Erfahrungen HEQ-5 pro Montierung

  • Erste Erfahrungen mit der HEQ-5 pro


    Vergangene Woche kam sie, meine neue, transportable Montierung. Da sie nur für unterwegs und im Zusammenhang mit einem Takahashi FS-102 (4,6kg) oder dem 120/600 Richfielder (ca. 3,5 kg) eingesetzt werden soll, reicht mir diese Kombination. Da ich nicht fotografiere, dachte ich, diese Montierung würde eine für diese Verhältnisse ausreichende Genauigkeit haben. GOTO wollte ich haben, um sie auch für Sternführungen als Zweitgerät einsetzen zu können. Kids können ja bekanntlich nicht warten.


    Lieferung und Aufbau:
    Ich war überrascht von den gut gepolsterten Verpackungen, die auch tatsächlich alles enthielten, was darin sein sollte. Da hatte ich schon andere Dinge erlebt.
    Der Aufbau ging reibungslos, das Stahlstativ hat eine ausreichende Steifigkeit, könnte aber für einen Refraktor etwas höher sein. Ich werde es auf Dauer gegen ein Berlebach austauschen.


    Der Montierungskopf ist sauber lackiert und besitzt keinerlei Spritzmacken oder Tränen. Hier hat sich einiges zum Positiven hin verändert. Die Teleskophalterung ist mit 2 Schrauben ausgestattet, was vernünftig und praktisch ist. Die Einstellungsknebel der Polhöhe sind zwar lang genug, um die Polhöhe sauber und leicht einzustellen, die Hebel allerdings sind zu lang und beim Schrauben muß man bei jeder Umdrehung umschlagen. – Etwas lästig.


    Das zusätzlich erworbene (Fremd-) Netzteil hatte die vorgeschriebenen 2A, was sich als zu schwach erwies. Nach zehn Minuten war es abgeraucht...


    Ergo schaltete ich mein größeres Netzteil (12V bei 7A) dazwischen und siehe da, nun liefen beide Motore der Steuerung gleichzeitig. Beim 2A Netzteil lief nur einer, schaltete man den zweiten hinzu, blieb die Montierung stehen. Das Allignment hatte sie mit dem 2A Netzteil erst gar nicht durchgeführt, was mich anfangs fast zur Verzweiflung brachte. Von daher war ich sogar froh, dass das Netzgerät seinen Geist aufgab....


    Allignment:
    Das Allignment ist logisch aufgebaut und funktioniert auf Anhieb. Nach Eingabe von Standort, Zeit etc. war die Steuerung bereit für ein ein, zwei oder drei Sterne Allignment. Die Motore sind angenehm leise, abgesehen vom typischen Anlaufen mit leichten Kratzgeräuschen, was ich von anderen Montierungen dieser Firma her auch kenne. Neun Geschwindigkeiten können vorgewählt werden, ich nahm die schnellste mit 3.5 Bogenminuten/sec. Die Motore laufen langsam an, erreichen die Geschwindigkeit sehr schnell und bremsen vor dem Erreichen der Position langsam ab. Erste Ergebnisse bescheinigen dieser, allerdings aus mehreren ausgewählten, Montierung eine verblüffende Genauigkeit, die ich nicht so erwartet hätte.
    Grundvoraussetzung der Genauigkeit ist allerdings ein sauberes Allignment und Ausrichten der Montierung. Diese und das Teleskop müssen so auf Polaris ausgerichtet sein, dass selbiger mittig im Fadenkreuz zu stehen kommt (bzw. ein seiner echten, angestammten Stelle, die im Polsucher sehr genau einstellbar ist). Praktisch wäre allerdings, hätte der Polsucher Markierungen für mehrere Jahre, wie ich es von meiner großen WAM-Montierung her kenne. Hier kann ich die Position von Polaris für die kommenden 30 Jahre ablesen und somit genauer einstellen.


    Anbindung an den Computer:
    Für mich ein Akt von gut einer Stunde. Vorheriges Lesen hätte mir viel Zeit erspart. Von meinen Meade Geräten war ich es gewohnt, dass die Verkabelung über den Gerätesockel erfolgt, bei Syntha aber über die Handsteuerbox! – Etwas umständlich durch dann zu viel Kabelkram. Doch auch nach Ausschalten, Umstecken und wieder Einschalten kam keine Verbindung zustande. Warum? – Zuerst muß das Allignment durchgeführt werden, ansonsten kommen Fehlermeldungen. Ergo alles in Reihenfolge abgearbeitet, zwei Sterne initialisiert (Wega und Arktur zum Test), angefahren und danach das Teleskop für den Laptop freigeschaltet – es funktionierte (Software ist bei mir THE SKY, Version V-D. Allerdings musste, da meine Software schon 6 Jahre alt ist, diese upgedatet werden, da Celestron nicht als Steuerung vorgesehen war. Nach dem update war ich erstaunt, wie viele neue Montierungen in dieser Zeit hinzugekommen waren.


    Nun lief die Montierung leise und genau und tat genau das, was man von ihr verlangte. Die Aufstellung war noch nicht gescheinert und trotzdem waren die Objekte im 17mm Ethos am FS-102 mit 820mm Brennweite (48x) nahezu im Zentrum zu finden.


    Mein erster Eindruck von dieser Montierung kann als positiv bezeichnet werden. Sie ist relativ genau, sehr leise, die Handsteuerbox in der Helligkeit gut regelbar, sie schaltet sogar nach einer Minute völlig ab. Irgendein Knopf gedrückt und sie ist wieder beleuchtet. Mit im Stativkoffer sind zwei 5kg Gegengewichte, die allerdings bereits nach der ersten Nacht leichte Anfälle von Rost zeigten. Da muß nachgearbeitet werden!


    Nachteile:
    Rost an den Gegengewichten, zu große Bohrung der Gegengewichte, die durch Plastikeinsätze kompensiert werden. Diese Plastikteile dürften nach einem halben Jahr kaputt oder verloren gegangen sein. Ich denke, es sind die gleichen Gewichte wie die der EQ-6, daher der größere Lochdurchmesser. Die beiden Knebelschrauben der Polhöheneinstellung sind zu lang und aus minderwertigem, zu weichem Material. Sie sollten ausgetauscht werden.
    Die Feststellschrauben in RA und DEC lassen sich nicht zu 100% festziehen, stößt man daran, bewegen sie sich und das Allignment ist futsch. Das Stativ ist ausreichend dimensioniert, dürfte aber höher sein. Die Abspreizung der Okularhalterung sitzt zu weit oben, Ethos Okulare (17mm und das 31er Nagler passen kaum noch hinein. Eine tiefer sitzende Ablage würde der Stabilität dienlicher sein.


    Trotzdem, diese Montierung hält was sie verspricht. Ich denke (und habe es versucht), sie hält 10kg gut aus und kommt, zumindest visuell, damit zurecht (2 Refraktore). Alle meine Angaben beziehen sich auf die visuelle, nicht die fotografische Beobachtung. Diese Monti dient bei mir der Sternführung und als Unterwegsmodell mit leichtem Gewicht und der Faulheit des GOTO`s.


    CS
    Winfried

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