Hallo Forum,
Ja - ich glaube es selbst kaum noch, aber ich war mit Timm und Patrice doch tatsächlich mal auf der hier viel gerühmten Stargate Farm bei Hottie. Timm hat ja schon vorgelegt mit "Farmers Freud ist Spechtlers Leid" - hier:
http://www.astrotreff.de/topic…224381&whichpage=1#800686
Uff, wo anfangen und wo aufhören?
Es wurde ja schon viel von der Astro Farm und den dort erlebbaren Highlights sowohl am Himmel als auch im Lande Südafrika berichtet. Was kann ich also noch beitragen, ich meine - Neues? An Südhimmel Objekten sicher nichts, na dann vielleicht einfach meinen Eindruck - sozusagen First Light für mich.
Und vielleicht einen Reisebericht mit eingestreuten Astro Erlebnissen. Nicht zu lang.
Mit Fotos muss ich leider (fast) passen, meine Kamera erlitt Schiffbruch (in einer sandigen Pfütze). Na ein paar Tagesfotos hab ich zuvor noch gemacht.
Also - so ging es los:
Die alten Hasen Timm und Patrice und die Südhimmel Neulinge Stefan+Regine und Meinereiner fanden sich für den selben Lufthansa Flug am Frankfurter Flughafen ein zum Kennenlernen und gemeinsamen Einstimmen auf die Reise, abends um 20:30. Der Flug ging über Nacht, so daß wir morgens um 8:30 in Johannesburg landeten. Hottie, unser Gastgeber wartete schon in der Ankunftshalle und nach einem kleinen "Bahnhof" ging es los zur Stargate Farm wo wir spät nachmittags ankamen. Ich war nicht ganz so fertig nach der langen Anreise, zumal über Nacht, wie ich es befürchtet habe. Der Empfang auf der Farm war zahlreich wie herzlich - wir Neulinge wurden ebenso herzlich in die Großfamilie (inklusive von den Hunden) aufgenommen, wie die beiden Stammgäste Timm und Patrice!
Am Abend endlich wurde gleich der Grill aufgesetzt und die lang ersehnten T-Bone Steaks aufgelegt. Bilder davon sind toll und zahlreich in diesem Forum ;-), in Natur aber sagenhaft! Ein wirkliches Highlight und alleine deshalb schon die Reise wert!
Dann kam der Sonnenuntergang und die Dämmerung beim Grillen und Essen (und Bier). Was für Farben! Viel Gelb und viel Grau/Lila. Sonnenuntergang war schon 18:00 (übrigens = MESZ = Ortszeit) und nur 15min später konnte man im Zenit den ersten Stern sehen. Ein Südexot : Canopus? Achernar? Alfa Zentauri? Nee - das war good old Sirius, potzblitz! Erst danach kamen die anderen Leuchttürme des Südhimmels.
Um 19:00 war es schon stockfinster, ich meine kohlrabenschwarz. Die Landschaft. Der Himmel nicht, da waren Unmengen von Sternen und ein funkelndes kristallklares Milchstraßenband, bzw. Sternengewusel. Und zwar bisher ungesehene südliche Milchstraße mit Zentaur, Crux, Carina. Der Himmelshintergrund selbst heller als die Bäume/Landschaft.
Überhaupt, wie eine andere Stelle in der Galaxie nach einer Reise zu einem anderen Stern - mit völlig neuen Ansichten der Milchstraße und Sternenkonstellationen - wenn man Richtung Süden schaut. Wenn man nach Norden schaut ist man beruhigt, bekannte Sternbilder, wir sind noch auf der Erde - puuh. Stehen aber auf dem Kopf irgendwie. Bzw. seitlich!. Denn der Große Hund steht nicht im Süden knapp über dem Horizont, sondern exakt über dem Kopf. Das sind 90 Grad Querlage des "stehenden" Körpers in Relation zum mir bekannten Sternenzelt. Man fühlt das regelrecht als eingefleischter Europa Spechtler. "Downunder" ist real, alles eine Frage der Perspektive!
Nun, nach dem reichlichen Mahl ging es dann zum ersten mal an die Teleskope, ich war schon furchtbar gespannt auf die allerersten Sichtungen der Kracher. Wie ich es schon oft gelesen habe. An Timms 20-Zöller, mit Timms Goto-Führung. Was für eine Steigerung für mich - Das war Astro Schlaraffenland. Ich meine: vom Rhön-Himmel zum Kalahari-Himmel. Gleichzeitig: vom 8-Zöller auf 20-Zöller.
Also fingen wir erst mal mit den Nordobjekten an, im "komisch hoch und quer" stehenden Orion.
M42 - ganz neue Ansichten - hell und mit einem Hauch Farbnuancen. Grünlich in einem Bereich und klar ein Hauch "bräunlich" im anderen Bereich. Großflächig, keine feinen Streifen oder so was nahe des Trapez. Ergreifend!
Als nächstes (glaube ich) zeigte uns Timm den Pferdekopfnebel. Mit h-beta. Yippie, endlich hab ich ihn mit eigenen Augen gesehen! Zart zwar und ein Gnubbel mit etwas Form, aber ohne Augenverrenkungen. Im 26er Nagler schon recht großflächig. Ich habe ja schon von gelesen, aber jetzt mit eigenen Augen gesehen.
Bald ging es aber in die Einführung der Süd Kracher, und ich bestätige: Kracher! In der Tat.
Eta Carinae Komplex: Was für ein riesiger Komplex aus hellen, mittelhellen Nebelteilen, zerteilt und zerfasert durch Dunkelnebel. Drama. Mehrere 26er Felder (so drei hab ich gezählt). Darin eingebettet ein Kleinod - der Homunkulus Nebel.
Man muss da höher vergrößern, ein 13er Ethos zum Beispiel. So eine Farbe gibt es am Nordhimmel visuell nicht für einen Nebel: satt orange-gelb!
Recht klein aber eine schöne 8. In der Mitte eben eta Carinae, sehr hell, sehr gelb. Wenn man auf 400x geht, sind die Blasen schon von deutlicher Ausdehnung, so Marsgröße jede Kugel. Eine größer und heller als die andere. Und die größere sogar mit etwas Schatten Struktur. Wunderbar anzusehen!
Der weitere Kracher war, jawoll, Omega Zentauri. Fotos können das nicht beschreiben, einfach umhauend. Beschreibungen gibt es viele, bessere Worte hab ich auch nicht zu bieten. Im Zenit und pechschwarzen Hintergrund selbst mit hoher AP, einfach schwer in Worte zu fassen. Der geht übrigens auch über das 26er GF hinaus mit seinem Ausdünnen. Mit dem Laserpointer vorgezeigt, ist klar - der ist total easy mit dem Auge zu sehen.
Dann (oder war es davor) der 47 Tucanae bei der kleinen Magellanschen Wolke, der war schon stark am streben gegen den Horizont im April zu der Uhrzeit. Aber erwischt. Toller KS! Ist Omega "mächtig gewaltig", so ist der 47 Tuc die elegante Gegenversion. Klarer Kernbereich und auch recht groß und hell. Beeindruckend die gestaffelten Sterne: hell, mittel, blass. Die hellen fand ich auch gelblich, noch deutlicher als beim Omega. Oder ist es die Horizontstellung?
Weiter ging es wieder hoch zum Zentaur. Die Radio Gx Centaur-A. Wie ein Doppel Whopper. Deckel, zwei Fleisch Lagen, Boden. Hammer Ansicht, weil auch groß. Der Dunkelnebel sehr scharfkantig abgeschnitten. Und dick! Da können unsere Dunkelstreifen-Galaxien einpacken mit ihrem dunklen Bändchen.
Noch ein große Galaxie gibt es da in der Gegend Zentaurus: 4945, eine riesige Zigarre, ein Bruder der großen Galaxien beim Wal (NGC 253). Aber hoch am Himmel, hell und mit Strukturen (wolkig unregelmäßig, keine Spiralen).
Wo wir grad bei den Spiralen waren: Gx M83 wurde angefahren. Ich kenne sie aus der Rhön und Odenwald nur als blasser Flatsch.
Hier im Zenit (fast), bombig! Wunderbar verzwirbelte Spiralarme (drei? vier? mehr?). Ein echter Knaller, man kann sich eine halbe Stunde drin verirren, aber andere wollen auch ran und es soll ja weiter gehen.
Noch ein Hammer war an diesem Abend natürlich auch der Tarantelnebel. Der kommt, monochrom, so wie auf vielen Fotos. Verschlungene helle feingliedrige Schnüre und Blasen. Abgefahren, wahnsinnig detaillreich und kontraststark! Und da ist viel mehr, wenn man in der großen magellanschen Wolke rumrührt. Ein schier unglaublicher Reichtum an Nebeln, OS, KS? auf engen Raum. Sowas gibt es nicht in unserer Milchstraße auf engem Raum, hier ist alles weit voneinander entfernt. An einem anderen Tag, alleine am Teleskop, beobachte ich andächtig mehr als eine Stunde drin rum. Ohne Karten, einfach langsam kreuz und quer gefahren. Und das noch ganz ohne Filter.
Es war dann die Tage noch viel mehr wunderliches dran. Planetarische Nebel, Doppelsterne, Offene Sternhaufen.
Das alles trotz der sehr limitierten Nächte, wie Timm es schon berichtete. Nur zwei der Nächte waren übrigens ganz frei (so meine nicht 100%igen Aufzeichnungen). Alle anderenn waren nur stundenweise klar/verschleiert. Dennoch kann ich von zahrleichen Beobachtungen zehren.
Ich will nur noch auf die freiäugigen Eindrücke eingehen und dann soll Schluss sein.
Vielleicht mal ein paar Fotos vom Tage (nach der ersten Nacht):
Fig.-1: Super klarer Himmel, ich konnte ohne Augenschmerzen in diese Rictung schauen.
Fig.-2: Es hat schon vorher geregnet, zu Farmers und Tieres Freud'
Aber zurück zu den Nächten:
Was mich sehr beeindruckt hat, ist die südliche Milchstraße, also der Bereich von Puppis bis Zentaurus (am Abend), mit hellen Knoten bei Carinaee, Crux und Altar (Ara). Durchzogen von beinahe scharf abgegerenzten Dunkelnebeln mit einem sehr deutlichen Kohlesack. Der ist schwärzer als die restlichen Himmelsbereiche. So scheint es jedenfalls. Mit dem Fernglas sieht man regelrecht schwarze Schwaden über die hellen Milchstraßenbereiche ziehen.
Das zweite Beeindruckende ist die Große Magellansche Wolke (die kleine ist ganz nett ;-)). Mit etwas Ruhe sieht man tatsächlich eine Balken Galaxie. Frei Auge und ganz ohne Ethos. Ergreifend!
Wolken, also echte Wasserdampfwolken (davon gab es ja zahreiche ;-)), sind in der Tat schwarz/dunkel vor dem Sternenhintergrund und insbesondere vor dem Milchstraßenband. Das muss man mal gesehen haben. Unglaublich. Würden sie sich nicht langsam bewegen, würde man sie für galaktische Dunkelwolken halten.
Und der wirkliche Hammer ist ab 3:00 das Milchstraßenzentrum im Zenit. Nicht jetzt so wie erwartet die Helligkeit des Zentrums im Schützen. Überraschenderweise nicht für mich. Nicht schlecht, ja, ziemlich gut sogar. Aber was wirklich atemlos macht ist die Betrachtung der Milchstraße im Gras liegend und quer zur Milchstraße (Körperlage) nach oben. Schütze genau über sich. Nur hier und zu dieser Uhrzeit wurde mir bewusst, so richtig bewusst, dies ist eine Galaxie in Kantenlage. Gewaltig groß.
Formvollendet der Bulge und die Flügel links/rechts. Unsymmetrisch durchfurcht von vielen Dunkelnebeladern und mächtigen Dunkelwolken. Die Sternbilder Schütze und Skorpion fast fremdartig klein (weil im Zenit) und eingebettet in unbekannte Sterne, vor allem gibt es ein "Darunter".
Diesen Anblick habe ich geliebt!
Naja, ich könnte jetzt wieder zu den Objekten selbst kommen, aber das hört ja nicht so schnell auf. Ich lass es, da gibt es viel bei anderen Berichten nahzulesen.
Ach nee, noch zwei Sachen, die ich toll fand. Trennung von Sirius B und Antares B - tick und tick!
Zum Abschluss möchte ich noch auf den Aufenthalt auf der Farm kurz eingehen. Also eine so gastfreundliche Aufnahme habe ich selten erfahren bei Ferien Unterkünften. Ja eigentlich nie! Nur noch in der eigenen Familensippe sozusagen. Wunderbar herzliche und offene Menschen, die Großfamilie Oberholzer. Die Zimmer sind zwar rustikal, aber ich fand es irgendwie toll - man spürt seine eigene Jugend damals beim Globetrotten. Natürliuch einwandfrei sauber. Auch die Wächtrerspinnen hab ich nach anfänglich leichter Beklemmung akzeptiert, fast lieb gewonnen. Denn mich hat tatsächlich nur eine Stechmücke und nur eine Nacht belästigt. Und die Spinnen haben es tunlichst unterlassen auf dem Boden zu kriechen, oder in meine Klamotten. Und anderes Kriechzeugs habe ich auch nicht gesehen. Selbst Fliegen waren rar, ungewöhnlch für eine Farm. Das (Grund/Brunnen-)Wasser, einfach lecker, wie in der Rhön.
Die Ausflüge haben den Afrika Aufenthalt um die gewöhnliche Reisekomponente bereichert, so daß die Zeit viel zu schnell vorbei war. Fast möchte ich eine Empfehlung für einen 3-Wochen Aufenthalt abgeben. Zweie für Astro und eine für Sightseeing/Safari(s).
Hier unser Ausflug nach Namibia als 4 Tage Dauerwolken drohten und tatsächlich erschienen, samt Dauer-Nieselregen laut daheim verbliebener Farmerin. Wir weilten derweil in der Sonne in Namibia, gestört höchstens am Abend durch Gewitterwolken und Blitze am Horizont.
Fig.-3: Auch in der namibischen Wüste hat es geregnet
Fig.-4: Das ist dann das schöne Ergebnis
Vielen Dank somit an Hottie und Familie die das ermöglichen, an Timm, der das mit Dietmar entdeckt und ausgebaut hat (Teleskope!), und Patrice zusammen mit Timm, die fleißig Berichte darüber geschrieben haben und somit bei mir den Wunsch entstehen ließen, es selbst mal dort zu versuchen.
Timm, siehe oben und viele ab dem Jahr 2011 (oder so). Aber hier auch ein YT Video:
Der Patrice z.B hier:
http://www.astrotreff.de/topic…219907&whichpage=1#792693
Ich kann es wirklich ebenfalls empfehlen, die Preislage ist mehr als fair und liegt im Bereich eines 12" ES Dobsons - mit einem Safari Ausflug inklusive.
Also wer will, wer hat noch nicht? Sprecht einfach Timm an per PN, oder auf einem der Teleskop Treffen.
Wer Fragen hat, bitte gerne und über Kommentare freue ich mich auch. Wahrscheinlich auch beim ITV...
Ach so, ..., Einen hab ich noch!
Das Zodiakallicht. Hab ich oft versucht, z.B in der Rhön. Hat nie geklappt. Hier hab ich es ca. eine Stunde vor Sonnenaufgang gesehen. Auch ein Novum für mich. STand senkrecht rum, kerzengerade in den Himmel hinein.
Sehr zart, aber klar auszumachen. Etwa zwei Hände hoch (längs).
So, nun aber - Ende.
Viele Grüße und CS,
Walter