Welcher Herschelkeil - welche Filter?

  • Hallo Leute,
    da ich immer mehr zum Sonnenfreak werfe, möchte ich einen 120/1000er Achromaten für scharfe WL-Beobachtungen nutzen.


    Gibt es bei den Herschelkeilen wesentliche Qualitätsunterschiede? Aktuell werden ja Intes und LUNT beworben.


    Welche Filter sind nötig? Muss es ein IR/UV-Sperrfilter sein?
    Um den Farbfehler zu minimieren, sollte es ein Solar-Continuum sein? Und dann noch ein Graufilter- welcher?
    Oder tut es eine Farbfilterkombination auch? Ich habe mal gehört, dass ein Blau- und ein Gelbfilter als Kombi ein Geheimtipp wären - angeblich soll das sogar auf Herrn Lille zurückgehen - aber bitte mich nicht dafür schlagen!


    Sind drei Filter hintereinander nicht sehr bildverschlechternd?

  • Servus Kay,


    ich habe einen Intes 1,25 Zoll Herschelkeil am 80/910mm Refraktor und bin ganz zufrieden damit.
    Zur weiteren Lichtdämpfung nutze ich einen ND 3.0 Graufilter. IR/UV Cut nutze ich keinen.


    Zu den anderen Filtern kann ich nichts schreiben, da habe ich keine Erfahrung.


    Gruß
    Gerd

  • Hallo Kai,


    es gibt auch noch einen guten Herschelkeil von Baader.


    Filter wegen UV/IR sind keine nötig, ein passender Graufilter muss jedoch bereits mit im Gehäuse enthalten sein- Lieferumfang.


    Solar-Continuum wegen dem Farbfehler des schnellen Achromaten könnte hilfreich sein und wohl besser als sonstige Farbfilter (da schmalbandigerer Durchlass). Man muss allerdings eine grüne Sonne mögen [:D]


    Kombiniert macht es wohl keinen Sinn.


    Zusätzlicher Graufilter wozu?


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Kay,


    ich habe mir zum Merkurtransit 2003 einen 2" Intes Herschelkeil angeschafft.
    Dazu wird ein Polfilter und ein ND3 Filter benutzt.
    Die Filter haben eine sehr gute Qualität und stammen von Schneider Bad Kreuznach.
    Mit dem Polfilter hast Du die Option die Bildhelligkeit zu verändern.
    Im Vergleich zum Baader Herschelkeil eines Freundes sehe ich keine Unterschiede.

  • Hi!


    Ich hab den 2"-Baader, noch die alte Version. Die Anschaffung der neuen Version mit optimierter Lichtfalle planen wir grad im Verein. Bei dem Modell ist der unbedingt nötige ND3 ständig im Okularauszug eingeschraubt, sodass ich ihn nicht aus versehen vergesse, wenn ich das Fernrohr nach längerer Abstinenz mal auf die Sonne schwenke. Nur für Fotografie nehm ich ihn gelegentlich raus, aber mit einer modernen DSLR sind auch mit ND3 hinreichend kurze Belichtungszeiten möglich. Dann ist nur noch ein weiterer Graufilter nötig - ich nehm da einen einzelnen Polfilter, den ich ins Okular schraube. So kann ich durch drehen des Okulars (samt Filter) die Helligkeit frei einstellen.


    Den Solar-Kontinuum benutze ich eher selten, aber ich hab auch keine Probleme mit Farbfehler (an ED80/600 und 150/2250-Halbapo) - er war halt beim Herschelkeil dabei. Ich habe den Eindruck, dass es sehr vom Teleskop (oder der Austrittspupille oder der Vergrößerung, keine Ahnung) abhängt, ob man durch ihn die Granulation wesentlich besser sieht. Auch ein normaler Minus-Blau-Filter dürfte gegen den Farbfehler helfen, oder ein Gelbfilter, falls dir eine gelbe Sonne lieber ist als eine grüne. Alles, womit du auch am Mond keinen Farbsaum mehr siehst, funktioniert - Grünfilter wie der SCT sind halt auf den Bereich ausgelegt, wo Linsenteleskope meist am besten farbkorrigiert sind.


    Wenn die Filter hochwertig sind, verschlechtern sie das Bild nicht.


    UV/IR-Sperrfilter brauchst du keinen: Einerseits lenkt der Herschelkeil alle Wellenlängen gleichmäßig ab, andererseits bleibt eh viel UV in dem ganzen Glas vom Teleskop hängen.


    Das Intes hatte ich mal in der Hand, das Gehäuse kam mir sehr grobschlächtig vor, durchgeschaut hab ich allerdings noch nicht. Das Lunt hab ich noch nicht in der Hand gehalten.


    Gruß,
    Alex

  • Hallo Kay,


    Vergleiche habe ich leider keine - aber ich bin mit dem Baader 2" Herschelkeil (alte Version) mitv eingebautem (aber entfernbaren) ND 3.0 Graufilter sowie Solar-Continuumfilter sehr zufrieden.
    Die leicht grünlich eingefärbte Sonne stört mich persönlich nicht - Strukturen sind aber sehr gut zu erkennen und auch zu vergrößern.


    Gruß


    Copernicus

  • Hallo Kay,


    ich habe einen Selbstbau-Herschelkeil mit Zeiss-Glasskörper. Ich nutze aber dafür einen Baader Solar-Kontinuum + Neutralfilter an meinem 4" f10 Refraktor (auch C.Z.J AS 100/1000). Der Filter von Baader dient nicht dem Unterdrücken des Restfarbfilters von Objaktiv, sonder erhöt den Kontrast der Fackeln erheblich. Es ist ein Interferenzfilter und kein simples Filterglas. Ich nutze ihn bei jeder Beobachtung und möchte ihn nicht mehr missen. Nur wenn ich duch Hochnebel beobachte und das Bild zu dunkel wird lasse ich ihn weg.
    Leider habe ich keine Vergleichsbeobachtung der zur Zeit zu kaufenden Herschelkeie machen können und bin deswegen auch sehr an solchen Erfahrungsberichten interessiert.


    Viele Grüße
    Arno

  • Hallo Kay,


    für mein 130/1200 Apo benutze ich einen 2" Herschelkeil (1 1/4" würde auch reichen), Baader ND3 Graufilter + Polfilter zum "laut <-> leise" einstellen. Ein Solar- Kontinuum Filter werde ich mir aber aus den von Arno genannten Gründen auch noch zulegen. Ansonsten bringen einfache Farbfilter oder Kombinationen nix bis garnix mehr an Details.


    Gruß Kurt

  • Hallo Kay !


    Ich verwende einen 6"Konus f8 Refraktor in Verbindung mit einem 2"Baader Herschelkeil.(alte Bauform visuell mit ND3-Grau- und Solar Continuum 2" im Gehäuse des Herschelkeils)


    Der Vorteil beim Baader Herschelkeil ist, das das Graufilter und das Solar Continuum Filter im Gehäüse des Herschelkeils untergebracht sind.


    Einfach Herschelprisma in den OAZ und los, kein nerviges Filterschrauben am verwendeten Okular.
    Bei 6" Öffnung ist schon einiges zu sehen.


    Ich empfehle dir wärmstens ein Herschelkeil mit Solar Continuum Filter und passendem Graufilter, der Kontrast wird enorm verstärkt, zu einem Farbfehler bei FH-Refraktoren wird es nicht kommen.Das Solar Continuum Filter lässt nur einen sehr engbandigen Bereich des Sonnenlichtes um 540nm durch, dadurch ist ein sekundäres Spectrum (Farbfehler) nicht möglich, egal wie schnell dein Rohr ist.(hast ja eh nur eine Farbe im Fokus >GRÜN< ) Der Spektralbereich ist sehr präzise abgegrenzt. In diesem engbandigen Bereich haben Fackeln, Granulation und Strukturen in den Sonnenflecken den höchsten Kontrast.
    Das Bild ist tief grün, das ist von Vorteil und extra so gewollt, da das menschliche Auge im grünen Farbbereich das höchste Kontrastsehen hat.


    Auf ein IR Sperr Filter kannst du verzichten wie Alex schon schrieb.


    Mit diesem Equiptment kannst du dann Weißlichtbeobachtung der Sonne auf aller höchstem Niveau praktizieren.(besser geht's nicht :)


    Abgerundet wird meine Technik dann mit Wahlweise einem Bino bzw. einem Hyperion Zoom.


    c.S Uwe...

  • Liebe Leute,
    vielen Dank für die vielen ausführlichen Anrworten.
    Es wird wohl auch bei mir auf die Kombi Graufilter und Solar Continuum hinauslaufen.
    Andererseits, da durch den Herschelkeil das Licht schon polarisiert sein müsste, reicht da nicht ein einzelner Polfilter zur Regulierung der Helligkeit? Ich gebe zu, dass ich das physikalisch nicht 100%ig durchdringe, da mein Physikstudium nun schon 20 Jahre her ist und nur eine Woche dauerte, bevor ich in die Philosophische Fakultät wechselte...


    Das Hyperion Zoom nutze ich übrigens auch gern und im Prinzip bei allen PST-Beobachtungen, da man wirklich ganz fix auf die jeweiligen Bedingungen reagieren kann.

  • Hi!


    Ein ND3 lässt nur 0,1% Licht durch und ist immer noch viel zu hell; ein variabler Polfilter filtert weitere ca. 1-40% aus - er lässt also viel mehr Licht durch als der noch zu schwache ND3.


    Du brauchst also immer den ND3 und entweder einen einzelnen Polfilter oder einen weiteren, schwächeren Graufilter. Auch der SCT ersetzt den Polfilter nicht.


    Aber es langt ein einzelner Polfilter; du brauchst keinen variablen Polfilter - so stimmt's.


    Gruß,
    Alex

  • Hallo Kay.


    Ich hatte mal einen Intes 1,25" Herschelkeil (für ED80/600 und FH80/1200) diesen benutzte ich, wie auch der Kurt, mit einem ND3 (B-W Optics) und einem "Top Pol" Polarisationsfilter.


    1,25" hat mir gereicht, weil ich
    - visuell an der Sonne keine 2" Übersichtsokulare verwende und
    - fotografisch nicht mit DSLR (sondern mit Webcam bzw. DMK) gefilmt habe.


    Verkauft habe ich den HK dann, als ich mir ein H-Alpha Teleskop zugelegt habe. Seit dann ist für mich die Weisslichtbeobachtung eher in den Hintergrund gerückt und dafür reicht m.E. auch die Baaderfolie.

  • Hallo beisammen,


    Warum eigentlich nicht mit einem Objektivsonnenfilter die ganzen Energie erst garnicht in den Tubus lassen?


    http://www.thousandoaksoptical.com/solar.html


    Für öffentliche Sternwartenarbeit ist so ein Herschelkeil nicht ganz ungefaehrlich, weil vielleicht doch mal jemand auf die Idee kommt 'falsch' in den Keil reinzugucken! :(


    Clear Skies,
    Gert

  • Servus,


    ich finde ein Helioskop etwas schärfer als ein Objektivglasfilter.


    Zum anderen habe ich nicht gerade die besten Erfahrungen mit der Haltbarkeit der Beschichtung an den Glasfiltern gemacht, ich hatte meinem gerade mal an die sieben Jahre, dann hat die Beschichtung kleine Löcher bekommen, was den Kontrast ungemein schlecht beeinflusste.


    Da ich mit meinem Teleskop keine öffentliche Beobachtungen mache, schaut da auch keiner in die Lichtfalle hinein.
    Beim Baader kann da eh nichts passieren, hier ist die Lichtfalle auch gleich ein Sonnensucher, beim Lunt geht es auch nicht, hier gibt es keine herkömmliche Lichtfalle, und selbst bei meinem Intes mit gewöhnlicher Lichtfalle kannst kaum in diese hineinschauen, da musst dich schon sehr dazu verbiegen.


    Aus meinem Erfahrungen an meinem Beobachtungsstandort, an dem auch immer wieder Passanten die Sonne anschauen - es ist bisher noch niemand auf die Idee gekommen, in die Lichtfalle zu schauen.


    Gruß
    Gerd

  • Hi!


    Wir haben in HN einen Glas-Objektivfilter entweder von Zeiss oder Lichtenknecker am 150/2250, der qualitativ dem Baader-Herschelkeil etwa ebenbürtig ist. Andere Hersteller sollen nicht ganz Zeiss-Qualität haben, wobei ich hier nur Hörensagen zitiere. Aber stellenweise liest man, dass SoFi-Folie besser wäre als Glas von Thousand Oaks, z. B. http://forum.astronomie.de/php…and_Oaks_Sonne#Post111775


    Die Montage vom Objektivfilter ist bei uns nicht ganz einfach, da das Modell ein Coudé-Refraktor ist und das Objektiv schräg über einem in knapp 2m Höhe steht, da darf der schwere Filter dann reingeschraubt werden (bei fest montierter Taukappe). Angenehm ist natürlich, dass er keinen zusätzlichen Backfokus braucht und ein gelbliches Sonnenbild zeigt - da sieht jeder auch bei porentief reiner Sonne gleich den Unterschied zwischen Sonne und Gesichtsfeld. Trotzdem habe ich die Detailwahrnehmung im Herschelkeil als besser in Erinnerung - mag auch an der rein weißen Farbe im Herschelkeil liegen. Außerdem hat unser Glasfilter ND4,5, braucht also zusätzlich noch einen stärkeren Graufilter - er ist ein Ziwschending aus Foto- und visuellem Filter.


    Wir wollen vor allem wegen der einfacheren Montage den Herschelkeil anschaffen: Damit ist der Wechsel zwischen Weißlichtbeobachtung und H-Alpha (Lille 20/20 oder Protuberanzenansatz) einfach schneller möglich, als wenn erst der Glasfilter abgeschraubt werden muss.


    Mit Baaders Cool Herschel ist die Lichtfalle ja gesichert; für mein Modell mit offener Lichtfalle hatte ich mir überlegt, für die Öffentlichkeitsarbeit einfach ein Blatt Papier vor die Öffnung zu kleben. Aber in der Regel muss man sich schon Mühe geben, um nicht auf das ungefährliche Gitter, sondern wirklich in das Prisma zu schauen.


    Gruß,
    Alex

  • Hallo Gert,


    dies war auch früher meine Überlegung. Ich finde Objektivsonnenfilter auch nicht schlecht - und bei schwacher bis hin zur mittleren Vergrößerung sind diese auch gut bis sehr gut. Aber wenn ich ans Limit gehen wollte brach das Bild immer ein - egal ob Glasfilter oder Folie (Thousand Oaks / Baader Astro Solar). Von der alten Mylarfolie ganz zu schweigen ...


    Früher hat mich der recht hohe Preis von der Anschaffung abgehalten - heute bin ich froh einen Herschelkeil zu besitzen.


    In die Lichtfalle guckt doch niemand (ist ja auch dermaßen "ungünstig" angebracht; da kommt eh keiner an den Gedanken)


    Grüße


    Copernicus

  • Hallo Gert,


    abgesehen davon das ein guter Herschelkeil wohl mit Sicherheit das beste Weißlichtbild bringt-


    Bei öffentlicher Sternwartenarbeit mit Sonnenbeobachtung sollte das entsprechende Teleskop besser <font color="orange">nie</font id="orange"> unbeaufsichtig bleiben. Ob nun jemand die Idee haben könnte und von unten in den Keil gucken will- oder mal kurz den Glas-/Folienfilter abnimmt, um ihn anzuschauen- wenn eine Aufsicht dabeisteht, kann das nicht passieren.


    Einzige Version ohne Aufsicht ist das PST oder die Solarmaxversionen mit fest integrierten Filtern- alles andere würde ich nie einfach hinstellen.


    Gruß
    Stefan

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