Die ersten Teile werden entweder leicht <i>oder</i> schön - oder auch keins von beidem.
So ähnlich stand es in einem Bootbauer-Forum geschrieben. Und ja, es stimmt![xx(]
Was ist also dran am Mythos der Kohlefaser, speziell für den Bau von Dobsons?
Macht es überhaupt Sinn?
Welche Strukturelemente eignen sich?
Ist es bezahlbar?
Ein paar Antworten sind in diesem Forum schon zu finden.
Inclusive einiger fertiger Beispiele, wie Alfredos ITV prämierter Reisedob:
http://www.astrotreff.de/topic…PIC_ID=126153&whichpage=1
Oder Uwe Glahns Kreationen in 27" und 14":
http://www.deepsky-visuell.de/ATM/27/Bau27.htm
Beide Dobsons konnte ich schon live sehen. Besonders der Hut des 27" hat es mir angetan!
Uwe war es auch, der mir für meinen 33" Spiegel die Verwendung von Carbon dringend empfohlen hat:
"Irgend ein Teil <i>muss</i> aus Carbon sein - uns wenn es das Typenschild ist!"[:D]
Im Moment sieht es so aus als ob das Typenschild das einzige Multiplex-Teil wird und mein bisher schlechtester Spiegel die konstruktiv beste Dobsonstruktur drumherum spendiert bekommt.[;)]
Ein paar Teile sind schon fertig, dazu später mehr.
Und da ich gerade fleissig am konstruieren bin, schreibe ich <i>jetzt</i> was dazu. Wenn's fertig ist, dann ist es für mich Schnee von gestern und meine Gedanken hängen wieder woanders...
(Hier gehts zum Spiegel ----> http://www.astrotreff.de/topic…PIC_ID=120204&whichpage=1)
Hier geht es mir darum Anfängern in Sachen CFK einen Startpunkt anzubieten von dem aus jeder seine eigenen Erfahrungen sammeln kann. Genaue Rezepte wird es nicht geben, als Selbstbedienungsladen für technische Kniffe werde ich nicht herhalten.
Wer sich ernsthaft bemüht, mit dem komme ich automatisch in den Erfahrungsaustausch.
Und da kommt dann meistens etwas zurück in Form von eigenen Fehlern, Erfahrungen und Know-how.
Also dann mal los!
<b>Wichtigster Punkt zuerst: die Kosten!</b>
Das hat mich in der Tat lange Zeit abgehalten, irgendwas in CFK anzufangen.
Wenn man bedenkt, dass zB ein 200g Gewebe zwischen 30 und 50 Euro pro Quadratmeter kostet und man dafür lumpige 200 Gramm
Kohlefasern in die Hand bekommt, landet man bei einem Kilopreis von 150-250 Euro!
In einem Dobson der 33" Klasse verschwinden auch bei einem knapp bemessenen Strukturgewicht
von 30kg mindestens 10kg Fasern. Eher mehr! Ein Unding!
Glücklicherweise gibt es Kohlefaser nicht nur als Gewebe sondern auch als Gelege und Rovings. Damit sieht die Sache freundlicher aus!
Ausgangspunkt ist immer der Roving, ein Bündel aus Einzelfasern. Zwischen 3000, über 12000 bis hin zu 48000 Stück,
entsprechend die Angabe 3k, 12k oder eben 48k.
Wenn man damit arbeitet, muss man die Stänge manuell auflegen. Für Flächen wird das ein Haufen Arbeit!
Deswegen hat sich die Industrie etwas ausgedacht und die Rovings schon mal passend zurechtgelegt - als Gelege.
Rovings und Gelege kann man für mit etwas Glück zwischen 10 und 50 Euro pro Kilo(!) kaufen.
Bei Rovings stehen einem sogar exotische Fasertypen wie Hochmodulfasern offen.
Die Materialbeschaffung via ebay und Sonderangebotslisten kann sich über Monate hinziehen wenn man auf den Preis achtet. Bezugsquellen für alles andere ausser Kohlefasern (obwohl die Qualität auch diesbezüglich über jeden Zweifel erhaben ist):
http://www.emc-vega.de/
http://hp-textiles.de/
Die teuerste Form ist das Gewebe, die Rovings sind also miteinander verwebt. Gutes Köper-Gewebe auf Rolle geht ab 15 Euro los, allerdings pro Quadratmeter und Super-Sonderangebot! Das ist also was für Sonn- und Feiertage. Aufgrund der Faserausrichtung (0 + 90 Grad) in den meisten Fällen ziemlich nutzlos, meistens viel Verschnitt, dafür aber wirklich schick!
Das ist der Look, den die meisten mit Carbon verbinden. Dabei spielt die Musik in den meisten ernsthaften Anwendungen in den Schichten darunter!
Das ganze in Bildern: Gelege (400g Biaxial +/-45°), Gewebe (200g Köperbindung) und Roving (24k):
Nahaufnahme mit einem Fetzen Abreissgewebe (ab 3€/m^2)
Auf Abreissgewebe sollte man nicht verzichten. Trägt wesentlich zur Sauberkeit der Werkstatt bei und
ermöglicht Komplexe Strukturen in Einzelschritte aufzuteilen.
<b>Was braucht man noch?</b>
Natürlich ein Laminiersystem auf Epoxidharz Basis!
Epoxi ist eine Art Wolf im Schafspelz! Es ist nicht giftig und riecht recht angenehm,
aber diffundiert durch dünne Handschuhe hindurch und hat ein paar unangenehme Eigenshaften für die Haut!
Ich trage die meiste Zeit keine Handschuhe mehr, denn nach über 100 angerührten Party-Bechern muss man einfach eine saubere Arbeitsweise draufhaben und anfassen muss man bei den allermeisten Arbeitsschritten auch nichts mehr. Wenn ich aber eine getränkte Matte wissentlich anfassen muss, dann nehme ich die dicken roten!
<b>Wie geht es weiter?</b>
Irgendwie soll ja etwas sinnvolles enstehen.
Um die Möglichkeiten zu erkunden muss man zuerst ein paar Versuche machen:
Links oben ein Balsa-Sandwich mit Abreissgewebe:
Ein Balken aus Styrodur + UD Gelege im Bruchtest:
Ein Ecke aus Styrodur + 600g Gelege. Eher was für die Tonne:
Mein allererstes Rohrstück mit D=30mm (unten, aus Gelege und ziemlich häßlich) und oben der vierte Versuch komplett aus Rovings.
Ein Quantensprung!
Also, für den Anfang braucht es nicht viel und teuer wird es erst später. Nachdem die Sucht ihren
planmäßigen Verlauf nimmt.[:D]
Ich habe für mich die Rovings erst zum Schluss entdeckt - kleiner Tip: Eine kleine Rolle Rovings ist <i>der</i> Startpunkt!
Am besten nicht zu dünn, hier ein 24K Typ:
Und immer schön trocken halten. Ein Tropfen Epoxi drauf und die Rolle ist Schrott!
Nach den ersten Versuchen wird sehr schnell klar, dass Kohlefasern selten für sich allein "lebensfähig" sind.
Eine der wenigen Ausnahmen sind Rohre.
Die anderen Konstruktionselemente wie Biegebalken, Platten und Ringe bedürfen einer Stützung.
Mein Favorit, nach ein paar Versuchen mit Styrodur, ist Balsa. Und zwar Stirnholz. Alles andere ist einem ehemaligen Holzwurm nicht würdig![:p]
(Bezugsquelle: http://www.heerdegen-balsaholz.de/)
Zu den ernsthaften Konstruktionselementen und den theoretischen Hintergründen schreibe ich demnächst einen kleinen Artikel.
Wer mit CFK konstruieren will <i>muss</i> sich intensiv mit Leichtbau beschäftigen. Leichter bauen bedeutet weniger Material, was die Sache billiger macht - oder eben überhaupt erst bezahlbar[;)]
Viele Grüße
Kai