Buchrezension "Flirten mit den Sternen"

  • <b>Flirten mit den Sternen</b>
    Was Sie schon immer über das Universum wissen wollten, aber nie zu fragen wagten


    Autor: Werner Gruber
    Verlag: ecowin
    Seiten: 208
    Preis: € 24,-
    ISBN: 3711001866
    Format und Bindung: gebunden, Hardcover


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    © ecowin
    Mit freundlicher Unterstützung
    des Verlages



    <b>Klappentext: </b>
    <i>Astronomie ist kein One-Night-Stand. Es gibt sie, weil das Universum auf immer und ewig existiert. Was hat dies alles mit dem Flirten zu tun? Das Flirten ist der Versuch einer Annäherung. Im Allgemeinen wollen wir uns anderen Menschen annähern, um sie besser kennenzulernen, um sie zu verstehen, und um vielleicht in Zukunft gemeinsam Freude und Spaß zu erleben oder Trauer zu teilen. Man kann auch mit der Astronomie flirten. Man kann versuchen, das Universum zu verstehen, die Zusammenhänge zu begreifen, sich wundern, staunen und dabei viel Spaß und Freude haben.
    </i>


    <b>Rezension: </b>


    Ich lese gerne das Vorwort. Meistens erhält man dort schon einen Einblick, wen und was der Autor mit seinem Buch erreichen will.
    So hat Werner Gruber dieses Buch nicht für Hobbyastronomen mit Teleskop geschrieben, sondern es richtet sich „an all jene, die über unser Universum wenig wissen, vielleicht schon von diesem oder jenem gehört haben und auf alle Fälle mehr wissen wollen.“ Mit dem Titel „Flirten mit den Sternen“ möchte er eine Annäherung zwischen den wissbegierigen Menschen und der Astronomie erreichen. Ein guter Vorsatz.


    Eine kurze Übersicht über den Inhalt:
    Was können wir am Himmel sehen?
    Licht: Freund und Feind der Astronomie
    Warum gibt es eigentlich Astronomie?
    Sind wir allein da draußen?
    Wo finde ich meinen Stern?
    Ungelöste Fragen auf die wir gerne eine Antwort hätten
    Antworten auf spezielle Fragen
    Das Buch endet mit einer Danksagung und einer Tabelle von einigen, im Buch erwähnten Sternen mit Bezeichnung, Koordinaten, Entfernung, Helligkeit und Sichtbarkeit.


    Werner Gruber beginnt mit sehr stimmungsvollen Beschreibungen, von lauen Sommernächten und funkelnden Sternen. Er erzählt von seiner Arbeit im Planetarium und von den manchmal etwas skurrilen Anrufen, die ihn dort erreichen.


    Das erste größere Kapitel handelt davon, was am Himmel zu sehen ist, wie z.B. Sterne, Mond und Planeten. Dabei versucht er sogar, dem Leser das Herzsprung-Russel-Diagramm nahe zu bringen.
    Wie entstand der Mond, was ist der „Mann im Mond“.
    Was sind Galaxien, wie viele Galaxien gibt es und beschreibt die Hubble Deep Field Aufnahmen als Antwort dazu.
    Der nächste Abschnitt ist über das Licht; wie unser Auge sieht, die unterschiedlichen Dämmerungen, warum der Himmel blau ist, Lichtverschmutzung, Energieerzeugung der Sonne, Polarlichter, Supernovae etc.
    Dem Ablauf der Zeit ist ein weiteres Kapitel gewidmet, womit er auf die Aufgabe der frühen Astronomen hinweist, die Jahreszeiten und die Zeit im allgemeinen im Auge zu behalten. Wie in der heutigen Zeit Gravitationswellen gemessen werden, findet sich auch in diesem Kapitel.
    Die Außerirdischen dürfen natürlich nicht fehlen. Was macht man, wenn im Garten ein Unidentifiziertes Flugobjekt gelandet ist? Gruber hat das angeblich recherchiert – in Österreich, Deutschland und der Schweiz, aber mit keinem befriedigenden Ergebnis.
    Wie werden extraterrestrische Planeten entdeckt? Welche Methoden werden angewendet?
    Wie und wo findet man „seinen“ Stern? Das Koordinatensystem mit Deklination und Rektaszension wird erklärt. Es gibt eine ausführliche Anleitung, wie man eine drehbare Sternkarte nutzt und sogar eine Kopiervorlage um sich selber eine auszudrucken und zu basteln.
    Und schließlich noch diverse Frage- und Antwortspielchen. Fragen wie über die Dunkle Materie, Dunkle Energie und den Urknall, Fragen, die ihm als Direktor des Wiener Planetariums wohl schon oft aus dem Publikum gestellt wurden.


    Ich versuche in meinen Rezensionen immer möglichst nah an der inhaltlichen Reihenfolge des Buches zu bleiben. Das fiel mir in diesem Fall sehr schwer.
    Aus den kurzen Beschreibungen der Kapitel kann man schon ersehen, wie Gruber von einem Thema zum anderen springt, dem Buch fehlt eindeutig ein roter Faden. Er versucht ein nicht gerade einfaches Thema locker an sein Publikum zu bringen und schweift dabei oft viel zu weit ab, wodurch die Zusammenhänge verloren gehen.
    Er würzt seinen Text mit allerlei amüsanten Erlebnissen, was zwar unterhaltsam ist und vielleicht bei einer Vorführung im Planetarium vielleicht gut ankommt, es ist aber nicht besonders informativ. Und geschriebener Text wird dadurch auch nicht wirklich aufgelockert, nur schwerer lesbar.


    Dazu kommen Patzer, die ich gerne als Flüchtigkeitsfehler beurteilen möchte.
    So wird der Asteroidengürtel als „Überreste des Sonnensystems“ bezeichnet.
    Ein weiteres Zitat: „Sterne bestehen größtenteils aus Wasserstoff. Als das Universum geschaffen wurde, gab es sehr viel Wasserstoff (75 Prozent Helium, etwa Lithium und ganz wenig Beryllium).“ Und wo ist der Wasserstoff?
    „Also die hellsten Sterne leuchten 100-mal schneller als die schwächsten damals noch beobachtbaren Sterne.“ Ernsthaft?
    Bei der Erklärung zur Rotverschiebung heißt es „So wird aus dem grünen rotes Licht,...“
    Ich habe noch nie etwas von der Newton’schen Relativitätstheorie gehört. Zwischen dem Gravitationsgesetz und der Relativitätstheorie liegen immerhin über 200 Jahre.
    Es kommen noch zahlreiche grammatikalische Stilblüten hinzu. Im Absatz „Was passiert, wenn die Erde stehen bleibt?“ schreibt er: „Auch die Atmosphäre würde sich weiterbewegen also so mit rund über 1000 Kilometern pro Stunde würde ein Sturm über den Boden fegen.“ Diesen Satz musste ich dreimal lesen.
    Oder die Beschreibung etwas „... ist 5 mal so wenig wie ...“.


    Die einfach gehaltenen Erklärungen werfen oft mehr Fragen auf als sie Antworten liefern. Und gegebenenfalls auftauchende Fragen werden mehrfach mit der Bemerkung abgeschmettert, das müsse man so hinnehmen.
    Einige Anekdoten weniger, dafür mehr fundierte Erklärungen hätten dem Buch gut getan.
    Zur Illustration finden sich im Text einzelne kleine Grafiken, die teilweise mit Hilfe der Software „Stellarium“ erstellt wurden. Leider sind diese oft so klein, dass man kaum etwas genauer erkennen kann.
    Und in einem Buch über Astronomie erwarte ich keine Rezepte, auch wenn „Zimtsterne“ wenigstens die Sterne im Namen tragen. Ein „Schweinsbraten“ hat nicht einmal den Pluspunkt.


    Bevor ich die Rezension zusagte, hatte ich mich über Werner Gruber informiert und da er der Direktor der Kuffner- und Urania-Sternwarten sowie des Wiener Planetariums ist, war ich doch recht gespannt.
    Ich möchte Herrn Gruber zu Gute halten, dass er sicher weiß, über was er schreibt und er hat auch versucht die komplexen Sachverhalte in einfachen Worten zu erklären. Leider ist ihm das nicht gelungen.



    <b>Fazit: </b>


    Durch zahlreiche thematischen Ausflüge verlieren die Kapitel den inhaltlichen Zusammenhang und Merkwürdigkeiten im Text erschweren das Verständnis weiter. Der Versuch Astronomie einfach zu erklären ist nur ansatzweise gelungen.
    Werner Grubers „Flirten mit den Sternen“ kann in lockerer Planetariumsatmosphäre seinen Platz haben, in gedruckter Form hat es leider nur noch Unterhaltungswert.

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