Buchrezension "Sternwarten"

  • Sternwarten
    95 astronomische Observatorien in aller Welt



    Autor: Stefan Binnewies, Wolfgang Steinicke, Jens Moser
    Verlag: Oculum
    280 Seiten
    Preis: 24.90€
    ISBN: 978-3938469-20-0


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    © Oculum Verlag
    Mit freundlicher Unterstützung
    des Verlages


    <b>Klappentext: </b>


    <i> Sternwarten sind als „Fenster zum Himmel“ ganz besondere Orte – wissenschaftlich, architektonisch und historisch. Sie symbolisieren die Sehnsucht des Menschen, seinen Platz im Kosmos richtig einordnen zu können.


    Der einzigartige Bildband fängt diesen Geist auf. 95 Sternwarten auf fünf Kontinenten werden in Wort und Bild vorgestellt: von den grossen Refraktoren des 19. Jahrhunderts über die riesigen Spiegel des 20. Jahrhunderts bis hin zu den gigantischen Astronomie-Tempeln heutiger Zeit.


    Die Autoren besuchten Standorte in aller Welt. Stefan Binnewies und Jens Moser gelang es in überzeugender Darstellungskraft, den Charakter der Observatorien mit Mittelformatkameras eindrucksvoll wiederzugeben. Wolfgang Steinicke lieferte dazu profunde Abrisse der Entstehung, Entwicklung, Technik und wissenschaftlichen Arbeit der Sternwarten und ihrer Teleskope.


    Freunde der Astronomie, Technik und Architektur werden um dieses Buch nicht herum kommen. In seiner inhaltlichen Dichte gibt es weltweit nichts Vergleichbares.
    </i>


    <b>Rezension: </b>


    Wer träumt nicht davon, einmal die beeindruckendsten und grössten Teleskope dieser Welt zu bereisen und sich von alten sowie neuen Techniken begeistern zu lassen. Stefan Binnewies und Jens Moser haben sich diesen Traum erfüllt und zusammen mit Wolfgang Steinicke ein eindruckvolles Werk zusammengestellt.


    Stefan Binnewies und Jens Moser haben dabei die Aufgabe übernommen, alle Observatorien zu besichtigen und abzulichten. Wolfgang Steinicke ist grösstenteils für die Texte verantwortlich. Ausgewählt wurden Observatorien mit Grossteleskopen, d.h.Reflektoren ab 1m Öffnung, Schmidtteleskope ab 60cm Öffnung und Refraktoren ab 45cm Öffnung.


    Die inneren Buchdeckel zeigen dem Leser die Verteilung der Observatorien auf zwei Nachtkarten an. Im vorderen Buchdeckel sind die Sternwarten Europas zu sehen und im hinteren Buchdeckel die Sternwarten der „restlichen“ Welt. Durch die Darstellung auf Nachtkarten erkennt man sehr schön das grösste Problem der heutigen Zeit: Lichtverschmutzung. Im Laufe der Jahre sind viele Sternwarten durch die wachsende Bevölkerung und die damit einhergehende zunehmende Störung des Sternwartenbetriebs zur Flucht auf hohe Berge gezwungen. Glücklicherweise haben viele Sternwarten den Sprung in die aktuelle Forschung geschafft und werden noch heute aktiv genutzt – trotz schlechteren Standortbedingungen.


    Doch bevor es auf die Reise geht, geben die Autoren dem Leser noch einen kleinen Einblick in das Leben der Astronomen. Die Einleitung handelt vom vergangenen Berufsbild des Astronomen und der Tätigkeit der heutigen Astrophysiker, die oftmals angenehmer ist als damals. Auch die heute angewandte Technik sowie die verschiedenen Teleskoptypen und Montierungsarten werden beleuchtet. Sehr spannend ist das Thema „Rekorde“, wo die verschiedenen Höchstleistungen und dazugehörigen Kriterien betrachtet werden. Ebenfalls erwähnt wird die Finanzierung der astronomischen Beobachtung und zu guter Letzt einige Kuriositäten und Katastrophen, die manchmal glimpflich und manchmal ärgerlich ausgingen.


    Dann geht es endlich los. Die Reise beginnt in Deutschland, führt über Europa (Schweiz, Österreich, Ungarn, Tschechien, Litauen, Schweden, Grossbritanien, Irland, Niederlande, Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland, Bulgarien, Russland, Türkei), Asien (Japan, China) und Australien/Neuseeland bis nach Afrika und endet schliesslich auf dem amerikanischen Doppelkontinent (Kanada, USA, Mexiko, Chile). Innerhalb der Länder sind die Sternwarten nach dem Zeitpunkt der Inbetriebnahme sortiert.


    Die Artikel geben nicht nur Auskunft über die geographische Lage. Es wird die historische Entwicklung mit ihren Hochs und Tiefs beleuchtet, die verschiedenen Teleskoptypen und deren Grössen werden erläutert, ebenso werden Montierungen und Schutzbauten erklärt. Auch die angewandten Beobachtungstechniken sowie aktuelle Forschungstätigkeiten, Ergebnisse und Öffentlichkeitsarbeit werden besprochen.
    Ebenfalls nicht unerwähnt bleiben auswärtige Projekte und zugehörige Sternwarten von kleinerem Umfang oder solche, die im Ausland installiert sind.


    Zu allen Observatorien gibt es viel Bildmaterial. Die meisten Bilder sind ganzseitig abgedruckt, im mindesten aber sind sie ca. im Format A5 abgebildet. Die gezeigten Bilder verdeutlichen die Dimensionen der einzelnen Sternwarten sehr gut. Ausgewählt wurden immer Gesamtansichten und Teleskopansichten, vielfach wurde mit Weitwinkelobjektiven gearbeitet.
    Und hier kommt ein weiteres beeindruckendes Merkmal der Fotos ins Spiel: alle Bilder wurden mit analogen Mittelformatkameras geschossen. Die Qualität der Bilder ist beeindruckend und rechtfertigt diesen zusätzlichen Aufwand im Zeitalter der digitalen Technik.


    Im Anhang findet man ein Glossar mit allen wichtigen Begriffen, ein Personenverzeichnis, ein Ortsverzeichnis und ein Teleskopverzeichnis. So kann man nach jeglichen Begriffen schnell und unkompliziert suchen. Egal von welchem Stichwort aus man beginnt, die Verzeichnisse sind eine wahre Hilfe.


    Innerhalb des Buches kann man Lesen wie man möchte. Man kann der Reihenfolge nach Lesen, man kann sich aber auch jeweils die interessantesten Artikel heraussuchen, somit „kreuz und quer“ lesen. Alle Artikel sind voneinander unabhängig. Zwischendurch kommen einzelne Verweise, aber diese beziehen sich lediglich auf gleiche Teleskoptypen an anderen Standorten, Vergleiche oder weitere Projekte des jeweiligen Instituts.


    Die Wortwahl der Texte ist sehr einfach gehalten. Die Sätze sind teilweise komplex aufgebaut, aber durchaus verständlich und lesbar. Es gibt natürlich ab und zu Fachworte, die aus der Teleskopkunde stammen - aber diese sind in einem Buch über Sternwarten zu erwarten. Die Aufteilung von Text und Bildern ist sehr harmonisch, der vorhandene Platz wurde gut ausgenutzt und zum Vorteil des Lesers ausgeschöpft. Bilder und Text wechseln sich grade richtig, dass das Lesen sehr angenehm wird. Die Grösse der Bilder und die Qualität ist, wie schon oben angedeutet, sehr gut und lädt zum Verweilen und Betrachten ein.


    Negativ aufgefallen sind hingegen die doch zahlreichen grammatikalischen Fehler, die das Buch enthält. So findet man beim Lesen nicht nur mehrfach Doppelnennungen (z.B. „Prunkstück ist der der 76cm Refraktor“) sondern auch unvollständige Sätze, Schreibfehler („... lag am Standrand“) und grobe Grammatikfehler („Drei kleinere Kuppeln von je 8 m sitzen die oberen Enden des Gebäudes.“). Vielfach hat dem Autoren scheinbar die Anwendung der 4 Formen des Kasus, im Speziellen des Dativs, Probleme bereitet („Von 162 m hohen Chateau Neuf geniesst man das herrliche Panorama von Paris.“).



    <b>Fazit: </b>
    Das Buch ist in jedem Fall mehr als nur einen Blick wert. Wer mehr erfahren möchte über die schönsten und grössten Sternwarten dieser Welt, für den ist dieses Buch ein absolutes Muss. Faszinierende Bilder gekoppelt mit informativen Texten zu Historie und Technik bringen einem die ausgewählten Sternwarten näher.

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