UNESCO-Welttag der Philosophie: Der bestirnte Himmel über mir.

PhilosophieTag | »Der bestirnte Himmel über mir« – Kants Allgemeine Natur­geschichte und Theorie des Himmels.



Vortrag von Dr. Tobias Jung, Moderation: Helmut Fink.


Zitat

Immanuel Kant (1724–1804) zielt in seinem 1755 veröffentlichten Frühwerk darauf, das Weltall auf Grundlage der Newtonschen Physik als System zu verstehen und die Entstehung dieses Systems aus einem ungeordneten Anfangszustand in qualitativer Weise darzulegen. Dabei beschränkt sich Kant bei seiner kosmogonischen Theorie nicht nur auf das Sonnensystem mit den Planeten, die sich auf Ellipsenbahnen um die Sonne bewegen, sondern er hat auch die Milchstraße als Sternsystem sowie mögliche weitere Sternsysteme, d.h. Galaxien, im Blick. Grundzüge dieser Kant-Laplace-Theorie – Pierre-Simon Laplace (1749–1827) hatte im Jahre 1796 unabhängig von Kant ähnliche Gedanken geäußert – werden bis heute für richtig gehalten bzw. geben das astrophysikalische Forschungsprogramm in diesem Bereich vor. Dazu gehört z.B. die Fragmentierung einer Gaswolke infolge der Eigengravitation sowie Gleichgewichtszustände aufgrund eines Ausgleichs von anziehender Gravitationskraft und der abstoßenden Kraft infolge des Gasdrucks. Im Rahmen seiner kosmogonischen Theorie versucht Kant ferner zu erklären, wie die Bewegungen der Planeten und der Sterne – James Bradley (1693–1762) meinte Eigenbewegungen der Sterne gefunden zu haben – zustande kommen. Darüber hinaus stellt er die Frage, wie sich im Sonnensystem beobachtete Gegebenheiten wie die Einteilung der Planeten in Gesteins- und Gasplaneten, die unterschiedliche Dichte dieser Planeten, die Exzentrizitäten der Planetenbahnen, die Bildung von Monden, die gleiche Umlaufrichtung der Planetenbahnen um die Sonne, die Existenz der Saturnringe und das Zodiakallicht verstehen lassen. Schließlich macht sich Kant Gedanken über extraterrestrisches Leben. Dabei nennt er Faktoren wie den Abstand eines Planeten von seinem Zentralstern, die Rotationsdauer des Planeten um die eigene Achse und die Anzahl der Monde, die Einfluss auf die Entstehung und Entwicklung von Leben auf dem Planeten haben. Insgesamt führt Kant eine naturgeschichtliche Sichtweise ein, d.h. er stellt auf verschiedenen Ebenen die Frage nach der Entstehung und Entwicklung physikalischer Systeme auf Grundlage von Naturgesetzen wie den Newton-Axiomen.

Webseite in Infos des Veranstalters:

KORTIZES Institut für populärwissenschaftlichen Diskurs.