Beobachtungsziele für Klassenausflug

  • Hallo,
    unser Physikkurs macht demnächst eine Beobachtungsübernachtung. Ich habe mein Teleskop zur Verfügung gestellt. Außerdem soll ich etwas darüber erklären und Beobachtungsziele raussuchen. Ich habe da an den Mond, Mars und Jupiter gedacht, aber vielleicht hat jemand noch Tipps, die blutige Anfänger und Anfänger begeistern könnten;-)

  • Hallo Masa98!


    Ich würde auf jeden Fall Saturn in die Liste aufnehmen. Begeistert vllt. sogar eher noch als der "vergleichsweise" kleine Mars.
    Je nach Lichtverhältnissen könntest du auch über ein paar DS Objekte nachdenken. Vllt. einen Sternhaufen ( zb. M13 )?
    Das mal als kleine Anregung von meiner Seite!
    Viel Spaß wünsche ich Euch natürlich ![:)]

  • Ja, M13 bzw. M3 scheint eine sinnvolle Wahl. Kannst ja für jeden jungen Spechtler quasi eine Kurztour planen, damit sie gemeinsame Vergleichserlebnisse haben. Anfangen bei Jupiter, über Mars zu Saturn, hoch zu Arkturus, M3, Cor Caroli, den Wagen erklären, Polaris, Vega, M13...bis dahin. Damit bekommst du locker 30 Minuten pro Kandidat gefüllt, es gibt reichlich Information über die Objekte und deckt ausser Nebeln und Galaxien das wichtigste ab. Du musst spätestens um 22:00 anfangen, sonst ist Jupiter weg und zum Süden und Westen muss die Sicht am Horizont frei sein. Hier könnte man dann auch erläutern warum Objekte tief am Horizont "wabbern".


    Diese Tour benutze ich zur Zeit um meine Skalen einzujustieren, relativ einfacher Kurs der viel vom Himmel abdeckt. Beispiele für hellen Hauptreihenstern, Roten Riesen, Doppelstern, zwei Sternhaufen die sich ähneln. Ich würde mich ein wenig vorbereiten und mir ungefähr die Koordinaten notieren bzw. ne App wie Stellarium downloaden, damit du nicht so lange suchen musst.

  • Hallo Martin,


    Neblige leuchtschwache Gebilde wie große Gasnebel und vor allem Galaxien sind an deinem Standort um diese Jahreszeit ja nicht sinnvoll beobachtbar, weil es nicht dunkel genug wird. Besser sind kleinere Objekte mit hoher Flächenhelligkeit. Die bisherigen Vorschläge passen da alle.


    Mit nur einem Teleskop ist die Menge der beobachtbaren Objekte doch recht begrenzt, je nachdem wie viele Leute Ihr seid. Selbst mit nur 10 Teilnehmern brauchst Du pro Objekt mindestens 30 Minuten. Auch wenn alle begeistert sind, ist trotzdem nach 3 Stunden vermutlich "die Luft raus". Realistisch sind also 5-6 Objekte.


    Falls Ihr mehr als 10 Leute seid, versuch doch, hier übers Forum noch jemand mit Teleskop zum Mitmachen zu finden. Zumindest sollten aber alle, die zu Hause ein Fernglas haben, es zur Beobachtungsübernachtung mitbringen.


    Ich halte es für sinnvoll, die Beobachtungsnacht gut vorzubereiten und im Unterricht per Vortrag mit Bildern die Objekte schon mal vorzustellen, die Ihr beobachten wollt. Dann könnt Ihr euch draußen am Teleskop ganz aufs Anschauen konzentrieren.


    Gruß,
    Martin

  • Wer gerade nicht am Teleskop steht, sollte ein Ausweichprogramm zur Verfügung haben. Es gibt über 80 Sternbilder, die 5 - 10 wichtigsten des derzeit sichtbaren Nordhimmels auswendig zu finden, könnte sowas sein.


    Winkelgrößen ausrechnen kann man auch üben. Wieviele Bogensekunden ist Jupiter derzeit groß, wie vernachlässigbar gering ist es, wenn man's per Umfang ausrechnet, anstatt mit den Winkelfunktionen? Wie lang braucht das Licht von Sonne, Jupiter, Sternhaufen X, Y und Z? Wer war Carl Sagan? Warum sollte jeder Hobbyastronom den Himmel wenigstens einmal zu Vangelis' "Alpha" angeschaut haben? Wie kann man anhand von Sternen eine Pyramide exakt nach Norden ausrichten? Was ist ein Jakobsstab und sollte man ein paar davon bauen? Oder die Faustregel zur Orientierung (die Dicke der Faust am ausgestreckten Arm entspricht ca. 10°). Wie schleift man eine runde Scheibe Glas von Hand und wie genau geht das als Heimwerker? Wer kennt Stellarium oder Celestia? Wer weiß, daß man sich die Überflugdaten der ISS nach Hause mailen lassen kann? Alles, nur keine büffelige Langeweile.


    Auch nicht ganz unwichtig, falls es bedeckt ist.

  • Hallo Masa,


    helle planetarische Nebel könnten auch gehen, z.B. M27 und M57. Evtl. auch helle hochstehende Galaxien wie M81/82.
    Vielleicht kannst Du noch schauen, ob Du eine EQ-Plattform ausleihen kannst? Finde ich beim Dobson mit Publikum immer sehr angenehm, vor allem wenn Du auch auf Planeten gehen willst und ein bisschen höher vergrößern musst. Sonst musst Du die ganze Zeit selbst nachschubsen und Objekte wieder einfangen...


    Viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Masa98,


    Du solltest auch noch gucken, wann 'demnächst' ist. Dann kannst Du z. B. auf calsky.de Deinen Beobachtungsort einstellen, das Niveau auf "Anfänger/Learner" stellen und den geeigneten Zeitraum aussuchen, sowie die Objektklassen auswählen.
    Außer Planeten, ggf. dem Mond und Sternhaufen bzw. planet. Nebeln als Beobachtungsobjekte könnten noch Satelliten-Flares bzw. ISS-Überflüge interessante Ereignisse sein, vor allem für die, die gerade nicht durchs Teleskop gucken.


    Wenn ich Sternführungen mache, dann laufen die immer ca. so ab (ggf. unterbrochen von Ereignissen oder umgeordnet wegen Untergängen):
    1. Orientierung am Himmel
    a) Welches Sternbild kennt Ihr? "Großer Wagen!" Wie finden wir den Polarstern im Norden?...Der steht IMMMER da!
    b) Zirkumpolare Sternbilder (beginnend bei UMi)
    c) Jahreszeiten N-ecke.
    d) Ekliptikale Sternbilder/Tierkreis - hier sieht man ej nach Jahreszeit/tageszeit andere Sterbilder
    e) aktuelle Planeten/Mond AUf- und UNtergänge.
    2. Beobachtung mit dem Teleskop/Fernglas - normalerweise je 1 Objekt von leicht nach schwer:
    a) Mond
    b) Planet(en)
    c) Offene Sternhaufen
    d) Kugelsternhaufen
    e) heller Planet. Nebel
    f) ggf. Galaxie - jetzt im Sommer eher nicht...


    Bei 10 Teilnehmern sind so schnell mal eineinhalb Stunde voll.


    DS, Holger

  • Masa, Werner,
    Sonnenbeobachtung mache ich ungern mit unüberschaubaren oder unegübten Benutzergruppen - zu schnell guckt mal einer einfach so in die Sonne oder stubst den Filter weg oder es kommt sonst was dazwischen. Zum Üben ist der Mond sicherer.
    DS, Holger

  • Hi Holger



    Ein Filter, den man wegstubsen kann, trägt die Fachbezeichnung 'Zeitbombe'.


    Ein, zwei Sekunden ohne Teleskop in die Sonne schauen hat noch keine Löcher in die Netzhaut gebrannt und außerdem gibt's ja entsprechende Brillen. Sicherheit geht aber vor, da hast Du recht.


    Grüße
    Stick

  • Hallo,
    Sonnenbeobachtung ist mit Besuchergruppen eigentlich gefahrlos.Bis jetzt habe ich keinerlei Probleme dabei gehabt. Und niemand schaut bewußt länger in die Sonne.
    Die größte Gefahr ist die Sonnenprojektion! Da schaute mal ein Kind zwischen der Projektionstafel ins Okular. Glücklicherweise passierte nichts, weil die Sonne tief stand, es diesig war und der Refraktor der Sternwarte noch nicht überholt war und die Coudeumlenkspiegel fast blind waren.
    Da muß man stark aufpassen und darf das Gerät nie unbeaufsichtigt lassen!
    Bei meinem eigenen Refraktor sitzt der Glasfilter aber fest und relativ hoch, da hat noch kein fürwitziges Kind dran rumgefummelt.
    Gruß Armin

  • Moin,
    erst mal muss der Himmel klar sein, sonst fällt der Abend vermutlich ins Wasser.


    Im Hochsommer im Norden kannst du flächige Deepsky-Objekte fast vergessen oder du musst bis nach Mitternacht warten. Auch kommt es drauf an, ob der Mond sichtbar ist oder nicht (ich kenne das Datum nicht). Mit Mond am Himmel fällt Deepsky ins Wasser.


    Ab 10 Teilnehmer brauchst du eine Begleitperson, die sich um die Schüler mitkümmert. Sonst wird hinter Deinem Rücken da Blödsinn gemacht.


    Weniger ist mehr: Neben Mondsichel und Saturn würde ich nicht mehr als 3 weitere Objekte einplanen. Darunter sicherlich M13 im Herkules, eventuell M27 oder M57 als planetarische Nebel. Dazu etwas Hintergrundwissen zu allen Objekten, die man anschaut. Sternbilder erklären ist schön, aber dürfte für die meisten so spannend wie Vokabel-Lernen sein. Dann lieber die Bahnbewegung aller Sterne erläutern, wie sie im Kreis um den Polarstern durch die Erddrehung scheinbar am Himmel kreisen.


    Vermutlich kommen Fragen wie "Wo ist die Milchstraße", "Wo ist dessen Zentrum?", "Wo stehen wir mit der Sonne?" .. da kann man sich vorbereiten.



    Wichtig ist, dass man sicherstellt, dass alle auch das gesehen haben, was man sehen will. Mancher stiller Typ sieht nix, weil er die Brille auf/absetzt und den Scharfstellknopf nicht findet ... sagt aber nix oder schlimmer sagt: "Prima"



    Gruß


    PS: Je nach Wetterlage wird es auch im Sommer nachts recht kühl. Also im Vorfeld darauf hinweisen, dass ein T-shirt zu wenig ist. An Getränke denken, eventuell was zu futtern, wenn ihr keinen Grillabend mit einplant.

  • Hallo,
    habe spaßeshalber mal wieder gegoogelt: Sternbuch "Welcher Stern ist das".
    Und siehe da, es gibt immer noch Angebote über dieses Büchlein, 0,01 EUR(+3,-- Porto), In den älteren JG stand immer als Text, was in mehr als 10° Höhe beobachtet werden kann. Habe von den Angeboten (0,01 EUR) drei gekauft, ein Büchlein sogar wieder verschenkt.
    Das wäre eine Überlegung wert, diese kleine Invest. zu tätigen. So erspart man sich manche Erklärung, wo was steht.
    Planetenörter/Sichtbarkeiten sind natürlich nicht aktuell, aber da gibt es andere Quellen.


    Gruß Guenther

  • Hallo an Euch,


    kann dem was Kalle schildert zustimmen. Ich hatte vor zwei Jahren die dritte Klasse meiner Tochter mit Lehrerin und zwei Müttern zu Gast in meinem Garten. Es waren der 203er Dobson, ein 80/1200 Refraktor und ein Telementor aufgebaut. Am Dobson war M42 der Hingucker gewesen. Bis alle durchgesehen hatten war schon der halbe Abend rum. An den Refraktoren war Jupiter zu sehen, damit war das Programm schon voll. Viele Fragen kamen, ich erläuterte die Funktion und Bedienung der Teleskope und nach anderthalb Stunden, als es wieder zur lesenacht in die Schule ging, wollte kaum einer gehen.
    Macht auf jeden Fall Spaß und ich werde es auch gelegentlich wiederholen.


    Viele Grüße,


    Micha

  • Hallo Martin,


    Schleswig-Holstein und Ende Juni sind natürlich keine wirklich optimale Kombination fürs Beobachten [;)]. Zusätzlich zu den bereits gemachten Vorschlägen fallen mir als echte Highlights noch ein: Der schöne Farbkontrast-Doppelstern Albireo (orange-blau im Kontrast zueinander), der einfach zu trennen ist. Und etwas später in der Nacht ggf noch der sehr sternreiche offene Haufen M11 ziemlich weit unten im Sternbild Schild, ein großartiges Objekt ! Und wenn du schon in dieser Gegend bist: Nicht weit weg liegt der "Blutstropfen" V Aquilae, ein Kohlenstoffstern, der schon in kleineren Fernrohren richtig rötlich erscheint.


    Servus
    Ben

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