Umrüstung einer Astro Physics CNC 400

  • Auch wenn das was ich hier gleich schildern werde nur sehr sehr wenige Leute überhaupt betreffen dürfte, wird sojemand wohl umso dankbarer sein dieses Thema hier gefunden zu haben, von daher...


    Am Anfang dieser Geschichte war ein Traum. Der Traum von einer tragkräftigen, aber gleichzeitig für mich (weiblich, eher zierlich gebaut) noch transportablen Montierung. Mein Traum war rabenschwarz und hörte auf den Namen Astro Physics CNC 400. 9kg leicht, aber praktisch genausogut belastbar wie eine EQ-6.
    Nun war die CNC 400 eine Montierung der 90er Jahre, schnelles GoTo, die Ansprüche des digitalen Astrophotographen, daran dachte man noch nicht, als sie auf den Markt kam. Solide gearbeitet ist sie dennoch. Würde ich heute anfangen zu träumen, würde ich wohl bei ihrem Nachfolgemodell landen, der Mach1. Die liegt preislich aber jenseits von gut und böse, und ganz abgesehen davon lege ich auf all die neuen Errungenschaften gar keinen so großen Wert.


    Um es kurz zu machen, ich konnte nicht widerstehen, als hier im Astrotreff dann eine CNC 400 im Gebrauchtmarkt auftauchte, mehr als eineinhalb Jahre ist das nun her. Standesgemäß gehört sie auf ein Baader Hartholzstativ, das ich ebenso nachrüstete wie den Polsucher, denn ich hatte nichts um die mitgelieferten Encoder anzusteuern. Mit meinem 102M ist sie eigentlich hoffnungslos unterfordert und wartet darauf das ich irgendwann einen netten Apo in der Liga 5" oder 6" finde, den sie tragen darf. Eines zeigte sich aber schnell: Die mitgelieferte Steuerung und ich, wir kamen nicht miteinander aus.



    Das ist sie, ein unhandliches Ungetüm mit einem Dimmer für eine LED obendrauf, die gar nicht existiert. Fürchterliche Haptik, insbesondere für eine kleine Frauenhand. Mal ganz abgesehen davon hat sie kaum Funktionen außer der ST-4 Autoguiderschnittstelle. Da kann ja selbst die MTS-2 (nicht 3!), die ich an meinen Vixen-Montierungen verwende, mit extra Mondgeschwindigkeit und mehreren Geschwindigkeitsstufen mehr.
    Dazu muß man wissen, daß der erste Besitzer meines Schätzchens die Montierung nicht bei Baader gekauft hat, die bis heute Astro Physics in Deutschland vertreiben, sondern offensichtlich direkt aus den USA importiert hat, denn die HDA-Steuerung, die man auf dem Bild sieht, gab es hierzulande nie. Baader verkaufte die CNC 400 mit der Sinus II von Boxdörfer, de facto eine erste MTS-3.


    Eine Steuerung wie diese - oder eine ähnliche - wollte ich. Daß das nicht ganz einfach werden würde, zeigt einem schon der Blick auf die Motorbuchsen:



    Bei Astro Physics hatte man damals wohl die seltsame Eingebung die Stromzufuhr der Motoren über ein extra Kabel zum RA-Motor und von dort zum Dec-Motor laufen zu lassen. Bei typischen Vixen-kompatiblen Steuerungen dagegen wird zuerst eben diese mit Strom versorgt und von dort aus dann die Motoren. Auf diesen "Standard" hatte man damals bei Baader jede CNC 400 modifiziert, denn bei allen Schwestermontierungen meiner kleinen Schwarzen die mir bislang untergekommen sind, war die Stromversorgungsbuchse ausgebaut worden. Ein entsprechender Hinweis findet sich auch in der Bedienungsanleitung der Sinus II.


    Vor mir lag also wie es scheint eine mittelgroße Umbauaktion die zumindest das Schwingen eines Lötkolbens erforderlich machen würde. Das Öffnen der Motorabdeckung zeigte einem dann: Nicht nur, daß die Anschlüsse der Stecker neu verdrahtet werden müssen, nein, in dem Motorgehäuse verbarg sich noch eine ganze Platine mit zusätzlicher Elektronik. Vixen-Motoren,mit denen wir ja kompatibel werden wollen, haben soetwas nicht.



    Die Motoren dann zunächst abzubauen war gar nicht so einfach, denn um den RA-Motor loszubekommen, muß man das Achsenkreuz trennen. Dafür gibt es zwei große Schrauben mit (natürlich zölligem) Innensechskant, an die man aber mit einem normalen Sechskantschlüssel nicht herankommt. Also mußte ich meinen kostbaren Zollmaß-Sechskant kürzen, damit ich damit "um die Ecke" an den Schraubkopf kam. Endlich, Achsen getrennt, Motoren ab.



    Als nächstes die beiden Motoren aus den Gehäusen und die Platine inspiziert. Da ich in Elektronik nicht sonderlich bewandert bin, kann ich zwar nicht jeden einzelnen der Widerstände und Kondensatoren zuordnen, aber mir war klar, es handelte sich um zusätzliche Schutzelektronik, wie sich in den heutigen Handsteuerboxen und auch der Sinus II schon drin ist. Dazu kommt die Stromversorgung der oben schon erwähnten LED. Braucht man also alles garnicht. Netter Gag: Auf der Rückseite der Platinen hat sich Astro Physics in Lötzinn verewigt.



    Bevor ich daran ging die Anschlüsse des Steckers neu zu verlöten, wollte ich auf Nummer sicher gehen, daß das was ich da vor hatte auch wirklich funktionieren würde. Vielen Dank nochmal an Martin Rietze von Baader und Michael Koch für die Infos und die Geduld mit mir[:)]
    Es stand auch noch die Frage im Raum ob man bei der Gelegenheit nicht gleich leistungsfähigere Motoren in das Gehäuse einbauen sollte. Dort ist allerdings wenig Platz, insbesondere beim Getriebe, das dann wohl gleich mit ausgewechselt werden müßte. Ich verzichtete dann schließlich darauf.


    Also Kabelverbindungen des Motors zur Platine kappen und die Pins der Stecker, die ich weiter verwenden wollte, freilöten. Bei der Gelegenheit segnete leider mein alter Lötkolben das Zeitliche. Die neuen Anschlüsse des Steckers sollten wie bei den Vixen-Motoren sein. Wie das aussieht, findet ihr hier: http://www.df9cy.de/image_astr…gp-conn/gp_wiring_scm.jpg In der Anleitung zur Sinus II findet sich außerdem der Hinweis, daß die Pins 1 und 3 einen Vorwiderstand von 47 Ohm bekommen sollten. Das begrenzt die Ströme und sollte von heutigen Steuerungen problemlos auch so vertragen werden, aber sicher ist sicher. Die entsprechenden Lötarbeiten habe ich dann im Elektroniklabor der Hamburger Sternwarte machen lassen (vielen Dank nochmal an Walter Mardtfeld!) Hier verbergen sich unter den blauen Schutzschläuchen die neuen Widerstände.



    Heute Nachmittag dann kamen die Motoren wieder in die Gehäuse und an die Montierung. Und da ist sie, meine schöne Schwarze, und wartet zusammen mit der von Astrohardy geliehenen MTS-3 für Tests am Sternhimmel auf besseres Wetter. Die Motoren schnurren jedenfalls schonmal wie die Kätzchen, sie laufen im bipolaren Betrieb viel ruhiger als unipolar angesteuert wie zuvor. Jetzt heißt es also testen und dann entscheiden, welche Steuerung ich mir als Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenk gönne...


  • Hey Caro,


    schön zu sehen dass aus den Teilen nun wieder eine stattliche Montierung entstanden ist.
    Standesgemäss müsste da dann natürlich irgendwas mit Flußspatlinse sein neues zu Hause drauf finden ;)


    Viele Grüsse,
    DK (<- Abbitte leistend für den Begriff "3D Puzzle")

  • Höhö! Das lässt sich ja schon mal gut an. Was meint denn Deine Katze zum Schnurren? Du kannst ja mal die Geschwindingkeit der Steuerung so verstellen, dass sich das Ding nach Teilkreis und Stoppuhr mit der richtigen Geschwindigkeit dreht, dann geht es beim nächsten Test unter den Sternen gleich viel schneller.


    Ansonsten hast Du ja auch die Encoder... Naja, wie ich es sehe gibt es mindestens 2 Steuerungen am Markt, die auch einen Encodereingang haben, was die Auswahl doch einigermaßen begrenzt.


    Cheers
    Hartwig



    Hartwig

  • Die Mieze ignoriert die schöne Schwarze geflissentlich - kann ja schließlich keine Dosen öffnen, das Dingens.


    Ja, mit den Encodern sollte die neue Steuerung schon umgehen können, die haben lang genug sinnlos rumgelegen, auch wenn sie die Monti gleich ein ganzes Kilogramm schwerer machen[:o)] Eigentlich mag ich ja die Idee einer Handsteuerbox ohne extra steuerungkasten, aber ich fürchte aus genau dem Grunde werde ich ich mich davon verabschieden müssen.


    Es heißt also schlaumachen was womit geht und was nicht. Und dann auf jeden Fall testen, immerhin wird des nicht ganz billig.


    Caro,
    sich und ihre hartnäckige Erkältung ins Bett legend, während draußen der Himmel klar ist...[B)]

  • Hallo Caro


    Seit dem 11.05.1998 besitze ich eine FS2 ohne jegliche Probleme! Das „Ding“ läuft bis heute einfach einwandfrei! Natürlich ist das nicht mehr die neuste Steuerung, aber mit erfolgreicher Langzeit Erfahrung.
    Was mir fehlt ist ein „richtiges“ PEC, welches andere Steuerungen heute anbieten.



    Grüsse aus der Schweiz
    Peter

  • Hallo Caro,
    schöne Umbauarbeit und wirklich eine Klasse Montierung.
    Auf sowas wär ich ja auch scharf...


    Ich hab da noch so eine alte Boxdörfer Steuerung liegen - falls Du Interesse hast.

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