Doppelsterne: Grundlagen für Einsteiger mit Tour

  • Stellen neue Forenmitglieder ihre Interessen hier vor, so sind Gasnebel und vor allem Galaxien ganz vorn dabei. Dafür sind sicher die grandiosen Fotos von Hubble und den Profiteleskopen mit verantwortlich, aber auch Amateure hier im Forum machen heute Farbaufnahmen von Deep Sky Objekten, die mich jedesmal sprachlos werden lassen. Und natürlich sind die dunklen, entfernten Objekte die interessantesten. Um sie visuell überhaupt zu Gesicht zu bekommen, braucht man dann möglichst viel Öffnung und vor allem einen dunklen Landhimmel.


    Beides steht mir nicht zur Verfügung. Ich wohne einen Steinwurf von Augsburg entfernt, mein Himmel ist deutlich aufgehellt. Und meine Hauptteleskope sind zwei klassische Vixen Newtons mit 114mm und 150mm Öffnung, das größte Gerät hat also "gerade einmal" 6 Zoll. Trotzdem gibt es tausende Deep-Sky-Objekte dort draußen, die sich mit kleinen Teleskopen bei ungünstigen Himmelsverhältnissen hervorragend beobachten lassen: Doppelsterne. Ein klein wenig meiner in den letzten 12 Monaten gereiften Leidenschaft für diese dankbaren Objekte möchte ich hier an andere Einsteiger weitergeben.


    Fährt man den Sternenhimmel mit Fernglas oder Teleskop ab, bestehen viele Sterne, die mit bloßem Auge als ein Stern zu sehen sind, aus zwei oder mehr Sternen. Das ist in den meistem Fällen kein zufälliges, nur scheinbares Zusammenstehen, sondern eine sehr häufige Variante der Sternentstehung. Die Sterne haben sich gleichzeitig aus der selben Staubwolke gebildet und umkreisen einen gemeinsamen Schwerpunkt. Je nach Umlaufzeit lässt sich dies sogar über die Jahrzehnte und Jahrhunderte beobachten und die Bahnparameter wie z. B. die Umlaufzeit bestimmen. Besonders interessant sehen Sternpaare mit deutlich unterschiedlicher Farbe (z. B. Albiero im Schwan) aus. Je nachdem, wie eng die Sterne zusammenstehen, lassen sie sich gut, schwierig oder gar nicht mit dem Teleskop "trennen", also als eindeutiges Paar identifizieren. Sterne, die man im Teleskop trennen kann, heißen "visuelle" Doppelsterne. Stehen sie so eng zusammen, dass sie sich nur mittels Spektroskop trennen lassen, heißen sie "spektroskopische" Doppelsterne. Nur scheinbar aus Sicht von der Erde benachbarte Paare werden als "optische" oder scheinbare Doppelsterne bezeichnet, diese umkreisen einander nicht. Auch einige Veränderliche sind Doppelsterne, z. B. das Algol-System. Dort liegen die Bahnen so, dass es regelmäßig zur gegenseitigen Bedeckung kommt, vergleichbar einer Sonnenfinsternis. Weitere Informationen zu Doppelsternen kann man z. B. Wikipedia oder einem guten Buch entnehmen. Ist die englische Sprache kein Hindernis, empfiehlt sich besonders "Burnham's Celestial Handbook" in drei Bänden von Robert Burnham, Jr. Darin sind praktisch alle Doppelsterne verzeichnet, und etliche interessante Systeme werden mit verblüffendem Detail vorgestellt.

  • <b>Katalogangaben zu Doppelsternen</b>


    Die einzelnen Sterne eines Mehrfachsystems werden mit Buchstaben bezeichnet (z.B. Polaris A und B bzw. Alpha Ursae Minoris A und B). Der hellste Stern wird mit A bezeichnet, alle weiteren Mitglieder des Systems nach dem Alphabet.


    Für die Beobachtung von Doppelsternen mit dem Teleskop sind einige Angaben hilfreich, die man einem guten Nachschlagewerk (z. B. Sternatlas, Internetdatenbank oder Astrosoftware) entnimmt: Helligkeiten, Spektraltypen (Farben), Abstände (in Winkelsekunden) und Positionswinkel (PA).


    Die Helligkeitsangaben der beteiligten Sterne sind nützlich, um abzuschätzen, wie leicht der Doppelstern trennbar ist. Systeme mit Komponenten gleicher oder ähnlicher Helligkeit sind einfacher als solche mit großen Unterschieden.


    Anhand der Spektraltypen kann man den Farbkontrast abschätzen. Angegeben wird ein Buchstabe aus der Reihe (blau) O B A F G K M C (rot). F und G-Sterne sind also ziemlich weiß, ein Paar mit B und M Spektrum hat einen deutlichen rot/blau-Kontrast.


    Der Winkelabstand gibt an, wie "eng" die Sterne beieinander stehen. 20" sind ziemlich viel, die Sterne entsprechend leicht zu trennen. 2" sind schon eher eine Herausforderung und benötigen mehr Öffnung, ruhigere Luft und höhere Vergrößerung.


    Der Positionswinkel gibt die Lage des dunkleren zum helleren Stern als Winkelgrad an, wobei 0° die nördliche Lage bezeichnet. Im Newton-Reflektor ergibt sich daraus am Okular folgendes Bild, wenn man einen Stern ganz im Süden beobachtet:


    <font face="Courier New">
    .......S
    ......180°


    W 270° X 090° O


    ......000°
    ......360°
    .......N
    </font id="Courier New">


    Ein Stern bei PA 80° wäre also "rechts unten" (ONO) vom Hauptstern (X) zu finden. Steht der beobachtete Stern z. B. im Westen, ist das Bild entsprechend zu drehen. Da die Sterne immer scheinbar von Ost nach West ziehen, lässt sich die Ost-West-Achse leicht feststellen, den Rest muss man dann entsprechend anpassen. Ich bediene immer kurz die Deklinationsfeineinstellung meiner Äquatorialen Montierung, dann habe ich sofort die Nord-Süd-Achse.


    Übrigens sind Newton-Reflektoren und andere Teleskope mit Obstruktion im Strahlengang beim Trennen von Doppelsternen gegenüber Refraktoren gleicher Öffnung im Vorteil, weil sich die Obstruktion hier einmal positiv auswirkt. Die Gründe kann, wer's nicht glaubt, in Anhang A.3 in "Star Testing Astronomical Telescopes" von Harold R. Suiter nachlesen, .


    Am 23.12.2014 habe ich eine wunderbare Doppelsterntour durch den Orion durchgeführt, die ich in den bewölkten Wochen zuvor vorbereitet hatte. In kürze werde ich den Beobachtungsbericht dazu an dieser Stelle anhängen.

  • <b>Beobachtungsbericht Orion-Tour am 23.12.2014</b>


    Das R150S 6“-Newtonteleskop ist kollimiert, der Tag war klar, und auch Abends kein Nebel. Obwohl für Morgen noch viel vorzubereiten ist, kann ich gegen 21:00 nach draußen in den Garten.


    Ich habe viel über Orion und seine Schätze gelesen in den letzten verregneten Wochen. Im „Burnham“ sind dem Orion allein 74 Seiten von Band 2 gewidmet. Das hat Lust gemacht auf einen detaillierten Blick, nicht nur auf den Nebel, den ich diesen Winter bislang nur einmal ganz kurz durch den 2“-Refraktor gesehen habe, sondern auch auf die vielen Doppel- und Mehrfachsysteme. Heute knöpfe ich mir die hellsten davon vor.


    (1) Alpha Orionis: „Beteigeuze“ (0,5 mag / Spektraklasse M)


    Kein visueller Doppelstern, aber Ausgangspunkt für die heutige Tour ist der rote Riesenstern Beteigeuze, einer der größten Sterne in unserer Milchstraße. Er ist sogar so groß, dass er grundsätzlich als Scheibchen gesehen werden kann, zumindest mit einem sehr großen Teleskop vom Weltraum aus - Hubble-Bilder findet man im Internet.
    Beteigeuze ist mit 0,5 mag als zweithellster von der Erde sichtbarer Stern im „R“ des Orion-Sternbildes nicht zu übersehen und eignet sich gut, die Ausrichtung der Sucher zu überprüfen, bevor es richtig los geht. Nachdem der Telrad für's Grobe und der 8x50-Sucher mit Winkeleinblick für die Feinausrichtung penibel justiert sind, genieße ich den Blick auf Beteigeuze im 15mm-Superplössl. Bemerkenswert ist die Farbe des Sterns, die ich als deutlich gelb-orange wahrnehme, obwohl er mit der Spektraklasse M schon sehr rot sein sollte. Auch andere Beobachter teilen diesen Eindruck, ich vermute, die große Leuchtkraft trägt zu dieser Farbe bei.


    (2)Lambda Orionis: „Meissa“ (3,3 mag / Spektralklasse O)


    Laut Burnham hat Meissa einen visuellen Begleiter von 6 mag in 4,4“ Distanz bei PA 44° (Spektraklasse B). Beide Sterne sollten also eher bläulich-weiß leuchten und sich zumindest im 6-Zöller problemlos trennen lassen. So richtig punktförmig kommen die Sterne heute leider nicht rüber, die Luftunruhe scheint recht hoch zu sein. Vielleicht ist nicht der Tag für 4,4“ Distanz. Hilft nichts, ich fahre mein Programm weiter, ohne Erfolg bei Lambda.


    (3)Delta Orionis: „Mintaka“ (2,2 mag / Spektrum O9-B0)


    Der westlichste der drei Gürtelsterne des Orion ist mit 2,2 mag nicht zu übersehen – bei der 70.000-fachen Sonnenleuchtkraft auch aus über 900 Lichtjahren Entfernung nicht. Die Helligkeit schwankt leicht, Mintaka ist ein Bedeckungsveränderlicher. Direkt nördlich (PA 360°) vom Hauptstern befindet sich in 52,8“ Entfernung noch ein visueller Begleiter mit 6,7 mag. Im Teleskop lässt sich das auch heute ganz einfach nachvollziehen. Mintaka ist laut Burnham auch insofern von Interesse, als das Potsdamer Observatorium 1904 in seinem Spektrum zum ersten Mal jene Calcium-Linien nachgewiesen hat, die die Existenz interstellarer Materie nachweisen.


    (4)Zeta Orionis: „Alnitak“ (1,8 mag / Spektrum O-B)


    Alnitaks engster Begleiter ist erst 2000 nachgewiesen worden. Deshalb bekam er die Bezteichnung Alnitak Ab, während der Hauptstern jetzt Aa heißt. In 2,6“ Entfernung sollte sich Alnitak B (5,5 mag) finden lassen. Das will mir aber heute schon wieder nicht gelingen – die Luftunruhe, die vielleicht auch nur lokal ist, denn Orion steht mittlerweile über Nachbars vermutlich nicht optimal gedämmten Haus. Aber im 6mm Okular sehe ich NNO einen schwachen Stern. Laut Burnham ist das aber wohl nur ein optischer Begleiter von 10 mag (57,6“ / PA 10°).


    (5)Sigma Orionis (3,2 mag / Spektrum O9)


    Nur einen Katzensprung südwestlich von Alnitak befindet sich dieses bekannte Mehrfachsystem, das wie alle anderen Sterne heute auch unter aufgehelltem Himmel mit bloßem Auge zu sehen ist. Das 6mm ist noch drin, und dank des gut justieren 8x50-Suchers passt das Feld auf Anhieb. Im oberen Teil sind die vier sichtbaren Komponenten von Sigma Ori gut zu unterscheiden: Links C (10 mag / PA 236° / 11,2“), dann A/B (zusammen 3,8 mag) , D (7,2 mag / PA 84° / 12,9“) und E (6,5 mag / PA 61° / 42“). Das A/B-Paar ist mit 0,2“ zu dicht beieinander, um sich mit dem 6“ trennen zu lassen. Im Norden von Sigma kann ich im selben Feld (6 mm Okular) vier Sterne des Systems Struve 761 erkennen. Es lohnt sich übrigens, über dieses Mehrfachsystem ein bisschen mehr zu recherchieren und die Beobachtung dann damit abzugleichen. Ich nehme mir wieder einmal vor, bessere Zeichnungen anzufertigen. Das Feld von Sigma Orionis rechtfertigt das auf alle Fälle!


    (6)Beta Orionis: „Rigel“ (0,12 mag / Spektrum B8)


    Auch der Blaue Riesenstern Rigel hat einen Begleiter, der sich im kleinen Teleskop únd bei aufgehelltem Himmel grundsätzlich finden lässt. Der Begleiter Rigel B/C ist selbst ein Doppelsystem, das aber zu dicht beieinander liegt, um sich einfach trennen zu lassen. Burnham berichtet, dass mehrere Astronomen seit dem späten 19. Jahrhundert schon mit 6“-Teleskopen eine Elongation des Begleiters gesehen haben wollen, es lohnt sich also, darauf einmal zu achten. Die Distanz zwischen Rigel A und Rigel BC ist mit 9“ in PA 202° nicht zu klein. Allerdings ist die Helligkeitsdifferenz enorm: Rigel B/C ist zwar mit 6,7 mag nicht dunkel, im Vergleich zu Rigel A ist das Paar aber dennoch schwerer zu entdecken als bei Doppelsternen mit gleich hellen Komponenten. Mir gelingt es heute nicht – außer dem dunklen Feldstern im Süden von Rigel sehe ich nichts einschlägiges. Vielleicht liegt es an Nachbars Badezimmerfenster, hinter dem just jetzt ein helles Licht aufleuchtet.


    (7)Iota Orionis (3 mag / Spektrum O9)


    Jetzt geht es in das Schwertgehänge des Orion, und damit auch auf den großen Nebel M42 zu. Zunächst aber Zwischenstation bei Iota Orionis, dem südlichsten hellen Stern im Schwert. Der Begleiter (7 mag) steht in PA 141° und 11.4“ Entfernung. Gefunden! Und im Sucher habe ich schon M42 – ich kann's kaum erwarten, endlich mit dem 6-Zöller draufzuhalten. Im letzten Winter hatte ich noch den 76-mm-Newton mit dem fehlsichtigen Hauptspiegel als einziges Gerät und anfangs noch so wenig Beobachtungserfahrung, dass ich dachte, meine Optik wäre irgendwie beschlagen, als ich das erste mal den Orionnebel gesehen habe.


    (8)Theta 1 Orionis: „Trapez“ in M42


    Endstation Orionnebel! Und ich bin derart überwältigt von den feinen Strukturen, die ich mit meinem „dicken“ sehen kann, dass ich fast den Anlass der Tour vergesse. Also, Fischmaul ignorieren und auf Theta 1 Orionis konzentrieren, den Vierfachstern „Trapez“ im Orionnebel. Vier Sterne liegen dort wie die Ecken eines kleinen Trapezes beieinander, historisch bedingt nennt man den westlichen A, den südlichen B, den östlichen D und den nördlichen C, die Sortierung erfolgte nach der Rektaszension. Theta 1 Orionis C ist mit 5,4 mag der hellste der vier und hätte nach Mehrfachsternsystemnomenklatur eigentlich die Bezeichnung A verdient. A und D sind mit 6,3 bzw. 6,8 mag vergleichbar hell. B ist als Bedeckungsveränderlicher mit (laut Burnham) 6.7 bis 7,7 mag der dunkelste der vier, wobei laut es laut AAVSO-Meldungen auch vorkommt, dass der Stern dunkler wird. Ich habe selbst am 12.12.2014 durch den 60mm-Refraktor kurz das Trapez angesehen und B nicht sehen können. Vielleicht war er an dem Tag ebenfalls dunkler? Heute ist er jedenfalls im 6“ wieder da und vergleichbar hell wie D und A. Noch ein paar Daten: zwischen A und B beträgt der Abstand 8,7“, zwischen B und D 19,2“. A-C 12,9“, C-D 13,3“. Ein weiterer Stern E liegt 4“ nördlich von A. Ebenso wie F der 4“ von C entfernt ist, hat er 11 mag und ist eventuell erst im 19. Jahrhundert sichtbar geworden, weil beide auf den ersten Zeichnungen des Orionnebels von Sir William Herschel zuvor nicht verzeichnet waren. Bei gutem Seeing sollten sie im 6-Zöller zu sehen sein, heute jedoch leider nicht. Als Sternentstehungsgebiet ist die Trapezregion im Orionnebel voller schwacher, junger Sterne. Je größer die Öffnung, desto mehr Sterne lassen sich ausmachen. Burnham spricht von 300 Sternen heller als 17 mag im Umkreis von 5' (300“) um das Trapez.


    Als Bonus schaue ich mir noch den Orionnebel an und staune über die Details, die durch das bessere Teleskop jetzt sichtbar sind. Aber über den Orionnebel könnte man einen ganzen eigenen Bericht verfassen...


    Insgesamt hat die Tour etwa 1 1/2 Stunden gedauert.


    Viele Grüße


    Manuel

  • Hallo Manuel,
    danke für Deine interessante Tour. Das möchte ich demnächst auch mal probieren. Ich hab allerdings das Problem, dass der Himmel meist bedeckt ist oder ich gerade keine Zeit hab. Irgendwann wirds schon klappen.
    Schad, dass das Seeing nicht so mitgespielt hat. Dafür war der Orionnebel umso schöner. Hast Du auch noch auf Jupiter geschwenkt?


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Starkissing</i>
    Übrigens sind Newton-Reflektoren und andere Teleskope mit Obstruktion im Strahlengang beim Trennen von Doppelsternen gegenüber Refraktoren gleicher Öffnung im Vorteil, weil sich die Obstruktion hier einmal positiv auswirkt.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hmm, der Theorie nach mag das sein, in der Praxis zweifle ich etwas daran. [;)]
    Ich werde es auf jeden Fall ausprobieren. Der Vixen 114/900 und Vixen 80 sind ja vorhanden. Der 114 müsste dank üppiger Obstruktion dem 80ger haushoch überlegen sein. Bei Planetenstrukturen ist das visuell überhaupt nicht der Fall. Schauen wir mal wie es bei Doppelsternen ausschaut.
    Die Frage ist wieviel Prozent Obstruktion etwas bringt und ab wann es mehr schadet wie dass es etwas bringt? Das hängt vermutlich von der Sternhelligkeit ab.
    Mit wachsender Obstruktion geht doch mehr Energie in das erste Beugungsringlein, oder? Hmm, vielleicht hab ich da auch etwas falsches im Kopf. Ich muss es ausprobieren.


    Viele Grüße und einen klaren Himmel,
    Roland

  • Servus Roland,


    und fröhliche Weihnachten!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Niklo</i>
    [Hmm, der Theorie nach mag das sein, in der Praxis zweifle ich etwas daran. [;)]
    Ich werde es auf jeden Fall ausprobieren. Der Vixen 114/900 und Vixen 80 sind ja vorhanden. Der 114 müsste dank üppiger Obstruktion dem 80ger haushoch überlegen sein. Bei Planetenstrukturen ist das visuell überhaupt nicht der Fall. Schauen wir mal wie es bei Doppelsternen ausschaut.
    Die Frage ist wieviel Prozent Obstruktion etwas bringt und ab wann es mehr schadet wie dass es etwas bringt? Das hängt vermutlich von der Sternhelligkeit ab.
    Mit wachsender Obstruktion geht doch mehr Energie in das erste Beugungsringlein, oder? Hmm, vielleicht hab ich da auch etwas falsches im Kopf. Ich muss es ausprobieren.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Bringen tut das ganze laut Suiter nur was bei Sternen direkt am Auflösungslimit des Teleskops - logisch. Und das nur bei perfektem Seeing. Und ehe ich mich hier um Kopf und Kragen rede gebe ich lieber zu, dass ich zwar die Diagramme, die er im Buch zeigt, nachvollziehen kann (50% Obstruktion verbessert die Auflösung bei gleichhellen(!) Doppelsternen), aber die Gründe dafür nicht so gut verstanden habe, dass ich sie in eigenen Worten ausdrücken kann. Ich lese das Buch immer sehr selektiv, es hat mir schon viele Fragen beantworten können, aber von vorn bis hinten durchgearbeitet habe ich es nie.


    Wenn ich mir die Berechnungen von obstruierten vs. unobstruierten Optiken ansehe, so fehlt die Energie, die in die Beugungsringe geht, im zentralen Sternscheibchen. Dieses wird dadurch ein kleines bisschen kleiner, so dass sich zwei dieser kleineren Scheibchen früher als Paar identifizieren lassen sollten als ohne Obstruktion.


    Aber der Optik-Crack bin ich nicht, da gibt es ganz andere hier...


    Viele Grüße


    Manuel

  • Servus Manuel,
    danke für die Antwort und die Weihnachtsgrüße. So etwas ähnliches wie Du schreibst hab ich auch vermutet. Allerdings sind 50% Obstruktion schon heftig und in der Praxis hat man sowas Gott sei Dank nicht.


    Ich hab gestern Abend noch überlegt und mit einem Astrospezl diskutiert. Dabei sind wir auch auf die Vermutung gekommen, dass es nur bei optimalen Seeing einen leichten Vorteil bei möglichst gleich hellen Sternen bringen kann.
    Sobald der Beugungsring nicht durch das Seeing nicht mehr erkennbar ist könnte es ins Gegenteil kippen, da Du dann das Licht stärker verteilt hast. Ist aber nur eine Vermutung.


    ####
    Wenn ich mir die Berechnungen von obstruierten vs. unobstruierten Optiken ansehe, so fehlt die Energie, die in die Beugungsringe geht, im zentralen Sternscheibchen.
    #####
    Ja, das sollte so sein.


    Ob das Beugungsscheibchen effektiv kleiner wird oder kleiner wirkt und dadurch die besser Auflösung zustande kommt weiß ich nicht. Könnte aber sein.


    Das sind natürlich Idealbedingungen (mit idealer Justage sowieso vorausgesetzt) und idealerweise gleich hellen Doppelsternen.
    Die Frage ist, wie es bei mittleren Seeing beim 50% obstruierten und beim 0% obstruierten System ausschaut, wenn die Beugungsring durch das Seeing zerstückelt ist.


    Unabhängig davon lohnt es sich auf jeden Fall mit dem 114 und 150ger Newton oder einem Refraktor auf Doppelsternjagd zu gehen. Der Hauptgegner ist dabei vermutlich weniger die Obstruktionsfreiheit sondern das Seeing. [;)]


    Trotzdem scheint das Buch interessant zu sein. Ich muss mir das doch mal kaufen da dort bestimmt einige interessante Sachen drin stehen.


    Viele Grüße und ein klarer Himmel mit gutem Seeing,
    Roland

  • Hallo Roland,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Niklo</i>
    Unabhängig davon lohnt es sich auf jeden Fall mit dem 114 und 150ger Newton oder einem Refraktor auf Doppelsternjagd zu gehen. Der Hauptgegner ist dabei vermutlich weniger die Obstruktionsfreiheit sondern das Seeing. [;)]
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    darauf wollte ich hinaus! [:)] Bei gutem Seeing diesen Sommer habe ich Epsilon 1,2 Lyrae, den Vierfachstern in der Leier, mit dem 114er Newton sauber getrennt. Das ist für mich immer noch das größte Spektakel, zwei enge Doppelsterne mit 90° PA-Versatz im selben Feld. Also ist 2,3" Distanz mit dem 4-Zöller möglich, und im 6" sollte entsprechend mehr gehen - bei gutem Seeing. Polaris war auch eine harte Nuss, da ist der Helligkeitsunterschied der Knackpunkt. Aber ich bilde mir ein, dass ich Polaris B im 60mm-Refraktor gesehen habe. Im 80mm sollte das also allemal gehen.


    Leider sind in den Atlanten oft nur die "einfachen" Doppelsterne verzeichnet - Polaris ist z. B. im Karkoschka nicht als Doppelstern geführt.


    Viele Grüße


    Manuel

  • Hallo ihr beiden!
    Manuel, ein schönes Thema hast Du da aufgemacht! Nun müssen wir nur aufpassen, dass es nicht so ausufert wie der 130er Refraktor gegen den 200er Spiegel....
    Doppelsternbeobachtung (nicht bloß anschauen) ist eine Kunst. Da kann und muss bei engen Systemen der Beobachter alles aus seinem möglichst perfekten Teleskop herausholen. Dabei lernt man auch viel über Optik und die Auswirkungen der Fehler einer Optik auf das Beugungsscheibchen.
    Ich selbst habe in den letzten Jahren einige enge Doppelsterne beobachtet, gemessen und festgestellt, dass meine drei Refraktoren (50, 63 und 80mm Öffnung) von keinem meiner Spiegel (150 und 250mm Öffnung) geschlagen wurden. Es sind aber auch Zeiss-Refraktoren...
    Entgegen und trotz aller theoretischen Betrachtungen ist das ruhigere Refraktorbild (bei den geringeren Öffnungen) hilfreicher bei der Trennung enger Systeme als die größere Öffnung der o.g. Spiegel.
    Eine entscheidende Rolle gerade bei der Beob. enger Systeme spielt die Luftunruhe.
    Ein schönes Beispiel ist das Trapez in M 42. In allen drei Refraktoren ein ein ruhiges, "stehendes" Bild mit allen vier Komponenten. Ein ästhetischer Genuss! Im 150er Spiegel sehe ich zwar im Momenten größter Bildruhe andeutungsweise Komponente E, aber die Beugungsscheibchen sind zerrissen und wabern hin und her. Im 250er ist die Sternabbildung zum Vergessen, aber M 42 kommt natürlich wunderbar...
    Mein Trennungsrekord an gamma Vir mit dem 63er steht bei 1".7, mit dem 80er bei 1".2 (!, ineinander übergehende 8 der BS, übrigens mit VIXEN Vario-Okular f:8mm). Die beiden Newtons nehme ich für Doppelsternbeobachtungen nicht mehr.
    Das ist der Vorteil, wenn man zehn Fernrohre hat...
    Einen guten Rutsch
    ins Neue Jahr!
    Andreas

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Avier50</i>
    Ein schönes Beispiel ist das Trapez in M 42. In allen drei Refraktoren ein ein ruhiges, "stehendes" Bild mit allen vier Komponenten. Ein ästhetischer Genuss!
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hast Du auch schon einmal die Veränderlichkeit von B gesehen? Ich war wirklich perplex, den Stern im 60mm nicht gesehen zu haben, am 12.12. gegen 21:30. Ich kannte das Trapez eigentlich nur mit vier gar nicht so unterschiedlich hellen Sternen bis dahin.


    Zu Reflektor vs. Refraktor sage ich nix mehr. Die Bemerkung aus dem Suiter war eher als eine humorige Randnotiz gemeint... [;)]
    Und ich bin der letze, der einem kleinen Teleskop die Daseinsberechtigung abspricht. 63mm - hast Du ein Telementor? Neid! [:p]


    Viele Grüße


    Manuel

  • Hallo Manuel,
    im Trapez gibt es ja zwei Bedeckungsveränderliche, BM Ori und V 1016 Ori. Den V 1016 hatte ich Ende Dezember 1995 (oder war es 1996) in einem kompletten Min. durchbeobachtet, übrigens bei -10° C. Die Lichtkurve war auch in SuW. Sehr beeindruckend, wie im Zeiss E 110/1650 mit nachlassender Helligkeit des Veränderlichen die Komponente E immer deutlicher herauskam. Da merkte man, wie sie sonst "überblendet" wird. Leider sind solche Minima immer nur alle paar Jahre komplett zu beobachten, da das Min. in etwa mit der Kulmination des Orion um Mitternacht zusammenfallen muss.
    Wenn Du noch mehr Interesse an BM und V 1016 Ori hast, kann ich Dir weiteres schicken. Zur Zeit arbeite ich aber an meinem Umzug.
    Einen guten Rutsch!
    Andreas
    Zeiss E und C 50/540, Telementor C 63/840, Zeiss AS 80/1200, Skywatcher Newton 150/750 (die Optik ist überraschend gut!), GSO 250/1250 (das übliche Fangspiegelkoma)

  • Hallo Andreas,


    danke nochmals für den Hinweis. Ich habe mir zwischenzeitlich die Ephemeridentabellen von der BAV (http://www.bav-astro.de -&gt; Materialien für Beobachter -&gt; Vorhersagen) heruntergeladen. Da habe ich offensichtlich zufällig ein Minimum von BM Orionis (Theta 1 Orionis B) beobachtet. Wow!


    Gut, dass ich mir im letzten Jahr angewöhnt habe, meine Beobachtungen auch aufzuschreiben. Und meinen Augen zu trauen, wenn ich nur drei statt der erwarteten vier Lichtpunkte sehe!


    Edit: Eine lesenswerte Zusammenfassung zu den Veränderlichen im Orionnebel von Bela Hassforther findet man hier: http://www.bela1996.de/astronomy/orion-vars.html


    Sag' noch einer, es gibt da draußen nichts als schwache Nebelfleckchen...


    Viele Grüße


    Manuel

  • Hallo Manuel,
    danke für Anregung. Orion stand bei mir gestern Abend so und so auf dem Programm. Da habe ich das Programm noch um deine Vorschläge erweitert. Wirklich eine schöne Tour. Besonders da der Orion-Nebel erwartungsgemäß durch das Mondlicht nicht so gut heraus kam. Ich konnte dann auch erstmals die E-Komponente des Trapez sehen. (Hab erst letzten Winter mit dem Spechteln angefangen...) Mit dem kleinen 610 mm F9 Refraktor, den ich vorher nutzte, war da nix zu machen. Jetzt mit dem C8 geht deutlich mehr in der Richtung.


    Doppelsternbeobachtungen sind wirklich eine interessante Sache. Leider kam ich bisher nie so recht dazu das wirklich gezielt zu machen. In den wenigen klaren Nächten waren Sternhaufen, die diversen Nebel und Galaxien dann doch interessanter. So blieb es bisher bei den üblichen Verdächtigen epsilon-Lyrae und Albireo. Eigentlich schade.


    Wer tirfer in das Thema eintauchen will findet hier Futter: http://www.epsilon-lyrae.de/

  • Servus Jochen,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: jkunz</i>
    Doppelsternbeobachtungen sind wirklich eine interessante Sache. Leider kam ich bisher nie so recht dazu das wirklich gezielt zu machen. In den wenigen klaren Nächten waren Sternhaufen, die diversen Nebel und Galaxien dann doch interessanter. So blieb es bisher bei den üblichen Verdächtigen epsilon-Lyrae und Albireo. Eigentlich schade.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Kann ich nachvollziehen. Bei mir hat der "Burnham" dann das Interesse geweckt. Anfangs habe ich mich gefragt, warum da so viele Fotos von "einfach nur Sternen" drin sind. Nach dem Lesen habe ich verstanden, dass die Sterne alles andere als "nur einfach" sind. Besonders die Doppelsternbeschreibungen sind darin wirklich mitreißend...


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: jkunz</i>
    Wer tiefer in das Thema eintauchen will findet hier Futter: http://www.epsilon-lyrae.de/
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Danke für den Link! Gerade auch dir Fotos und Zeichnungen sind toll. Das Internet ist so voll von verschiedensten Informationen, da bin ich immer froh, wenn mich jemand auf eine solche Perle stößt.


    Viele Grüß


    Manuel

  • Hallo zusammen,


    jetzt muss ich noch eine Ergänzung meiner Tour vorschlagen, die sich mehr zufällig bei meiner ersten Sichtung von C/2014 Q2 Lovejoy ergeben hat. Ich habe den Kometen vor ein paar Tagen im Fernglas nahe bei dem Stern Keid (Omikron 2 Eridiani) gefunden. Ich lese immer gern ein wenig über die Gegend, die ich mir ansehe, und Keid war als ausgewiesener Doppelstern besonders interessant. Wie der Zufall so will, kann man in diesem Doppelsystem einen Weißen Zwerg beobachten, was ansonsten mit einem kleinen Teleskop nicht so einfach ist.


    Keid ist von Rigel im Orion aus sehr einfach aufzufinden, wenn man der Sternenkette des Eridianus folgt:



    <b>Weiße Zwerge</b> sind ehemals ganz normale (nicht besonders massereiche Hauptreihen-)Sterne, die am Ende ihres "Lebens" allen Brennstoff verbraucht haben. Die Fusion ist zum Erliegen gekommen, und die verbliebene Materie entartet. Weiße Zwerge sind etwa so groß wie Planeten, haben aber die Masse von Sonnen, wodurch ihre Dichte unvorstellbar groß wird. Eine Milchtüte voller Materie eines Weißen Zwerges kann eine Masse von etlichen tausend Tonnen haben. Dabei sind diese Sterne zwar sehr heiß, aber durch die geringe Größe ausgesprochen Lichtschwach, weshalb nur sehr nahe Weiße Zwerge überhaupt beobachtbar sind.


    Keid ist nun ein Doppelsternsystem, bei dem ein orangener Zwergstern vierter Größe (A) von einem relativ engen Binärsystem umkreist wird, das aus einem Weißen Zwerg neunter Größe (B) und einem dunkleren roten Zwerg elfter Größe (C) besteht. Den Hauptstern A findet man schon im Feldstecher leicht auf. Der Begleiter B sollte mit dem Teleskop keine Herausforderung sein: Ein Weißer Zwerg im Okular! Mit geeigneter Optik sollte auch C gehen. C ist übrigens auch spannend, es handelt sich um einen "Flare-Stern", der gelegentlich für einige Minuten "aufflackert" und erheblich heller wird als sonst. Vielleicht gerade dann, wenn man draufschaut...


    Leider kann ich mangels Beobachtungswetter noch keinen Beobachtungsbericht dazu geben, aber sollte noch mal was gehen in nächster Zeit, steht dieses Sternsystem fast ganz oben auf meiner Liste - direkt unter Lovejoy.


    Und noch was am Rande: Im Star-Trek-Universum ist Keid der Stern, um den Spocks Heimatplanet Vulcan kreist.


    Viel Spaß beim Zwergensuchen und -beobachten!


    Manuel

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