BB: Galaxien im Ruhrgebiet - Fortsetzungsroman

  • [Nun als Fortsetzungsroman gedacht]


    Hallo in die Runde,


    Nach längerer Abstinenz habe ich einmal wieder eine Nacht am Teleskop verbringen dürfen. Der Lichtverschmutzung im Ruhrgebiet zum Trotz wollte ich austesten was bzgl. Galaxien mit der Optik am Standort geht.


    05./06.April 2010; 22:00 - 04:30, mit kleinem Nickerchen zwischendurch
    Lage: südlicher Stadtrand Essen, rückwärtiger Garten im Wohngebiet
    SQM-L: 19,65 im Zenit. 5°C, kein Mondlicht aber auch kein wirklich transparenter Himmel
    Optik: Refraktor TSA-120 (120mm / 900mm - f/7,5)
    Okulare: 31mm - 29fach / 2,8° / AP 4,1mm
    12,5mm - 72fach / 0,7° / AP 1,7mm
    7mm - 129fach / 0,5° / AP 0,9mm
    5mm - 180fach / 0,4° / AP 0,7mm
    3,5mm - 257fach / 0,3° / AP 0,5mm



    Sternbild Löwe:
    M65 / M66: Hellere Galaxien die rel. leicht bei 31mm aufzufinden sind. Bei 12,5mm am besten zu beobachten. Deutlich flächig und leicht direkt zu erkennen. Bei 7mm wiederum recht dunkel. NGC3628: Die dritte Galaxie des Leo Triplets. Bei 31mm nicht zu erkennen, hingegen bei 12,5mm deutlich flächig und direkt zu erkennen. Schwächer als M65/M66. Bei 7mm nicht mehr zu sehen. NGC2903: Galaxie östlich dem Kopf des Löwen. Direkt und leichter als NGC3628. Jedoch einiges schwächer als M65/M66. Bei 31mm und 12,5mm zu sehen. M95 / M96 / M105: Allesamt schwächer als M65/M66. M95 / M96 bei 31mm zu erkennen als kleiner Flecken mit hellerem Kern. 12,5mm sinnvoller. M105: Diffus, ohne große Helligkeitsschwankung über die Fläche. 12,5mm gut anzuwenden.


    Sternbild Kleiner Löwe:
    NGC2859: Extrem schwer zu sichtende, klein wirkende Galaxie. Absolut grenzwertig mit der Optik am Standort. Bei der visuellen Beobachtung Zweifel. Die während der Beobachtung angefertigte Skizze entspricht jedoch der Position der Galaxie. Wirkt als kleiner nebeliger Fleck bei indirektem Sehen. Eine absolute Herausforderung.


    Sternbild Großer Bär:
    M109: Recht schwach, großflächig und kaum verdichtet. 12,5mm am besten zum Aufsuchen und Beobachten. Im 31mm Okular nicht zu sehen. M81/M82: M81 Großflächig, hell, kompakt. Schon im Sucher (7x50) zu sehen. Ein Highlight des Nachthimmels zusammen mit M82. M82 schmal, lang, marmoriert, hell, deutlich an den langen Seiten abgegrenzt. NGC3077: Bildet mit M81/M82 ein Triplet. Kreisscheibe, Verdichtung zum Kern hin. Deutlich schwächer als M81/M82. M101: Sehr großflächig, diffus, nur sehr leichter Helligkeitsanstieg zur Mitte. 12,5mm ist Okular der Wahl. Mit 31mm nur indirekt zu sehen, wenn man genau weis wohin man sehen muß. M108: Deutlich schwächer als M97, lang gestreckt und schmal. Mit 31mm nur zu sehen, wenn man genau weis wohin man sehen muß. Besser 12,5mm nutzen.



    In diese Nacht ging auch etwas Beifang ins Netz. Zum Beispiel:
    M97 im Großen Bär: Flächig und rel. hell bei Einsatz des UHC-Filters. Aufsuchen mit UHC Filter erheblich (!) leichter. Am besten mit 12,5mm (31mm geht mit UHC noch, ohne UHC kaum zu sehen).


    M38 und NGC1907 im Fuhrmann: NGC1907 in unmittelbarer Nachbarschaft zu M38 (und gerade noch im selben Gesichtsfeld bei 12,5mm). Er ist erheblich dunkler und viel kleiner als M38. An diesem Abend konnte man vereinzelt drei oder vier Sterne aus dem nebligen Flecken herausblitzen sehen. Ein schönes Arrangement durch die Verschiedenartigkeit der beiden Sternhaufen. Ein kleines Highlight.


    NGC2392 - Eskimonebel in den Zwillingen: Bei 31mm wirkt NGC2392 absolut sternförmig. Erst bei höherer Vergrößerung (< 12,5mm) sieht man die Flächenhaftigkeit. Ab 7mm sehr deutlich. Vergrößerungen bis 260fach sind machbar. Die Fläche erscheint am Rand etwas aufgehellt.


    Und später am Morgen an einem ganz sommerlichen Himmel:
    M57 - Ringnebel in der Leier: Sogar bei 3,5mm und UHC noch ausreichend hell. Ring / Ringöffnung deutlich zu sehen, Ring erscheint leicht ausgefranst an gegenüberliegenden Seiten.


    NGC6992 - Cirrusnebel im Schwan: Bei 31mm mit UHC und besser noch mit OIII beobachtet. Langgestreckter (westlicher) Bogen mit zwei deutlich helleren Regionen gegen Ende jeder Bogenspitze. Bei 12,5mm und OIII schwächer zu sehen und unter Verlust des Überblicks. Ein Highlight des Himmels.


    Resumeé für diese Session: Die große AP eines 31mm Okulars wird am Standort von der Aufhellung des Himmelshintergrundes aufgefressen. Ein Okular um die 10 - 22mm ist oft die bessere Wahl.


    Vor allem aber: Wer im Ruhrgebiet wohnt muß nicht die Flinte ins Korn werfen. So maches Objekt, welches laut http://www.deepskylog.org/index.php am Standort nicht zu beobachten sein sollte, geht durchaus - wenn von den Stadtzentren Abstand gehalten wird.


    In diesem Sinne und auf die nächste klare Nacht hoffend...
    CS
    Dirk

  • Hallo Dirk,


    danke für deinen Bericht. Die meisten Beobachtungen kann ich hier in Gladbeck gut nachvollziehen. Im Übersichtsoku (bei mir 26mm, 5,2mm AP) ist der Hintergrund meistens viel zu hell, aber bei niedriger AP geht dann doch was. Das Finden ist natürlich dadurch schwerer und schwache Details sind oftmal nicht drin, aber bevor man gar nix macht, macht man lieber das Beste daraus.


    Selbst (oder gerade?) fotografisch geht was - das hätte ich vorher nicht gedacht.


    Gruß, Anke

  • Hallo Dirk,


    vielen Dank für deinen Bericht und Respekt zu deiner Ausdauer.
    Ein bekannter Spruch lautet: "Das Vergleichen ist der Anfang aller Unzufriedenheit" - das gilt aber nicht immer. Wenn ich meine Beobachtungsbedingungen mit jenen von Uwe oder auch Peter vergleiche wünsche ich mir mehr, wenn ich deine Ausgangsbedingungen lese bin ich dagegen wieder recht zufrieden.


    Ich hoffe Du hast auch (zumindest ab und an) die Gelegenheit aufs Land zu fahren, um die Möglichkeiten deiner Ausrüstung und deiner guten Augen besser nutzen zu können.


    Viele Grüße


    Achim

  • Hallo Dirk,


    prima, was man so alles sehen kann, wenn man auch mit nicht so gutem Himmel vorlieb nehmen muss. Es gibt zwar Gelegenheiten, an denen man sein Reseteleskop an schöne Orte bringen kann, aber im gros muss man ja mit dem leben, was einem der heimische Himmel bietet.
    Klasse, was dabei herum gekommen ist - bei der M101 habe ich aber (trotz gleichem Himmel) meistens weniger Glück.
    Weiterhin viel ERfolg und solange Cassiopea noch da ist, kannst du ja mal auf M103 und seine Nachbarn (z.B. NGC457 + 436) werfen.


    CS,
    Stefan

  • Ciao,


    ja Respekt für Galaxiensuche bei <20mag Himmel (ich bin da schon immer viel früher unzufrieden [:I] weil ich öfter mal an 21.2...5 rankomme - aber auch beschwerlich, weil 1h Fahrt[B)]). Das ist schon beschwerlich befürchte ich. Aber absolut r/wichtig: hoch vergrössern, Okulare auf jeden Fall bis zur f-Zahl in mm runter (AP=1mm, bei Dir 7mm) ausprobieren !


    Da fällt mir grad ein: eventuell wäre es sogar mal einen Versuch wert, verschiedene Galaxientypen auszuprobieren. Schau doch mal in Virgo was besser geht: Ellipsen oder Spiralen - bei gleicher mag). Die Bulges von Spiralen sind oft nicht so dick, die Ellipsen bestehen nur aus Bulges. Deshalb können Ellipsen vielleicht ja nicht so interessant vom Hingucken, aber vielleicht besser für Dich sichtbar sein... Müsste man mal ausprobieren. Ausserdem müssten edge-ons (möglichst ohne Staub) noch besser sein als face-ons...


    Schöne Grüsse
    Peter

  • Hallo zusammen,


    Danke für Euer Feedback und Eure Tipps. Auf AP=1 zu gehen habe ich bei Galaxien bisher nur sehr selten probiert. Das werde ich bei der nächsten Gelegenheit nachholen. Dachte seither, daß das wenige Licht dieser Objekte dafür nicht ausreichen wird. Aber in Ananlogie zum "absaufen" der Objekte bei großer AP macht dieser Versuch Sinn.


    NGC457 und NGC436 werde ich in Angriff nehmen. Den offenen Sternhaufen M103 hatte ich schon mal in meinem FS-78 gesichtet (http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=98231) aber noch nicht im TSA-120 versucht. Cassiopeia steht ja abends ganz angenehm zum beobachten. Die Messier Galaxien im Coma Berenices & Virgo habe ich alle bereits im TSA-120 beobachtet (http://www.astrotreff.de/topic…OPIC_ID=98781&whichpage=1). Jedoch nicht bei AP = 1, sondern AP = 4,1. Die leichteren Objekte waren für mein Empfinden M49, M60, M85, M88, M90 und M99. Danach folgten M58, M59, M84, M86, M87, M89 und M91. Am schwierigsten erschienen mir M98 und M100. Eines meiner nächsten Projekte ist es diese Gruppe einmal großflächig zu zeichnen. Auch M104 und M51 stehen auf der langen Liste.


    Anke, bzgl. Astrofotografie habe ich noch keine Erfahrung. Hierzu brauche ich noch die passende Ausrüstung. Bei uns an der Walter-Hohmann-Sternwarte in Essen gelingen so einige wirklich tolle Bilder aus dem Ruhrgebiet heraus. Auch ich werde mich darin noch versuchen.


    Was ich wirklich einmal brauche ist eine Nacht unter gutem Landhimmel. Birgt allerdings das Risiko danach immer enttäuscht zu sein wenn man wieder zuhaus im Garten steht....


    CS
    Dirk

  • Hallo Dirk,


    bin noch nicht so lange hierher umgezogen, aber ein paar Bilder gingen schon:


    Eulennebel und M 109


    Walgalaxie


    Ich bin vom Equipment her recht limitiert (kein Guiding, kein PEC) und daher mit den Ergebnissen mehr als zufrieden. Planeten und Sonne habe ich ebenfalls schon vom Hinterhof ganz gut einfangen können.


    Auch visuell geht, wie du auch zeigst, schon einiges, und mein 5mm Oku (AP=1mm) hab ich richtig liebgewonnen. Früher hatte ich einen 6,5mag Himmel vor der Tür, und auch schon mehrmals an der 7 gekratzt, aber jetzt zu jammern und nix zu machen fällt mir gar nicht ein.


    Gruß, Anke

  • Hallo Anke,


    Dein Bild von M97 und M108 (nicht M109) hatte ich schon auf Deiner feinen Homepage bewundert. Einfach nur Klasse! Doll was der 6" Orion UK bei entsprechender Handhabung bringt. Solche Bilder sind mein Fernziel. Habe den TSA-120 auf der EM-200 USD Montierung, also einer super Basis für die Fotografie. Brauche kein PEC bei der Montierung und kann sicherlich ungeguided bis 5min sauber nachführen. Suche gerade schon ein Leitrohr.


    Gruß
    Dirk

  • Ja, stimmt, M108. Hatte die Bilddatei falsch benannt und war zu faul, auf dem Server alles wieder zu ändern. Peinlich, peinlich. Ich werde dann mal bei Gelegenheit wenigstens die Daten in der Galerie korrigieren.


    Länger als 2 Minuten kann ich hier wohl nicht belichten, sonst säuft alles ab. Im Sommer darf dann mein UHC-S wieder den Hintergrund bügeln, aber bei Galaxien bringts ja nichts.


    Gruß, Anke

  • Hallo zusammen!


    Mir geht es ähnlich wie Dirk. In meiner "Gartensternwarte" am Rande von Wien mit Blick über die Stadt hat man natürlich einen Lichtverschmutzten Himmel, bei dem die Galaxien im Licht ersaufen. Die meisten der Objekte habe ich auch von meinem Standort beobachten können. Mit mei´nem 8" f10 SC verwende ich vorwiegend ein 13mm Hyp, mit dem ich sehr zufrieden bin. Mit einem OIII kann man auch viele Nebel aus der Lichtsuppe herauslösen.
    Wien hat aber einen gravierenden Vorteil gegenüber anderen Städten, da wir hier um 23:00 Uhr die Nachtabschaltung haben, das heißt ca 50% der Leuchtkörper werden abgeschaltet und ab ca 01:30 verschwindet auch viel privates Licht (Leuchtreklame und ähnliches). Ab dann geht es etwas besser.
    Also nicht verzagen und weiterspechteln.


    CS aus Wien
    Grüße Niki

  • Hallo Peter,


    Gestern hatte ich wieder einmal ab 23Uhr Zeit und wollte Deinen Tipp bzgl. AP = 1 an Galaxien ausprobieren. Habe also das 7mm (AP = 0,9) und zum Vergleich das 12,5mm (AP = 1,7) in den TSA geschoben und bei 4,7mag visuell / SQM-L 19,65 ein paar Galaxien anvisiert.


    Leo Triplet M65, M66 und NGC3628. Alle drei Galaxien kommen im 7mm gut raus. Direktes Sehen bei NGC3628 ist völlig ausreichend. M65/M66 deutlich flächig, elongiert und mit Helligkeitsanstieg zum Zentrum. Gleiche Erfahrung dann mit M51 (zwei flächige, nebelige Flecken mit kleinem, helleren Kern zu sehen. Erinnert an einen Stern mit recht großem, nebeligen Hof.) und M63 (länglich, oval, heller zur Mitte hin - insgesamt eine ganze Ecke schwächer als M51, aber leichter als NGC3628). Habe gegenüber dem 12,5mm keine Nachteile feststellen können. Soweit ein guter Hinweis von Dir.


    Aus Neugierde habe ich parallel dazu versucht herauszufinden, was ein UHC bei Galaxien am Ruhrgebietsrand ausmacht. Meine Erwartung war, daß der Filter nur Nachteile (Lichtverust) bringt, da die Galaxien ja über das gesamte Spektrum strahlen und somit keine Kontraststeigerung wie z.B. bei PN zu erwarten sein sollte. Subjektiv hatte ich aber den Eindruck, daß der Filter sich eher neutral verhält. Ein Lichtverlust findet satt, aber ich hatte den Eindruck bei der Hintergundhelligkeit besser zu werden (etwas). Kann sein, daß es einfach nur etwas mit der Gesamtlichtmenge des Lichtes zu tun hat, die das Auge trifft keine Ahnung. Dürfte eigentlich nicht sein - veilleicht war ich auch übermüdet. Hat jemand Erfahrungen zu UHC + Galaxien in aufgehellter Umgebung?


    Vielleicht habe ich ja auch nur einen neuartigen Vulkanasche-Effekt entdeckt...


    Gruß & CS
    Dirk

  • Hallo Dirk,


    dein Test mit dem UHC ist interessant. Da Stadtlicht heutzutage kein kontinuierliches Spektrum hat, sondern vielfach Lampen dafür verantwortlich sind, die ein Linienspektrum aussenden, könnte ich mir eine Kontraststeigerung schon vorstellen. Muss man ausprobieren, da man auf jeden Fall an Galaxien eine ordentliche Menge Licht verliert.


    Bei Gelegenheit teste ich das mal. Zumindest fotografisch habe ich den UHC-S schon erfolgreich an eigentlich ungeeigneten Objekten eingesetzt (Reflexionsnebel zB). Den Lichtverlust am Objekt muss ich mit einer längeren Belichtungszeit kompensieren, aber dafür geht der Hintergrund nicht in die Sättigung. Hier im Ruhrgebiet habe ich bislang den UHC fotografisch noch nicht eingesetzt.


    Gruß, Anke

  • Hier ein paar Galaxien und Anderes als Nachschlag:


    19./20.April 2010; 23:00 - 02:30
    Lage: südlicher Stadtrand Essen, rückwärtiger Garten im Wohngebiet
    SQM-L: 19,50 später 19,90 im Zenit (Rekord!). Anfangs 12, später 3°C, zunehmender Mond, ab 1Uhr transparenter Himmel
    Optik: Refraktor TSA-120 (120mm / 900mm - f/7,5)
    Okulare: 31mm - 29fach / 2,8° / AP 4,1mm
    12,5mm - 72fach / 0,7° / AP 1,7mm
    7mm - 129fach / 0,5° / AP 0,9mm
    5mm - 180fach / 0,4° / AP 0,7mm
    3,5mm - 257fach / 0,3° / AP 0,5mm


    Ab 23Uhr bot sich einmal wieder die Gelegenheit zum beobachten. Nachdem das Wochenende nicht richtig ausgenutzt werden konnte muß nun die Schlafreserve für unter der Woche angegriffen werden. Der Himmel wird im Verlauf der Nacht zusehends besser. Anfangs SQM-Werte von 19,50 bei 12°C, gegen Ende 19,90 bei 3°C. Bis 4,8mag visuell.


    Einsteig über unseren Erdtrabanten. Für den Mond war es schon etwas spät. Die unruhige Luft in Horizontnöhe ließ keinen Beobachtungsgenuß aufkommen. Erst war ein Baum an falscher Stelle gewachsen, dann stand der Mond niedrig über Garagen / Hausdächern. Waber-di-Waber. Wenigstens war klar, daß er mir nicht die ganze Nacht heimleuchten würde. Die zunehmende Mondsichel verschwand gegen Mitternacht. Nur Nachbars sinnlose Gartenbeleuchtung blieb mir erhalten. Fokal Fotos mit Nikon F4 auf 400 ASA SW gemacht. Belichtungsserie: 1 x autom. Bel.-zeit und dann von 1/250 bis 1s Belichtungszeit. Bin mal gespannt.


    Anschließend der Herr der Ringe. Er zeigte sich mit seiner fast-Kantenstellung wieder in strahlendem Glanz. Die minimale Ringöffnung ist bei hoher Vergrößerung zu sehen. Der Ring ist vor der Saturnoberfläche ein feiner, scharfer, dunkler Strich. Monde: Titan, Iapetus, Rhea, Dione - Saturn - . Tethys mal wieder in Saturnnähe nicht auszumachen.


    Erste Galaxien: M65 / M66 leiden unter nicht vollkommen transparenten Himmel. NGC3628 war weder bei 31mm noch bei 7mm auszumachen. Piggyback 2min belichtet bei f/4 und 210mm. Dann fokal weitere 2 Minuten. Scharf stellen ist Glückssache. Auch hier wird das Ergebnis spannend. Digital macht das Leben sicherlich einfacher - aber wo bleibt da die Spannung :)


    M44 - Fokal 2 Minuten belichtet. Im Kamerasucher ist gut zu sehen wie das Bildfeld durch den TSA-120 unzureichend ausgeleuchtet wird. Fotografie ist nur mit entsprechender Kamera und Reducer / Flattener sinnvoll möglich.


    Mitternacht und der Startschuß der visuellen DS-Tour waren nun erreicht. Los ging es mit M53. M53 ist bei 7mm am Rand aufgelöst. Kommt aufgrund der Größe nicht an M3 oder gar M13 heran, kann sich aber auch gut sehen lassen. Von hier geht es nun erst einmal weiter, Zick-Zack Richtung Himmelsnordpol. M64 - Bei 120mm und Ruhrgebietsseeing kein schwarzes Auge auszumachen. Vielmehr eine längliche Galaxie mit hellerem Zentralbereich. Jetzt wieder was kugeliges - M3 ist dann die Steigerung zu M53. Hier sind 3,5mm drin. Man muß sich aber auf ein recht dunkles Bild konzentrieren. Belohnt wird man mit einer Vielzahl von Sternen im Randbereich. Und wieder Genrewechsel - Nahe dem Großen Bären wartet M51 auf seine "Entdeckung für die Nacht". Wie Tags zuvor beide Zentren gut auszumachen. Wirken stellar mit diffuser Scheibe drum herum. M63 ist dagegen länglich diffus mit einem helleren Zentrum. Schwächer als M51 aber ebenfalls rel. leicht aufzufindem mit 31mm.


    Gegen ein Uhr gab es dann eine Erstbeobachtung - die Sombrerogalaxie M104. Mittels Starhopping gut auzufinden. Bei 31mm länglich diffus mit hellerem, mittleren Bereich. Gut bei 7mm. Steht relativ niedrig, aber noch in ausreichend Abstand zum Horizont. Staubband jenseits der Möglichkeiten.


    Virgo et al.: Die Nacht wurde mit jeder Stunde vielversprechender. Auch wenn der Wecker um fünf wieder klingelt sollte der Virgo-Haufen noch einmal abgeklappert werden. Wer braucht schon Schlaf? Ziemlich schnell mußte ich feststellen, daß die Galaxien nicht so gut herauskamen wie noch vor gut einem Monat. Der noch präsente Mond und Nachbars Gartenfunzel sei Dank. Für den Virgo-Haufen hatte ich mir im vorhinein eine passend für den Refraktor gespiegelte Detailkarte mit CNebulaX erzeugt. Bequemer geht es gar nicht mehr. Mit dem 31mm Nagler konnte ich die Region anhand der Karte gemütlich mittels Achssteuerung im Sitzen abfahren. Das 31er war hier sicherlich nicht das Optimum, aber das große Gesichtsfeld kam einem Navi gleich. Vorbereitete, gespeigelte Karten sind immer wieder eine Garantie für schnelles Auffinden - zur Nachahmung empfohlen. Der Einstieg erfolgte beim Virgo-Haufen über Epsilon Virgo, der leicht mit bloßem Auge zu sehen ist. Alle Galaxien erscheinen diffus, z.T. mit hellerem Kern. Direkt zu beobachten waren M58, M60, M84, M85, M86, M87, M90. Schwieriger und indirektes Sehen erforderten M59, M89, M99, M100. Grenzwertig war M88 zu sehen während M91 und M98 selbst indirekt nicht wahrgenommen wurden. M49 habe ich ausgelassen, dafür aber den Kugelsternhaufen NGC4147 am westlichen, oberen Rande des Haufens erstmalig beobachtet - bei 31mm an der Wahrnehmungsgrenze. Indirektes Sehen erforderlich. Bei 7mm eindeutig auszumachen. Lichtschwach, diffus und klein. Nicht von einer Galaxie zu unterscheiden.


    Zwei Uhr morgens war durch. Kalte Füße und der Gedanke an den drohenden Wecker brachten mich dazu einen würdigen Abschluß zu suchen. Im Osten war schon die Leier und der Schwan zu sehen. Herkules stand hoch am Himmel. M13 war schnell eingestellt. Und - wow - nach so langer Abstinenz wieder ein Hammer. Am Rand aufgelöst in zahlreiche, vielleicht 100-150 (?) Sterne. Na wenn das nicht ein schöner Höhepunkt war!


    Jetzt brauchte es nur noch ein leichtes Chill-Out-Objekt. M57, der Ringnebel, war zur Stelle. Bei 260fach schwebt der Ring gut abgehoben im Raum - auch ohne Filter. Das Ringzentrum ist deutlich abgegrenzt und der Ring an gegenüberliegenden Seiten unscharf begrenzt. Hier liegen die Ausfansungen die man von den Astrofotos kennt. Diesen Anblick habe ich eine ganze Weile genossen und mich dann an den Abbau gemacht. So gut das Wochenende auch war, diese Nacht hat hier im Ruhrgebiet ab ein Uhr alles getoppt. Die Nacht brachte dann noch genau zwei Stunden Schlaf und müde Augen, aber das ist es doch immer wert, oder?


    In diesem Sinne einen klaren Himmel für uns alle.
    Dirk

  • Galaxien im Mondschein - und dann noch aus dem Pott heraus...?


    21.April 2010; 22:00 - 23:45
    Lage: Essen-Haarzopf, Gelände der Walter-Hohmann-Sternwarte
    SQM-L nicht gemessen. 3,9mag visuell mit dem Rücken zum Mond. Anfangs 10, später 4°C, durch den Mond aufgehellter Himmel, recht gute Transparenz, ruhige Luft
    Optik: Refraktor TSA-120 (120mm / 900mm - f/7,5)
    Okulare: 31mm - 29fach / 2,8° / AP 4,1mm
    12,5mm - 72fach / 0,7° / AP 1,7mm
    7mm - 129fach / 0,5° / AP 0,9mm
    5mm - 180fach / 0,4° / AP 0,7mm
    3,5mm - 257fach / 0,3° / AP 0,5mm


    Gemeinsames Beobachten mit Markus (diesmal nur mit seinen Augen bewaffnet), Thomas (10" Reise-Dobson von Reinhard Schulten), sowie einem weiteren Astro-Kollegen mit seinem William Optics Megrez 90mm f/6.9 FD APO an der Essener Sternwarte. Anfangs rund 10°C, später um die 4°C. Recht gute Transparenz, dafür aber der Mond im ersten Viertel und hoch stehend im Sternbild Krebs - die ganze Gegend illuminierend. Die Erwartungen an die Nacht sind aufgrund des Mondes gering.


    Bei unausgekühlter Optik und nur eine Handbreit über dem Horizont stehend, wird Venus zu einem bunten, nicht scharf zu stellenden, hellen Fleck. Taugt gerade mal um den Sucher neu zu justieren.


    Diese Nacht war der Mond selbst das absolute Highlight des Abends - ein Objekt welches ich nicht allzuoft beobachte - doch das wird sich nun ändern. Terminator duchtrennt die Montes Apenninus. Erste Beobachtung um 22:10h, später noch einmal um 23:30h. Das Teleskop war um 22:10 schon ganz gut runtergekühlt während der daneben stehende 10" Dobson seine Schwierigkeiten bzgl. Schärfe noch über einen längeren Zeitraum beibehielt (dafür kann man hier beim Beobachten ruhig eine Sonnenbrille aufsetzen). Sehr gutes Seeing und gute Transparenz resultieren in einem ungemein scharfen Bild bis hoch zu 260fach. Mit einem geeigneten Okular wäre hier eine weitere Vergrößerung ohne Frage möglich gewesen. Der 90mm Williams zeigt ein wenn auch dunkleres, so doch einwandfreis Bild bei 180fach (3,5mm). Krater Aristillus im Becken dunkel mit komplett illuminierten Kraterrand der faszinierende Höhenabstufungen zeigt. Südlich der Montes Apenninus sticht Rima Hygnius mit dem gleichnamigen kleinen Krater hervor, Krater Blanchinus & Werner mit beleuchteten Zentralbergspitze im noch dunklen Kraterbecken, als Kontrast dirket südlich der sehr lange, spitzwinklige Schattenwurf des Zentralberges in Krate Aliacensis. So ging es weiter, ein Bildfeld schöner als das Andere. Die - mir sonst nicht geläufigen - Kraternamen habe ich dem Virtual Moon Atlas entnommen, der mir unverständlicherweise bei korrekt eingestellten Koordinaten, Zeit, Datum & aktivierter Option Libration den Terminator um 12h zu früh an die beobachtet wahre Position setzt. Keine Ahnung woran das liegt. Tipps?


    Saturn wie auch in den letzten Wochen gestochen scharf bei 3,5mm. Monde Iapetus, Titan, Tethys, - Saturn - , Rhea, Dione mit Farbschattierungen auf der Planetenoberfläche. M3 läßt sich weit bis an den Kern auflösen. Bei 5mm & 3,5mm sehr dunkel, aber noch gut zu differenzieren. Beeindruckend. Auch M13 läßt sich weit bis in den Kern auflösen. Vollständig aufgelöst wäre übertrieben, aber es sind zahllose Sterne. Bei 5mm & 3,5mm sehr dunkel, aber noch gut zu differenzieren. Bin sehr überrascht was bei diesem Himmel doch möglich ist. Wie schon beim Mond, im Refraktor mehr Schärfe als im Dobson, bei der Bildhelligkeit den 10" jedeuch deutlich unterlegen. Wie M13 wohl unter gutem Landhimmel wirkt? H & chi flau durch den hellen Himmelshintergrund. h & chi liegt genau in Richtung Essen/Mülheimer Flughafen.


    Nachdem M13 bei Mondlicht gut zu sehen war machte sich Übermut breit. Auf der nach M51 auf M63 gestoßen. Die Galaxie poppte einfach ins Bild - elongiert und deutlich abgehoben schon bei 31mm - trotz des aufgehellten Himmels. Gut bei 7mm / AP = 1 zu beobachten. Ein Sichtung einer 8,5mag / 13,2mag/arcmin² Galaxie bei Mondphotonendusche spornte alle an. Jeder graste den Himmel für sich ab - und so einiges ging.


    Das leidige Suchen im Zenit mit parallaktischer Montierung und ohne Zenitprisma-Sucher machte mir dann das Aufsuchen von M51 madig - wer kniet schon gern vor seinem Teleskop? Also entschied ich mich für das günstiger stehende Paar M81 /M82. Beim Aufsuchen landete ich versehentlich bei Alpha UMa. Vor hier war es einfach M97 anzusteuern. M81 / M82 wurden nicht weiter verfolgt. M97 war noch direkt ohne UHC bei 31mm zu sehen. Bei 7mm und OIII dann dunkel, aber großflächig und mit Kontrast zum Himmelshintergrund. Es mag eine optische Phantasievorstellung gewesen sein, aber ich meine dunklere Bereiche neben dem Zentrum gesehen zu haben. Dafür würde ich aber keine Hand in die Korona legen. Nachdem der UHC wieder entfernt war gab es um die Ecke M108 zu bewundern. Auch hier wieder recht einfach zu finden und bei 7mm als sehr in die Länge gezogene, nebelige Fläche zu beobachten. Im nebligen Fleck sind drei oder vier schwache Sterne, die immer wieder hervorblitzten.


    Den Abschluß des Abends bildete kurz vor Mitternacht M57. Noch niedrig über den Bäumen aber schon gut, selbst 260fach, auszumachen. Wiederum die Ausfransung im Ring im Ansatz zu sehen. Schön abgehobenes, dunkles Zentrum mit UHC und auch OIII.


    An diesem Abend war ich mit geringer Erwartung rausgefahren, angesichts des hellen, hoch stehenden Mondes. Wir waren alle überrascht was trotz des Lichtes an DS aus dem Essener Süden heraus möglich war. Der 10" Dobson von Thomas hat mit Leichtigkeit Markarian´s Chain gezeigt, M51 und auch so manch andere Galaxie. Der 90mm Williams war am Mond bei 180fach gestochen scharf. Ein sehr schönes, ausgesprochen kompaktes Instrument mit 620mm Brennweite. Es war eine rundherum ausgeszeichnete Session die vor allem gemeinsam wieder viel Freude gemacht hat.


    Auf der Fahrt zurück nach Hause habe ich mir eines fest vorgenommen - den guten, alten Mond nicht mehr verächtlich als "störende Funzel" zu betiteln.


    CS
    Dirk


    PS: An Friedrich von der WHS - ich hätte die letzten 20mm nicht missen wollen. Alles ist gut so wie es ist.

  • Hallo Dirk,


    ein sehr schöner ausführlicher Bericht von dir.War wirklich ein toller Abend mit vielen neuen Objekten für mich ,trotz des hellen Mondlichtes.Es ist schon toll wenn ein Sternenfreund einem Schatten spendet damit man durchs Okular beobachten kann.Ein Abend der in Erinnerung bleibt.


    Viele Grüße


    Markus

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