Buchrezension "Sketching the Sun"

  • <b>Solar Sketching</b>
    A Comprehensive Guide to Drawing the Sun


    Autor: Erika Rix, Kim Hay, Sally Russel, Richard Handy
    Verlag: Springer
    Seiten: 444
    Preis: € 48,14
    ISBN: 978-1493929009


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    © Springer Verlag
    Mit freundlicher Unterstützung
    des Verlages



    <b>Klappentext: </b>
    <i>Von den Autoren von „Sketching the Moon“ kommt eine umfassende und reich illustrierte Einführung gefüllt mit detaillierten Zeichungsanleitungen für eine Vielfalt solarer Phänomene. Altbewährte traditionelle Methoden und Materialien und innovative Techniken werden nacheinander beschrieben, entwickelt und weitergegeben von aktiven astronomischen Zeichnern.
    Neulingen der Sonnenbeobachtung wird erklärt was von Weißlicht-, H-alpha- und Calcium K-Filtern visuell zu erwarten ist, zusammen mit nützlichen Tipps zur Ausrüstung, Beobachtungstechniken und der Praktikabilität von Zeichnungen am Okular. Für die technisch interessierten Leser gibt es ausführliche Beschreibungen wie Sie mit Hilfe von Bildbearbeitungssoftware Ihre Zeichnungen in Animationen zum Leben zu erwecken.


    Die Sonne ist das visuell dynamischste Objekt in unserem Sonnensystem und bietet fesselnde und spektakuläre Ansichten. Knoten in den magnetischen Feldlinien führen zu kraftvollen Eruptionen, formen bizarre Sonnenflecken und bogenförmige Protuberanzen, die unseren nächsten Stern zu einem der aufregendsten und herausfordernsten astronomischen Zeichenobjekte machen. Die Verfügbarkeit preiswerter Sonnenteleskope und Sonnenfilter hat es ermöglicht, dass die Sonne zunehmend ein beliebtes Ziel der astronomischen Zeichner geworden ist. Der Gebrauch von Schmalband-Sonnenfiltern bietet eine wunderbare Möglichkeit Anblicke der Sonne festzuhalten, die bis vor Kurzem unerreichbar waren.
    Sie werden einfach nachvollziehbare Schritt-für-Schritt Anleitungen entdecken, die auf Ihre speziellen Interessen zugeschnitten sind ob es nur die Zeichentechnik, der Beitrag zur Wissenschaft, persönliche Studien oder einfach der Spaß an gemeinsamen Sonnenbeobachtungen ist, bei denen Kindern durch das Zeichnen etwas über unsere Sonne gelehrt wird. Wenn Sie „Solar Sketching“ als Referenz benutzen, war das Zeichnen der Sonne niemals einfacher.
    </i>


    <b>Rezension: </b>


    Ich möchte wieder einmal eine Lanze für das Zeichnen am Teleskop brechen. Seit der Entwicklung der ersten Teleskope sind Sonnenbeobachtungen gemacht und die Entdeckungen gezeichnet worden und nicht wenige Astronomen haben es mit dem Verlust des Augenlichtes bezahlt.
    In der heutigen Zeit wirkt es etwas anachronistisch, wo es so einfach und erschwinglich geworden ist, in die Sonnenfotografie einzusteigen. Schmalbandfilter und H-alpha-Sonnenteleskope sind nicht mehr völlig außer Reichweite und ermöglichen den Sonnenbeobachtern einen Blick auf die aktive sichtbare „Oberfläche“ unseres Heimatsterns. Und da gerade die Sonne keine langen Belichtungszeiten erfordert, ist auch die Sonnenfotografie relativ problemlos möglich geworden.
    Aber wer sich intensiver mit unserer Sonne auseinandersetzen will, wer selber Oberflächendetails entdecken möchte, die bei der Fotografie natürlich mit fotografiert werden, aber vielleicht unbeachtet bleiben, für den ist das Zeichnen die ideale und auch sehr persönliche Herangehensweise.
    Erika Rix, Sally Russel und Richard Handy waren schon an dem Buch „Sketching the Moon“ beteiligt und haben für dieses im Jahr 2015 erschienene Buch noch Kim Hay aus Kanada mit ins Boot geholt.


    Das Buch beginnt mit einer ausführlichen Einleitung sowohl zur Sonnenbeobachtung als auch zu der erforderlichen Ausrüstung, speziell auf das Zeichnen am Teleskop zugeschnitten, als auch wie man die Ausrüstung für die eigenen persönlichen Vorlieben zurechtschneidert.
    Dann werden die Ausrüstungsgegenstände vorgestellt, welche zur jeweiligen Beobachtungsmethode benötigt werden: Folie und Glasfilter zur Weißlichtbeobachtung, Projektionsmethode, H-alpha-Filter, ERF, Calcium K. Zu den Filtern werden Hinweise gegeben, was damit beobachtet werden kann. Es folgen die Teleskope, Montierungen, Okulare und Zeichenutensilien, Softwareprogramme, Vorlagen und Bastelanleitungen. Schließlich noch einige Tipps wie man nicht nur sich selber vorbereitet und schützt sondern auch, wie die erstellten Zeichnungen am besten aufgehoben und geschützt werden können.


    Die Kapitel zur praktischen Arbeit am Teleskop beginnen mit „Zeichnen für die Wissenschaft“. Was ist das, was man sieht? Welche Filter sind für welche wissenschaftlichen Beobachtungen notwendig? Was kann man durch zeichnen dokumentieren? Was wird für wissenschaftliches Zeichnen benötigt? Sonnenfleckenklassifikation und Sonnenfleckenrelativzahl ermitteln sind geläufige Beiträge, die geleistet werden können. Wo kann man sich mit den eigenen Zeichnungen an Beobachtungsprogrammen beteiligen (Astronomical League, AAVSO, BAA, Association of Lunar and Planetary Observers)


    Es folgen die Kapitel „Weißlichtfilter“, „Solarprojektion“, „H-alpha-Filter“, „Calcium K-Filter“, „Filterkombinationen“, „Transits“ und „Finsternisse“.
    In jedem Kapitel werden unterschiedliche Techniken vorgestellt, von Zeichnungen mit Bleistiften, Tusche, Pastellkreiden, Kohle und Farbstiften, auf weißem und schwarzem Papier oder Karton. Sogar Cybersketching wird erklärt – Zeichnen auf einem PDA, Smartphone oder Tablet-PC mit einem Zeichenprogramm.
    Für jede Technik werden die erforderlichen Materialien aufgelistet und die Durchführung wird in einzelnen Schritten beschrieben und meistens durch Fotos verdeutlicht. Die fertigen Zeichnungen können über eine elektronische Bildbearbeitung weiterbearbeitet und z.B. eingefärbt werden.
    Dazu Tipps, wie besondere Ereignisse geplant werden können, über den zeitlichen Ablauf als auch wie das zeichnerisch umzusetzen ist und wie man das im Vorfeld üben kann.
    Ein Kapitel ist dem Erstellen von Animationen gewidmet, so kann z.B. die zeitliche Entwicklung von Sonnenflecken durch mehrere Zeichnungen erfasst und anschließend zu einer GIF-Animation zusammengesetzt werden. Es werden drei unterschiedliche Programme vorgestellt und die Beispielanimationen sind im Internet anzusehen.
    Ein letztes Kapitel schließlich widmet sich Aktionen mit Kindern, wie man ihnen die Sonne gefahrlos nahebringen kann, ihr Interesse wecken und z.B. durch das Basteln eines einfachen Spektroskops erhalten kann.
    Es folgt noch ein Anhang mit Zeichnungsvorlagen, Glossar und Internetlinks.


    Der Aufbau des Buches ist sehr übersichtlich und durchdacht, die Kapitel folgen alle dem gleichen Muster, so dass man sich schnell zurechtfindet. Die vorgestellten Zeichnungsanleitungen sind gut dokumentiert, vielfach mit s/w-Fotos (teilweise auch farbig), leicht nachvollziehbar und die Materialien nicht außergewöhnlich, so dass die/der interessierte LeserIn alles gleich ausprobieren kann.
    Die Möglichkeiten moderner Grafikprogramme werden mit einbezogen, d.h. Zeichnungen können später eingescannt und weiter bearbeitet werden.


    So ganz nebenbei wird noch viel Wissenswertes über die Sonne vermittelt, Grundlagen der Beobachtung und Vorsichtsmaßnahmen (auf jeder 2. Seite steht unten eine Warnung, nicht ohne Filter in die Sonne zu sehen).
    Die Transits von Merkus, Venus und der ISS sind eindrucksvoll und im Falle der ISS auch schwierig zeichnerisch darzustellen.
    Der Venus-Transit wird auf über 20 Seiten behandelt, was ich im Hinblick auf das nächste derartige Ereignis (2117) für überzogen halte, von uns heute wird das kaum noch jemand erleben und dann auch noch zeichnen können.



    <b>Fazit: </b>


    Ein Buch, gerade für Anfänger sehr gut geeignet, da es sowohl viele Fakten über die Sonne vermittelt und durch die Anleitungen zum Zeichnen dazu ermuntert, sich ausführlicher mit dem Gesehenen auseinander zu setzen.
    Viele unterschiedliche Techniken werden von künstlerisch begabten Amateurastronomen vermittelt, die damit Hilfestellung bei der Auswahl der Technik geben, die sowohl für ein bestimmtes Detail der Sonnenbeobachtung als auch für einen selber am besten geeignet ist.

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