H-Alpha monochrom mit Streifen

  • Hallo zusammen,


    heute bräuchte ich mal Hilfe.
    Mein Equipment für die Fotos besteht aus einem Borg ED II mit vorderem ERF-Filter, einem QUARK Chromosphere und einer ASI120MM.
    Das Problem besteht in den "Querstreifen" des Bildes. Da ich schon mal etwas vorgelesen habe, könnten das sogenannte Newtonringe sein. Mit meiner ASI120MC sind die Streifen nicht vorhanden, das liegt vermutlich an der geringeren Empfindlichkeit. Ebenso verschwinden die Streifen bei Überbelichtung der Sonne und sind in den Protuberanzen nicht zu sehen.
    Des weiteren habe ich mal zur Fehlereingrenzung ohne Okular in den Quark geschaut. Und siehe da, auch dort sind die (allerdings viertelrunden) Streifen zu sehen, mit Okular dagegen nicht. In den Bildern sind die Streifen zwar gerade, dennoch vermute ich den "Fehler" im QUARK. Im Weißlicht (Borg ED mit ERF-Filter, Herschelkeil und ASI120MM) treten die Streifen ebenfalls nicht auf.


    Hier fangen nun die Fragezeichen an. Die einfach gestellte, vermutlich aber nicht einfach zu beantwortende Frage lautet nun: Wie bekomme ich die weg?
    Hat jemand ähnliche Erfahrungen und eventuell einen Lösungsansatz? Kann eine neuere ASI120MM das Problem "ignorieren"? Ich habe noch eine ältere Version mit offenem Chip.
    Gibt es Alternativen zur ASI120MM?
    Sind es vielleicht "nur" irgendwelche Einstellungen in der Aufnahmesoftware?
    ?






    Gruß, Andreas

  • Hallo Andreas, es handelt sich um Interferenzen (Newtonringe). In der Regel entstehen diese am "Fenster" über dem Chip. Der Grund ist die Telezentrik des Quark und der dadurch stark parallelisierte Strahlengang. Die Lösung ist ein leichtes Verkippen der Kamera. Dafür gibt es z.B. von TS extra einen Adapter zur sehr feinfühligen Verkippung. Damit kannst du das Problem in den Griff bekommen. Mir ging das auch so! Als Test kannst du ja mal versuchen, die Kamera so leicht zu verkippen + evtl rotieren. Viele Grüße. Olaf

  • Hallo Andreas,


    Das sind Newtonringe, die zwischen der Oberfläche des Chips und dem aufgeklebten Deckglas des Chips entstehen. Das ist leider eine unangenehme Eingenschaft des Aptina MT9M034-Chips, der in der ASI120mm und auch in meiner ALccd5L-IIm verbaut ist. Dass sie bei der ASI120MC nicht zu sehen sind, könnte an der Bayermatrix liegen, das ist aber nur Spekulation.
    Wenn Du die Kamera im Quark drehst, siehst Du dass sich die Ringe mitdrehen. Daran kannst Du sehen, dass sie nicht im Ansatz entstehen. Sie sind um so ausgeprägter, je schmaler das Strahlenbündel ist das auf den Chip trifft. Der Quark mit seiner Telezentrik ist da leider sehr anfällig. Bei meinem PST-Mod mit f/10 sind sie nicht ganz so schlimm.


    Du bekommst sie weg, indem Du Flats machst. Dafür die Sonne mittig einstellen und möglichst stark defokussieren. Dann ein kurzes Video aufnehmen.
    Dieses Video zeigt dann nur die Ringe und Du kannst es in Avistack oder Autostakkert zu einem Flat verarbeiten und dann mit den eigentlichen Videos verrechnen lassen. Wie das genau geht, musst Du mal googeln. Ich habe das nur ein mal gemacht und es ist schon zwei Jahre her, deshalb weiß ich nicht mehr wie das geht.


    Wenn das mit den Flats nicht klappt, bliebe nur eine Kamera mit einem anderen Chip. Die DMKs sind da deutlich weniger anfällig.


    Hier noch mal ein Bild von mir mit herausgerechneten Newtonringen:



    Viel Erfolg:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hi,


    das Interfernzmuster wird in erster Linie durch die sehr kleinen Pixel der CMOS-Kameras verursacht bzw. durch den dadurch bedingten sehr kleine Pixelabstand. Das erklärt auch- bei der Farbversion spielt nur das rote Pixel mit und damit sind die Pixelabstände ca. doppelt so groß. Und die CCD-Kamaeras mit den größeren Pixeln zeigen diesen Effekt so gut wie nicht.


    Wer noch den Effekt von früher kennt- Fernsehbild und ein Anzug des Moderators mit Nadelstreifennmuster im Stoff- je nach Bewegung/Stellung des Moderators zeigte sich da auch ein groberes, schräg verlaufendes Streifenmuster- Interferenz zwischen dem Stoffmuster und den Bildpunkten der Kamera bzw. der Bildröhre.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Andreas,


    Mir fällt noch gerade etwas ein. Der Borg EDII hat doch f/6,7. Der Quark hat eine 4,3-fach Telezentrik, die wie eine entsprechende Barlow wirkt. Damit kommt man also auf f/29. Das ist für die kleinen Pixel der ASI120MM gnadenlos oversampelt. Soweit ich weiß, bildet sie optimal bei f/12 bis f/15 ab.
    Das extrem langsame Öffnungsverhältnis der Kombination sorgt natürlich auch dafür dass die Newtonringe viel ausgeprägter sind als bei schnelleren Systemen. Bei meinem f/10 PST-Mod sind die Newtonringe gut beherrschbar. Aber wenn ich eine 2x-Barlow verwende werden sie so stark, dass ich sie nicht in den Griff bekomme.


    Ich weiß, dass einige Leute den Quark mit einem Focal Reducer kombinieren. Ein 0,5x würde Dich auf f/14,5 bringen, die Ringe etwas dämpfen und auch besser zu der Pixelgröße passen. Und die Belichtungszeit der Frames auf 1/4 senken, bzw. einen geringeren Gain ermöglichen (Stichwort Rauschen).
    Ich habe das selbst aber nicht ausprobiert, google mal danach. Bei CN gibt es mindestens einen Thread dazu.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Andreas,


    die Bearbeitung mit Flats mache ich auch so.
    Man kann aber, wenn die Streifen so schön gleichmäßig sind, auch die Sonne etwas durch das Bild driften lassen (zB Monti absichtlich falsch aufstellen) und dann mitteln sich die Streifen raus.


    Gruß,
    Anke

  • Hallo zusammen,


    das angehängte Bild habe ich vor etwa einer Stunde gemacht. Einige vorherige Tests ergaben dasselbe: Die Kamera muß stets nach unten verkippt werden, egal wie der Quark gedreht wird.


    (==>)Olaf
    Der Tip hat es gebracht. Ist zwar etwas aufwendig, behebt das Problem aber erst einmal. Blöd ist nur, daß die Kamera lose ist und sie mit der Zeit verrutscht.


    (==>)Jonas und Anke
    Ich habe mal auf die Schnelle einen Versuch mit einem Flat gemacht. Während auf dem Flat die Streifen an der unscharfen Sonne normalsichtbar sind, verstärkt das Stacken mit Flat (soweit ich das richtig gemacht habe?) die Streifen massivst. Na ja, es war mein erster Versuch, da muß ich mir mal eine Anleitung durchlesen. M.M.n. sollte es ja nur ein gestacktes Bild sein, welches zusätzlich zum Video als Flat geladen werden muß.?


    (==>)Stefan
    Auch dir sage ich Danke. Zumindest scheint es ein "normaler" Zustand zu sein. Ich vermute fast, daß die effektivste Lösung eine andere Kamera wäre. Kannst du eine empfehlen?


    (==>)Marcus
    Dir ein großes Dankeschön, verbunden mit einer Frage. Aber zuerst noch die Info, daß auch ich solch einen Reducer vorgeschraubt habe.
    Lese ich deinen ersten Kommentar richtig, so hast du vor zwei Jahren dasselbe Problem mit demselben Chip gehabt. Ich vermute einmal, daß du die letzten zwei Jahre dennoch videografiert hast. Wenn dem so ist; was hat sich geändert? Eine andere Kamera? Darf ich fragen, welche?
    Mit dem Flat bin ich jedenfalls gescheitert. Als einfacher bzw. komfortabler sehe ich persönlich eine andere Kamera an.



    Gruß, Andreas

  • Hallo Andreas,


    ich benutze eine DMK41 Kamera mit und ohne 0,5x Reducer an einem 130/780 und einem 80/480 Refraktor. Das Problem mit den Streifen tritt in Kombination mit der DMK41 immer auf. Mit dem TS Optics T2 Kippmechanismus lässt es sich durch gezieltes Verkippen der Kamera aber gut ausgleichen.


    CS Olaf

  • Hallo Andreas,


    Ich hab seit damals nicht mehr die Sonne aufgenommen, weil mir momentan für Astrofotografie die Ruhe fehlt. Ich nutze meinen PST-Mod nur noch visuell. Aber ich denke, dass das Öffnungsverhältnis des Teleskops großen Einfluss auf die newtonschen Ringe hat. Deshalb hatte ich halt weniger Probleme als Du.
    Hartwig (Astrohardy) nutzt einen vergleichbaren 70/700 PST-Mod wie ich. Er videografiert mit einer DMK21 618 und hat soweit ich weiß keine Probleme mit Newtonschen Ringen.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo zusammen,


    heute habe ich mehrere Videos versucht, aber die erspare ich euch.
    Zusammengefaßt nehme ich mal folgende drei Möglichkeiten aus dem Thread mit:
    1. Verkippung
    2. Flat
    3. neue Kamera
    Mit den Flats komme ich nicht zurecht. Entweder haben sie keinen Effekt, die Streifen verstärken sich, nur die Hälfte des Bildes ist ohne Streifen oder eine Hälfte des Bildes wird total verzerrt. Soweit ich das beurteilen kann, scheint der Erfolg von der Helligkeit des Originalvideos und des Flat abhängig zu sein.
    Wie schon angeklungen, werde ich mich nach einer neuen Kamera umsehen, sofern das von hier aus überhaupt möglich ist.


    Wie auch immer, ich danke allen in der Runde, welche mich dahingehend unterstützen konnten. Ich hoffe, ich kann mich irgendwann und irgendwie dafür revanchieren.


    Gruß, Andreas

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