jo, nach zwei Jahren Abstinenz in punkto Beobachtungsberichte schreiben, muss ich
mich mal wieder melden....
gestern am 16.2.04 war es gottseidank wieder soweit dass Petrus ein Einsehen hatte
und freie Sicht zur Andromedagalaxie gewährte [:p]
Mit von der Partie waren Stefan Möhnen (Möhni), Matthias (Mat) und dessen Bruder, wir
trafen uns mitten im Pfälzer Wald auf knapp 600m Höhe weitab störender Lichtquellen wo
uns ein ca 6m3er Himmel erwartete. Das Seeing war etwas wechselhaft und streute von
mittel bis gut, in ruhigen Phasen waren ca 400x an Planeten nutzbar. An Teleskopen
kam mein 450/2020mm Selbstbaudobson "Auge" und der 205/1295mm "little Bandit" zum Einsatz.
Schwerpunkt war natürlich der vor kurzem fertiggestellte 18er. An eine ernsthaft-protokollierte
Beobachtung war nicht zu denken da es vorrangig um Beurteilung der Leistungsfähigkeit
von "Auge" im Vergleich zu meinem vorigen 15" Discovery Truss ging, auch wollte ich den
beiden neuen Sternfreunden möglichst viel vom Himmel zeigen. Es wurden daher auch sehr
viele Objekte beobachtet, hier ein paar Auszüge:
- B33 (Pferdekopfnebel, Orion) 18", 16mm Nagler, 126x UHC:
nach längerem Hinschauen deutlich mit Halsansatz und Schnauze die in Richtung der beiden
Sterne, mit denen er ein Dreieck bildet, zeigte
- PK 205+14.1, (Abell 21 oder Medusanebel, Gemini) 18er, 27mm Panoptik, 75x OIII: im 15er
immer wieder ein sehr schwieriges Objekt, im 18" einfach da, die Halbmondform wie ausgestanzt
- NGC 2261 (Hubbles veränderlicher Nebel, Einhorn) 18", 7mm Pentax, 288x: sehr hell, dreieckig
aufgefächert, sehr viele Strukturen im Nebel, ausgefranster Übergang, an einer Seite ziemlich
lange Schliere, schöner wie auf den meisten Fotos.
- NGC 2392 PK 197+17.1 (Eskimonebel, Gemini) 18", 5.2mm Pentax, 388x: hell und riesig bei der
Vergrößerung, dunkler Ring innerhalb des äusseren ausgefransten Saums, Strukturen des "Grinsegesichts" sichtbar
- Jupiter, 18", 5.2mm Pentax, 388x: gleißend hell wie ein Autoscheinwerfer, ohne Filter geschaut,
Strukturen von zart pastell bis rötlich im GRF gesehen, das dazu gehörende Wolkenband voller weisser
Wirbel und reich strukturiert, unmöglich das alles zu beschreiben, Möhni wollte nicht mehr vom Okular
weg und murmelte dauernd von etwas "verbotenem" <gg>
- M81, (Bodesnebel, Uma) 18", 16mm Nagler, 126x: riesig, füllt fast das ganze 39' messende
Okularfeld aus, sehr heller Kern und Staubbänder gesehen, Originalton Stefan: "wie M31 im 4" Apo" [;)][8D]
ich habs spasseshalber nachgerechnet, der 3m5 große Helligkeitsunterschied der Galaxien stimmt
flächenbezogen (3m25) sogar fast.
- M97 (Eulennebel, Uma) 18", 16mm Nagler, 126x: dick und fett schaut die Eule auf uns
herunter, die Augen direkt deutlich ohne Filter zu sehen, bei flüchtigem hinschauen bereits
ein Stern in der Nebelmasse sichtbar
- NGC 2158 (Hintergrund-OC bei M35, Gemini) 18", 16mm Nagler, 126x: die Reichweite des
Instruments und die guten Bedingungen lassen diesen schwachen, dreieckigen Haufen fast
völlig aufgelöst erscheinen, die es sind bestimmt 50 Einzelsterne dicht gedrängt sichtbar, fast
wie bei einem Kugelsternhaufen
- Abell 1367 (Galaxienhaufen, Leo) 18", 10.5mm Pentax, 192x: Wow, was für ein Dickicht! Über mehrere
Gesichtsfelder weg bestimmt zwei Dutzend Galaxien in allen möglichen Formen und Lagen direkt gesehen,
eine genaue Idendifikation der einzelnen Objekte hätte sicherlich einige Stunden in Anspruch genommen.
- M104 (Sombrerogalaxie in Virgo) 18", 16mm Nagler, 126x: trotz tiefem Stand sehr schön anzuschauen
das Staubband scharf begrenzt, quasi wie mit dem Lineal gezogen und über fast die ganze Breite der Galaxie zu sehen.
- M3 (Kugelsternhaufen, Jagdhunde) 18", 16mm Nagler, 5.2, 7 und 10.5mm Pentax, 126-388x: endlich mal wieder
ein heller Kugelsternhaufen, schwer zu beschreiben, einfach grandios und völlig aufgelöst bei jeder Vergrößerung.
- M13 (Kugelsternhaufen, Herkules) dito, trotz tieferem Stand dank guter Horizontsicht nicht weniger
spektakulär, die nahestehende, linsenförmige Ngc6207 war auch ohne Anstrengung zu sehen.
- NGC 5053 (Kugelsternhaufen, Coma) 18", 16mm Nagler, 126x: ein Grad südsüdöstlich von dem
wesentlich helleren und prominenteren M53 über eine sicher zwei Dutzend Mitglieder zählende, relativ
großflächige Sternansammlung vor diffusem Hintergrund "gestolpert"
- NGC 4565 (Edge-on Galaxie in Coma) 18", 16mm Nagler, 126x: sehr schöner, großer von Dunkelband
durchzogener Lichtstreif mit dominierender zentraler Bulge. Direkt daneben ein 13m-Stern, auf der
gegenüberliegenden Seite der Galaxie ist in einigem Abstand ein schwacher Begleiter als ovaler, sonst
strukturloser, aber deutlicher Blop auszumachen: NGC 4562, mit 13m7 nicht gerade sonderlich hell
- NGC 2237 (Rosettennebel, Einhorn) 8" 40mm Pentax, OIII, 32x: hier kann der 8er endlich seine Klasse
beweisen und mit 2° Gesichtsfeld das Objekt komplett, fast wie man es von guten Aufnahmen her kennt, zeigen.
So schön hatte ich den Nebel noch nicht gesehen, die Durchsicht muss doch sehr gut gewesen sein.
Auch der selbstgebaute 120/411mm Sucher leistete hervorragende Dienste beim Aufsuchen der Objekte, bestückt
mit einem 17.5mm Mikroskopokular zeigte er fast alle Objekte schon direkt, sogar der kleine Eskimonebel war bei 23x
bei genauem Hinsehen schon von einem Stern zu unterscheiden, M37 z.B. schon total in Einzelsterne aufgelöst. Der 18er jedoch überzeugte vollends, der Unterschied zum 15" Discovery macht weit mehr aus als nur die 40% mehr Licht, dank des nur halb so schweren Spiegels ist Tubusseing kein Thema mehr und eigentlich nur noch die Atmossphäre der begrenzende Faktor.
Gegen 2:20Uhr packte ich dann meine Rohre wieder ein, mit der Gewissheit dass mir der 18er ein Tor zu einem
neuen Univerum geöffnet hat [^][^][^]
sternenfreundliche Grüße