Liebe Astrogemeinde,
ich versuche mich kurz zu fassen, aber es gelingt mir nicht immer [:I]:
Ich möchte mir einen lang gehegten Wunsch erfüllen und mir einen 12" Reisedobson zulegen.
Ich habe es nicht supereilig damit und möchte mich besser vorher ausgiebig informieren, aber das wird eine für mich große Anschaffung auf die ich lange gespart habe. Daher, verzeit mir, möchte ich jetzt nicht erstmal klein anfangen, sondern gleich etwas Anständiges anschaffen, was dann auch lange halten muss.
Ich bin in der Astronomie nicht neu, allerdings wird das mein erster Dobson. Ich habe schon durch einige durchgesehen, aber wie die sich im Dauergebrauch so machen, da sind noch zahlreiche Fragen offen.
Was ich mir schon überlegt habe:
<ul><li>Es sollen 12 bis 12,5" werden, nicht mehr und nicht weniger.</li><li>Die Optik soll von gehobener Qualität sein (also vielleicht nicht Oberklasse, das würde dann doch zu teuer, aber besser als von der Stange, vielleicht so ab Orion UK aufwärts).</li><li>Das Gerät sollte konsequent auf visuelle Beobachtung getrimmt sein (geringe Obstruktion).</li> <li>Es ist hauptsächlich für DeepSky (für Planeten und Foto habe ich ein anderes Gerät).</li><li>Ich brauche kein Goto (Der Weg ist das Ziel).</li><li>Ich brauche (erstmal) keine EQ-Plattform.</li><li>Es sollte möglichst transportabel sein. Es ist für unterwegs. Flugreisetauglichkeit ist ein "nice to have", das käme dann darauf an, wieviel Kompromisse ich eingehen muss.</li><li>Das mit der Justage lerne ich schon. [;)]</li><li>Okulare kaufe ich später und sollen hier nicht Thema sein, es wird aber evtl. eine "Handgranate" dabei sein.</li><li>kleinere Optimierungen könnte ich vornehmen (Velour, Socke, Fangspiegelheizung, evtl. auch Lüftereinbau sowie Gleitlageroptimierung), alles, wofür man eine Werkstatt bräuchte muss ab Werk passen.</li><li>Kostenrahmen ohne Okulare: erstmal bis 3000,-, nur wenn es wirklich lohnt auch mehr.
Wo ich die Wahl zwischen verschiedenen Spiegelqualitäten habe, würde ich hier soweit zuschlagen, wie das in diesem Rahmen ist.</li><li>Geringes Packmaß ist wichtiger als geringes Gewicht. Es sollte aber auch nicht zu schwer sein. 20Kg wären erträglich.</li></ul>
Konkret habe ich mir angesehen:
<ul><li>Dieter Martini (Reise- oder Klassikversion?)</li><li>Spacewalk</li><li>MF-Dobson</li><li>Reinhard Schulten</li><li>Ulli Vedder (Falls er noch Dobsons baut?¿?)</li></ul>
Ausgeschlossen habe ich bereits:
<ul><li>Hofheim (wg. China-Spiegel)</li><li>Sumerian (ich würde lieber in Deutschland bestellen, sorry)</li><li>Die üblichen von der Stange (Meade, Skywatcher, ES etc.)</li></ul>
Die Schwierigkeit, die ich jetzt habe ist, die Punkte einzuschätzen und für mich zu abzuwägen, <i>wo oder ob</i> ich Kompromisse eingehen muss und wie schlimm die wiegen, denn genau da fehlt mir die Langzeiterfahrung mit dieser Art von Teleskopen.
Zum Beispiel:
<ul><li>Wie sehr geht denn die Ultraleichtbauweise überhaupt auf die Stabilität?
Da Dieter Martini (nur als Beispiel) ja sowohl die "Klassik" als auch die "Reise-" Variante anbietet, muss da doch irgendwo ein Kompromiss sein, sonst gäbe es doch nur noch Ultraleicht, oder? Oder ist das alles nicht so kritisch?
Und wenn doch, bei welchem der o.g. Modelle ist das am besten gelöst?</li><li>Was passiert bei Modellen, die nur einen Monoring als Hut haben, wo der OAZ nur von einer Seite gehalten wird, wenn ich da so eine Handgranate à la 31er Nagler reinstecke? Biegt sich der OAZ? Das sieht auf den Fotos erstmal spillerig aus.</li><li>Wie oben. Mir ist klar, dass ich in Horizontnähe etwas Übergewicht bekomme. Ist es unter dem Gesichtspunkt der unterschiedlichen Lastverteilung vorteilhaft, möglichst große Höhenräder zu haben? Ich weiß, dass da teilweise mit Federn, Gegengewichten oder Friktion gegengesteuert wird, aber das meine ich jetzt nicht.</li><li>Sind nicht-zerlegbare Stangen in jedem Fall stabiler oder ist das egal?</li><li>Moonlite vs. HC-2: Beeinflusst die Art des OAZ die Größe des Fangspiegels (wegen Abstand Okular->FS und damit Durchmesser des Hutes)?
Wenn nein, was sind dann die Philosophien dahinter? Mir ist klar, dass der HC-2 einen nicht so langen Weg hat. Nimmt man den nur weil er leichter ist?</li><li>Könnte man bei den o.g. Modellen problemlos einen Filterschieber nachrüsten oder bekomme ich dann ein Fokusproblem?</li><li>12" Spiegelzellen werden mit 6- bis 18-Punkt-Auflage angeboten, auch für die Dünnen. Reichen 6 Auflagepunkte bei 12"? Wie kritisch ist das?</li><li>Früher wurde f/6 immer als "gerade noch Okularunkritisch" angepriesen. Jetzt haben die 12"er meistens f/5. Ist das der Einblickhöhe im Zenit geschuldet oder gibt es andere, vernünftige Gründe, warum die so schnell sind? Verbaue ich mir irgendwas, wenn ich mir einen f/5,5 oder f/6 bauen lasse?</li><li>Im Zusammenhang damit: Ich habe gemerkt, ich bin Koma-Allergiker. Sollte ich bei f/5 gleich über die Anschaffung eines Komakorrektors nachdenken?</li></ul>
Ihr seht, da sind ein paar grundlegende Fragen über Dobsons dabei, die ich für mich noch nicht geklärt habe. Die Fragen zielen aber nicht darauf, ob ich mir am Ende vielleicht doch einen Volltubus kaufe, der steht nicht zur Debatte. Eher die Frage: Wie leicht darf es denn werden und worauf muss ich achten.
Mir fallen bestimmt noch weitere Fragen ein, aber es ist jetzt schon wieder soviel Text geworden, sorry. Ich muss jetzt mal zum Ende kommen.
Natürlich kann man einige Fragen gut in der Praxis klären, deswegen bin ich ab nächster Woche auf dem WHAT und dem HTT zugegen und werde mir da intensiv verschiedene Modelle ansehen. Wenn jemand von Euch auch dort ist, eines von den o.g. Modellen hat und es mir zeigen möchte, meldet Euch doch und wir sehen uns das zusammen an.
Die theoretische Erörterung hier im Forum ist aber bestimmt auch sinnvoll und ich freue mich über Eure Meinungen.[:)]
Viele Grüße
Guido