Störlichtfilter - Mythos und Erfahrungen

  • Hallo!


    Die Fragen bezüglich Stör- bzw. Streulichtfiltern von Einsteigern häufen sich. Deshalb möchte ich hier einmal meine Erfahrungen mit dem Lumicon Deep-Sky-Filter (LDS) und dem Astronomik CLS mitteilen. Hier soll es nur um die Erkennbarkeit von Objekten gehen, die Licht über das gesamte visuelle Spektrum ausstrahlen, sogenannte Kontinuumstrahler. Dazu gehören neben den allermeisten Sternen auch Sternhaufen und Galaxien. Eine Betrachtung von Schmalband- und Linienfiltern (z.B. UHC, [OIII] und Hß) sowie deren Wirkung auf bestimmte Objektklassen soll hier nicht Gegenstand der Diskussion sein.


    Die Grundidee eines solchen Filters ist die Sperrung von Bereichen im Spektrum, in denen die meisten künstlichen Lichtquellen strahlen, gleichzeitig aber ein möglichst großes "spektrales Fenster" offenzuhalten, in dem es beinahe keine Lichtverschmutzung gibt. Dieses Fenster liegt beim LDS und beim CLS etwa zwischen 440nm und 535nm. Hierin liegt auch die Wahrnehmungskurve des nachtadaptierten Auges mit ihrem Maximum bei etwa 510nm. Im gesperrten Bereich liegen die meisten störenden Linien von Quecksilber- und Natriumdampflampen, die z.B. bei der Straßenbeleuchtung verwendet werden. Beim Quecksilber sind dies vor allem die doppelte h-Linie bei 405/408nm, zusätzlich Linien bei 436nm, 546nm und die doppelte Linie im Orangen bei 577/579nm. Natriumniederdampfdrucklampen senden das charakteristische, beinahe monochrome gelbe Licht aus, für das die bekannte D-Linie mit ihrem Dublett bei 589/590nm verantwortlich ist. Zusätzlich wird auch die OI-Linie des (selbst bei sehr guten Bedingungen störenden) Airglows geblockt, sie sei hier zu Ehren des Entdeckers des Airglows in der alten Einheit mit 5577 Å angegeben. Durch diesen Kniff soll die Erkennbarkeit der Objekte durch eine Erhöhung des Kontrasts verbessert werden, auch wenn dem Objekt selbst etwas Licht weggenommen wird. Soweit die Theorie.


    Hier in Stadtnähe benutze ich einen LDS der ersten Generation seit etwa 20 Jahren, meist an einem 12,5"-Dobson. Zur Verwendung kam er aber auch an einem C8, einem 10"-Dobson sowie einer 16"-Lightbridge. Seit einigen Jahren habe ich auch einen Astronomik CLS in Gebrauch. Über alle Objekte und Öffnungen bei durchschnittlich fst=5.0mag gemittelt, würde ich bis 2013 beim LDS etwa eine Verbesserung der Objekterkennbarkeit um etwa das Doppelte angeben (also einen Faktor 2.0). Den CLS würde ich als etwas schächer einstufen, etwa Faktor 1.8.


    Beschreiben würde ich es bei 12,5" etwa so: Bei einem optimalen tiefschwarzen Himmel ohne jede Lichtverschmutzung ist der Anblick von M51/NGC5195 einfach unbeschreiblich. Mit zunehmender Lichtverschmutzung wird der Himmelshintergrund immer heller, die Ausdehnung der Galaxien wird kleiner, die Spiralarme sind immer schwieriger zu sehen, nahe einer Großstadt sind dann nur noch die beiden Galaxienkerne sichtbar. Mit einem LDS oder CLS wird der aufgehellte Himmelshintergrund deutlich dunkler, die Ausdehnung der Galaxien merklich größer. Je nach Standort kann auch wieder die Spiralstruktur erkannt werden. Es ist jedoch kein Vergleich zu einem richtig dunklen Himmel, mag aber eine Alternative sein, wenn man nur hin und wieder mal richtig rausfahren kann.


    Ab etwa 2015 wurde die Wirksamkeit des LDS schwächer. Zuerst dachte ich an ein Nachlassen der Wirkung wegen Alterung. Aber auch der viel neuere CLS ließ nach. Eine Erklärung mag wohl die in den letzten Jahren sehr starke Verwendung der LED-Werbung sein. Manche LEDs strahlen genau in dem "spektralen Fenster", das für die visuelle Beobachtung mit diesen Filtern offen blieb. Zur Zeit würde ich meine gemittelten Faktoren etwa nur noch mit 1,7 (LDS) bzw. 1,5 (CLS) angeben. Da diese Art von künstlichem Störlicht wohl nur noch zunehmen wird, ist den Störlichtfiltern wohl keine große Zukunft mehr beschieden.


    salut, volker.

    Deep Sky visuell, Mond und Sonne im Weißlicht mit 10" f/5 Dobson auf Selbstbau Birke-Multiplex  :dizzy:

  • Hallo Volker,
    danke für deinen Bericht, ich war bislang immer der Meinung , bei Galaxien hilft nichts gegen Lichtverschmutzung
    den Lumicon LDS hatte ich gar nicht auf dem Schirm, könnte was für mich sein ,
    ...muss ich mal ausprobieren!
    Wenn die Dinger nur nicht so teuer wären [xx(][xx(][xx(]
    Meist hört man bei Deep Sky nur von den üblichen Verdächtigen
    OIII , UHC und H alpha , der LDS scheint nicht so verbreitet zu sein.
    CS Alex

  • Hallo Alex,<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">(...) der LDS scheint nicht so verbreitet zu sein.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">das liegt vielleicht auch daran, dass diese Filter gern vorverurteilt werden. Manchmal wird ihnen sogar jeglicher Nutzen abgesprochen. Leider fehlen dabei meist konkrete Erfahrungsberichte und Beschreibungen der Testbedingungen. Lumicon hat sich schon etwas dabei gedacht, als sie die ersten Filter damals auf den Markt gebracht haben. Der Filter arbeitet auch sehr gut an Reflexionsnebeln, ich habe ihn sogar an Jupiter eingesetzt, nachdem ich mal gelesen hatte, dass amerikanische Sternfreunde das gemacht haben. Der Astronomik CLS ist bei der Durchsicht auf eine weiße Wand deutlich bläulicher als mein alter Lumicon Deep-Sky (grünlich). Die genauen Messwerte meines Lumicon betragen 93% Transmission bei Hß, 93% bei 496nm und 94% bei 501nm. Möchte man aber bestimmte Objekte beobachten, die hauptsächlich bei diesen Linien strahlen, würde ich Linienfilter wie den [OIII] oder den Hß empfehlen.


    salut, volker.

    Deep Sky visuell, Mond und Sonne im Weißlicht mit 10" f/5 Dobson auf Selbstbau Birke-Multiplex  :dizzy:

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