Beobachten mit der Geoptik Plattform

  • Hallo Sternenfreunde,


    es scheint im Netz kaum Berichte zur Dobson Plattform von Geoptik zu geben. Ich habe eine Mount One vor einigen Wochen gebraucht erstanden und seither einige male einsetzten können. Hier meine ersten Eindrücke und Infos zu dieser Plattform:


    Sie wird von TS vertrieben (Infos dort) und kommt aus Italien.


    Die Plattform hat eine Tragplatte, deren Winkel einfach über ein Winkelmass eingestellt werden kann. Angegeben sind 41-51° Breitengrad, also etwa von Sardinien/Rom bis Amsterdam/ Hannover. Denke sie kann aber auch noch von 39 bis 53° verwendet werden, das ist dann Hamburg.


    Das silbrige Brettmaterial ist eine Art Holz-Alu-Kunststoff-Laminat - recht stabil, so dass auch darin eingeschnittene Gewinde halten. Daneben ist viel Aluminium ebenfalls recht stabil verarbeitet. Leider sind alle Holzlaminate und Aluteile sehr scharfkantig belassen. Der Transport der Plattform gestaltet sich nicht einfach. Sie besteht aus zwei Teilen, die ineinandergestellt werden. Im Auto bewegen die sich dann ineinander in den Rollenlagern. Die vorhandene Griffmulde des oberen Teils ist unnütz. Man muss die Geoptik einzeln oder mit beiden Händen eher waagerecht tragen.


    Die Plattform trägt meinen 35kg 16“ Gitterrohrdobson problemlos. Es könnte auch ein 18“er noch gut draufpassen. Die Stellfläche der Tragplatte ist unregelmäßig, sie bietet nach Süden max 26cm Radius, nach NO und NW je 31cm. Max Breite ist 50cm, max Länge 62cm. Gewicht kann ich nur schätzen, so etwa 5 bis 8kg.


    Sie ist 20 cm hoch. Ich montiere die Dobson Bodenplatte ab und stelle ihn mit der Ebony Star Fläche direkt auf Teflonscheiben, die ich auf die Plattform fixiert habe. Damit spare ich etwa 8 cm an Höhe, dennoch habe ich nun mit f4.5 2 m Zeniteinblick. Plattform und Dob werden über jetzt die zentrale Schraube aneinander gehalten. Das ist hinreichend stabil für die leichte Kippbewegung der Plattform. Diese wird vorher waagerecht (es ist keine Wasserlinse montiert) und nach Norden (und kein Kompass) ausgerichtet. Mit den Schraubenfüßen ist die Nivellierung kein Problem.


    Ein 12V Bleigelakku (muss dazugekauft werden), welcher mit Klett fixiert ist, treibt den kleinen Motor an. An einer Potibox aus stabilem Plastik auf dem Bodenbrett wird der Motor eingeschaltet und in der Geschwindigkeit regelt. Eine rote LED zeigt das an, die Bewegung selbst nimmt man gar nicht wahr. Eine mittlere Geschwindigkeit reicht fast immer aus, nur zum Fotografieren oder Langzeitbeobachten müsste genauer eingeregelt werden. Der Motor ist recht klein, da die Bewegungen/Kräfte aber geringfügig sind wohl völlig ausreichend. Die Motorachse trägt einen Kunststoffsleeve von ca. 15 mm Durchmesser der das an dieser Stelle gummierte Kegelsegment antreibt. Damit kein Schlupf aufkommt muss Segment und Achse guten Kontakt haben ohne aber die Achse zu stark zu belasten.


    Meine gebrauchte Plattform hatte ordentlich Schlupf. Jedes Dobson nachschubsen hat die Plattform bewegt. Der Vorbesitzer müsste damit laufend Probleme gehabt haben, eigendlich so unbrauchbar. Ich habe keine vorgesehene Justierung für die Anstellung der Achse an das Segment gefunden, man kann sich aber leicht mit Unterlegscheiben behelfen. Die Bewegungen am Dobson sollten für die Benutzung einer Plattform generell eher etwas leichtgängiger sein. Ein sehr schwergängiger Dobson könnte weiterhin die Plattform mitbewegen.


    Was macht nun eine Plattform aus: Es ist die Kombination aus intuitiver Dobsonbewegung und feiner Nachführung sobald man die Hände wegnimmt. Ich habe kaum Schwierigkeiten einen Dobson bei 200 facher Vergrößerung nachzuschubsen. Bei 300 fach und erst recht darüber ist die automatische Nachführung aber ein echter Vorteil. Kein Zittern mehr, sofern man Okulare mit gutem Augenabstand hat und nicht durch Okularkontakt wieder Zittern reinbringt.


    Die Aufmerksamkeit ist bei den eher kleinen Objekten: kleine Galaxien, planetarischen Nebel, Planeten und Monddetails. Ein großes Feld wird man wohl eher weniger mit Plattform beobachten (müssen). Edit: Hab gestern mal wieder ohne Plattform Galaxien bei 150fach bestaunt und muss sagen, der Komfort der Plattform ist auch da schon nett. Man gewöhnt sich dran und vermisst das schnell:Edit.


    Fotografie bis Minutenbelichtung könnte auch möglich sein, habe ich aber nicht probiert. Beobachten in Gruppen, Familien oder Demos sind damit viel besser zu organisieren, da das Bild nicht rausläuft und jeder auch länger schauen kann. Der Hauptnachteil einer Plattform ist, dass der mitunter sauschwere Dobs da rauf- und runtergehoben werden muss. Bei mittleren Volltuben oder großen Gitterrohrdobs irgendwann nur noch zu zweit machbar.


    Alles in allem ein gutes Teil, wenn auch zu einem hohem Neupreis. Vermutlich ebenfalls gute Plattformen gibt es durch USA Selbstimport deutlich preiswerter (z.B. Atomic Platforms). Die sind dann aber allesamt auf den Betrieb innerhalb +/- 1 Breitengrad beschränkt. Gebraucht ist die Geoptik allemal eine Empfehlung wert und da in ganz Mitteleuropa einsetzbar kann sie von überall her gekauft werden.


    Hier einige Fotos:
    http://i1203.photobucket.com/a…88/artevista/P1040619.jpg


    http://i1203.photobucket.com/a…88/artevista/P1040621.jpg


    Falls jemand ergänzende, andere Infos hat bitte melden und richtig stellen. Eine original Beschreibung oder Anleitung wäre auch ganz nett, wenn es eine gibt.


    Beste Grüße
    Hardi

  • Hallo Hardi,
    Danke für diese Einschätzung.
    Ich selber suche für einen 20" F4,7 auch eine Plattform, diese scheint aber dafür nicht ausreichend dimensioniert.


    Hat Jemand Vorschläge für so einen 20" Dobson?

  • Hallo Stefan,


    schau mal bei Wolfgang Rohr`s Beiträgen im anderen Forum. Nach dem ITV des vergangenen Jahres hatte er eine Plattform vorgestellt, ich erinnere mich leider nicht mehr an den Namen. Der Ingenieur, der sie entwickelt und gebaut hat, wohnte am ITV neben uns. Diese Plattform ist das beste, was ich je gesehen habe. Allerdings auch zum entsprechenden Preis (um die € 3000.- herum). Ist Vollmetall und silberblau.


    Liebe Grüße
    Winfried

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