Mein grosser APO hat eine Generalüberholung / Reparatur hinter sich - da es vlt den Einen oder Anderen interessiert, wie so ein Teil aufgebaut ist, und was man machen kann um aus einem eigentlich recht "guenstigen" Triplet APO doch noch ne Menge herauszuholen - hier ein kleiner bericht mit vielen Bildern.
Alle Bilder (C) Wolfgang Grzybowski
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Bei dem Gerät handelt es sich um einen 130/910er Triplet APO der Firma Astro Professional mit 3" Linear Power OAZ. Als ED-Element kommt hier FPL-51 zum Einsatz, die Optik wurde so wie sie hier verwendet wurde - auch bei einigen andern "Marken" eingebaut.
Der APO hatte schon immer eine kleine Verkippung und generell einen recht hohen RestAsti, so dass es z.B. nicht wirklich möglich war, mit dem TSFlat2 einen Abstand zu finden, in dem das Bild bis in die Ecken geebnet war. Im Verlaufe der Zeit hatte sich zusätzlich noch eine der drei Linsen gelockert und komplett verschoben - der APO war überhaupt nicht mehr einsetzbar.
Das sah dann so aus - Jupiter im Fokus:
Also APO eingepackt, ab zur Reparatur zu Teleskop-Spezialisten hier in München. Da hat man recht fix festgestellt, dass die Linsen komplett dejustiert waren. Das Problem lies sich aber hier vor Ort mangels passender Gerätschaften für eine komplette Neujustage nicht beheben - also ab zu einem Optik-Profi, Herrn Grzybowsk aus Nürtingen.
Dieser packte die Optik auf eine Höhenbank um die Linsen zu justieren:
Schnell wurde klar, dass sich die Optik nicht wirklich justieren lässt:
- Die zur Fixierung der Linsen verwendeten Schrauben waren teils aus Plastik und liessen sich nicht mehr drehen ohne zu zerbrechen, teils aus Metall mit Spitze - was bei einem zu festen Anpressdruck zu Muschelbruch geführt hätte - hier fragt man sich, wie das sein kann ...
Also mussten die Schrauben raus und durch Neue ersetzt werden, natürlich mussten dafür auch die Linsen raus, was nicht so einfach war, da die Konter-Ringe verleimt waren.
- Konterringe entfernen (vorher Verklebung auflösen)
- Linsenblock ausheben
- Schrauben ausbohren, neues Gewinde fräßen, neue Schrauben rein
Die "Qualitätsschauben" der Fassung:
Gelöste Konterringe der Linsen:
Linsenblock mit Fassung:
Schrauben entfernen:
Bohrungen nachfräßen:
Danach wieder ab auf die optische Höhenbank, denn nun konnte man mit drehbaren Schrauben das Objektiv / die Linsen wieder initial justieren.
Erste Auswertung:
Diese erste Auswertung war dann doch allerdings recht ernüchternd, ein Strehl-Wert von gerade mal 0.852, also knapp beugungsbegrenzt, Asti und Koma noch einiges vorhanden.
Mehr lies sich jedoch an der Optik nicht justieren - die Fassung war zu eng, um eine weitere, ordendliche Justierung der Linsen vorzunehmen. Herr Grzybowski teilte mir mit, dass die Optik im Endeffekt eine Gurke ist - mehr lässt sich da nicht herausholen ...
Lösungen:
- damit leben?
- Verkaufen?
- Linsenfassung innen ausschleifen um mehr Platz für die Linsen und damit die Justage zu gewinnen
Zum Glück hat sich Herr Gzrybowski doch dafür entschieden, den langen Weg zu gehen und die Linsenfassung komplett zu überarbeiten ...
Linsenfassung innen ausschleifen
Danach wieder Justage der Linsen - sowie Tests am künstlichen Stern:
Finale Auswertung:
Nun ergab sich ein Strehl von knapp 0.92, sicher kein perfektes Ergebnis (Verglichen mit Hochpreis-Optiken wie TMP/LZOS/APM) - für das, was diese "Gurke" aber vorher liefert - und das was nach der initialen Neujustage möglich war - denke ich, dass hier das Maximum herausgeholt wurde. Asti und Koma sind auch auf ein vertretbares Maß heruntergegangen ..
Abgeholt habe ich den APO mittlerweile .. jedoch konnte ich ihn dank Wetterchaos noch nicht testen, ich werde natürlich berichten
Jonas
ps - Danke an Wolfgang Grzybowski .. und natürlich auch Herrn Kloss von Teleskop-Spezialisten