Hallo Zusammen,
schon vor vielen Monaten las ich im Schwesterforum „Forum Stellarum“ über Ralf´s Traum von einem perfekten, visuellen Apo und war als hauptsächlich, visuell orientierter Spechtler fasziniert von diesem Projekt (sh. hier: http://forum-stellarum.de/showthread.php?tid=3628). Außer dem immer wieder hoch gelobten Takahashi FS-128 den es bekanntermaßen nur noch gebraucht gibt ist diese Nische heutzutage ja wirklich recht überschaubar. Als ich dann von einer Neuauflage mit sogar nochmals gesteigerter Farbkorrektur erfahren habe und das bei diesem Projekt die ehemaligen Zeiss Spezialisten mitwirken – war klar: so ein Teil muss her!
Da in der Hobbykasse allerdings gerade eher Ebbe herrschte – setzte ich mir als Vorgabe – die Finanzierung komplett durch Verkäufe von schon vorhandenem Astro-Equipment zu stemmen und so verließen mich während der Wartezeit auf den AOM u.a. ein Vixen ED130SS sowie ein Vixen FL80S (beides sehr gute Geräte). Auch wenn es am Ende nicht ganz gereicht hat – war ich zumindest sehr nah dran
Letzten Samstag war es dann endlich so weit, Wetter und Freizeit vielen so zusammen, dass ich meinen neuen 5“ Apo – den zweilinsigen AOM (Astro-Optik-Manufaktur) bei Ralf Mündlein abholen konnte. Interesse vermutend, anbei ein kleiner Bericht von der Abholung inkl. First Light.
Als ich gegen 18:30 Uhr bei Ralf ankam – war es bereits dunkel und er hatte die Geräte (Apo Nr. 003 und Apo Nr. 004) auch schon auf der Terrasse platziert, damit sie auskühlen konnten. Als Montierung verwendet Ralf eine Vixen Sphinx mit Koch-Steuerung – die ich hier das erste Mal live gesehen habe – definitiv schönes Teil! – vor allem so schön leise
Mein erster Eindruck als ich Apo Nr. 004 fertig montiert auf der Sphinx sah, war ein: „Woww – ganz schön groß“ Gerät Nr. 003 lag währenddessen noch auf einem Tisch in der Nähe und wartete auf seinen Auftritt. Einziger Unterschied der beiden war der montierte OAZ – während Nr. 004 einen APM Auszug hatte war Nr. 003 mit dem auch auf der Homepage zu sehenden Feather-Touch Auszug ausgestattet.
Nach kurzer Besichtigung der Hobbywerkstatt ging es dann auch schon los und wir begutachteten was die Geräte am schönen, dunklen Sternenhimmel zu leisten im Stande sind… Der Himmel war absolut wolkenfrei, Straßenlampe auch weit und breit keine zu sehen – lediglich fuhr an der gegenüberliegenden (zum Glück sehr ruhigen) Landstraße ab und an ein Auto vorbei.
Los ging es mit einem kurzen Blick auf die Andromeda-Galaxie und h und chi Persei – woww! Andromenda zeigte sich als schöne milchige Wolke gegen den dunklen Himmelshintergrund während der Sternhaufen einen faszinierenden Anblick mit seinen roten und blauen Sternen bot. Das war schon mal ein absolut beeindruckender Einstieg! Allerdings verweilten wir hier nur kurz und gingen recht schnell weiter zum Doppelsternsystem Alamak der sehr schön die rote Farbe des Hauptsterns und seinen blauen Begleiter zeigte für einen Sterntest war dieser allerdings eher ungeeignet – trotzdem spielte ich natürlich auch schon hier mit dem Fokus um mir einen ersten Eindruck zu verschaffen…
Für eine bessere Bewertung suchten wir uns dann einen anderen, zenitnahen Stern – zuerst erwischten wir zwar einen einzelnen aber wieder „gelben“ Stern - also noch mal weiter geschwenkt und einen schönen, weißen rausgesucht. Für den Sterntest habe ich dann mein mitgebrachtes Pentax XW-3,5 mm Okular eingesteckt was bei der Brenweite von 1200m eine Vergrößerung von 342x ergibt… tjo was soll ich sagen – lehrbuchmäßig beschreibt es wohl ganz gut. Intra- und extrafokal absolut kreisrund und symmetrisch – so wie man sich das wünscht! Auf einer Seite des Fokus sieht man bei dieser hohen Vergrößerung am äußersten Rand einen leichten roten Saum – auf der anderen Seite einen leichten blauen. Im Fokus hingegen konnte ich absolut keine Farbe feststellen – dafür andeutungsweise einen geschlossenen Beugungsring – der aufgrund des nicht ganz optimalen Seeings aber eben nur andeutungsweise zu sehen war. Auf jeden Fall zeugte das Gesehene von einer sehr gut korrigierten Optik! Sehr schön!
Mit diesen Bildern im Kopf wechselten wir dann die Geräte und Apo Nr. 003 durfte zeigen was er kann. Das erste, das mir beim Wechsel sehr positiv auffiel war das geringe Gewicht des kompletten Teleskops - es sieht durch seine Größe viel schwerer aus als es wirklich ist und erinnerte mich in dieser Beziehung stark an meinen verkauften Vixen ED130SS.
Das Besichtigungsprogramm mit Nr. 003 war dann 1:1 identisch zum Vorgänger - das Seherlebnis ebenso. Auch hier kreisrunde, symmetrische Bilder intra- und extrafokal. Die Vergleichbarkeit der Bilder auf beiden Seiten des Fokus gefiel mir hier sogar noch einen Ticken besser – aber das kann auch rein situations- bzw. seeingabhängig gewesen sein. Der Unterschied zwischen den beiden Apos war jedenfalls wenn überhaupt nur minimal – beide sind auf sehr, sehr hohem Niveau. Um es vorweg zu nehmen… ich habe mich dann auch für Nr. 003 entschieden zum einen wegen dem Ticken (der wie gesagt aber vielleicht auch beim Beobachter lag ) zum anderen da Nr. 004 bereits einige Male als Vorführer herhalten durfte während Nr. 003 quasi neu war. Passender Weise hatte dieser auch schon den 3“ Feather-Touch verbaut den ich unbedingt haben wollte (wenn schon denn schon! ).
Anschließend meinte Ralf, das eigentlich auch Uranus recht gut zu sehen sein müsste und nach einigen Einstellungen an der Montierung hatten wir den Planeten dann auch im Okular! Ich kenne Uranus bereits von meinem früheren 8“ GSO Dobson – allerdings ist diese Beobachtung schon einige Jährchen her so dass ich sie nicht mehr wirklich vor Augen habe - allerdings erinnere ich mich an ein blau/grünes Kügelchen was eindeutig als Planet erkennbar war.
Im AOM Apo zeigte sich Uranus bei 342x ebenfalls eindeutig als blaue Scheibe – sogar sehr gut abgegrenzt – am Besten dient vielleicht eine Murmel als Vergleich – auf jeden Fall war diese Murmel, das was mich am allermeisten an diesem Abend beeindruckt hat - wirklich sehr schön!
Abschließend haben wir uns dann auch noch an etwas „engeren“ Doppelsternen versucht wobei die Trennung von 36andromeda AB mit ca. 0,9 bis 1“ eindeutig gelang. Schwieriger war da schon ein als extra Herausforderung gewählter Stern mit 0,5“ bei dem uns jedoch leider beiden keine Trennung gelang… (vielleicht war es ja auch der falsche ).
Mittlerweile wurde es dann auch schon recht frisch und ich hatte auch genug gesehen um die Kaufentscheidung nun wirklich fix zu machen – also packten wir zusammen klärten das Geschäftliche und ich trat zufrieden (mit Apo!) den Heimweg an
Erst am folgenden Sonntag hatte ich dann auch Zeit und das passende Licht um das Gerät an sich sowie dessen mechanische Qualitäten zu begutachten. Hier kann ich nur sagen – erste Sahne! Angefangen, von der mit Filz ausgekleideten und verschiebbaren Taukappe mit separater Streulichtblende, über die perfekt sitzende Staubschutzkappe aus Metall, die perfekt gearbeiteten Schraubverbindungen mit schönen Innenimbus-Schrauben, eine top Lackierung bis zum selbstverständlich hervorragenden Feather-Touch-Auszug – man merkt dem Gerät einfach an, dass hier wirklich alles gut durchdacht und mit höchstem, handwerklichem Geschick ausgeführt ist. Nicht zu vergessen natürlich die sehr schöne und temperaturkompensierte Objektivfassung und das sehr geringe Gewicht des Gerätes was es trotz der ansehnlichen Brennweite von 1200mm absolut problemlos von einer Person zu handhaben lässt.
Als Montierung nutze ich aktuell eine Super Polaris DX auf dem originalen großen Holzstativ – vom Gewicht ist das gar kein Problem aber der doch schon recht lange Hebel verursacht ein recht langes Nachschwingen – visuell aber absolut brauchbar!
Gestern Abend konnte ich das Gerät dann auch erstmals zu Hause an meinen Paradeobjekten – der Straßenlampe von nebenan und Altair testen. Der Sterntest an Altair bestätigte das zuvor gesehene und zeigte noch deutlicher als am Vortag absolut vergleichbare intra- und extrafokale Bilder – das First-Light am Mond auf das ich mich schon den ganzen Tag gefreut hatte – musste aber leider, leider aufgrund aufziehenden Nebels verschoben werden… Nun denn - so bleibt wenigstens auch noch was für die nächsten Beobachtungen übrig und da ich heute abend zu platt bin zum Rausrödeln und auch schon wieder Nebel aufzieht.... - schreib ich Euch diesen kleinen Bericht.
Ich bin jedenfalls voll und ganz zufrieden, kann das Gerät nach allem was ich bisher gesehen habe nur wärmstens weiter empfehlen und wünsche Ralf und seinen Mitstreitern viel Erfolg mit dem super Projekt!
Viele Grüße
Christoph