Kleiner Beobericht - 152/900 Astro-Professional

  • Hallo Refraktorfans,


    ich habe nun seit etwa einer Woche meinen 152/900 Astro-Professional und möchte mal meine ersten Eindrücke vom Gerät schildern.


    Ich habe den Bericht hier unter Beobachtungen reingestellt. Wenn einer der Moderatoren der Meinung ist, dass er eher woanders hingehört, kann er ihn ja gern verschieben. Ich konnte mich nicht ganz entscheiden zwischen Refraktortread und Beobachtungstread - der bericht hat Aspekte von beidem.


    Das Gerät - ein kurzer Überblick


    Als erstes mal die äußere Erscheinung. Das Gerät macht einen ziemlich bulligen Eindruck und wiegt auch nicht wenig (11,2 kg). Der Tubus misst 176 mm im Durchmesser und die taukappe sogar 200 mm. Mit ausgefahrener Taukappe und auf Fokusweite eingestelltem OAZ hat es samt 2" ZS eine Länge von ca. 100 cm. Zusammengeschoben sind es dann immer noch 84 cm mit ZS. Die Anbauteile sind durchweg sehr hochwertig. Die CNC-Schellen machen einen präzise am Tubus anliegenden Eindruck und der Tragegriff ist sehr praktisch. Der Auszug ist ein 3" Crayford mit zwei Reduzierungen (2" und 1,25"), die jeweils mit Ringklemmung gehalten werden. Der OAZ selber ist 360° drehbar und der Auszug sieht aus wie eine vergrößerte variante meines 2" OAZ am 120/1100 Individual. Zusätzlich zur Drehbarkeit des OAZ ist direkt vor der 2" Reduzierung noch ein weiterer Drehring angebracht, der vermutlich für die leichte Drehbarkeit angebrachter Kameras zuständig sein soll. Der OAZ läuft sehr präzise und die 1:11 Untersetzung (gemessen ca. 1:11,5) arbeitet butterweich. Was die notwendige montierung für dieses Gerät betrifft, da reicht komischerweise die EQ5 voll aus (visuell jedenfalls). Ich habe eine deutlich geringere Zitterneigung bei der Scharfstellung erlebt, als dies bei meinem 200/1000 Newton der fall ist. Dies mag neben dem vermutlich kürzerem Hebel auch an der anders gerichteten Kraftwirkung beim Scharfstellen liegen. Ich werde aber auf Dauer eine EQ6 anpeilen - bei starken Windböen macht es dann doch keinen Spaß mit 12 kg auf der EQ5.


    Die Beobachtung - in bino veritas


    Ich nutze meine Geräte normalereise monokular, da ich noch nicht im Besitz eines Binos bin. Nun bekam ich aber ein solches als Dauerleihgabe von einem guten Freund, worauf ich dieses natürlich gleich an der Sonne testen musste. Hierbei ist vor allem die Sonnenbeobachtung vom Mittwoch interessant, die ich von ca. 11 Uhr bis 14 Uhr durchführte. Dabei stellte ich als erstes fest, dass der Fokusweg des refraktors hierfür nicht optimiert ist - es fehlten etwa 1-2 cm Fokusweg nach innen, so dass ich einen Lichtwegausgleich benötigen werde. Ich behalf mir dann vorerst mit meiner 2.5x Powermate, wodurch ich nun wieder satte 5 cm Restfokusweg nach innen erreichte. Hiermit wurde nun binokulares Beobachten möglich. Als Okulare nutzte ich die ebenfalls für diesen Zweck als Dauerleihgabe erhaltenen Meade 4000er Pärchen in den Brennweiten 26mm, 13,8mm und 9,7mm. Speziell im 26mm war die Sonne optimal bildfeldfüllend zu betrachten, was natürlich eine Folge der 2,5x Powermate ist. Die gefahrene Vergrößerung dürfte bei annähernd 90fach liegen, wenn man den Verlängerungsfaktor der Powermate anwenden kann. Die Sonne zeigte sich zunächst im Weißlicht ohne jede Filter und der Anblick war einfach toll - man sah sie vollständig mit Granulation übersäht und etwas rechts unten zeigte sich ein recht großer Sonnenfleck mit einer ausgeprägten Penumbra. Etwas weiter auf der linken Seite oberhalb war eine Gruppe feiner Sonnenflecken zu sehen, sie sich auf einem mittelgroßen Areal verteilten; Mit darunter war eine engere Gruppe mit gut sieben Einzelflecken auszumachen (wenn ich das noch richtig in Erinnerung habe) - der binokulare Anblick war einfach Klasse und ich konnte erstmal nicht genug bekommen.


    Der Farbfehler und seine Vermeidung


    Der Farbfehler eines 152 mm f/6 Fraunhofers (ja, ich nenn das Ding mal so, obwohl es kein f/15 ist) ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, spielt sich aber bei diesem Gerät auf nicht zu erwartendem niedrigen Niveau ab. Die Sonne zeigte, zentral eingestellt, einen gelblich verfärbten Rand, der sich nach Zentralstellung des Randes im Bild und Neufokussierung in den typischen Blaurand abänderte. Dieser Blaurand ist von mittlerer Helligkeit und überraschend dünn. Details in seinem Bereich wirken trotzdem nicht verwaschen - was mich angenehm überraschte. Ich habe dann, um die volle Kontrastleistung des Refraktors zu nutzen, den Baader SC ins Bino gesetzt und nun ging's richtig ab; Die Granulation trat richtig hervor, ebenso wie vorhande Details in Sonnenflecken - hier sind vor allem die Risse in den Penumbren zu nennen. Kleine Sonnenfleckchen zudem sahen regelrecht dreidimensional aus - wie Körnchen im Sand. Ebenso waren die vorher sanft zu sehenden Fackelgebiete nun deutlichst abgegrenzt zur restlichen Oberfläche, die von einem wahren Netz aus Granulation überzogen war - in den Momenten schärfsten Sehens war gerade dies ein besonderer Genuß.


    Ich testete dann nacheinander noch alle Baader Farbfilter durch - von Dunkelblau bis Rot. Hierbei war ich vor allem beim Dunkelblaufilter erstaunt, da ich gerade hier kein gutes ergebnis erwartete. Es zeigte sich jedoch ein gut scharfstellbares Bild in tiefem Blau sogar mit Granulation. Mit dem Hellblaufilter wurde die Detailfülle dann größer und der Grünfilter zeigte meiner Ansicht nach das beste Detailbild. Gelb, Orange und Rot sorgten dann zumindest noch für Farbfehlerfreiheit im Blauen Bereich und der Orangefilter erzeugte das angenehmste Sonnenabbild. Der Rotfilter war hier wieder sehr dünnzeichnend, was die dunklen Bereiche der Sonnenflecken betrifft und auch die Oberflächenstruktur (Fackelgebiete) war hier sehr schön ersichtlich.


    Nochmal zweiäugige Wahrheit


    Zwei Tage Später, am gestrigen Freitag klarte der Himmel am Nachmittag überraschend auf. Diese Gelegenheit nutzte ich, um nochmal die Sonne und anschließend den Mond unter die Lupe zu nehmen. Ander Sonne hatten sich nun Position und auch Vorhandensein der Fleckengruppen geändert. Der große Fleck war nun zentraler (oh Wunder der Rotation) und die mittwöchliche feine Fleckengruppe hatte sich etwas verkleinert. Ansonsten war das bild diesmal deutlich ruhiger, das das Seeing recht gut war. Man sah wieder die Granulation und ebenso die Fackelgebiete. Nach einger Beobachtung wechselten wir dann zum Mond. Hier war vorerst am klaren tageshimmel noch nicht viel auszurichten. Eine Übersichtsvergrößerung im Bino war das Optimum. Als es sich dann doch etwas der Dämmerung näherte, wurde der Mond immer attraktiver. Gerade so als Halbmond präsentierte er einen schönen Anblick auf die Mondgebirge und ebenfalls die Kraterkette ab katarina war ein schöner Anblick. Man konnte nun auch schon etwas höher vergrößern und so kamen die 13,8 mm Plössl von meade zum Einsatz. damit waren dann das Mondgebirge schon deutlich mit Details zu erblicken und die Details von Kraterwänden waren auch schon ganz nett anzusehen. Beobachtet wurde vorerst ohne Filter und der Farbfehler zeigte sich an den Kraterrändern und am mondrand als gelbliche bzw. bläuliche Nuance. nach Einsetzen des Fringekillers sah das bild deutlich farärmer aus und wir genossen weiter den Anblick der Mondlandschaften mit etwa 160facher Vergrößerung. Zwischenzeitlich probierten wir dann auch mal die 9,7mm Plössl und waren erstaunt, dass selbst 232fach noch mit guter Qualität machbar war.
    Als die Dämmerung dann deutlich vorangeschritten war, stellte ich, mittlerweile wieder allein beobachtend, die venus ein und erfreute mich einer wirklich kugelig wirkenden Halbvenus. Diese war natürlich in einen Farbrand gepackt, der sich durch geschicktes Fokussieren aber minimieren lässt. Oberflächendetails gab's natürlich keine keine, so dass ich nach kurzer Beobachtung zum Jupiter überschwenkte. Dieser ist nun schon langsam jenseits von Gut und böse, da er leider nur noch in der Dämmerung erhaschbar ist. Jupiter zeigte dann auch das SEB sowie ein schmales NEB. Ebenfalls angedeutet waren die helligkeitsverläufe zu den Polkappen hin; Hier spielte nun aber auch schon deutlich sichtbar die atmosphärische Refraktion eine farbgebende Rolle. Ich habe dann noch versucht die Beobachtung in die nacht auszudehnen, aber eine konsequent daherziehende Wokendecke vereitelte dieses vorhaben leider - aber heute, gerade jetzt, wird es wieder schön[:D]


    Nachtrag von Vorher


    Ich hatte letztes Wochenende schonmal die Chance den Deepsky mit dem Refraktor zu inspizieren. Wir hatten wolkenfreien Himmel mit leider nur mittelprächtiger Transparenz. Ich pirschte mich dann vorerst an offene Sternhaufen ran. Hier war es wieder mal M35 mit seinen klaren Sternen und erts recht M36 mit einem feinen Sternenmeer, die mich beindruckten. Ebenfalls M44 als größter OH begeistert mich immer wieder. Dieser zeigte sich an den 900 mm Brennweite im 31er Aspheric durchaus schon mit etwas Umfeld und ich war erstaunt, welchen Unterschied dies zu den garnicht so viel größeren 1000 mm brennweite des Newton ausmachte.
    Ich ging nun auf die galaxienjagd ins Sternbild Löwe. In der Stadt ist da ja eigentlich nicht viel zu holen; Desto erstaunter war ich, als ich M65 und M66 zu Gesicht bekam - die Dritte im Bunde (NGC 3628) blieb mir leider verwehrt.
    Das Auffinden gestaltet sich mit dem Refraktor auch recht einfach - Ü-Okular rein und los gehts. Ich brauche wohl gar keinen Sucher für das Teil - ohne einen solchen bestellt hatte ich mir das Gerät sowieso, da ich selbst noch den Sucher des 4" f/11 Individual habe. Das leichte Auffinden fiel mir dann auch bei M53 und M3 auf - hier brauchte ich dann auch nur mit dem Auge am Ü-Oku den Himmel abscannen. M53 präsentierte sich dann üblicherweise relativ dunkel, so dass ich maximal bis zum 13,4 mm SW runtergehen konnte - eine Beobachtung deutlich unter 2 mm AP wurde mir da zu dunkel. Ich schwenkte dann auch zu M3 rüber und der war die wahre Pracht. Hier zeigte sich ein funkelndes Sternenmeer in Ballform. Ich habe dann das 5-8 mm SW Zoom reingesteckt und damit hat das beobachten dann erst richtig Spaß gemacht. Waren die Sterne bei ca. 1,4 mm AP schon gut angelöst, so wurde es bis hin zu 1 mm AP immer besser, was ich bei 6mm erreichte. Ich erhöhte die Vergrößerung dann noch auf 180fach und war erstaunt, dass das Licht noch nicht ausging. Das optimum setze ich aber so etwa bei 1 mm AP - jedenfalls bei stadthimmel. Eine intensivere Beobachtung steht noch an und ich werde darüber natürlich berichten. Vorerst bin ich jedenfalls angetan von dem Gerät und werde es sicher nicht so schnell hergeben.


    Sternklare Grüße
    Alko

  • Hallo Alko,


    ein schöner, interessanter Bericht über die Möglichkeiten eines solchen Refraktors. Ich habe zwei Fragen und eine Anmerkung:



    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: skylux</i>
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    Der Farbfehler und seine Vermeidung


    Der Farbfehler eines 152 mm f/6 Fraunhofers (ja, ich nenn das Ding mal so, obwohl es kein f/15 ist) ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, spielt sich aber bei diesem Gerät auf nicht zu erwartendem niedrigen Niveau ab. Die Sonne zeigte, zentral eingestellt, einen gelblich verfärbten Rand, der sich nach Zentralstellung des Randes im Bild und Neufokussierung in den typischen Blaurand abänderte. Dieser Blaurand ist von mittlerer Helligkeit und überraschend dünn. Details in seinem Bereich wirken trotzdem nicht verwaschen - was mich angenehm überraschte. Ich habe dann, um die volle Kontrastleistung des Refraktors zu nutzen, den Baader SC ins Bino gesetzt und nun ging's richtig ab; Die Granulation trat richtig hervor, ebenso wie vorhande Details in Sonnenflecken - hier sind vor allem die Risse in den Penumbren zu nennen. Kleine Sonnenfleckchen zudem sahen regelrecht dreidimensional aus - wie Körnchen im Sand. Ebenso waren die vorher sanft zu sehenden Fackelgebiete nun deutlichst abgegrenzt zur restlichen Oberfläche, die von einem wahren Netz aus Granulation überzogen war - in den Momenten schärfsten Sehens war gerade dies ein besonderer Genuß.


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Wie beobachtest du denn die Sonne, ich wundere mich dass du Farbfehler siehst?


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: skylux</i>
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    Nachtrag von Vorher


    Ich hatte letztes Wochenende schonmal die Chance den Deepsky mit dem Refraktor zu inspizieren. Wir hatten wolkenfreien Himmel mit leider nur mittelprächtiger Transparenz. Ich pirschte mich dann vorerst an offene Sternhaufen ran. Hier war es wieder mal M35 mit seinen klaren Sternen und erts recht M36 mit einem feinen Sternenmeer, die mich beindruckten. Ebenfalls M44 als größter OH begeistert mich immer wieder. Dieser zeigte sich an den 900 mm Brennweite im 31er Aspheric durchaus schon mit etwas Umfeld und ich war erstaunt, welchen Unterschied dies zu den garnicht so viel größeren 1000 mm brennweite des Newton ausmachte.


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Offen Sternhaufen finde ich nach wie vor auch sehr attraktiv, visuell machen sie meist viel mehr her als auf einem Foto.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: skylux</i>
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    Ich ging nun auf die galaxienjagd ins Sternbild Löwe. In der Stadt ist da ja eigentlich nicht viel zu holen; Desto erstaunter war ich, als ich M65 und M66 zu Gesicht bekam - die Dritte im Bunde (NGC 3628) blieb mir leider verwehrt.


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Mich überrascht auch, dass du das Leo Triplet oder immerhin die beiden helleren Galaxien aus der Stadt sehen konntest, wie hell ist denn bei dir der Himmel?


    beste Grüße


    Thomas

  • Hallo Thomas,


    ich beobachte die Sonne im Weißlicht mit der Baader Astrosolarfolie ND5. Sofern ich nicht zusätzlich den Solar-Continuum benutze, tritt der übliche Farbfehler sichtbar am Rand als gelbliche Farbnuance auf. Die Sonne hat durch die Astrosolarfolie eine ziemlich weißliche Färbung, weshalb man durchaus die gelbe Nuance sieht. Stelle ich dann den Rand der Sonne zentral im Bildfeld ein, dann erscheint der typische Blaurand.


    Ja, offene Sternhaufen haben ihren ganz eigenen Reiz. Sie sind ein bißchen wie ein kleines Sternenmeer und jeder Haufen hat seine eigene Charakteristik. Einige bestehen aus eher kräftig leuchtenden Sternen und andere wiederum erscheinen sehr feinpunktiert. Meine Favoriten sind M35, M37, M44 und ebenfalls M67.


    Dass ich das Leotriplet (abzüglich NGC 3628) sehen konnte überraschte mich auch ein wenig - es zeigt aber auch die Vorteile eines Refraktors eben doch noch gerade so sichtbare Dinge zu zeigen. Ich schätze die Hintergrundhelligkeit hier bei mir auf etwa 4,5 bis 5 Magnituden - die Sterne des Krebses sind gerade so erkennbar nach längerem Hinschauen.


    Sternklare Grüße
    Alko

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