Vorstellung Weltblick 60/910

  • Hallo,

    seit gestern befindet sich ein Weltblick 60/910 Refraktor bei mir. Das war so eigentlich überhaupt nicht geplant.
    Michi trug dazu bei, indem er mich auf das Angebot aufmerksam machte. Und so isses dann eben passiert ...



    Hier ein Bericht über diese Gerätschaft.



    Der Verkäufer war so heldenhaft, die Original-Schachtel als Versandverpackung zu benutzen. Pfui über ihn!
    Immerhin verwendete er klares Klebeband. :)



    Erstmal fiel mir auf, daß das Paket ganz schön schwer ist. Für den ziemlich baugleichen Revue 60/910 habe ich
    aus einem uralten Katalogblatt die Gewichtsangabe 23 kg. Ja, das könnte hinkommen.

    Witzig und spannend zugleich:
    Teile des Teleskops waren in einen Bogen der "Frankfurter Rundschau" vom 12. November 1977 eingepackt ... :)




    Aufgebaut sieht das Gerät dann so aus:



    Die Holzbeine der Montierung sind recht dünn geraten, als Deko brauchbar, zum Beobachten erscheinen sie mir zu wackelig.
    Für praktischen Gebrauch empfehlen sich kräftigere Beine mit fixer Länge. Und praktisch gebrauchen möchte ich diesen kleinen Refraktor.
    Als fertig aufgebautes Gerät, das schnell nach draußen getragen ist und sofortige Beobachtung ermöglicht.


    Einen umso stabileren Eindruck macht die Montierung selbst.





    Besonders gut gefallen mit die Teilkreise mit den eigens angeschraubten Zeigern. :)




    Diesen Zeiger kann man geradebiegen. Ist aus Stahlblech, da geht das ganz entspannt.




    Das Erscheinungsbild ist sehr klassisch. Gefällt mir sehr gut, insbesondere der mattschwarze Lack trägt zum klassischen Eindruck bei.



    Die Antriebe sind fest, da hat sich wohl in vier Jahrzehnten auf dem Dachboden das Schmierfett verfestigt.


    Erstaunt und verwundert haben mich die an manchen Teilen zu sehenden Stellen mit gelblichgrüner Schicht.
    Es scheint kreativ eingesetzter Kaugummi zu sein, übrigens auch auf der Taukappe ist ein kryptisches Zeichen damit aufgebracht.



    Sehr erstaunlich: Zwischen den Linsen sind zur zwei Abstandplättchen. Ein wenig abseits der Stelle, wo ein drittes Abstandsplättchen
    zu erwarten wäre, ist ein Bereich, der wunderschöne Newton-Ringe zeigt. Michi wäre begeistert ... :)




    Der Tubus des Okularauszugs hat leichtes Spiel, da sollte ein Streifen Isolierband in der Führung Abhilfe schaffen.
    Positiv: Der Tubus des Auszugs endet in einem (Vixen-) Gewinde 36,4. Der originale Steckanschluß für 0,96" Okulare
    fällt die ersten Gewindegänge regelrecht hinein, dann greift das Gewinde und er sitzt dann doch recht fest.

    Nach dem Anfertigen der Lichtbilder packte ich zusammen.
    Etwas ernüchtert ob der auf den ersten Blick doch recht schlichten Ausführung.
    Andererseits, was wäre anderes zu erwarten? In dem erwähnten Katalogblatt ist ein Preis von 299,- DM angegeben.
    Einerseits viel Geld, andererseits für ein solches komplexes Instrument sehr wenig.
    Immerhin ist es insgesamt mechanisch ein sehr solides Gerät, an ein paar Stellen etwas Hand anlegen und gut sollte es sein.
    Es sind so ziemlich alle Bauteile aus Metall. Das erfreut den Liebhaber alter Gerätschaften natürlich. Und irgendwo muß das Gewicht ja auch herkommen ...



    Die Optik?

    Tja, was ist zu erwarten, wenn bei einem FH-Objektiv die Linsen-Fügung augenscheinlich nicht korrekt sein KANN, weil ein Abstandsplättchen fehlt?
    Mit einem 0,96" 20 mm H-Okular probierte ich es heute freihändig aus: Im Blick durch das Okular zeigt sich eine beeindruckend flaue und dunkle Abbildung.
    Ein 60er FH-Objektiv von mutmaßlich brauchbarer Qualität kann viel, viel mehr. Zumal es bei dieser kleinen Öffnung und dem langen Öffungsverhältnis
    relativ einfach ist, Linsen zu fertigen, die eine gute optische Qualität hergeben. Die Erfahrung zeigt, das manches Objektiv mit grauenhaften
    Abbildungseigenschaften nach sachkundiger Fügung der Linsen erstklassig abbildet.

    Was macht man, wenn ein Abstandsplättchen fehlt? Man versucht es zu ersetzen.
    Und so schraubte ich den Ring heraus, der das Linsenpaket in der Fassung hält. Gleich eine Bleistiftmarkierung an den Rand der Linsen
    – die schon gleich begannen auseinander zu rutschen –, damit Lage und Orientierung klar sind.
    Und schon fand sich das dritte Abstandsplättchen – es klebte in der Fassung am Gewinde ... :)

    Ebenso klebte im Gewinde eine dünne Schicht altes Fett. Fassung und Taukappe bilden eine Einheit. Nachdem außen an der Taukappe
    ein kreatives Zeichen in dieser gelblichgrünen Schicht war, nach meiner Einschätzung historischer Kaugummi, beschloß ich die gesamte
    Einheit in heißer Spülmittelösung einzuweichen. Die als Kaugummi vermutete Masse löste sich recht schnell vom Untergrund und ließ sich
    als zähe Masse abziehen und abrubbeln. Auch wenn es aus geschichtswissenschaftlicher Sicht unverantwortlich erscheinen mag,
    habe ich dieses Artefakt entsorgt. Ohne vorherige Geschmacksprobe. Mea culpa.

    Das (sehr lange) Innengewinde der Fassungshülse fühlt sich sehr rauh an. Da besorge ich eine feine Stahlbürste und gehe da mal ganz sachte drüber.
    In meinem vorigen Leben habe ich eine Metallausbildung absolviert, also alles gechillt.
    Denn möglicherweise werde ich den Schraubring ein paarmal rein und rausdrehen, und die Fassung auf den Tubus schrauben,
    bis sich eine zufriedenstellende Abbildungsqualität eingestellt hat. Das zeigt sich.


    Und damit ist für heute erstmal Ende. Dieser Tage mache ich an dem Objektiv weiter, dann gibt es Bilder und Text dazu.

    Daß erstmal an verschiedenen Stellen Arbeit erforderlich ist, versuche ich entspannt zu sehen.
    Umso mehr Spaß dürfte dann das Beobachten mit diesem Gerät machen ... :)
    Ob ich das mit den Linsen hinkriege? Ich probiere es einfach aus. Genügend Beobachtungserfahrung habe ich,
    so daß ich mir eine sichere Einschätzung der Abbildung zutraue. Und der Rest ist probieren.
    Ein 60 mm Achromat mit f/15 sollte da gutmütig sein. Ich bin gespannt ...



    Viele Grüße,
    Andreas

  • Hi Andreas,



    danke fuer den schoenen Bericht. Das ist noch ein alter "Royal Astro", eine fruehere Generation der Japanteleskope mit sehr wertiger Verarbeitung. Die Optiken enttaeuschen normalerweise nicht, und auch die Sucher sind noch achromatisch und dank dieses merkwuerdigen M36.4mm-Gewindes laesst sich das Instrument auf kontemporaere Okulare aufbohren.


    Die ollen Okulare tragen meist auch zum dunklen, flauen Abbild bei. Huygenstyp, winzige Linsen (Stichwort "Wellensittichaugen", bei den kurzen Brennweiten) und unverguetete Schichten helfen sehr, ein gutes Abbild der Frontlinse erfolgreich zu vergaellen.


    Ich habe einst meinen Tasco 60/700er auf 1.25" aufgebohrt und ich war erstaunt, was ich auf einmal dadurch sehen konnte!

  • Hallo Jürgen,


    selbstverständlich bekommt der einen Okular-Adapter für 1 1/4". Hatte bereits einen bestellt, der ist auch schon da,
    ließ sich jedoch auf die Schnelle nicht einschrauben, auch da ist ein wenig Handauflegen am Gewinde erforderlich.


    Gute 1 1/4" Okulare habe ich zur Genüge und ich möchte mit dem Refraktor primär beobachten. Den Anspruch, das mit den
    originalen "Wellensittichaugen" :) zu tun, habe ich rein garnicht.


    Vielen Dank für den Tipp! Für den Test des Objektivs kommt auf jeden Fall der Adapter auf 1 1/4" ran – und bleibt dann auch dran.


    Cheers,
    Andreas

  • Hallo Andreas,


    kleiner Tip:


    der Wert als Museumsstück ist höher als der, praktisch damit zu beobachten.
    Du tust also gut daran, bei weiteren Restaurations-Arbeiten besonders vorsichtig vorzugehen und den Originalzustand möglichst zu erhalten.
    (Auch die Pappschachtel..).


    Und dieser Refraktor verlangt ja keine allzu aufwändige Restauration, Du bist ein Glückspilz ein so gut erhaltenes Gerät bekommen zu haben.


    Viel Spaß damit weiterhin!


    besten Gruß
    John

  • Hallo Andreas,
    toller Bericht,gute Bilder und schönes Gerät.
    Mach doch mal ein Detailfoto vom eckigen? Schildchen auf dem Auszug.
    Dann kann man eventuell sehen aus welcher Schmiede der Refraktor stammt.Royal Astro muss nicht unbedingt sein.
    Die newtonschen Ringe im Bereich des fehlenden Plättchens sollten Michael jetzt mal nachdenklich stimmen.... ;)
    Der kleine Kerl wird Dir schon bei Jupiter und Saturn die möglichen erreichbaren Details zeigen vielleicht auch eine Polkappe am Mars.Der Mond ist sicherlich seine Stärke.
    Die Sache steht und fällt mit den Okularen.
    Ich schätze das geringe Gewicht und die Schnellspechteleigenschaften dieser Instrumente.
    CS
    Saierländer

  • Hallo Andreas,


    hast Du ja schön hinbekommen...nur füge bitte noch das 3. Abstandsplättchen ein, damit die Linsen hier nicht mehr aufeinander liegen und an diesem Berührungspunkt Newton-Ringe erzeugen. Die Linsen sind damit zueinander verkippt und das ergibt ein flaues Bild. Wenn dann noch innerlich der Konterring zu stramm sitzt, holst Du die zudem eine Verspannung ins System. Sind deine Sterne bei hoher Vergrößerung 3eckig ?


    MfG Michael

  • Hallo,

    die obigen Lichtbilder zeigen den Anlieferungszustand.

    Im Moment liegen die Objektivlinsen im Küchenschrank. Dort isses einfach schön ruhig.
    Sie warten auf einen günstigen meditativen Moment und passende Mondphase. Das muß ich noch auspendeln lassen.
    Logisch kommen drei (einheitliche) Abstandsplättchen rein. Und den Haltering werde ich gaanz sachte nur anlegen.
    Wie beim Einstellen von Radlagern – besser minimales Spiel belassen.

    Und grundsätzlich ist meine Devise bei solchen Gerätschaften: sämtliche Änderungen oder Ergänzungen müssen reversibel sein.
    Dank 36,4 mm Vixen-Gewinde im Tubus des Okularauszugs läßt sich ein Adapter auf 1 1/4" Steck gechillt einschrauben.
    Alle Original-Teile, die ich nicht verwende, kommen in die Verpackung und ab damit zum Wertstoffhof.
    Nein, war nur ein Scherz! Die Schachtel kommt wohlverwahrt ganz oben auf`s Regal. Staubgeschützt, lichtgeschützt.

    Am Okularauszug befindet sich keinerlei Schild oder Aufkleber. Sonst gäbe es oben selbstverständlich ein Bild davon.
    Es sind irgendwelche Rückstände dort, die möglicherweise Klebstoff-Reste sein könnten von einem einst dort befindlichen Schild.
    Aber das ist reine Spekulation. Da muß dann wohl ein selbst angefertigtes Phantasie-Schild ran. Wie wäre es mit "Astrology-Expert – 60/910"?

    Eigentlich wollte ich so ein Dingens ja garnicht kaufen. Und nun habe ich mir Arbeit gekauft damit.
    Immer schön mit der Ruhe. Bei jeder günstigen Mondphase ein Stückchen weiter.

    Gechillte Grüße,
    Andreas



    <font size="1">Tante Edith hat "Achslager" in "Radlager" geändert.</font id="size1">

  • Moin,
    (gerne wecke ich diesen Thread wieder zum Leben ... ;) )


    ich kann mich nun seit gestern in die Reihe der "Weltblick 60/910er-ianer" einreichen ... habe ich doch genau diesen alten Refraktor seit gestern bei mir zu stehen. Neugierde - nicht zuletzt auch aufgrund Andreas´s (aka Retro-Paul) hiesigem Artikel (schade Andreas, das Du ihn nicht weitergeführt hast; wäre schön, Deine weiteren Erfahrungen hier zu lesen)




    Kurz: gestern kam bei mir ein gut gepacktes Paket an (werde die Tage auch etwas auf der Klassikerseite (die ich wieder online gestellt habe) dazu schreiben.
    Aber erst einmal eine Frage: als ich gestern das Teleskop auspacke, sehe ich auf dem Objektiv diese Schmiere





    Ich dache: okay, ist sicher leicht zu reinigen, da aussen. Nix da: die Schmiere ist zwischen den beiden Linsen. Naja, man solte meinen: es sind Alu-Abstandsplättchen erkennbar, Objektiv also auseinanderbauen und vorsichtig reinigen und - gut ist. Auch hier: nix da! Die Linsen pappen fest zusammen. Daher nun die Frage an alle diejenigen, die mit diesem alten Weltblick 60/910 (aus dem Hause Royal-Astro) zu tun hatten: sind bei Euch die Objektivlinsen trennbar? Falls ja, wie könnte ich die Linsen - zwecks Reinigung und Entfernen der Schmiere - auseinanderbekommen?


    Denn es wäre schade, müsste ich den Refraktor so Zustand halten; optisch ist der nämlich in diesem Zustand sehr bescheiden. Das würde ich gerne ändern ...


    Beste Grüße Hannes

  • Moin Hannes!


    Wollen mal nicht hoffen, das irgend so ein Spezi Klebstoff zwischen die Linsen gedrückt hat. Aber hier sieht es möglicherweise "nur" nach Wasserflutung mit Spüli aus.
    Pack das Linsenpaket in heißes Wasser und versuche nach einiger Zeit, die Kante eines Kunststofflineals zwischen die Linsen zu drücken, oder die Linsen vorsichtig gegenläufig zu drehen. Zieh Einmalhandschuhe an für den besseren Grip!
    Die "harte" Methode wäre, das Linsenpaket in Aceton zu legen. Irgendwann gehen die Linsen auseinander, aber ob die Abstandsplättchen das überstehen? Letztere Methode habe ich erfolgreich mit verkitteten Linsenpaketen angewandt.


    Das Wasser zwischen den Linsen eines FH bekommt man evtl. auch durch das Einlegen des Glaskörpers in Trockenpulver (oder Silica-Gel) raus. Ich habe hier krümeliges keramisches Material zum Trockenhalten von Schaltschränken. Das hat mir schon mal innerhalb einer Nacht den Beschlag aus dem Zwischenraum eines 102er FH beseitigt.


    Viel Erfolg!
    .

  • Hallo Hannes,


    das passiert wenn man Reinigungsflüssigkeiten direkt auf die Linsen sprüht anstatt auf das Reinigungstuch!
    Ich selbst, habe hier schon 2mal solche Selbstreinigungsversuche von verzweifelten Astrofreunden beheben dürfen, ein Tasco 70/900mm und ein Wachter 90/1300mm FH.


    Beiden waren mit Spülilösungen direkt eingesprüht worden, dazwischen gelaufen und damit die Auflageplättchen und teilweise auch die Linsen untereinander oder in der Fassung verklebt!
    So wurde auch der Dreck von Linse und Fassung zwischen die Linsen gespült, so wie auf deinem Bild.
    Einweichen in warmer hochverdünnter Spülilösung brachten den Erfolg, 1-2 Tropfen auf den Liter zum entspannen des Wassers!


    Zuvor aber die Linsenstellung und Plättchenpositionen mit Edding markieren!


    Die Linsen wurden dann mit Optikerhandschuhen; microfasertuch und Optik Reinigungsflüssigkeit aus Reinigungsset oder Sagotan - Spray ( selbe Grundstoffe ) gereinigt, beugt Linsenpilz vor und behebt auch noch leichten Befall!


    Gesamte Fassung auch damit reinigen, zuvor aber wieder Plättchenpositionen markieren!


    Anhauchen mit Mundkeimen ist daher auch zur Not nur bei Brillen tolerierbar!


    Mechanisch Öffnen dann wie Winnie schon berichtet hat!

    Gruß Günter


    GSO 12"+ 8" Skywatcher Dobson, Celestron 8" Schmidtkamera; C8 Orange + 5,5" Comet-Catcher; MAK 100/1000 + 127/1500; ED 80 PRO,

  • Hallo Andreas,


    die Montierung ist von guter solider Qualität und Festigkeit, Sie ist der Astro3 ( Lidl oder EQ3-1 Montierung ) und der Meade LXD3 in Stabilität überlegen!


    Auf einer Astrosäulen und Vermessungsstativ trugen Sie einen 114/900 Newton, 127/1500mm MAK sowie einen 90/910mm FH besser, wie ich bei einem Besuch einer Schulsternwache selber feststellen konnte.


    Die original dazugehörenden Holzstative, können die erreichbare Tragfähigkeit bei weitem nicht erbringen!
    Wodurch dann auch die Sichtbarkeit von Objektdetails leidet und man die Optik garnicht ausreizen kann!


    Dort wurden 3 Stück in RA motorisierte für Mond Fotografie und Astro - Zeichnungen und Vorführungen eingesetzt!

    Gruß Günter


    GSO 12"+ 8" Skywatcher Dobson, Celestron 8" Schmidtkamera; C8 Orange + 5,5" Comet-Catcher; MAK 100/1000 + 127/1500; ED 80 PRO,

  • Moin allerseits,


    danke Euch für die guten "Echos"


    Ja ich habe die Spülilösung tatsächlich gestern (bekam von Roland schon diesen guten Tip, danke Euch allen) tatsächlich durchgeführt - und es hat geklappt. Man konnte sehen, wie das Wasser langsam zwischen die Linsen "kroch" und nach einiger Zeit habe ich die Linsen dann (natürlich habe ich eine Bleistift-Marke an den Linsenrändern gesetzt :-)) auseinanderbekommen. Dummerweise ist dann aber eines der Abstandsplättchen verrutscht, ich habe es beim Zusammenbau aber wieder dorthinbekommen. Aaaber - da war schon mal jemand drin. Ich war nicht der Erste, der das Objektiv auseinader hatte ... Und der Schmock hat wohl schon länger "eingewirkt": trotz vorsichtiger Reinigung sind noch Restschlieren, die ich auch nicht wegbkomme, auf der konkaven Linse zu sehen. Hmmh .. und noch dazu kleine Minikratzerchen, die man als kleine Reflexe gegen das Licht sieht. Nundenn. Nach Reinigung der Fassung habe ich das Objektiv dann wieder zusammengebaut und hatte dann mal einen ca 4km Luftlinie entfernt liegenden Fernsehturm (bzw. dessen Licht) bei 180fach ins Visier genommen: Bin noch nicht zufrieden. Klar ist das Bild dunkel (180 fach bei 60mm in der bewölkten Dämmerung macht eben "dunkel"). Aber mir fehlt die auch hier zu erwartende Bildschärfe ... Da muss noch was kommen. Ich werde mir die Zeit nehmen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die angebrachte Markierung an den Linsenändern wohl erst nach einer "Verstellung" der beiden Linsen zueinander angebracht wurde...


    Ansonsten ist die Mechanik noch wirklich solide Arbeit: kein Plastik, selbst die kleine Montierung hat etwas "Massives". Die kann bestimmt mehr. Selbst die Objektivfassung - grundsolide und nichts "spirreliges". Leider gibt es hier aber keine Justagemöglichkeit - das ist schade. Schwachstelle ist einmal mehr (wenngleich nicht ganz so, wie bei den nachfolgenden 60/900er Refraktor-Generationen): das Stativ. Auch hier gibt es den horizontalen Wackel.


    Mal sehen, wie ich den Refri noch so hinbekomme, wie ich ihn haben möchte :) (da geht dann mal wieder die Suche nach einem Vermessungsstativ los .. etc. ;) )


    Beste Grüße Hannes

  • Hallo zusammen,


    spielt denn die Position der Linsen, was die Rotation zueinander angeht, wirklich bei so einem f/15 Refraktor so ein große Rolle?


    Hintergrund der Frage ist, daß ich meinen 80/1200er ja auch mit falschherum eingebautem Linsenelement bekommen habe, und außerdem war nirgends irgendwas markiert ... sprich, das war sicher schon beim Kauf alles verdreht und vertauscht wie nur was, einen "Originalzustand" kennt man da doch gar nicht mehr.


    Aber er bietet für meine Begriffe ein gutes Bild. Oder bin ich nur nicht kritisch genug und es ginge womöglich eigentlich noch mehr, wenn man da irgendwie mit der Rotation der Linsen experimentieren würde?


    LG
    Thomas

  • Hallo Thomas,


    für eine gute Abbildung, sind die Positionen der Linsen von entscheidender Bedeutung!
    a) die Linsen in der richtigen Reihenfolge
    b) dann eine Dreipunkt - Zentrierung und Auflage mittig in der Fassung
    c) genauer Abstand der Linsen zueinander Abstandplättchen genau über den 3 Linsenauflage, diese regeln die Über / Unter - Korrektur und die FarbKorrektur


    Bei Unterkorrektur liegen die Schnittpunkte, der realen Strahlen für einzelnen Farben unterschiedlich vor (in Lichtrichtung gesehen) dem paraxialen Bildpunkt, bei Überkorrektur dahinter.
    Die Dicke der Abstandsplättchen regelt den Abstand der Farben vom gemeinsamen Fokus!


    d) auch die Rotation der Linsen zueinander, kann durch Keilfehler beim schleifen Auswirkungen haben, zur Korrektur
    in kurzen Drehbeträgen im 2 Stundentakt bei wiederholter Kontrolle!


    e) auch die Linsenfassung und Okularauszug sollte gerade montiert sein, damit der Lichtkegel auch mittig im Okular an kommen kann!


    Das kann man im Sterntest z.B. mit einer weißen LED angeleuchteten Kugellagerkugel aus mindestens 15m Entfernung, als künstlicher Stern, das defokusierte Bild des Lichtpunktreflex betrachten kann. Es soll zentrisch und rund sein, Inter und extrafokal

    ( &gt; http://www.vibes.co.at/images/120-900ED.jpg &lt; Hier gezeigt an einem ED &lt; )


    möglichst gleich rund aussehen, so wie hier in den Bespielen für FH´s
    &gt; https://www.google.com/search?…Sterntest+bilder&gs_l=img.


    Vielleicht hat ja Jemand noch bessere FH - Sterntestbilder!


    Hört sich kompliziert an, ist aber mit etwas vorher nachdenken und sorgfältiger Vorbereitung der Arbeitsschritte locker in 2- 3 Stunden machbar!


    Nur Mut, man lernt dabei mehr über sein Fernrohr, als es bei den vielen abzuarbeitenden Arbeitsschritten, zuerst den Anschein hat!


    Ich möchte diese Erfahrung nicht mehr missen, wenn sich mit eigener Arbeit der Erfolg einstellt und aus vielen Einzelteilen, mit sorgfältigen Handgriffen, Mechanik &gt; Optik und &gt; Physik in einer Einheit, ein astronomisch brauchbares Fernrohr bilden!

    Gruß Günter


    GSO 12"+ 8" Skywatcher Dobson, Celestron 8" Schmidtkamera; C8 Orange + 5,5" Comet-Catcher; MAK 100/1000 + 127/1500; ED 80 PRO,

  • Hallo Günter,


    mein Refraktor hat die drei Plättchen gar nicht. Stattdessen ist ein dünner Ring aus weichem durchsichtigen Plastik zwischen den Linsen. Ich dachte, das wär sogar besser, weil wenn man dann "vorsichtig" den vorderen Ring in die Fassung schraubt, der die Linsen im Endeffekt festhält, kann man den halt problemlos einen kleinen Hauch fester ziehen, statt das Glas zu quetschen – stattdessen wird ja eher dieses dünne Plastik gequatscht?


    Ich werd irgendwann mal versuchen, das Thema nochmal anzugehen, wie gut die Optik denn wirklich ist, danke für die Links ... Bisher finde ich da wenig auszusetzen, bin aber vielleicht auch einfach nicht kritisch genug :)


    LG
    Thomas

  • Moin Leuts!


    Dank nochmals für die guten Tips zum Thema "Objektiv ent-schmocken". Hat auch gut geklappt,
    man sieht nur noch gaaanz wenig, ein Hauch, den ich dann nicht mehr ganz wegbekam. Aber - okay.
    Hier auch Bilder, wie versprochen.





    Nichtsdestotrotz bin ich da noch nicht zufrieden mit dem Resultat im Okular: Denn man sieht leider kleine "komatöse" Kometenschwänzchen am Beugungsbild (ich habe eine einige hundert m entfernte Glühbirne, an der abends über längere Zeit ein wunderbarer Testsonnenreflex zu sehen ist ... bei 120-180fach ist das dann nicht mehr schön. Und ein f/15 sollte da eigentlich recht robust sein.


    Na, mal schauen, ob ich das noch hinbekomme. Ansonsten ist er nämlich sehr schön, der alte "Weltblick" aus dem Hause Royal Astro (vermutlich das Modell R-605)


    Greetz Hannes

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