Erste lange Nacht in den Ardennen

  • Es begann als Frank, ein niederländischer Sternenfreund beim ATT in Essen berichtete, dass er gerne auch einmal an einem Stammtisch teilnehmen würde. Seine Sternenfreunde aus den NL würden zwar regelmäßig in die Eifel oder die Ardennen fahren, aber ein Austausch finde derzeit nicht so intensiv statt.
    Am 03.06. teilte ich dann unseren Stammtischlern vom Astrostammtisch Kreis Heinsberg mit, dass für den 04.06. eine Fahrt in die Ardennen geplant sei.
    Da nicht jeder, so wie ich am Freitag nach dem Feiertag frei hatte [:0], war erwartungsgemäß die Bereitschaft mit zu fahren eher gering. Peter, ein neuer Stammtischler aus Geilenkirchen zeigte mir nach dem Stammtisch noch seinen Beobachtungsplatz in der Nähe von Tripsrath und wir trieben uns bis ca. 02.30 Uhr in den Sternen und Sternbildern rum.
    Ein guter Beobachtungsplatz für den Raum Geilenkirchen mit einer Grenzgröße von ca. 4,9 mag (21 Eta UMi war deutlich zu erkennen) bildete die Grundlage meines vom Stammtisch mitgenommen Auftrags: "Schau mal wie da der Himmel ist!" [8D]


    Dann am Freitag Abend ging es los.
    "Logbuch von Maxithing, Ortszeit 18.00 Uhr"
    Alles einpacken, bloß nichts vergessen, 105 km (laut Navi) fährt man nicht mal eben zurück weil etwas fehlt!
    Nach kurzer Kontrolle, ob denn nun wirklich alles drin ist, ging es dann zum ersten Zwischenziel in Brunnsum (NL), Frank erwartete mich um 19.30 Uhr. Ich war zu früh, um 19.00 Uhr traf ich bei Ihm ein.
    Aber egal, es ging nach Packen und Navi scharf stellen endlich los.
    Die Fahrt in die Ardennen von Maastricht über Lüttich an der Maas entlang bei herrlichem Wetter ließ eine Art Urlaubsstimmung aufkommen.
    Gegen 20.50 Uhr erreichten wir das Zielgebiet und suchten die Umgebung nach guten Beobachtungsplätzen ab. Gegen 21.00 Uhr hatten wir dann an einem Feldweg entlang einen Platz gefunden, der von Südost bis West-Südwest freie Sicht bis fast zum Horizont bot. In Richtung Norden, also hinter uns höherer Laubwald, der aber auch einen gewissen Windschutz bot. Dieser Wald setzte sich ca. 500 m weiter östlich dann auch im Osten fort, was sich im Laufe der Nacht aber als Vorteil heraus stellte (Mond).
    Während wir den Platz noch in Augenschein nahmen, tauchten auch schon die ersten Neugierigen auf (MÜCKEN)!. Mich lassen diese Viecher ja weitgehend in Ruhe, aber Frank wurde von den possierlichen Tierchen schon schlimm heimgesucht.
    Als gegen 23.00 Uhr alle Utensilien aufgebaut waren verzogen sich dann die Mücken und wir konnten erste grobe Ausrichtungen vornehmen.
    Frank war mit einem Meade LX200 12" auf Gabelmontierung angereist und fuhr zunächst mal Saturn an.
    Wegen der hohen Bäume im Norden hatte ich Bedenken, ob ich vernünftig einnorden kann, doch der Polarstern war gut über den Baumwipfeln auszumachen (Viel schmaler hätte der Feldweg aber wirklich nicht sein dürfen). [;)]
    Nach dem Einnorden dann auch mal hin zu Saturn warten bis es noch etwas dunkler wird. Mal sehen was Frank da so alles auf dem Tisch liegen hat. Schnellhefter (NL=Klapper) mit diversen Unterlagen. Darunter auch eine Liste mit allen Messier-Objekten, Koordinaten etc.
    Eine saubere Buchführung, zu jedem Deep Sky Objekt vermerkt, wann er es zum ersten Mal gesehen hat, Himmelshelligkeit laut SQ-Meter und so weiter. Sieht alles wesentlich geplanter aus als bei mir.
    Als der Himmel dann mehr schwarz als graublau wurde ging es los.
    Als erstes hatte ich mir M57 vorgenommen. Wega zeigte mir den Weg und dann war der Himmelsdonat auch schnell gefunden

    Einzelaufnahme: Skywatcher 10" 1200 mm mit Olympus E420 800 ASA 30 sek.

    Aussschnitt
    Obwohl ich nun durch mein MAK guiden kann muss ich die hellen Nächte in der nächsten Zeit nutzen, um die Feinheiten im PHD einzustellen. Nach ca. 3 bis 5 Minuten läuft mir der Stern dann doch aus dem Fadenkreuz.[V]


    Hinter meinem Rücken hörte ich immer mal wieder Frank, wie er verzückt jauchzte. Er hatte sich einen Mini-Messier-Marathon für die Nacht ausgearbeitet und bei jedem Objekt dass er gefunden hatte juchzte er halt (wie oft er das Wort mit Sch gesagt hat, habe ich vergessen [;)], ehrlich)
    Bevor ich mich meinen nächsten Zielen zuwendete, begleitete ich Frank ein Stück weit bei seinem Messier-Run. Da kann man viel lernen, wenn man mal bei einem erfahreneren Spechtler mit durch die Röhre guckt.


    Dann kam der Schrecken der Nacht: [:0]
    Der Oberförster muss von irgendwem oder irgenwoher erfahren haben, dass es uns gibt.
    Wenig freundlich gestimmt fuhr er mit seinem alten Landrover, bei dem man sich wundern musste, dass er die zahlreichen Schlaglöcher überwinden konnte ohne in Einzelteile zu zerfallen, mit Fernlicht und Dachscheinwerfern auf uns zu.
    Wie sich heraus stellte, sprachen weder er noch sein Begleiter deutsch oder niederländisch. Wir wiederum konnten nicht wirklcih behaupten französiche Sprachkenntnisse zu besitzen. Wie auch immer, ein wenig Englisch, Zeichensprache und ein über den Weg laufender Hase ließ uns verstehen, dass wir nicht wildern dürfen, der Förster aber ansonsten nichts gegen unser Vorhaben Sterne zu gucken, einzuwenden hat.
    Weg war er und mit ihm auch die Dunkeladaption unserer Augen.
    Die Gelegenheit einen Kaffee zu trinken und die Augen wieder an die jetzt gegen 0.30 Uhr vollständige Dunkelheit zu gewöhnen.
    Nachdem ich noch ein Wenig bei Saturn verweilt habe schwenkte ich in Richtung Zenit, wo ich dann M13 fand. Leider hat sich auch hier wieder der Fehler in PHD gezeigt.
    Hier mein bestes Einzelfoto:

    Wieder 800 ASA und 30 sek.
    Dann war es Zeit sich um den "Auftrag" der Stammtischler zu kümmern.
    Es war schon schön dunkel, ein direkter Vergleich mit dem gestrigen Abend an Peters Beobachtungsplatz viel schwer, aber subjektiv war der BSC 21 Eta UMi etwas klarer zu erkennen und BSC HR6034 war zu erahnen.
    Franks SQ-Meter zeigte in Richtung Zenit einen Wert von 20,92, was auch immer das bedeutet.
    Die Zeit verging wie im Fluge, ich machte noch ein paar Sternfeldaufnahmen:
    Leier und Schwan um ca. 02.30 Uhr

    Olympus E420 unmodifiziert,15 sek mit 28mm F=4,0 800 ASA


    Skorpion (wenigstens ein Teil davon) um ca. 02.30 Uhr

    Olympus E 420 unmodifiziert, 15 sek, 84 mm F=5,6 800 ASA


    Nachdem der Förster nun ... ich will ja nichts unterstellen ... kam er mit ebenso hellem Licht gegen 02.45 Uhr wieder zurück, quietschend und klappernd wand sich der Rover durch die Schlaglöcher des Weges. Nach erneuter Wartezeit wegen Verlustes der Dunkeladaption machte ich noch dieses Foto hier, von dem ich glaube, dass es M5 [?] gewesen ist. Hier mögen mich die Messier-Kenner korrigieren, wenn es nicht so ist.

    Skwatcher 10" 1200 mm, Olympus E 420 unmodifiziert, 30 sek, 800 ASA


    Noch ein wenig hier geguckt und da geguckt, bei Frank geguckt und dann hob sich der Mond hinter dem oben beschriebenen im Osten befindlichen Waldstück hervor und hellte die Szene sehr schnell auf.
    Gegen 03.30 Uhr begannen wir mit abrüsten und dann trennten sich unsere Wege. Frank schlief vor der Heimfahrt noch ein paar Stunden in der Einfahrt eines Hauses und ich folgte den Anweisungen meines Navis um gegen 05.30 Uhr zu Hause ins Bett zu fallen.[xx(]
    Resumé:
    Es war eine interessante Erfahrung, in einem mir bisher nicht bekannten Terrain zu beobachten. Ob der Himmel hier wirklich so viel mehr hergibt muss man in Herbst- und Winternächten beurteilen. Derzeit wird es ja gar nicht richtig dunkel.
    Und im Herbst / Winter / Frühjahr lasse ich mich bestimmt überreden, die Strecke von ca. 100 km und die Anreisezeit von ca, 1,5 Std. in Kauf zu nehmen.


    Bitte, liebe Leser dieses Beitrags, zerreißt mich nicht. Es ist nicht der Bericht für Insider sondern eher ein Bericht eines Neulings, der erst noch dabei ist viel zu lernen.


    CS
    Dieter

  • Hallo Dieter,


    ein wunderbar geschriebener Bericht und ansprechende Photos. Ein Neuling bist Du mitnichten, aber das weißt Du ja eigentlich auch. [;)]


    Der SQM-Wert von knapp 21 spricht schon für einen ziemlich dunklen Himmel, aber eine Grenzgrößenschätzung hast Du wohl nicht versucht?


    Dein letztes Photo zeigt übrigens M4, den bekannten KS im Skorpion. M5 ist der nicht minder bekannte KS in Serpens Caput.

  • Hallo Volkmar,
    danke für die Korrektur. Es ist richtig, den KS habe ich tatsächlich im Skorpion fotografiert.
    Du weißt, dass ich mich mit Grenzgrößenschätzungen schwer tue. Aber ich hatte es an UMi festgemacht, wo ich von dort die vier Kastensterne deutlich erkennen konnte und wie bereits erwähnt auch den 5 Stern zumindest erahnen konnte (indirektes Sehen).
    CS
    Dieter

  • Hi Dieter,


    Schöner, spannende Bericht. Mit Förstern/Försterin habe ich auch schon meine (negativen) Erfahrungen 2mal machen dürftig. Eine Försterin wollte mich fast schon erschiesen. Die Adaption ist danach natürlich erstmal für mindestens 15 Minuten weg!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">aber subjektiv war der BSC 21 Eta UMi etwas klarer zu erkennen und BSC HR6034 war zu erahnen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Da hast du doch eine schöne visuelle Grenzgrößenbestimming gemacht HR6034 ist ~5m7 hell. Damit dürftest du einen Bortle 5 als etwa 5m8 (knapp 6m) Himmel im Zenith gehabt haben. Was m.E. sehr gut mit Franks SQ-Meter Wert übereinkommt.


    Gruß
    Lots

  • Hi Lots,
    schön dass Dir der Bericht gefällt.
    Ja, ich denke schon, dass es mit der Grenzgröße so in etwa hinkommt.
    Aber das war ja (schlechtes) Auge gegen Technik. Es war halt einfach ein tolles Erlebnis und wie ich bereits schrieb werde ich im Herbst sicher nochmal in die Gegend fahren um dann mit einem hoffentlich sauber arbeitenden PHD hoffentlich geguidete Fotos machen zu können.


    jaja, die Förster und -innen können einem das Beobachten schon vermiesen.
    Hier bei mir hatte ich einmal eine Begegnung mit dem Besitzer einer Museumsmühle, der auch mit Taschenlampe rumfuchtelnd die Dunkeladaption zunichte machte. Dachte wohl, ich wollte heimlich die Flügel der Mühle klauen [:)]


    CS
    Dieter

  • Hallo Dieter


    komme erst jetzt dazu, diesen schönen Bericht zu lesen (sorry dafür). Hast uns einen schönen Einblick ins Erlebnis geben können, doof sicherlich wegen dem 2-maligen Auftauchen des Blenders (Förster).


    Gruß

  • Schöne Bilder Dieter...


    Da will ich nochmal hinfahren. Ich habe neue Plätze gefunden!


    Hoffentlich bis bald, es ist jetzt die Zeit mit die dunkele Nächte ! ! !



    Gr. Dich...
    Frank.

  • Hallo frank/sqm_hunter, komst du nicht mehr nach am grünen kloster in die ardennen? Auf jeden fall kan man zich da ja treffen wenn du das wilst? ich stehe immer aleine da rum und das frustriert mich doch ein wenig. Du kanst mir ein email senden wenn du wilst. kom und las uns alle spechteln ja?


    Mfg. Roland

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