Hallo,
ich gebe es zu: der Betreff ist alles andere als Einfallsreich. Ich hoffe das der Bericht dafür entschädigt.
Bericht vom 16/17.07.2007; 20.00h – 04.30h
Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 430mm, Brennweite 1830mm, (f/4,25) auf Dobsonmontierung
verwendete Okulare: 26mm Nagler Typ4 ; 17mm Nagler Typ 4; 13mm Nagler Typ1, 9mm Nagler Typ6, 7mm Nagler Typ6, 5mm Nagler Typ6, 2,5-fach Powermate
Ort: Namibia, Farm Tivoli, 1365m ü NN.
Seeing: 3, später 2
Wetter: tags schwachwindig, (um 3) mit Eintritt der Dämmerung weiter abflauend. Absolut wolkenlos, strahlendes Blau, auch zum Horizont hin ohne Einschränkung, sehr trockene Luft. (Beim Rundflug konnte trotzdem merkliche Trübung der Atmosphäre in niedrigeren Luftschichten festgestellt werden, insbesondere in der Nähe des Gamsbergs)
Beobachtete Objekte:
Kugelsternhaufen: NGC2808,
Planetarische Nebel: Sharpley 1, NGC6302 (Käfernebel), IC5148, NGC1360
Gasnebel: NGC3372 (eta Carinae), Homunkulusnebel, Tarantelnebel
Galaxien: NGC5128 (Centaurus A), PGC47847, NGC55, NGC247, NGC253, kleine Magellansche Wolke, Große Magellansche Wolke, NGC1365
Morgens um 07.10h geht es mit dem Auto zur Nachbarfarm. Wir (4 Hobbyastronomen) haben einen Rundflug mit einer Cessna mit gut 4h reiner Flugzeit gebucht. Vor Ort werden wir vom Pilot und Farmer Wilko begrüßt, einem netten 75 jährigen Mann (das Alter haben wir von unserem Farmer, ich hätte Wilko auf max. 68 geschätzt). Wir schieben die Maschine aus der Halle, plaudern ein bisschen und dürfen dann die Haftungsausschlusserklärung unterschreiben. Der Flug wird ein echtes Erlebnis! Die Maschine ist zwar recht klein, trotzdem finden wir gut Platz, meine Beine haben mehr Freiraum als am Standardplatz im A330. Nach dem Abheben geht es zunächst relativ niedrig über das Savannen-Farmland. Langgezogene Sanddünen liegen parallel, wie mit dem Lineal gezogen in weitem Abstand, mehrere 100m zueinander. Es geht gen NO, über den Gamsberg und Hakos, dann nach SO nach Sossusvlei, im Bogen über das Nautkluft-Gebirge zurück, aber das ist eine andere Geschichte ….
Das Abendessen ist wieder ein Genuss, diesmal und auch die Folgetage wird erst um 18.15h aufgetragen, langsam nimmt der Mond zu und man hat somit etwas mehr Zeit am Abend.
Der Dobson wird wieder komplett auf die Platte getragen (etwa 50m Wegstrecke, bei OTA-Gewicht von ca. 14kg kein Problem), ich war vorgegangen und somit zunächst allein. Nachdem ich am Tag den Dobson-Hut abgenommen hatte und die Stangen neu montierte, passt die optische Achse nun besser. Sucher, Rigel und HS sind schnell justiert. Ich setze mich ein paar Minuten ruhig hin und nehme die Stimmung auf. Es ist völlig ruhig, nur ab und an hört man Schafe und Lämmer blöken. Die Milchstraße ist einfach unglaublich! Das muss man gesehen haben, man kann es nicht beschreiben. Solch starke Kontraste zwischen Hell- und Dunkelbereichen! Der Kohlensack oberhalb des Kreuz des Südens so schwarz, man meint der wäre noch dunkler als die Bereiche jenseits der Milchstraße. Postkarten vom Südhimmel untertreiben noch, können den 'echten' Eindruck nicht wiedergeben; mit Muße sind so viele Details erkennbar. Nach den Minuten der Ruhe wird das Notebook eingeschaltet. Mittlerweile ist Stephan auch eingetroffen. Mit dem SQM sind schnell ein paar Werte genommen (21,42 im Zenith bei der Milchstraße) und die Beobachtungsnacht kann beginnen.
Es wird relativ niedrig gepeilt, zunächst auf
NGC2808 – GC - Car (mag 6,3 – sbr 11,7; 13,8 * 13,8) SQM 21,42
Einem angesichts der relativ großen Entfernung von 30k LJ erstaunlich hellem und auch großen Kugelsternhaufen. Peilt man auf die Mitte der Linie Beta und Iota Carinae ist man schon im Zielgebiet. Deutliche Massierung zum Zentrum hin. Der GC weist einige Dutzend recht helle (ab mag 12) Außenbereichsterne auf, die schon im 26er erkennbar sind, noch deutlicher und brillianter bei etwas höherer Vergrößerungen im 17er und 13er (140-fach) Auffällig ein einzelner ca. Mag10-Stern ca. 10’ außerhalb, östlich des GC.
Dies war nur ein Vorgeplänkel für die Region, nun geht es ans Eingemachte mit
NGC3372 (Eta Carinae) – GN – CAR – (mag 3,0 – sbr 13,3; 120’ * 120’) SQM 21,42
Gut festhalten, sonst fällt man vom Stuhl! Eines DER absoluten Highlights. Wie nur in Worte fassen? Der Nebelkomplex ist richtig groß und hell, schon mit bloßem Auge sehr auffällig. Im Teleskop wird es dann kriminell. Der Nebel schlechthin. Filamente, helle Zonen, Dunkelnebel, …. Teils messerscharfe Konturen, teils zarte Übergänge. Schon im 26er Übersichtsokular ohne Filter riesig hell und voller Kontraste. Im 17er dann mit OIII überirdisch. Nahe von Eta Carinae der Schlüssellochnebel, ein Dunkelkomplex bei dem man sich den Bart eines altmodischen Schlüssels gut vorstellen kann. In dieser Region einige Dutzend lichtschwächere Sterne, evtl. ein offener Sternhaufen? – ich weis es nicht. Meine kläglichen Versuche das Objekt zu beschreiben können diesem einfach nicht gerecht werden. Eben habe ich dutzende von Fotografien betrachtet, diese fast alle wunderschön bunt, trotzdem können diese dem (fast) farblosen Livebild nicht das Wasser reichen, auch wenn man den Komplex nur Gesichtsfeldweise abscannen konnte. Ich habe dort gut 40min verweilt. Auch die Folgetage stand das Objekt immer auf der Genussliste. Mitten darin der
Humunkulusnebel – PN – CAR – (mag ? – sbr ?; 12“’ * 18“’) SQM 21,42
Der deutlich -orange wirkende Stern Eta Carinae, mit mag 6,1 erscheint nicht so hell. Scharfstellen ist bei geringer Vergrößerung nicht möglich, da dieser extrem massereiche Stern (100 bis 150 Sonnenmassen mit ca. 5 millionenfacher Leuchtkraft unserer Sonne, wobei ein Großteil vom Nebel absorbiert wird) von einem Nebel umgeben ist. Besonders bemerkenswert ist der Stern wegen seiner Ausbrüche und damit verbundenen extremen Helligkeitschwankungen (über nach menschlichen Zeiträumen längeren Perioden). Eta Carinae ist vom Humunkulusnebel umgeben, einem Bipolaren Nebel aufgrund des letzten Ausbruchs in den 40gern des 19. Jahrhunderts. Dieser ist ca. 18“ klein. Bei höherer Vergrößerung mit dem 17er war der Nebel deutlich erkennbar, als ovales Scheibchen mit scharfer Außenkontur (202-fach). Wegen der niedrigen Position (20Grad hoch) konnte nicht sinnvoll höher vergrößert werden.
Nun heißt es Hausaufgaben machen: Daniel hat mir aufgetragen, dem planetarischen Nebel Shapley 1 zu Zeichnen, dem hatte ich zugesagt. Was man verspricht soll man auch halten, also wurde ins Sternbild Norma gepeilt:
PK329+2.1 = Shapley1 – PN – CAR – (mag 13,6 – sbr 13,85; 1,3’ * 11,3’) SQM 21,46
Der Starhop beginnt beim mag4,7 hellen Stern Eta Nor, mit bloßem Auge deutlich erkennbar, von dort aus etwa 3 Grad südlich. Die Zielregion beinhaltet sehr viele Vordergrundsterne zwischen mag 11 und 14 die flächig verteilt sich, man muss sich zum Auffinden gut konzentrieren. Shapley1 im 26er Aufsuchoku dann eindeutig als zarter Ring erkennbar, der Zentralstern hier noch indirekt. Ab dem13er dieser dann deutlich auch direkt. Der Nebel reagiert auf UHC-Filter, jedoch nicht sonderlich ausgeprägt. Meinen OIII konnte ich nicht in den Okularadapter einschrauben, das Filtergewinde des Adapters passt nicht – bad surprise. Generell hatte ich den Eindruck, dass der UHC-Filter an den Planetaries nur eine relativ geringe Kontraststeigerung hervorrief. Shapley1 ist für einen PN relativ groß, etwa wie M57 jedoch um Klassen blasser. Bei gegebenen Bedingungen war deutlich ein relativ schmaler Kringel umlaufend erkennbar, der genau im östlichen Bereich etwas kräftiger auf einem ca. 120 Grad breiten Segment erscheint. Nach NNW ist genau im Ring ein kleiner Lichtblobb erkennbar, ähnlich hell wie der Zentralstern (um mag 14,5), entweder ein sehr punktuelle Aufhellung im Nebel, vermutlich aber ein Vordergrundstern. Nochmals merklich blasser und damit grenzwertig am inneren Kringelrand SSW eine leichte Aufhellung, eine kleine Ausbuchtung nach innen. Einige Feldsterne umrahmen den PN im 9er und 7er GF: ein ca Mag 13- Stern mit ca. 1’ Distanz zum Ring nach WSW, nach ca. 2’ ein ebenfalls mag13er nach NW, eine sehr 3er-Gruppe mit 2’ nach N, ein 13,5er nach NO um die nächsten zu nennen. Ein sehr schönes Objekt mit einigen Details!
In der ersten Nachthälfte war das Seeing regelmäßig noch nicht sehr gut, dies dürfte vor allem an der (wenn auch dünnen) Betonplatte unseres Beobachtungsplatzes gelegen haben, bis diese völlig die Strahlungswärme der Sonne abgegeben hat wird doch etwas Zeit benötigt. Daher hatte ich (gegen 22.00h) auf das 5er Oku verzichtet und es bei Maximalvergrößerung von 262-fach belassen.
Nebenan hat Stephan ein Paradeobjekt eingestellt. Ich schwenke in Centaurus und finde – dank Stephans guten Beschreibung – auf Anhieb
NGC5128 Centaurus A – GX – Cen – (mag 6,8 – sbr 13,5; 27,6’’ * 20,5’“’) SQM 21,46
Mann, ist das ein Brummer! Das Objekt ist nach M81 die zweithellste Galaxie außerhalb der Lokalen Gruppe und die nächstgelegene Radiogalaxie (14 Mio LJ Entfernung) und weist eine ungewöhnliche Form auf. Von der Grundform leicht oval mit flächigem, sehr großen hellerem inneren Bereich, welcher sehr zart nach außen hin ausläuft wird die GX etwa senkrecht zur Hauptachse durch ein, besser zwei unmittelbar nebeneinander liegende Staubbänder durchschnitten. Stephan hat dies passend mit „Autobahn mit Mittelstreifen“ beschrieben. Während die GX grob von NW nach SO ausgerichtet ist, weist das Staubband von SW nach NO. Zum SW-Ende werden die Staubbänder breiter, fächern aus so dass hier ein Trichtereindruck entsteht. In der schmalen Aussparung des Staubbands erkenne ich einen grenzwertigen Vordergrundstern, im Halo südlich des GX-Zentrums innerhalb ein weiterer, noch wenig mehr außerhalb einen mit ca. mag12 merklich helleren Vordergrundstern. Eine außergewöhnliche Galaxie, in vielerlei Hinsicht!
.
Ich bleibe zunächst bei Galaxien, das nächste Objekt ist jedoch ungleich blasser:
PGC47947 – GX – Cen – (mag 11,8 – sbr 14,7; 12,2’’ * 21,5’“’) SQM 21,46
Ca. 3 Grad vom vorherigen Objekt, oberhalb einer gedachten Linie Centaurus A und Omega Centauri. Schwer! Den Daten nach eine lang gezogene Spindel. Am Notebook hatte ich lediglich die Position, nicht jedoch die Helligkeitsdaten angesehen. Im Aufsuchoku war nichts zu erkennen, auch im 13er ist es immer noch schwierig. Es bleibt bei einem sehr schmalem, länglichen Schemen der schräg durch eine lang gestreckte Zickzack-Sternenkette verläuft, von WSW nach ONO. Notiert hatte ich: grenzwertig, schwerer als gedacht, Flächenhelligkeit kleiner 14,5 – da hatte ich sogar recht.
Es geht deutlich höher, in den Schwanzbereich des Skorpions, etwa auf 70 Grad Höhe. Dieses Sternbild ist dominant, sowohl die Scheren als auch der Schwanz wird durch helle Sterne gebildet. Witzig, wie sich der Skorpion in der 2. Nachthälfte Scheren voran den Horizont entgegen stützt. Angepeilt wird
NGC6302 = Käfernebel – PN – SCO – (mag 9,1 – sbr 11,0; 270“ * 100“) SQM 21,46
Helligkeitsangaben zu dem Nebel sind deutlich widersprechend, ich habe o.g. von Deep Sky Browser übernommen. Es handelt sich hier um einen Bipolaren Nebel. Hoch oben gen Zenith gelegen konnte das 5er Oku (366-fach) zum Einsatz kommen. Ich habe mir viel Zeit genommen und eine Skizze erstellt. Zentral ist eine hellere grob ovale Zone erkennbar, welche quer zur Hauptachse des Nebels steht, der von W nach O ausgerichtet ist. Nach beiden Seiten schließen sich auffächernde Bereiche an. Gen W etwas heller, aber weniger lang gezogen. Ein Zentralstern war nicht erkennbar. Der westliche Ausläufer grob mit der Kontur eines nach W offenen Ovals in oberen Bereich heller, unten zart. Der östliche Ausläufer mehr lang gestreckt, hier der obere Bereich blasser, schneller auslaufend als der untere, welche eine merkliche Delle vom Rand her aufweist. Knapp außerhalb nahe des westlichen Endes ein mag11 Vordergrundstern. Das Objekt dürfte mich gut 40 min beschäftigt haben, ungewöhnlich!
Es ist Mitternacht, SQM-Wert nach wie vor im 21,5 (21,50) im Zenith, noch steht die Milchstraße sehr hoch. In Hubert Schupkes Bericht im IS hatte ich von NGC55 gelesen, auch wenn die Zielregion erst gut 30 Grad hoch steht wird zu der GX gepeilt, für mich nein neues Objekt. Zur Orientierung dient mit das - für mich noch unbekannte - Sternbild Phoenix. Grob in der Verlängerung Beta Phe – Alpa Phe nach weiteren knapp 4 Grad zeigt der Sucher sofort ein sehr längliches nebeliges Objekt:
NGC55 – GX – Scu – (mag 7,9 – sbr 13,4; 31,2’’ * 5,9’“’) SQM 21,50
Wow, Doppelwow – was für ein Brummer! Die Galaxie steht auf halben Weg zur Sculptor-GX, wird von manchen Quellen der Sculptor-, von anderen der Lokalen Gruppe zugeordnet. Sie ist die 12.hellste GX am Himmel. Ich habe auch eine Klassifizierung zu den Zwerg-GXen gefunden, was ob der Größe bei immerhin ca. 4,5 Mio LJ Distanz für mich nicht nachvollziehbar ist. Im GF steht die GX fast auf der Spitze, diese ist von W nach O ausgerichtet. Der westliche Teil ist deutlich blasser verglichen zum Östlichen, welcher eine ganze Reihe von Aufhellungszonen und Knoten aufweist, welche zum Großteil auf Nebelfilter (OIII) reagieren. Schon im 17er ist die GX fast Gesichtsfeld sprengend. Im 13er nicht mehr völlig überschaubar. Ein Prachtobjekt das fasziniert. Am vorletzten Abend in Namibia zwischen 4 und 5 Uhr hat mich diese GX (und NGC253) im Zenith stehend bei Super-Seeing zu Jubelschreien und herumgehüpfe hingerissen, davon im entsprechenden BB …
Wer immer die Möglichkeit hat dieses Objekt unter Südhimmel zu betrachten: machen! Alles andere wäre sträflicher Leichtsinn.
Ich schwenke abermals um, peile wieder höher ins Sternbild Grus (Kranich) , zu
IC6148 – PN – Gru – (mag 11,9 – sbr 14,4; 2’ * 2’) SQM 21,50
Gut 1 Grad oberhalb des nur mag4.5 hellen Sterns Lambda Grus zu lokalisieren. Ahh – der ist schön. Ein wunderbarer klassischer Planetarischer Nebel, nahezu kreisrund mit ausgeprägt breitem Rauchring. Der merklich dunklere Innenbereich umfasst lediglich ca. 1/3 des Radius. Mit dem 9er bei 202-fach wurde ausgiebig betrachtet und skizziert. Wunderbar der schwache aber nadelfeine Zentralstern der aus dem Nebel blitzt, fast stabil direkt, nicht verwaschen wie oftmals bei PN’s. Konzentrierte Beobachtung offenbart schwache Asymmetrien: Im westlichen Bereich ist der Kringel etwas leuchtkräftiger mit einer Einbuchtung zum Zentrum hin. Fast exakt Südlich, nur 1’ entfernt ein markant heller ca. 7er Vordergrundstern. Nach N und NNO jeweils in ca. 2’ Distanz schwächere 13er Lichtfünkchen. Ein Schmuckstück von Planetarischen Nebel.
Die Zeit schreitet voran, Cetus kommt höher. Wieder der Schwenk nach unten, zunächst zu
NGC247 – GX – Cet – (mag 9,1 – sbr 14,4; 21,0’ * 5,6’) SQM 21,70
Einer GX, welche in unseren Breiten bei guten Bedingungen gerade so zu erahnen ist, ob der Größe jedoch die Neugierde weckt. Mit von N nach S ausgerichteter Hauptachse liegt die GX bei mir Quer im GF, groß. Ich notierte: Fetter Walfisch mit flächigen Verdichtungen, insgesamt sehr zart. Auf dem Gebiet der GX im Vordergund ca ½ Dutzend sehr schwacher Vordergrundsterne. NGC247 gehört zur lokalen Gruppe und ist ca. 13 Mio LJ von uns entfernt. Interessant, aber kein Brüller, anders als die nahe gelegene GX
.
NGC253 – GX – Scu – (mag 7,2 – sbr 12,7; 26,4’ * 6,0’) SQM 21,83
Fast unglaublich! Sehr hell, voller feiner und feinster gebogener Streifen. Im 17er bereits GF-füllend, im 9er einfach genial! Nadelfeine Vordergundsterne garnieren den Hochgenuss. . So viele kleine Dunkelzonen neben Aufhellungen, man verliert sich hier ganz schnell - toll! Das Objekt der Begierde steht ca. 8 Mio LJ entfernt, ist nach Centaurus A und M81 die dritthellste GX der lokalen Gruppe. Auch hierüber sollen im späteren Bericht weitere Worte verloren werden.
Es ist gegen 02.00h, ich messe die Grenzhelligkeit: 21,83 mag/arcsec2, ein Wert, welcher in Mitteleuropa selbst in den Hochalpen kaum erreicht wird.
Nun schwenke ich tiefer; schon lange ist die kleine Magellansche Wolke (NGC293) zu sehen, ebenso auch die Große, die selbst am Horizont ‚schleifend’ als große diffuse Aufhellung erkennbar bleibt. Bei ca. 30 Grad Höhe betrachte ich entspannt auf dem Astrostuhl (Timm Klose Design etwas abgewandelt). Das ist gut so, da muss man sich auch hinsetzen
NGC292– GX – Tuc (mag 2,3 – sbr 14,0; 319’ * 205’) SQM 21.83
Im OIII-Filter bei 108-fach … ohne Worte. Stephan neben mir muss meine Euphorie ertragen. Wahnsinn, unglaublich, das gibt es doch nicht …. Ein strukturreicher Lichtknoten nahe am nächsten, Teils fadenförmig, meist rundlich, oval, verzerrt … alles ist geboten. Ich betrachte sicherlich 30min an dem Objekt. Auch wenn ich es mir kaum vorstellen konnte, es kommt noch besser: die
Große Magellansche Wolke – GX – Dor (mag 0,4 – sbr 14,1; 550’ * 170’) SQM 21.83
Ja spinne ich? Es tut mit leid, das gesehene kann ich mit Worten nicht beschreiben, dafür bräuchte es einige Seiten, um auch nur einen Überblick zu verschaffen. Man könnte locker 10 Objekte herauslösen, am Nordhimmel in diversen Ecken platzieren und jedes für sich könnte mit den besten Gasnebeln des Nordhimmels konkurrieren. Alleine 14 Objekte haben eigene NGC-Nummern. Ich scanne die Wolke 30, 40 min ab, immer wieder muss Stephan meine Kommentare ertragen. In der letzten Nacht nehme ich mir dann gut 1h, als würdigen Namibiaabschluss. In dem ganzen Komplex, das Sahnehäubchen
NGC2070 – GN – Dor (mag 8,3 – sbr ?; 20’ * 20’) SQM 21,83
Der Tarantelnebel. Dieser ist eines der größten bekannten Sternentstehungsgebiete in der lokalen Gruppe und trotz seiner Entfernung von 170000 Lichtjahren (52 kpc) auch schon in kleinen Fernrohren zu sehen. In der umwerfenden Nebelregion blitzt und funkelt es auch noch! Es tut mir leid, wenn ich ständig in Superlativen schreibe, ich weis mir einfach nicht anders zu helfen. In leuchtend hellen Bereichen sind rundliche Dunkelzonen erkennbar, Bänder- oder auch beinartige Fortsätze, teilweise in sich verdreht. Im 17er schon Gesichtsfeld füllend. Es hilft alles nichts, man kann sich meine Emotionen nur vorstellen, wenn man dies selbst gesehen hat. Stephan ging es – meine ich – auch nicht anders.
Sowohl bei der Großen als auch der Kleinen Magellanschen Wolke handelt es sich um irreguläre Zwerggalaxien. Während die Größe Magellansche Wolke immerhin ¼ der Leuchtkraft unserer eigenen Sterneninsel aufweist, beträgt diese bei der Kleinen Mag. Wolke lediglich 1/25.
Ich bin wie auf Drogen. Es fällt schwer wieder herunterzukommen. Hinsetzen und das Band der heimatlichen Milchstraße betrachten hilft hier. Diese ist nun bis auf ca. 45 Grad gesunken, steht westlich über dem Farmbereich. Fast schon kitschig das helle, strukturierte Milchband über den schwarzen Konturen der hohen Palmen.
Nach ein paar Minuten geht es wieder. Nur was nun? Zisch …. Ein Bolide fährt übers Firmament. Auf einem Sektor von ca. 30 Grad hinterlässt er eine ca. 10sek lang nachleuchtende Rauchspur. Vor allen in den ersten Nächten haben wir zig-Dutzende Sternschnuppen gesehen, auch mehrere Boliden darunter. Wir konnten aber keinen Ausstrahlpunkt festmachen. War es ein Meteorstrom, wenn ja, welcher?
Ein Sternenfreund einer anderen Gruppe schaut vorbei, und fragt ob wir den Fleischerhaken schon betrachtet haben. Was ist das? Frage ich zurück. NGC1365, eine Galaxie. Die wird nun angepeilt:
NGC1365 – GX – For (mag 9,6 – sbr 14,1; 11,0’ * 6,1’) SQM 21.96
Das Ziel steht noch relativ niedrig (ca. 30 Grad), im Fornax-GX-Haufen beheimatet. Beim Blick durchs Okular kommt keine Langeweile auf. Solch eine deutliche, markante Balkenspirale hatte ich noch nie gesehen. Es zeigt sich der von W nach O ausgerichtete Querbalken mit ovaler, um ca. 45 Grad dazu gekippter Hauptachse. Dieses Oval ist deutlich leuchtkräftiger als der Rest der GX. Gegengleich starten die Spiralarme an den äußersten Enden der Balken jeweils schräg nach hinten, mit diesen schon anfangs spitze Winkel von um die 55 Grad bildend, um dann weit ausgestreckt in enger werdende Bögen überzugehen. Der Südliche Arm ist etwas weitläufiger und bis zu einem ca. mag 12 Vordergrundstern zu verfolgen, der nördliche rollt in der Spitze mehr ein. In den Armen sind einige kleinere Lichtknoten zu identifizieren. Ebenso erkenne ich nahe des Übergangs vom Balken zum südlichen Arm, innerhalb, einen mag 13 Vordergrundstern, im nördlichen selbst auf halben Weg einen mag14-Funken. Rechts außerhalb, knapp neben der GX eine enge 3er Gruppe mit Mag13-Komponenten. Selbst vom Tarantelnebel gesättigt ist diese GX abermals ein echtes Highlight, es wird etwa 30min geschwelgt.
Ein letztes Objekt gönne ich mir noch, den planetarischen Nebel
NGC1360 – PN – For (mag 9,4 – sbr 13,7; 6,0’ * 4,5’) SQM 21.96
Die Nummer lässt es ahnen in der gleichen Region, etwa 8 Grad östlich auf ähnlicher (noch geringer) Höhe. Für einen Planetarischen Nebel recht groß von flächig-hellem Charakter. Ich erkenne eine deutlich ovale Scheibe mit gut erkennbarem Zentralstern (auch schon im 26er). Im 9er GF wird schon ein merklicher Anteil des GF durch den Nebel ausgefüllt. Innerhalb des von WNW nach OSO ausgerichteten Ovals, zum südlichen Rand hin ein mag 14 Vordergrundstern, etwa gegengleich leicht außerhalb ein schwacher mag 15-Funken. Der Nebel nach Norden hin einen Tick deutlicher.
Ich bin platt! Abermals setze ich mich hin und genieße die Stille und dass Firmament, dann wird alles ‚Kleinzeug’ in den Notebookrucksack gepackt, einschließlich aller Okus, Notebook, Klemmbrett, SQM, Justierlaser, Karkoschka (der ist auch dabei, für den Südhimmel jedoch nur für Fernglasbeobachtungen hilfreich), …
Im Dunklen trage ich den Newton-OTA in den mit Tür und Fliegengitterfront geschlossenen Vorraum, danach den Rest (Rucksack, Rockerbox und Basisdreieck). Durch die Flut der Eindrücke wird es eine unruhige, kurze Nacht.
Viele Grüße
Achim