopf herum:


    _____________________________________________________________________
    Zitat:
    Die freuen sich beim Secondary des Gemini Teleskop schon ueber +-2nm
    Genauigkeit. Bei 632nm waere das ein verdammt respektabler rms von L/316, den ich persoenlich so aus dem Bauch heraus hart an der Grenze des mechanisch realisierbaren angesetzt haette.
    Wenn ich das richtig mitbekommen habe, wird hier über so eine Art mikro-Mikrorauhigkeit diskutiert, die wahrscheinlich mit dem Phasenkontrastverfahren wie es z. B. Wolfgang Rohr anwendet gar nich mehr nachweisbar ist. Was mich besonders interessiert: Wann und wie sich derartige 0,5 oder 5 nm RMS Rauhigkeiten in der Beobachtungspraxis bemerkbar? Kann man die Effekte z. B. an Hand von MTF- Kurven darstellen?
    Gruß Kurt
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    Da bruete ich immernoch darueber. Obige "Wellenmethode" scheint mir die einzige Methode zu sein, wie man bei vorgegebener Mikrorauigkeit seine zittrigen Finger auf eine richtige MTF kriegt. Ist das die bittere Wahrheit, oder geht's einfacher und ich seh' den Wald vor lauter Baeumen nicht?


    Hilf mir mal weiter Wolfgang...
    Mario

  • Frage 1:


    ZEMAX stellt vor die Eingangs-Öffnung ein Sieb, mit ganz dünnen Löchern, und rechnet jeden Lichtstrahl mit
    -Geschwindigkeit durch das System durch. In der Fokal-Ebene landen dann die Einzelstrahlen im sog. Spot-
    Diagramm innnerhalb oder außerhalb des Beugungsscheibchens bzw. Airy-Scheibchens. Die Größe rechnet
    und zeichnet ZEMAX, ich jedoch hab' es nach "Tipps und Tricks . . . " gerechnet, weil ich auf die Schnelle in
    ZEMAX den Zahlenwert nicht fand. Das Airy-Scheibchen errechnet sich aus Objektiv-Durchmesser und Wellen-
    länge, und das wird in ZEMAX eingegeben. (Je größer der Optik-Durchmesser, umso kleiner das Airy-Scheib-
    chen.) Astigmatismus und andere optische Fehler sind zunächst ein geometrisches Problem und damit mit
    genügender Genauigkeit darstellbar.


    Frage 2:


    Beispiel Fangspiegel:


    Die L/2 Surface Verformung simulierte ich mit einem leicht konvexen Fangspiegel, der eben durch einen
    entsprechenden Krümmungs-Radius so um die 10.000.000 mm genau diesen Fehler hat - so wie man das
    beim Prüfen von Fangspiegeln oft erlebt, daß sie leicht konvex sind. Streuung ist für diesen Fall nicht vor-
    gesehen. Es entsteht ein Astigmatismus-Effekt, den ZEMAX sauber durchrechnet.


    Dieser Fehler ist so gering, daß die Einzelstrahlen innerhalb des geometrischen Beugungs-Scheibchens
    bleiben. Hätte der Fangspiegel eine rauhe Oberfläche, dann müßten wir uns über Streulicht unterhalten.


    Die Strehl-B e r e c h n u n g kommt nach meiner Auffassung aus der Strahlen-Optik, weil die Topografie
    einer Wellenfront etwas mathematisch-geometrisch darstellbares ist, davon abhängig dann der über die
    Fläche gemittelte RMS-Wert und als andere Darstellungsform dann der Strehl. So kenne ich es aus der
    Rechnung.


    Genau dies ist einer der Gründe, warum ich die leider-immer-noch qualitative Rauhheits-Messung mache,
    die übrigens bis in den Angström-Bereich genau sein soll, sagen die Franzosen. Mein Feinoptiker Alois
    runzelt da natürlich die Stirn.


    Deine Fragen wären Anlaß für eine Dissertation. Aber in 10 Minuten kommt der nächste Sternfreund, deshalb
    isses kürzer ausgefallen. Vielleicht hab ich mich ein wenig klar ausgedrückt: Die ganze Rechnerei findet
    in der Strahlen-Geometrie statt, weil ja auch die Interferometrie zunächst ein geometrisches Problem ist:
    Die Interferenzen hängen von unterschiedlichen Abständen zweier Flächen zueinander ab.


    Fröhliche Grüße


    Wolfgang Rohr





    <img src="http://home.t-online.de/home/wolfgang.rohr/farb-ig2.JPG" border=0>
    http://rohr.aiax.de

  • Nachlieferung:


    Airy-Scheibchen= 2.44*Lambda*Fokus/Öffnungsdurchmesser


    Strehl(wenn RMS eine Dezimalzahl) = 1-(2*Pi*RMS)^2


    Auflösung (arcsec) = 1.22*Lambda*206265/Öffnungsdurchmesser


    Ein Interferogramm ist eine Landschaft, die über die Interferenz
    von Lichtwellen und deren Länge dargestellt werden kann, weil
    die Interferenzen lediglich Abstands-Änderungen der Flächen
    zueinander anzeigen innerhalb der gemessenen Fläche:


    Also Geometrie


    Fröhliche Grüße


    Wolfgang Rohr




    <img src="http://home.t-online.de/home/wolfgang.rohr/farb-ig2.JPG" border=0>
    http://rohr.aiax.de

  • Hallo Wolfgang,
    Lass uns noch etwas Haarspalten, damit Sinn und Unsinn ueber rms&Strehl&Co fuer mich noch etwas klarer wird:
    ___________________________________________________________________
    Quote:


    Beispiel Fangspiegel:
    Die L/2 Surface Verformung simulierte ich mit einem leicht konvexen Fangspiegel, der eben durch einen
    entsprechenden Krümmungs-Radius so um die 10.000.000 mm genau diesen Fehler hat - so wie man das
    beim Prüfen von Fangspiegeln oft erlebt, daß sie leicht konvex sind. Streuung ist für diesen Fall nicht vor-
    gesehen. Es entsteht ein Astigmatismus-Effekt, den ZEMAX sauber durchrechnet.
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    Das ist also in etwa so, wie ich vermutet habe:


    Was Du da simulierst hast, ist keine raue Oberflaeche (fuer die eine Beschreibung des rms ein gutes Kriterium waere), sondern eine Abweichung von der Ideallinie (da haette PV gereicht). Du hast einfach einen Planspiegel durch einen Hohlspiegel ersetzt (ein Brocken aus einer Kugelsphaere mit respektablen 10km Durchmesser) und dir angeschaut, wir das den "Strahlengang" veraendert.
    Das ist natuerlich zunaechst eine gute Idee, weil praxisrelevant (alle geschliffenen Planspiegel kaempfen mit dem Problem entweder konvex oder konkav zu sein).


    Nun lass uns aber darueberhinaus mal etwas klugschei...
    Ich und anscheinend auch Du bist doch noch hinter einem etwas anderem Effekt her:


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    Quote:


    Genau dies ist einer der Gründe, warum ich die leider-immer-noch qualitative Rauhheits-Messung mache,
    die übrigens bis in den Angström-Bereich genau sein soll, sagen die Franzosen. Mein Feinoptiker Alois
    runzelt da natürlich die Stirn.
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    Nehmen wir einfach mal an wir ziehen einen SiO2 Einkristall und spalten den entlang der Kristallsymmetrie. Mit der Methode ist es
    moeglich ueber wenige mm eine voellig glatte UND voellig plane Oberflaeche zu schaffen (die Spiegel in Gaslasern werden meines Wissens oft so hergestellt) und mit voellig glatt meine ich +- eine Molekuellage.


    Nun schleifen wir als Vergleichsstueck den "perfekten" herkoemmlichen Spiegel. Kurt kraempelt sich die Aermel hoch und nimmt sich ein Jahr Zeit und liefert uns sein "Meisterstueck", der einen Krümmungs-Radius so um die 1.000.000.000 mm als Fehler der Ideallinie hat.
    Den resultierenden Astigmatismus koennen wir da getrost vergessen.
    Trotzdem ist der rms mit nichten Null. Entsprechend seiner Schleifmittel, seiner Schleiftechnik und des Spiegelmaterials ist das Ding immernoch lokal "rauh".
    Somit ist zu erwarten , dass der Spiegel schlechter als der ideale Quarzspiegel ist. Beide resultieren uebrigens aber im selben Strehl-Wert. D.h. mit gleichem Strehl ist das Beugungsbild (vermutlich minimal bis unmessbar) trotzdem verschieden.


    Warum interessiert mich das?
    Obwohl ich Theoretiker bin und vom Spiegelschleifen so viel verstehe, wie die Kuh vom semmelnbacken laeuft die Sache fuer mich auf Folgendes hinaus:
    Verschiedene Werkstoffe (Float, Pyrex, Sital, Zerodur, Quarz,
    Alu, Torf, oder ganz eklig CaF2...) werden aufgrund ihres inneren Aufbaus (Alu=Metallgitter, Glaeser=Amorph+Kristallin, Quarz=kristallin/polykristallin, ...) je nach Schleiftechnik und Schleifmittel eine verschiede Oberflaechenglaette erreichen. Genau die sieht man in deinen Rauheits Messungen ja auch so schoen. Nun ist doch die Frage (von Kurt gestellt), ist das jetzt nur ein theoretisches Schattenboxen, oder sieht man es in der Praxis.
    Klar ist - auswirken wird sich das nur am absoluten Ende der Fahnenstange - wenn der Strehl eh' nur 0.8 ist, kann ich mir den Kraftakt ueber "Mikrorauigkeit" nachzudenken natuerlich voellig sparen.
    Aber mir geht da immernoch die (uebrigens ungeheuere) Behaubtung voen "Northern Lights" im Kopf rum, die Zeroduroberflaechen mit +-0.5nm Genauigkeit machen zu wollen. Mal von der Frage abgesehen, ob das ueberhaupt machbar ist, stellt sich ja auch die Frage, ob oder ab wann das denn relevant wird.
    Nun ist intuitiv klar, ist eine lokal Oberflaeche so "rauh", das man im Bereich der Wellenlaenge des Lichts ist, wird man das sehr wohl sehen. Das Ding hat Streulicht wie Hoelle (Das getstreute Licht ist das Licht, dass bei deiner "Rauhheits-Messung" fuer den lokalen Kontrast verantwortlich ist). Ist die Abweichung so klein (z.B; 0.5nm), dass sie um den Faktor ~eintausend kleiner als die Lichtwellenlaenge ist, dann wird man das wohl getrost vergessen koennen. Interessant ist der Bereich dazwischen - ab wann isses denn Wurst: rms = L/10, L/100, L/500, L1000 ?
    Ich muss mir mal in Ruhe ueberlegen, ob man das nicht modellieren kann. Vermutlich eine voellig sinnlose Hausaufgabe. Aber auf was fuer Ideen kommt man nich' alles, wenn der Himmel seit 53 Tagen jede Nacht bedeckt ist...
    gestrehlte Gruesse,
    Mario

  • Lieber Mario_II,


    mal eine ganz stinknormale Antwort zum Thema Streulicht.
    Streulicht entsteht ja u.a. aus Rauhheits-Effekten, Zonenfehler
    etc.


    Mein Spalt hat einen bestimmtem Fehler: Zwei "Nasen" mit einem
    Abstand von 30 Müh rechts unten, und ein "Haken" von ca. 4 Müh
    links in Höhe der "Nasen".


    Also schau ich mir mit einem kurzbrennweitigen Okular meinen
    Spalt an und sehe:


    Mehr oder weniger Streulicht z.B. bei einem C11 aus der Schmitt-
    Platte resultierend, oder weniger, weil ein besonders glatter
    LOMO-Spiegel oder Discovery-Spiegel. Wie gut ist nun die Definition
    genau dieser Unregelmäßigkeit, also wie gut werden die "Nasen" und
    der "Haken" abgebildet, wieviel Streulicht stört den Kontrast.


    Damit habe ich mindestens intern eine Vergleichsmöglichkeit, mit
    der ich heute einen 0.97 Strehl C11 untersucht habe, mit ähnlichen
    Ergebnissen wie mein NexStar C11, mit dem ich ebenfalls diesen
    Test bei ausgekühltem Tubus gemacht habe und am Saturn bei 280-
    facher Vergrößerung ein beindruckend scharfes Bild bekam heut früh
    gegen 03.30 Uhr. Mein vorheriges SC eines anderen Herstellers -
    soviele andere gibt es da nicht - hatte diese Leistung nicht
    erbracht.


    Man kann also diese gemessenen Effekte mindestens im Labor zu
    messen versuchen und ein bißchen schlechter am Himmel. Die
    Schwierigkeit jedoch ist, solche Feinheiten zu quantifizieren.
    Da ist mir noch nix vernünftiges eingefallen.


    Mit astrooptischen Grüßen


    Wolfgang




    <img src="http://home.t-online.de/home/wolfgang.rohr/farb-ig2.JPG" border=0>
    http://rohr.aiax.de

  • Hallo Wolfgang,


    wieder ein prima Bericht.Ich konnte mir selbst schon häufiger ein Bild von der Wichtigkeit der Kollimation machen.Mein 8" GSO Dob,den du ja auch getestet hast,zeigt bei besten Bedingungen ein ganz hervorragendes Bild.Aber nur wenn er optimal justiert ist,schon kleine Abweichungen lassen ihn ins Mittelmaß zurückfallen.


    Mittlerweile scheint es mir,als hättest du Recht gehabt mit der Vermutung,daß die Hauptspiegelzelle für die Probleme die ich hatte verantwortlich ist.


    Beste Grüße von


    Karsten

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