Hallo Spechtler,
das Wetter in Namibia ist manchmal nicht so schön,
wie man im Allgemeinen glaubt. Besonders nicht im April!
Da wir nur eine Woche auf der Hakos-Farm eingeplant hatten,
waren die ersten beiden Nächte eine Katastrophe!
In der ersten Nacht waren nur Wolkenlöcher da, grade groß genug,
um den neuen 20-Zöller einzurichten und zu justieren.
Der Sirius musste zum Justieren des Telrads und des Suchers herhalten.
Und gleich der erste Hammer: knapp neben den Spikes stand Sirius B!
Und das sogar sehr einfach!
Zum ersten Mal konnte ich die Qualität der neuen Spiegels am Stern testen.
Der Roland hat mal wieder ein Meisterstück abgeliefert!
Die intra- und extrafokalen Sternscheibchen sind bei erstklassigem seeing
identisch! Kugelrund und perfekt. [:p]
Die Wolkenlöcher wurden kleiner und die Objekte der Begierde
verschwanden, tauchten wieder auf und verschwanden abermals.
Immerhin konnten wir Omega Centauri, den Orionnebel und den
Eta Carina Komplex mit dem unheimlich schönen Homunkulus-Nebel sehen.
Die zweite Nacht begann mit geschlossener Wolkendecke und einer Flasche
guten südafrikanischen Rotweines. Als die leer war, klarte es eine zeitlang auf,
für uns aber war die Nacht gelaufen. [^]
Die dritte Nacht war aber der Knaller!
Alles, was der Himmel an Highlights zu bieten hatte, stand wie gestanzt
im Okular. Ein exzellentes seeing und dazu ein SQM-Wert von bis zu 21,94
zeigten nie gesehene Einzelheiten. So konnten wir am Saturn alle 8 großen
Monde sehen und Titan als deutliches Scheibchen mit 0,8" Durchmesser.
Auch Sirius B konnten wir sehen und auch Antares B war kein Problem.
Dazu den Homunkulus mit noch nie gesehenen Strukturen in den beiden
Blasen. Einfach genial!
Das Handling des neuen Klose-Dobsons ermöglicht entspanntes Beobachten
auch bei hohen Vergrößerungen. So macht spechteln Spass!
Die drei nächsten Nächte waren ebenfalls klar und fast so gut.
Der SQM-Wert erreichte meistens 21,70 und mehr und das seeing blieb
immer unter einer Bogensekunde.
Wir machten PN-Hopping und später Kugelhaufen-Hopping im Skorpion
und Schützen und später auch mit Galaxien.
Was wir alles gesehen haben würde diesen Kurzbericht sprengen und deshalb
nur ein paar Highlights: die Schalen des Ghost of Jupiter, den Spiral Planetary mit
nie gesehenen Details, die Säulen der Schöpfung im Adlernebel so deutlich wie nie,
Farben im Orionnebel und im Omega Centauri, schwache Kugelhaufen wie PAL 15
oder Ton 1, Spiralarme in vielen Galaxien und Supernova Überreste wie den Vela SN.
Besonders beeindruckend war für mich das Trapez im M 42 mit 7 Sternen!
Der Stern G im inneren des Trapezes war blickweise zu sehen.
Dazu ein halbes Dutzend schwacher Sternchen rund ums Trapez.
Die Ausbeute war überwältigend und reicht für lange Zeit!
Zum Glück konnten wir trotz der Flugausfälle wegen der Aschewolken
termingerecht nach München zurück fliegen.
AirBerlin sei Dank, denn die anderen Astrokumpels, die mit Air Namibia gekommen waren,
mussten auf ihre Rückflüge warten. Manche, wie der Carsten von der IAS, fast eine Woche!
Da tröstet das perfekte Wetter auch nicht mehr.
Aschewolken gibt es zum Glück nicht immer und deshalb ist Namibia wahrlich eine Reise wert. [8D]
CS
Timm