Kurzbauende Billig-Newtons

  • Hallo Liste,


    ist es möglich einen Testlauf zu machen, in dem mal untersucht wird, welche der vielen kurzbauenden, katadioptrischen Systeme sphärische Spiegel beinhalten?


    Ich bin der überzeugung, daß keines der angebotenen Systeme gut korrigierte, sprich parabolisierte Hauptspiegel, beinhalten, weshalb die Abbildungsfehler der sphärischen Aberation voll zu Buche schlagen würden.


    Ich kann nicht glauben, daß für die Preise zu denen diese Systeme angeboten werden, gut korrigierte Spiegel hergestellt werden können.
    Immerhin haben die Systeme (114/1000) oder (150/1300), unter der Annahme, daß hier 2x Barlowlinsen eingesetzt werden, Hauptspiegelöffnungsverhältnisse von 1:4,4 bzw. 1:4,3, welche einem Selbstschleifer schon ein wenig den Angstschweiß auf die Strin schickt,wenn es um die Parabolisierung geht!


    Gruß
    Winfried
    PS: Dem gerade der Angstscheiß [:0] fliest, während er an seinen 150/720 Selbstschliffspiegel denkt [:D][:D][:D].

  • hallo,


    ich kann dir da weiter nichts zu sagen, da ich kein solches gerät besitze, aber was mich verwundert hat, ist das mein 76/700 newton (ja,ja, der gute alte...[:D]) einen parabolischen hs hat! ob das jetzt zufall ist, oder gewollt, ich weiss es nicht.


    was ich damit sagen will: man sollte sich auf überaschungen gefasst machen...

  • Hallo Julian,
    bei so 'nem kleinen Spiegel genügt ein ganz leicht abgesunkener Rand, und schon ist er perfekt parabolisch[:D][:D][:D]
    Mal im Ernst: kann man das bei dem Winz-Spiegel und dem Öffnungsverhältnis von f/9,2 eigentlich noch mit einfachen Mitteln messen?
    Selbst ein sphärischer Spiegel dieser Dimension dürfte einen vernachlässigbaren Wellenfrontfehler haben, oder?


    cs,
    Martin

  • Hallo Winfried,


    gut korrigierte Spiegel mit f/5 bekommen die Taiwanesen offensichtlich auch bei Billigspiegeln schon prima hin. Ich würde nicht wetten, daß alle diese Kompakt-Newtons schlecht sind.


    Am einfachsten sollte man den Händler fragen.
    Wenn der das nicht weiß, vergiß den Händler und das Teleskop.
    Wenn's einen sphärischen Hauptspiegel hat: vergiß das Teil.
    Wenn er sagt, das Teleskop sei parabolisch korrogiert, wirst du sehr schnell merken, ob das stimmt. Falls es nicht stimmt: vom Kauf zurücktreten und den Händler ebenfalls vergessen.


    Übrigens: Viel Erfolg bei deinem Selbstschliff. Ich habe ein 150/750 Selbstbau-Teleskop mit gekauftem Spiegel. Was soll ich sagen, es macht mir viel Freude! Wenn dir der Spiegel gut gelingt, hast du ein kompaktes Gerät, das mit zusätzlicher Barlow-Linse sehr vielseitig wird.


    cs,
    Martin

  • Hallo Winfried!
    Diese Katadiopter haben ALLE sphärische Hauptspiegel, die sogenannte Barlowlinse ist in Wirklichkeit ein Ross-Korrektor, welche die Brennweite verlängert und gleichzeitig die sphärische Aberration (mehr oder weniger) kompensiert. Deswegen sollte man die Linse nicht abmontieren oder gegen eine normale Barlow austauschen.
    Gruß
    Martin

  • Hallo Winfried,


    "Testlauf" ist gut,dann müßten die Besitzer solcher Teleskope mit dem
    Hauptspiegel einen Foucaulttest machen.


    Soweit ich informiert bin enthalten die kurztubigen katadioptischen Newtons
    allesamt einen sphärischen Hauptspiegel mit großem Öffnungsverhältnis
    von etwa f/4 bis f/4,5 ,der mittels "Korrektor" dann im Gesamtsystem
    auf f/8 bis f/9 gebracht wird.


    Der "Sinn" dabei ist ja,daß ein sphärischer Spiegel mit großem Öffnungsverhältnis
    gegenüber einem entsprechenden Parabolspiegel erheblich einfacher,schneller
    und vor allem billiger herstellbar ist.Nur bildet ein solcher sphärischer Spiegel
    mit f/4 selbst bei geringer Öffnung wie 112,5/450
    lausig schlecht ab,
    weil dieses System eine große sphärische Aberration hat.
    Das bedeutet,daß niht alle achsparallel einfallenden Strahlen in einem
    einzigen Brennpunkt gebündelt werden.Die achsnahen Strahlen werden
    weiter von Spiegel weg als die Randnahen Strahlen gebündelt,alle
    dazwischen liegenden entsprechend auf einen "Brennlinie" dazwischen.


    So läßt sich beim fokussieren kein exakter Brennpunkt finden,es bleibt
    eine erhabliche Unschärfe.Besitzer des alten kleinen 114/500ers der
    eigentlich eher ein 112,5/450er ist kennen das Problem,obwohl durch
    einen zu kleinen Fangspiegel die äußeren Bereiche des Hauptspiegels
    nicht genutzt werden,so daß ja nach Größe des FS nur knapp 70mm bis 85mm
    des Hauptspiegels genutzt werden.


    Bei den katadioptischen Systemen wird nun genau der gleiche Hauptspiegel
    mit einer Linse bzw einem Linsensystem ausgestattet,welches Brennweitenverlängernd
    wirkt.Dieses kann aus einer bikonkaven Linse bestehen oder aus einer
    bikonkaven + einer konvex-konkaven Linse bestehem,die verkittet sein können
    (Jones,Brixner) oder mit Luftabstand (Jonse-Bird) ausgeführt ist.
    Der Sinn dieser Linse(bzw Kombinationen) ist zum einen di sphärische Aberration
    zu beseitigen (oder zumindestens zu verrinegrn) und zum anderen durch
    die Brennweitenverlängerung bei gegebenem Feldnlendendurchmesser ein
    kleineres tatsächliches Gesichtsfeld "abzugreifen",wa der off-axis Performance
    etwas auf die Sprünge hilft.


    Beim einfachsten einlinsigen "Korrektor" wird lediglich die Brennweite
    verlängert und das Gesichtsfeld geebnet,auf Kosten eines erkennbaren Farbfehlers.
    Wird diese Linse achromatisch ausgeführt wie beim Jones oder Brixner Korrektor
    übersteigt der Farbfehler bei größeren Systemen immer noch deutlich
    die Größe des Beugungsscheibchens,ist aber immerhin geringer als bei
    der Einzellinse.
    Die off-axis Abbildung wird verbessert,läßt aber immer noch deutlich
    zu wünschen übrig.
    Beim Jones Bird Korrektor mit Luftabstand zwischen den Linsen kann
    der Farbfehler auf der Achse auf die Größe des Beugungsscheibchens
    gedrückt werden,spielt also paraxial keine Rolle und im Feld auch nicht,
    weil der Spotdurchmesser dort sowiso erheblich größer als das Beugungs-
    scheibchen ist.Erst mittels weiterer Bildfeldebnung könnte dieses
    Problem dann beseitigt werden.Aber auf der Achse kann der Jones-Bird Korrektor
    (2 Linsen,Luftabstand) als einziger eine beugungsbegrenzte Abbildung
    des Kugelspiegels über das Spektrum von Rot bis Blau erreichen.


    Dafür muß allerdings noch eine weitere Bedingung erfüllt sein:
    Der J-B-Korrektor muß sich genau an der berechneten Position befinden(!)
    Verkippung ist katastrophal,seitliche verschiebung ebenso,laterale
    Verschiebung bewirkt "nur" eine gewisse Verschlechterung der Performance.


    Für die Praxis bedeutet das:
    Wenn sich der Korrektor in einem wackeligen Auszug mit viel shifting
    befindet ergeben sich größere Abbildungsfehler.Zusätzlich variiert
    seine Position beim fokussieren.
    Vor dem Fangspiegel platziert würde der Korrektor seine Aufgabe korrekt
    erfüllen können (für diese Position sin die drei genannten Korrektoren gerechnet!),
    allerdings wären die Linsen deutlich größer als im Auszug platzierte Linsen,
    was den Preis des Systems erhöht.


    Insgesamt ist jedes dieser katadioptischen Systeme erheblich
    jusierempfindlicher als ein normaler Newton gleicher Brennweite.


    Da nur der letztgenannte aufwändige katadioptische Newton mit Jones-Bird-Korrektor
    der aber wegen des Aufwandes bei den Billigteleskopen nicht vorkommt,
    eine gute Performance zeigt und alle anderen Systeme erhebliche Schwächen
    zeigen kann ich persönlich nur davon abraten.Nachzulesen ist das geschriebene dort:
    Telescope Optics,Rutten/van Venrooij,5.Ausgabe,S.134


    MfG,Karsten

  • Hallo Martin,


    der von dir erwähnte Ross-Korrektor wird im Rutten/van Veenrooij,S.151 f ,
    im Zusammenhang mit der Vergrößerung des nutzbaren Feldes beim Newton
    mit Parabolspiegel erwähnt.Der abgebildete Korrektor hat 2 Linsen,
    eine konvex-konkave und danach mit Luftabstand eine bikonkave Linse.
    Der Korrektor wirkt nicht brennweitenverlängernd,korrigiert keine
    sphärische Aberration,beim Parabolspiege braucht es das ja auch nicht,
    sondern korrigiert Koma im Feld.


    MfG,Karsten

  • Hall KStern, Karsten,


    stellvertretend für alle Kaufentscheidungssuchende (Ich selber bin ja schon Glasinfiziert),
    Danke für diese ausführliche und verständliche Antwort.


    Übrigens:
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    "Testlauf" ist gut,dann müßten die Besitzer solcher Teleskope mit dem
    Hauptspiegel einen Foucaulttest machen.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ja, das hatte ich im Sinn, aber ich weiß auch, daß nur wenige, die sich ein Gerät der besprochenen Klasse auch einen Testapparat haben, weshalb meine Idee des "Testlaufs" auch nur durch Händler ausführbar wäre.


    Danke auch an alle anderen Poster, insbesondere danke für die netten Tipps zu meinem Selbstbauprojekt.
    Das Gerät wird übrigens ein doppelt nutzbares Gerät, nämlich zum einen als Mega-Sucher an meinem 13,4" Dobson (3° Gesichtsfeld bei einem 32mm Okular sind schon satt)(OK-OK-OK 6" Öffnung als Sucher ist schon ziemlich oversized [:o)], aber was solls)
    und in der Hauptsache als fotografisches Gerät[:p][:)][:p]. Für den zweiten Zweck sehe ich auch den Einsatz eines Korrektors (Coma) vor.


    Gruß
    Winfried

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