Hallo!
Nach langen warten hatten wir ja mal ein super Wochenende mit tollem Wetter. Da am Freitag das Beobachten durch die aschehaltige Luft wegen schlechter Durchsicht ins Wasser fiel, so war am Samstag der Himmel doch für eine brauchbare Beobachtungsnacht ganz okay.
Datum: 17.04.2010/ 22:30-02:00 Uhr
Grenzgröße: 4,9m - 5,3m(Zenit)
Ort: Herbolzheim/Jagst
Equipment: Dobson 114/900 und 8x30 FG
Karkoschka und DS-Reiseatlas dienten als Beobachtungsführer
Meine Beobachtungstour begann ich in den Zwillingen mit <b>M35</b>.
Dieser Haufen ist einfach prachtvoll. Bei 45facher Vergr. ist eine helle gewundene Sternenkette sichtbar. Weitere schwächere sind um diese verteilt. Bei indirekten Sehen konnte ich <b>NGC 2158</b> als nebligen Fleck neben M35 erspähen.
Weiter ging es mit <b>NGC 2264</b> im Einhorn, den ich bis dahin selbst noch nicht gesehen habe. So erblickte ich einen seltsamen Sternhaufen, der die Form eines Tannesbaumes bzw. einer Pfeilspitze hat. Der untere Teil des "Baumes" besteht aus einer leicht geobogenen St.-Kette mit einem auffällig hellen Stern in der Mitte. Die Spitze des Baumes weist ebenfalls einen hellen Stern auf.
Nun machte ich einen schwenk zum schon tiefstehenden Fuhrmann.
<b>M37</b> ist ein großer sternreicher Haufen. Um das helle dreieckige Zentrum, das sehr kompakt ist, sind unzählige schwächere Sterne verteilt, die in einen verwaschenen Hintergrund übergehen.
<b>M36</b> ist dagegen ein kleinerer Haufen mit hell besetzten Sternen. Diese hellen Sterne sind zu einem V formiert und wird durch eine weitere geteilt. Mit weiteren schwächeren Ketten sieht dieser Haufen bei längerer Betrachtung wie eine Spinne aus.
<b>M38</b> hat ebenfalls eine markante Form. Die hellen Sternketten bilden ein Kreuz und das Zentrum wird markiert mit einer rundlichen Kette, die in der Mitte einen Stern enthält. Dieser Haufen sieht dem Symbol für plantarische Nebel, wie man es aus Sternkarten kennt, ähnlich.
Nun machte ich mich auf zum Krebs, wo <b>M44</b> und <b>Mars</b> auf eine gemeinsame Sichtung warteten.
Die Krippe war bereits mit bloßem Auge sichtbar und machte einen super Eindruck im 40mm Okular. Die hellen Haufenmitglieder stechen einen direkt ins Auge und so konnte ich bei der kleinen Vergrößerung noch Mars ins Gesichtfeld bringen.
Der nördlich gelegene orange-rötliche Mars machte M44 zusätzlich zu einem lohnenden Ziel.
Ebenfalls im Cancer ist der kleine, aber reizvolle Haufen <b>M67</b> zu finden. Bei mittlerer Vergr. sind etwa 25 Sterne sichtbar. Bei höherer Vergrößerung und konzentrierter Beobachtung können ihm noch weitere schwächere Sterne entlockt werden.
Auch wenn der Himmel für Galaxien nicht ganz geeignet war, versuchte ich mich an den Galaxien M65/M66 im Löwen.
<b>M65</b> war bei mittlerer Vergrößerung als länglicher Nebel mit deutlich sichtbaren Zentrum sichtbar. Von ihr aus zeigen zwei Sterne in Richtung M66.
<b>M66</b> ist dagegen schon auffällig oval geformt und hat außer der nebligen Erscheinung ein größeres ovales Zentrum, was zur besseren Sichtbarkeit führt.
Diese beiden Galaxien konnte ich gemeinsam im Gesichtsfeld erblicken und als ich einen kleinen schwenk machte, habe ich eine sehr dünne und längliche Erscheinung gesehen.
Schnell im Karkoschka nachgeschlagen und siehe da, es war <b>NGC 3628</b>. Sie steht zwischen zwei Sternen und das beobachten wird leichter, wenn man das Teleskop dabei bewegt.
Jetzt brauchte ich erstmal eine kleine Raucherpause und trank mal einen heißen Tee. Die Nacht war kühler als ich gedacht habe und so waren meine Finger froh, sich an der warmen Tasse aufwärmen zu können.
Kurze Zeit später widmete ich mich dem Herr der Ringe zu, <b>Saturn</b>.
Beim zwischenzeitlicher außergewöhnlicher Luftruhe konnte ich auf 150fach Vergrößerung hochgehen, was die Kantenstellung noch imposanter machte.
Im 20mm WA waren zur linken <b>Titan</b> und zur rechten Seite <b>Rhea</b> sichtbar. Ein weiterer Lichtpunkt oberhalb von Saturn konnte ich nach der Beobachtungstour mit hilfe von Stellarium als <b>Iapetus</b> identifizieren. Hatte mir während der Beobachtung auf ein Papier eine Skizze gefertigt, um nach Abschluss diese benennen zu können.
Nach meiner ersten Beobachtung im Saturn machte ich mich weiter östlich im Haar der Berenike auf die Suche nach M53 und M64.
<b>M53</b> ist ein durchaus kleiner Kugelsternhaufen und kein vergleich zu M13 im Herkules.
Das Zentrum ist deutlich dicht und hell. Die Randpartie ist dagegen granuliert und konnte von mir nicht aufgelöst werden.
<b>M64, die Black-Eye-Galaxie</b> wollte ich nun auch noch mal sehen. Doch gegenüber anderen Beobachtungsnächten war diese nur als schwacher nebliger Fleck sichtbar. Erst bei höherer Vergrößerung konnte ich indirekt den dunklen Bereich erkennen, der für den Beinamen der Galaxie verantwortlich ist.
Erst an M64 bemerkte ich, das eigentlich nur noch im Zenit die Durchsicht noch optimal war. Erst ab etwa 30° über Horizont konnte ich noch Sterne sehen.
So machte ich einen Abstecher zu meinen Lieblingspärchen <b>M81/M82</b>.
Diese beiden Galaxien im Großen Bären sind stehts einen Besuch wert und passen gut bei 45facher Vergrößerung uns Gesichtsfeld.
Bei M82 konnte ich wiederholt das dunkle Staubband erkennen, was die Galaxie scheinbar in zwei Hälften teilt.
Aber auch M81 braucht sich mit der ovalen Form und dem hellen Zentrum nicht vor M82 zu verstecken.
Ein kleines Stück weiter erblickte ich einen difusen Stern.
Sollte dies die Galaxie <b>NGC 3077</b> sein? Wenn ja, dann ist das meine Erstsichtung.
Auf der Suche nach <b>M40</b> oder auch <b>Winnecke 4</b> genannt, bin ich fast schier verzweifelt. Die Stellung im Zenit macht es für Dobsonbesitzer wirklich nicht einfach, was ich schon oft gehört habe. Und das stimmt voll und ganz.
Aber nach dem ich dieses Sternpaar gefunden habe, musste ich noch mal nachschlagen, da ein durchaus kleineres im Gesichtsfeld auftauchte und mich das verunsicherte. Aber der Karkoschka schaffte Klarheit und so hake ich auch dieses Messierobjekt ab, was ich bis gestern immer außen vor gelassen habe und weiß nicht warum.
So, und zum Schluss sollte <b>Mizar</b> und <b>Alkor</b> noch den Weg auf den 114er Spiegel finden.
Mit bloßem Auge sind diese beiden sehr gut trennbar, was ja kein Problem ist.
Bereits bei kleinerer Vergrößerung ist Mizar Selbst als Doppelstern auflösbar. Die Begleitkomponente ist ebenfalls wie Mizar selbst schön weiß und mit Alkor ein schöner Anblick im gemeinsamen Gesichtsfeld.
Ich versuchte mich zwar noch an M101, doch die Himmelsqualität wurde zunehmend schlechter und eine sinnvolle Beobachtung zwecklos. Diese war gerade mal indirekt sichtbar und so beendete ich meine Beobachtungstour.
Vielleicht wirds bei der nächsten Neumond-Phase besser, dann bin ich beim ITV und habe eventuell die Chance, mal M101 mit größerer Optik zu sehen.
Also, trotz aschebelasteter Luft war es jedenfalls eine gelungene Beobachtungsnacht mit reichlich Objekten. Etwas mehr Himmelsqualität hätte es schon sein dürfen, aber für die lange Durststrecke muss man nehmen was man bekommt und dann das beste daraus machen.
<b>ENDE</b>
Mit herzlichen Grüßen
Euer Matze