Hallo allerseits,
Um gegen den Asti an meinem 18-er gehen zu können, bin ich auf Interferometrie umgestiegen. Die ersten Versuche haben gezeigt, dass die gemessenen Werte erhebliche Sprünge haben. Somit habe ich mich entschlossen, die Wiederholbarkeit der Messungen zu überprüfen.
Vor dem Anfang hat der Spiegel 24 Stunden Zeit gehabt an der Raumtemperatur sich anzupassen gehabt. Während der Messung wurde der Spiegel nur mit Handschuhe angefasst.
Der Messstand ist klassisch aufgebaut, mit zwei Stützpunkten bei +-45°. Der Spiegel steht praktisch im Gleichgewicht drauf, mit einer extrem kleinen Tendenz nach Hinten zu kippen und liegt hinten auf einer Kunststoffschraube. Die Position des Spiegels beim aufstellen ist sehr gut reproduzierbar: Der Fokuspunkt verschiebt sich seitlich, in 3680mm Entfernung, maximal 3mm wenn man den Spiegel weg nimmt und wieder aufstellt.
Alle Messungen sind mit Hilfe eines Krabbeltunnels gegen Luftschlieren abgeschirmt. Der Tunnel ist 3000mm Lang und wird auf der Spiegelseite mit einem großem, dicken Tuch nach Hinten und seitlich abgedichtet. Mit Tunnel sind Im Foucault-Tester praktisch keine Luftbewegungen mehr wahrnehmbar.
<b>Die Erste Frage </b>war, wie groß ist der Einfluss der Luftbewegung im Raum. Dafür habe ich eine Reihe (8 Interferogramme) ein Mal ohne Messtunnel und noch ein Mal mit Tunnel durchgeführt. Wie erwartet, war die Verbesserung durch den Tunnel gut spürbar:
Ohne Tunnel, lagen die Werte der 8 Interferogrammen für Asti zwischen 0,05 und 0,33 Lambda PtV. Der Mittelwert lag bei 0,20 PtV, mit einer Standardabweichung von 0,10 PtV.
Mit Tunnel haben sich die Werte zwischen 0,20 und 0,34 Lambda PtV verteilt. Der Mittelwert lag bei 0,25 PtV und die Standardabweichung bei 0,05 PtV.
<b>Die nächste Frage</b> war, wie gut reproduzierbar ist die Positionierung des Spiegels auf dem Testsstand. Dafür habe ich 8 Messreihen à 8 Interferogrammen aufgenommen, mit dem Spiegelindex auf 12 Uhr. Nach jeder Reihe habe ich den Spiegel kurz vom Teststand weggenommen und dann wieder aufgestellt. Das Ganze habe ich auch mit gedrehtem Spiegel (Index bei 09 Uhr) wiederholt.
Ein Interferogramm-Beispiel:
Für die 12 Uhr Aufstellung, habe ich dann erst den Mittelwert jeder einzelnen Reihe ermittelt und dannach die 8 Messreihen statistisch analysiert. Die Ergebnisse:
Wie man sieht, schwankt der Asti von Messreihe zu Messreihe extrem viel, in dem Fall zwischen 0,16 und 0,67 Lambda PtV. Man kann, für den dünnen Spiegel (und 460mm bei 25mm Randdicke ist dünn), keine Astimessungen anhand einer einzigen Reihe ermitteln. Der Spiegel verbiegt sich beim Aufstellen auf dem Teststand praktisch unkontrolliert. Nur durch das Mitteln mehreren Reihen wird möglich, einen einigermaßen brauchbaren Wert zu ermitteln. Dabei ist essentiell, dass der Spiegel bei jeder Messreihe neu aufgestellt wird.
Im Gegenzug ist die Sphärische Abberation relativ wenig durch den Teststand beeinflusst.
Nach insgesamt 128 Interferogramme (64 mit den Index auf 12Uhr und noch mal 64 mit dem Index auf 9Uhr), haben wir ein Endergebnis:
Und in 3D, die Wellenfront-Oberfläche aus OpenFringe:
Und als Querschnitt:
Zum Vergleich, der Spiegel im Foucault:
Man sieht sehr schön alle Details der OF-Analyse. Die blauen Ecken kommen von den Krabbeltunnel.
Und auch ein Ronchi-Bild, intrafokal:
Die Verjüngung der Linien am Rand zeigt sehr schön die etwas abgesunkene Spiegelkante.
Fazit: ein 18" mit nur 25mm Randdicke ist extrem schwer zu messen, insbesondere wegen Astigmatismus. Die Aufwand ist enorm. Entsprechend schwer ist das Erreichen einer hohen Qualität, mit Strehl über 90% (wenn überhaupt!).
Die nächste Frage: Wie verhält sich der Spiegel in der Zelle? Ist die Messung stabiler? Kann die Zelle den Spiegel wirklich ohne ihm zu deformieren halten?
Messung folgt.
Viele Grüße,
Horia