Moin Leute,
muss so gegen 1:40 Uhr gewesen sein: Ich beobachtete genüsslich die "Pillars of creation" in Messier 16, als plötzlich ein grelles Flackern im Augenwinkel zu sehen war. Sofort war mir klar, dass das ein Bolide gewesen sein muss, Autos fahren an meinem Beobachtungsplatz nie. Als ich nach oben Richtung Zenit schaute, war der Bolide schon erloschen. Dafür stand im Schwan knapp nördlich gamma cyg ein extrem heller und zuerst gerader und scharf begrenzter Lichtstreif am Himmel, der etwa 4-5° lang (NO-SW) und 0,2° breit war. Mit hell meine ich wirklich hell - etwa vergleichbar mit der Helligkeit von Deneb!
Nach wenigen Sekunden bog sich das Südwestende des Nachleuchtens ein wenig nach Westen weg, während sich der Streifen, ganz langsam schwächer werdend, merklich gamma cyg näherte und den Stern nach ca. 30 Sekunden erreichte.
Normalerweise kenne ich Nachleuchten in der Form, dass sie nach wenigen Sekunden einfach erlischen, aber diesmal wurde es zwar langsam schwächer, war aber nach 30 Sekunden immer noch sehr hell! Jetzt erst kam mir die Idee, mir die Sache mal mit 16" und 65x (1° Gesichtsfeld) genauer anzuschauen[:p][:p]
Ca. 45 Sekunden nach dem aufflackern im Augenwinkel hatte ich hektisch das Okular gewechselt und von M 17 rüber in den Schwan geschwenkt: Was für ein Anblick! Ein schon stark angelöster, sehr wolkiger Nebelstreif, der sich auf etwa 0,5° verbreitert hatte, zog sich sehr hell durch das Gesichtsfeld und bewegte sich mit etwa 1° pro Minute Richtung Südosten vor den Sternen - wunderschön und einmalig! Ich konnte den Nebelstreif mehrmals abfahren, während er sich in viele "Wölkchen" auflöste, die immer noch heller als z.B. M 17 (den ich kurz vorher beobachtete) vom Höhenwind weiter getrieben wurden. Diese "Wölkchen" waren allesamt rundlich, unstrukturiert und mit diffusen Grenzen und verblassten ganz langsam immer weiter.
Nach vielleicht 2-3 Minuten hatte ich mich am Teleskop satt gesehen und ich beobachtete mit blossem Auge weiter. Schon wesentlich schwächer geworden trieb das Nachleuchten langsam auf eps Cyg zu. Ca. 6-7 Minuten nach dem Aufflackern des Boliden stand das Nachleuchten unmittelbar vor eps cyg, hatte also nun 7° am Himmel zurück gelegt. Nun war der Lichtstreif gerade noch freisichtig zu erkennen und verblasste bald darauf gänzlich.
Das ich dieses Ereignis so intensiv und quasi in aller Ruhe beobachten konnte, habe ich so in mehreren hundert Nächten unter Sternen noch nie erlebt!
Natürlich bereue ich, dass ich den Boliden nicht sehen konnte. Noch viel mehr bereue ich aber, dass ich nicht sofort auf die Idee kam, mit dem Teleskop drauf zu halten! Aber auch so war es ein unerwartetes Highlight und beim nächsten Mal bin ich ganz sicher schneller am Okular![;)]
Viele Grüsse,
Daniel
52°N 9°O