BB: Mardermäßiges Galaxienhopping

  • Hallo ins Forum,


    In der letzten Nacht paßte mal wieder alles. Der Himmel war klar, ich hatte ab 23Uhr Zeit, der Mond fuschte nicht ins Handwerk und der Akku war geladen. Also nichts wie raus!


    Standort: Stadtrand von Essen/NRW; für den Standort gute [V] 4,5mag visuell im Zenit
    Optik: TSA-120; f/7,5


    Los ging es bei schon empfindlichen -2,später -5°C, dafür aber windstill mit einem nicht wirklich völlig transparenten Himmel. Die Kälte zwang mich in dieser Nacht zweimal ins Haus um meine Füße wieder zum Leben zu erwecken. Gegen ein Uhr in der Früh gesellte sich ein Steinmarder zu mir auf die Terrasse, wurde aber von der Rotlichtlampe und dem Motorengeräusch der Montierung schnell wieder verschreckt.


    Als Einstieg gab es meinen Liebling - h & chi. Wieder einmal beeindruckend, selbst bei noch rel. warmen Teleskop. Mit anfangs noch unausgekühltem Teleskop ging es weiter zum noch niedrig stehenden Saturn, der entsprechend verschwommen auf hohe Vergrößerungen reagierte. Anhand des Saturn konnte ich die Auskühlzeit des TSA-120 zu guten 30-40 Minuten bei einer Temperaturdifferenz von rund 25°C bestimmen. Die Monde Titan (8,3m), Rhea (9,6m), Dione (10,3m) und Iapetus (11,0m) waren zu sehen. Tethys (10,1m) habe wiederum nicht beobachtet, was aber an der niedrigen Stellung liegen dürfte.


    Die Abwesenheit des Mondlichtes sollte so gut wie möglich genutzt werden. Ziel dieser Nacht waren die Messier-Galaxien im und westlich des Löwen. Los ging es mit dem Klassiker M65/M66 im Löwen. Beide sind hell und flächig mit erhöhter Helligkeit zur Mitte hin. Die Beobachtung gelingt gut über alle Okularbrennweiten, von 41 bis 3,5mm, ab 5mm aber schon recht dunkel. Mit dem 31er Okular folgten M95, M96 und M105. Wie M65/M66 schön in einem Gesichtsfeld arrangiert. M95 und M96 sind schwierigere Objekte als M65/M66. M105 wirkt klein und ist etwas schwieriger zu sehen als M95/M96.


    Ausgehend vom Deneb im Löwen begann das eigentliche Ziel der Beobachtungsnacht: Mein allererstes [:p] Galaxienhopping im Virgo-Galaxienhaufen anhand einer vergrößerten SkyAtlas 2000 Karte. Bis auf M85 waren dies alles neue Objekte für mich. Der Virgo-Galaxienhaufen weist schwächer Sterne zur Orientierung in Verbindung mit einem kurzbrennweitigen Okular auf. Hierzu wird jedoch eine genauere Sternkarte als der SkyAtlas 2000 benötigt. Es bietet sich an, daß Starhopping durch das Galaxienhopping zu ergänzen. Alle Galaxien wurden bei 31mm beobachtet und sind direkt als schwache, sehr schwache bis ausgesprochen schwache nebelige Flecke mit Helligkeitsanstieg zu Mitte hin zu sehen gewesen. Schön waren vor allem Ansichten mit mehr als einer Galaxie im Gesichtsfeld. Die leichteren Objekte waren für mein Empfinden M49, M60, M85, M88, M90 und M99. Danach folgten M58, M59, M84, M86, M87, M89 und M91. Am schwierigsten erschienen mir M98 und M100.


    Nach so vielen Galaxien kam M53 weiter westlich wie gerufen. Der recht kleine Kugelsternaufen läßt sich am Rand zum Teil auflösen. Der Kern bleibt hoch verdichtet. Bis 7mm sinnvoll zu vergrößern. Ich beschließe mich weiter in den Großen Bären vorzuarbeiten. Auf dem Weg dorthin liegt M64, die Blackeye Galaxie. Sie zeigt sich relativ hell und etwas großflächiger als die vorherigen Galaxien.


    Weiter sollte der Weg über M3, M63, M51, M106, M109, M108 und M97 führen, doch ein Blick auf die Uhr und der unbequeme Zenitstand des Großen Bären belehren mich eines besseren [:(]. Es gilt ein leichtes Abschlußobjekt zu finden. Wie wäre es mit dem roten Leuchtturm dort drüben?


    Mars steht inzwischen weit im Westen und ist schnell eingestellt. Die Polkape, Syrtis Major und Acidalia Plantia sind zu sehen. Dann hat mich die Kälte nach fast drei Stunde besiegt und ich mache mich an den Abbau. Zudem brauche ich zumindest ein paar Stunden Schlaf bevor es auf ins Büro geht. Völlig durchgefroren, aber glücklich alle Messier-Objekte im Virgo Galaxienhaufen "erlegt" zu haben liege ich um viertel vor drei im Bett. Dieses mal waren es gleich 14 Galaxien die ich zum ersten Mal im Teleskop beobachten konnte. Ein rundum erfolgreiche Nacht, samt Marder.


    Hier einmal Respekt vor allen, die zwei Stunden und mehr bei deutlich unter -5°C auf dem Feld stehen. Die Hobbyastronomen sind schon ein verrücktes Völkchen.


    Auf's nächste Mal
    CS
    Dirk

  • Hallo nochmal,


    Hat jemand einen Tipp oder einen Link für eine gute Karte zum Virgo Galaxienhaufen? Habe den TriAtlas A-C, den SkyAtlas 2000 und den Tashimi Taki, aber ich finde alle für diesen Bereich nicht optimal.


    Gruß
    Dirk

  • Nachtrag:


    Habe eine für das Starhopping / Galaxienhopping geeignete Karte bis 12mag in CNebulaeX erstellt. Als Einstiegspunkt ist Beta LMa (Deneb) noch mit drauf. Bei Interesse bitte PN.


    CS
    Dirk

  • Und noch ein Nachtrag - meine allerersten, nächtlichen Zeichenversuche an einem Teleskop. Wenn man es selbst versucht merkt man erst einmal wieviel Mühe in den tollen Zeichnungen stecken die hier sonst so zu sehen sind. Bis dahin ist es bei mir noch ein weiter Weg. Egal, Hauptsache Blut geleckt. Das Zeichnen zwingt einen zum genauen Beobachten und zum "sich Zeit lassen". Kann ich nur empfehlen.


    Standort war der lichtverschmutzte, südliche Stadtrand von Essen, oberhalb des Ruhrtales. Bei für diese Gegend recht guten 4,5mag visuell.



    M65 / M66 im 120/900 Refraktor bei 31mm:



    M95 / M96 / M105 im 120/900 Refraktor bei 31mm:


    CS
    Dirk

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: TakFan</i>
    Hat jemand einen Tipp oder einen Link für eine gute Karte zum Virgo Galaxienhaufen? Habe den TriAtlas A-C, den SkyAtlas 2000 und den Tashimi Taki, aber ich finde alle für diesen Bereich nicht optimal.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Dirk,


    spontan fällt mir da die Uranometria ein. Dort gibt es speziell für den Virgo-Cluster eine große Zusatzkarte bis über 11m5. Zusätzlich und in elektronischer Form gibt es kostenlos CartesDuCiel (google). CdC läßt sich theoretisch bis 20m0 und extrem reichhaltigen Galaxienkatalogen (incl. PGC mit 3 Mio. Einträgen) einrichten.
    MfG


    Bernhard

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