Hallo zusammen,
wie es schon durch Mathias anklang, es gab im Süden der Republik einen versöhnlichen Jahresabschluss - klarer Himmel kurz vor Weihnachten! Es folgt hierzu mein kleiner Bericht, den ich nutzen möchte, allen noch eine schöne Weihnachtszeit zu wünschen [:)]
<font color="orange">Wenn man auf dem Berg nicht geborgen ist oder werden will</font id="orange">
Am 23.12. offenbarte sich also doch tatsächlich im Süden Deutschlands ein komplett wolkenloser Himmel. Sat24 zeigte im Alpenraum schlichtweg klarsten Himmel, wie es klarer nicht geht. Nicht einmal Zirren waren von den Spaceagenten vorausgesagt. Und: selbst im „Tiefland“ auf 700 m Luftfeuchtewerte von um die 60%, teils sogar 40%. Auf den Bergen lockten 20% Luftfeuchte! Und somit eine MORDStransparenz... Aber: auch mit Windböen von bis zu 70km/h. Da meine Erfahrungen nicht nur einmal in die Richtung gingen, dass die sogenannten Böen eher durchgängigen Charakter hatten, sah ich von so einer Suizidaktion ganz schnell ab. Gerade die letzten Tage waren auch in den niedrigen Höhen abseits der Berge sehr windig bis stürmisch. Eine Vervielfachung dessen auf einer Bergspitze über die ganze Nacht musste ich da nicht haben. Münchhausen ritt auf der Kanonenkugel, ich wäre dann wohl auf dem Dob Richtung Sterne gepfiffen... Ganz ohne Kerosinaufschlag.
Also: einfach im Tal bleiben und so recht früh ins Bett können – auch was Schönes vor Heiligabend.
Es ging wieder nach Geitau und in München war es zuvor eher mild, mit deutlichen Plusgraden. In Geitau setzte ich einen Fuß auf den Bahnsteig und sah sofort die gefrorenen Pfützen. Aubacke. Schon zu Beginn des Abends! Naja, soll ja auch Winter sein – sagt man. Ich spazierte den gewohnten Weg zum Segelflugplatz und merkte schnell, wie wabbelig meine Beine waren. Nix gewöhnt mehr! Lange blieb der Dob in der Ecke liegen in diesem Jahr. Und ich war noch recht müde von der Arbeitswoche, und dem Unwillen rechtzeitig ins Bett zu gehen...
<font color="orange">Der Duft der Nacht</font id="orange">
Ich kam nach ca. 20 min. am Platz an und sog die typische Geitauluft ein, die immer wieder Schwaden von Kuhställen herüberwehte und einen Wechsel von kalter und milderer Luft. Die Sterne flackerten. Es war noch recht hell, obwohl es schon 20 Uhr war. Die Weihnachstbeleuchtungen zeigten wohl Wirkung – denn – einige Stunden später waren vorher sichtbare Weihnachtslichter aus und der Himmel auch dunkler. Der Waldkauz! Wie hatte ich ihn vermisst. Kaum war ich da, ließ er seinen Ruf aus Richtung Bergen über die Felder hallen.
Besagte Felder knirschten, wenn man sie betrat – der Frost war allgegenwärtig. Mein Atem war zu sehen, aber nicht so stark, dass man von 100% Feuchte ausgehen müsste.
Ich ging es gemütlich an und so war ich mit Aufbauen, Justieren und mich anderweitig Preparieren erst nach einer knappen Stunde fertig. Aber es lagen ja noch ca. 8 Stunden Deepsky vor mir! Das muss man erst mal mantraartig vor sich hinbeten, um so eine Nacht richtig zu würdigen! Ein vergessener Luxus weit entfernter Zeiten.
Einen Plan hatte ich mir nicht gemacht, sondern einfach den Deepskyatlas eingesteckt und fertig. Faint-Fuzzies waren dieses mal nicht das Ziel, sondern einfach nur Spaß haben und ggf. ein helleres Objekt (zu) zeichnen (versuchen). Ganz ohne Stress. Recht bald nahm ich mir <font color="green">M 76</font id="green"> vor und hab mal versucht festzuhalten, was ich ohne Filter so erkennen kann. Mehr als 200fach war nicht drin. Selbst 130fach sprengte oft den Rahmen dessen, was man eine sternförmige Abbildung nennt. Die Grenzgröße des Himmels wird so bei 6m4 gelegen haben am Anfang der Nacht. Bei guten Augen...
Ich zeichnete drauflos, endlich mal ohne Lampe im Mund, sondern am Block festgeklemmt – mit schön gleichmäßig ausgeleuchtetem Kreis. Das ist mal was anderes – eine tolle Anschaffung.
Ich vertiefte mich und „WÄÖAUUU! WÄÄÖÖAUUU!“ Vielleicht 50 m entfernt...Ich hab mich tierisch erschrocken hinterm Okular. Gott, was war das denn? Ich überlegte ob Wildschwein oder aufgeputschter Rehbock oder Elch oder wer weiß was noch... Es war wohl der Aufgeputschte, vermutlich vom Kinderpunsch - den hatte ich kürzlich auch – der haut rein Bald hörte ich sich entfernendes Getrampel von leichteren Hufen... Kam mir alles sehr vertraut vor, irgendwie bin ich hier ja fast zu Hause - mein erster Beobachtungsplatz in der Alpenregion!
<i>Das Sternchen oben rechts direkt am Nebel war nur gerade so als solches zu erkennen, die lineare schwache Nebel-Struktur rechts parallel zum Hauptteil habe ich nachträglich aus dem Gedächtnis hingeschmaddert, bitte die Form und Lage nicht allzu genau nehmen - es war einfach "irgendwas" da ;-)</i>
<font color="orange">Beim Orion gleich rechts</font id="orange">
Mittlerweile war der Orion in Kulminationshöhe und ich fragte mich, was denn in der Nähe noch so los sein könnte. Die Objekte der Wahl fanden sich fast alle westlich des Orion, überwiegend Galaxien. Nachfolgend will ich die einfach mal stakkatoartig auflisten... Zu manchen Objekten fürge ich einfach mal ein paar <b>Screenshots aus wikisky</b> zu Verdeutlichung ein - ich hoffe, das ist okay...
2 Galaxien nahe bei Sternchen: <font color="green">1700</font id="green">-recht hell aber klein, und rundlich und nicht oval wie in Atlas; <font color="green">NGC 1699</font id="green"> war auch zu sehen, aber recht schwach, erst sicher im 12mm– bei beiden keine Details, kein wirklicher Hingucker auch nicht mit Sternchen zwischen beiden.
Ähnliche Kombi: <font color="green">NGC 1720/1726</font id="green">- nichts Spektakuläres, 1720 nicht mehr in Erinnerung, ob gesehen. Dafür längliche <font color="green">NGC 1752</font id="green"> – recht netter schmaler Streifen.
<font color="green">NGC1741a( Arp259)</font id="green"> – nicht gesehen.
NGC 1788 - Reflektionsnebel <font color="green">(„Fledermausnebel“)</font id="green"> nach wie vor interessantes Objekt, hat mich beim ersten mal richtig begeistert: wie Komet erscheinend. War aber damals hübscher anzuschaun. Wollte ich zeichnen, warte aber bessere Bedingungen ab.
<font color="green">NGC 1637</font id="green">: interessante, helle runde GX mit Ansätzen von Struktur– bei besserem Seeing Spiralstruktur? Unbedingt einen erneuten Besuch wert!
<font color="green">NGC 1626, NGC 1618 und die Hicksongruppe HCG 30</font id="green">- ganz tolle 3er Kombi, die wunderbar in 12er Nagler passt und dekorativ von hellem Stern begleitet wird. Zwei nette kleine Nadeln in 90-Grad-Winkel zueinander, nicht schwer aber auch nicht hell, die Hickson-Gruppe zeigte nur ein rundes undefinierbares rundes Bäuschchen. Dieses Trio ist ein absoluter Tip für gute Bedingungen, wie ich finde!
<font color="green">NGC 1587/1589</font id="green"> – Kombination aus rundlicher Gx und Spindel netter Anblick – an M 108 und Eulennebel erinnernd. <font color="green">1588</font id="green">, welche eng an der 1587 sitzt, konnte ich nicht separat erkennen, zumindest nicht aus der Erinnerung. Zu dem Zeitpunkt der Beobachtung dieses Duos habe ich es als solches bei Blick auf die Karte nicht realisiert...
<font color="green">NGC 1659</font id="green"> und den direkt nebenstehenden <font color="green">Offenen Haufen IC 2091</font id="green"> leider nicht gefunden nach langer Suche. Hm.
<font color="green">NGC 1653</font id="green"> gesehen, aber unauffällig, ohne Details. <font color="green">NGC 1654</font id="green"> in Linie mit Stern nicht gesehen oder nicht bemerkenswert gewesen, NGC 1661 nicht gesehen.
<font color="green">RN 2023</font id="green"> gut zu sehen (bei Pferdekopf)
<font color="green">NGC 3877</font id="green"> ist in Verbindung mit dem nahe stehenden hellen roten Stern im Großen Bären ein wahrer Schatz. Eine schöne, helle dünne Gx, dekoriert von dem hellen roten Sternchen, schön passend in 12er Nagler. Schon in La Palma beobachtet, wenn ich mich recht entsinne - Einfach schön!
Der beim Weihnachtsbaumcluster befindliche <font color="green">Kokonnebel</font id="green"> blieb mir verborgen, ich sah nix. Umso schöner war Hubbles Veränderlicher Nebel – den hatte ich im 12“er noch nie besucht. Was ein helles Teil! Ein hübscher kleiner Fächer - verträgt normal mit Sicherheit förderliche Vergrößerung sprich hier locker 300fach. Da freu ich mich schon drauf, wenn ich mal wieder auf dem Berg stehe bei gutem Seeing! Hier war an Hochvergrößerung nicht zu denken, die Sterne waren Bälle.
Ich versuchte mich zum Ende der Nacht gegen 3 Uhr an <font color="green">NGC 2537(Bärentatzengalaxie)</font id="green"> und der nahestehenden <font color="green">IC 2233</font id="green">. Das Objekt im unergonomischen Zenit zu finden, war nicht so einfach. Diese längliche Gx sollte knapp zu machen sein, war aber im Atlas nicht verzeichnet. Die Tatze selbst erschien nach dem Auffinden als runder kleiner Fleck, den ich mangels Luftruhe nicht seiner Details berauben konnte. Es schaute schon etwas strukturiert aus - aber undefinierbar. Von der länglichen Gx war keine Spur, obwohl akribisch eingezeichnet im Atlas. Vielleicht hat mich das navigieren im Zenit auch an die falschen Stellen geführt, aber ich denke ich war schon richtig und sie war wirklich nicht zu sehen.
Die Nacht wurde zum Morgen hin transparenter bzw. weniger von (weihnachtlichem) Streulicht gestört - aber das Seeing blieb schlecht. Dennoch war der Orionnebel eindrucksvoll und zeigte sich in mittlerweile gewohntem Grün im Zentrum.
Trotz dem üblen Seeing eine schöne, halbwegs ergiebige Nacht, endlich mal wieder! Wenngleich diese mehr geeignet war, Vorfreude zu schüren als Ergebnisse zu bringen. Ach und dann gabs noch einen netten Anblick der Jupitermonde´, sieht man so extrem schlagseitenmäßig ja auch nicht oft – hier mal „quick and dirty“ durch´n Dob geschossen:
Zum Ende der Nacht hin hieß es Vorräte vertilgen, Brot und Gurke waren noch übrig. Die vor Stunden in zwei Teile gebrochene Gurke hatte eine interessante Konsistenz und jeder aber auch jeder Bissen zog an jedem Zahn, mit dem sie in Berührung kam. Es war eine Mischung aus Kaubonbon, Vanilleeis und Keks. Schmeckte aber nur nach Gurke. Komisch, der Rucksack wog trotz geleerter Apfelschorle und aufgefutterten Vorräten immer noch genauso viel. Ich war fix und alle. In der Bahn nickte ich sogar dann und wann ein und schnarchte herum, wie ich selber merkte. Zu Hause angekommen, fiel ich direkt ohne Umschweife ins Bett, nahm noch die wundervolle Blaue Stunde war, die das Geglitzer der Innenstadt Münchens umspielte und schlummerte sofort ein. Ein heiliger Morgen!
<font color="orange"><b><i>CS!</i></b></font id="orange">
Norman