Restaurierung - alter Gordon/Irrgang Refraktor

  • Auffrischung eines alten Irrgang Teleskops


    Ein weiteres Restaurierungs-Projekt aus meiner Hobby-Restaurierungswerkstatt war die Wiederherrichtung eines alten Gordon-Irrgang Refraktors.


    Über die Werkstätten Gordon und Irrgang ist heute nur noch recht wenig bekannt. Ich verweise hier auf einen älteren Forumsbeitrag von mir, in dem ich bereits einmal über meine Recherchen diesbezüglich berichtet hatte.


    http://www.astrotreff.de/topic…62289&SearchTerms=Irrgang


    Das vorliegende Gerät nebst Montierung dürfte aus den Endzwanziger- bzw. Anfangsdreissiger Jahren stammen.


    Das Objektiv hat eine Öffnung von 85 mm und eine Brennweite von ca. 800 mm und war damals wohl eher als Kometensucher konzipiert.


    Das Tubusrohr besteht aus massiven, ca. 2 mm Messingrohr. Objektivfassung und Okularauszug bestehen ebenfalls aus massivem Messing. Zeittypisch hat der Fokussiertrieb nur 1 Fokussierrad. Das Objektiv ist ein unvergüteter Achromat – eine Hersteller-Gravur war nicht vorhanden. Es könnte aber wahrscheinlich sein, dass eine Merz-Optik verwendet wurde.


    Die Gerätschaft erreichte mich in folgendem Ausgangszustand :



    Wie man sieht, stand also wieder eine Menge Arbeit an !
    Alte Farbe musste entfernt werden, Rost und sonstige Oxydationen an Messingteilen mussten beseitigt bzw. gemildert werden. Der Tubus musste neu lackiert werden, was im Übrigen nicht ganz trivial war, da der Originallack in einer Art „Runzel-Struktur“ aufgetragen war.


    Die meiste Arbeit machte die urig konstruierte Montierung.
    Sie ist von der Größe her in etwa mit einer heutigen EQ-3 Montierung vergleichbar. Die Ausführung ist natürlich ungleich massiver, denn die Montierung besteht fast komplett aus Guß-Eisen bzw. Stahl ! Schneckenrad und Teilkreise sind aus Messing gefertigt.


    Ich will nicht wieder mit einzelnen Arbeits-Schritten langweilen, die sich eh bei den meisten Restaurierungen wiederholen bzw. ähnlich ablaufen, sondern Euch hier eine Bilderstrecke zeigen, die die Arbeiten dokumentieren:


    Gleichzeitig ist es auch sicherlich interessant, überhaupt einmal Bilder von solch seltenen, historischen Gerätschaften zu sehen.


    Viel Spaß beim Betrachten !


    Euer Michael



















    und im Endzustand !



    Auf dem Bild nicht montiert sind die Gegengewichtsstange nebst Gewichten.

  • Michi....schick ! ! !
    Ich liebe gülden glänzende Messingteile! Die haben den Charme der Fein(st)mechanikerkunst alter Meister!
    [;)][:)]

  • Danke, Michi, fürs Zeigen! Sehr interessant!
    Messing an alten Stücken wieder "aufpolieren" ist immer so eine Sache. Viele Sammler zahlen die höchsten Preise, wenn eine gewisse Patina zu erkennen ist. Frisch poliete Messingteile an einem Restaurationsobjekt gehen m.E. gar nicht (ich sammle u.a. Barometer, wo auch viel Messing verbaut ist). Man kann nur hoffen, daß nach so einer Intensivsäuberung sich wieder eine Patina bildet.


    Hast du das "Heizkörperkrümpelweiß" jetzt auf dem Tubus gelassen? War das original auch so? Sieht mir irgendwie deplatziert aus wie eine fette Schiffsfarbe auf einem Fördedampfer, zumal der Tubus ja eigentlich aus Messing gefertigt ist, wie du schreibst.

  • Hallo Micha,


    solche Einzelheiten werden natürlich mit dem Auftraggeber abgesprochen, nach dessen Wünschen ich mich dann richte.
    Es ist natürlich immer eine sehr subjektive Sache, wie weit eine Restaurierung gehen darf/sollte !


    MfG Micha

  • Du weißt, wie das ist: Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters. Was der eine toll findet, darüber schütteln andere nur den Kopf.
    Bei Vorgabe des "Kunden" muß so lassen wie er es will, aber eine Diskussion darüber muß schon erlaubt sein. Das mindert keinesfalls deine Arbeit.

  • ..selbstverständlich wollte ich hier auch keine Diskussion abwürgen, lieber Micha.


    Ich bin da eigentlich sogar ganz bei Dir. Nur vielleicht könnten wir dazu besser einen eigenen Thread aufmachen ?


    Es ist ja durchaus ein interesanter Aspekt bei diesem speziellen Gebiet.


    Thema könnte zum Beispiel heissen "wie weit darf eine Restaurierung gehen ?"


    Im Nebengang hatte ich das schon einmal hier eingeflochten :


    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=207492


    Stichwort besonders Zeiss Refraktor bei dem sämtliche Messingteile im Zuge einer Restaurierung verchromt wurden.


    Fotos dieses Gerätes kann man auf der Seite von Herrn Ludes sehen.


    http://www.apm-telescopes.de/d…r-e-110-mm-f-1560-mm.html



    mfG Michael


    Edit : Infos und Link ergänzt, Rechtschreibung korrigiert.

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