Hallo,
am 4. Februar habe ich versucht den Doppelquasar QSO 0957+561 A/B im Großen Wagen zu fotografieren. Die beiden Komponenten A und B sind ein und dasselbe Objekt, ein Quasar in etwa 9 Milliarden Lichtjahren Entfernung (z = ca. 1,4), der durch eine Gravitationslinse doppelt zu sehen ist. Die linsende Masse ist ein Galaxienhaufen im Vordergrund in etwa 4 Milliarden Lichtjahren Entfernung. Der Quasar ist variabel zwischen etwa 17 und 17,5 mag und die Helligkeitsänderung erreicht die Erde etwa 417 Tage zeitversetzt. Der Abstand beträgt rund 6 Bogensekunden.
Diese Werte sollten für das 750/5800-mm Ritchey-Chrétien Teleskop der Wilhelm-Förster Sternwarte zu knacken sein, auch wenn es mitten in Berlin steht. So habe ich am Morgen des 4. Februar die Gravitationslinse mit meiner Canon EOS 650d direkt im Primärfokus auf´s Korn genommen und relativ problemlos geknackt. Das Seeing war ganz okay und das Objekt stand fast in maximaler Höhe über dem Horizont (>80°).
Es scheint, dass die Komponente A derzeit etwas lichtschwächer ist. Ich werde versuchen den Quasar in einigen Wochen noch einmal zu fotografieren. Vielleicht gelingt es die Helligkeitsänderung nachzuweisen. Außerdem scheint Komponente B etwas rötlicher, aber das ist wohl nicht real.
Wenn das Objekt auch nicht wirklich spektakulär ist, so ist doch die Vorstellung der Entfernung des Quasars und des Alters der Photonen beeindruckend, die der Kamerachip einfangen konnte. Außerdem ist hier Einsteins Relativitätstheorie live zu sehen.
In der Nähe der Gravitationslinse befindet sich noch die schöne Spiralgalaxie NGC 3079 in Kantenstellung. Hier scheint eine Verbiegung der Scheibe erkennbar. Vielleicht liegt es an dem Einfluss der kleinen Galaxie rechts im Bild. Sie hat eine PGC Nummer (28990?) und eine Helligkeit von 14,8 mag. Leider lassen die miesen Bedingungen in der Großstadt hier viele Details verschwinden.
Und das ist das gute Stück, dass mir diese faszinierenden Aufnahmen ermöglichte. Vielen Dank an Martin Dentel, der das Teleskop bedient hat.
Jetzt bin ich im Gravitationslinsenfieber und werde versuchen, im Laufe der nächsten Monate den Dreifachquasar im Löwen und das Einsteinkreuz im Pegasus abzulichten. Hat da jemand schon fotografische Erfahrungen? Die Brennweite werde ich wohl mindestens verdoppeln müssen. Na mal sehen. Bin für Tipps dankbar!
Viele Grüße,
Thomas