Hallo Sternfreunde!
Vor Jahren habe ich in der Literatur über Flächenhelligkeit und die Beobachtung von Gasnebeln, Galaxien und Kugelsternhaufen geforscht und den folgenden Artikel verfaßt, den ich hier nun veröffentliche.
Ich bin Amateur und daher stellt mein Text und meine Ansichten zu diesem Thema keinen Anspruch auf Richtigkeit. Vielleicht findet der ein oder andere einen (Denk-) Fehler, oder ist anderer Auffassung.
Mein folgender Artikel soll also zur Diskussion aufrufen!
Gruss,
Sterngucker Helmut
[<u>b]Kleine Nebel - große Öffnung, große Nebel – kleine Öffnung</b></u>
<b>Man liest viel über Öffnung, Vergrößerung, Auflösung und Grenzgröße eines Teleskops und der Flächenhelligkeit eines Nebels. Dessen Foto, meist noch in Farbe, begeistert dann die Augen eines jeden Astronomen mehr noch, als dessen Anblick im Teleskop. Es läßt sein Herz noch höher schlagen. Welche Rolle diese, dem Astronomen so wichtigen Faktoren der Optik und des Objekts wirklich spielen, soll hier näher beleuchtet werden.
Auch der vage Ausdruck "Nebel" soll näher definiert werden, denn, was ist ein Nebel? Sind der "Andromeda-Nebel", oder M 13, der meist schon mit bloßem Auge als "winziger, nebliger Fleck" sichtbar ist, wie auch der große Nordamerika-Nebel, nahe Deneb, sind das alles Nebel mit Flächenhelligkeiten?</b>
Interstellarum begann 1994 als ein Ein-Mann-Projekt die Tiefen des Kosmos und die Herzen einer irdischen Leserschaft zu erobern. In der ersten (November-) Ausgabe war folgendes zu lesen:
„Egal welche Öffnung unser Gerät aufweist – auch wenn es 5m sind – Flächenhelligkeiten (Gasnebel, Galaxien, der Himmelshintergrund) werden hinter dem Okular niemals heller erscheinen, als mit bloßem Auge, oder wie sie auch ein kleines Fernrohr zeigt! Hieraus resultieren eine reihe scheinbarer Widersprüche und ich höre förmlich das Protestgeheul mancher „Deep-Sky -Beobachter“.“(1)
Warum hatte der Verfasser die Kugelsternhaufen in den Klammern ausgespart?
Da die Umschreibung niemals heller nicht gleichbedeutend mit niemals deutlicher ist, stellt der Verfasser zum Ende seines Artikel die Frage „Weshalb ermöglichen große Teleskope doch prachtvollere Nebelbeobachtungen?“ und muß nun feststellen: „Mit der Größe des Objektivs ist in der Regel auch eine größere Brennweite gekoppelt, die bei optimaler Austrittspupille eine viel stärkere Vergrößerung ergibt. Für das Auge ist physiologisch ein winziger lichtschwacher Nebelfleck kaum oder gar nicht wahrnehmbar (1).“
Aber ermöglichen große Teleskope denn wirklich (immer) prachtvollere Nebelbeobachtungen?
Wer über "Flächenhelligkeiten" von "Nebeln" schreibt, muß definieren und differenzieren!
Eine umfassende Definition der Helligkeit findet sich in dem Artikel „Flächenhelligkeit, Kontrast und Wahrnehmung bei flächenhaften Objekten“ von Thomas Pfleger:
„Sterne erscheinen im Teleskop mehr oder weniger (Beugungsscheibchen, Luftunruhe) punktförmig. Ihre Helligkeit wird in Größenklassen angegeben. Die Helligkeit von Deep-Sky-Objekten mit erkennbarer Flächenausdehnung beschreiben wir besser durch die Flächenhelligkeit. Sie gibt an, welche Helligkeit von einer Bezugsfläche wie einer Quadratbogensekunde oder einer Quadratbogenminute herrührt.... Falls wir Flächenhelligkeiten über die gesamte Fläche des Objekts aufsummieren (mathematisch korrekt: integrieren), dann erhalten wir seine Gesamthelligkeit in Größenklassen. Während die Gesamthelligkeit eines Objekts konstant ist, nimmt die Flächenhelligkeit mit steigender Vergrößerung ab...“(2).
Man beachte, die nicht umsonst so vorsichtige Definition der Flächenhelligkeit, welche an eine, <b>erkennbare </b>Flächenausdehnung geknüpft ist!
Kommen wir nun zu den Nebeln und ersterem Autor zurück, welcher weiter schreibt:
„So ist es eine Tatsache, daß mit bloßem Auge außer dem Zentralgebiet des Andromedanebels am nördlichen Himmel kein anderer Nebel wahrgenommen werden kann (1).“
Wirklich? Wenn ich unseren nördlichen Himmel im Alpenvorland in einer klaren Nacht bestaune, so ist mir anderes ersichtlich!
Doch differenzieren wir zuerst einmal!
Der so irreführende Begriff „Nebel“ rührt aus den Anfängen des Fernrohrs her, als dieses dem Betrachter, etwa einem Halley, noch kein klares, nur diffuses Bild gab. Eine Einteilung in Galaxien, Kugelsternhaufen und Galaktische Nebel existierte noch nicht. Zwar sprechen wir noch heute vom Andromedanebel, wissen (sehen?) aber wohl, daß es sich um eine Galaxie handelt. Wenn wir bei der Durchmusterung des Himmels auf unkenntliche, diffuse Objekte stoßen, sprechen wir noch immer von einem Nebel, und müssen dabei u.U. offenlassen, um welche Kategorie es sich dabei handelt. Eventuelle Fehlidentifikationen (3) schieben sich jedoch immer weiter in die Tiefe des Kosmos hinaus. Ja selbst Stellares erwies sich schon, im nachhinein, als erkennbare Fläche, man denke nur an die „Sterne“ 47 Tucanae oder Omega Centauri!
Doch die Grenzen des Unkenntlichen rücken immer mehr in die Ferne. Die Frage bleibt bestehen:
„Was ist das für ein Objekt, ist es stellar (=punktförmig) oder ein Nebel (d.h mit scheinbarer Fläche), und wenn, dann was für einer?“
Nachfolgende Tabelle (Anmerkung: Kann ich hier durch HTML leider nicht wiedergeben, fehlt also, da der Artikel für eine Zeitschrift gedacht war!) gibt Werte des Deep Sky Reiseführers (=DSRF) (4) und des Deep Sky Field Guides (=DSFG) (5) wieder. Kursiv gedruckten Werte stammen aus ersterer Quelle, nur die kursiv gedruckten Flächenhelligkeiten stammen aus e&t (6), da der DSFG für Kugelhaufen, aus Gründen auf die wir noch eingehen werden, keine Flächenhelligkeiten angibt.
Betrachten wir die, auf die Praxis bezogenen Werte des Reiseführers:
Die scheinbaren Durchmesser der größten Kugelsternhaufen unserer Hemisphäre liegen, bei 6´ bzw. 8´, jener, der großen Galaxie M 81 bei 12´x 5´ (4).
Eine Ausnahme stellen die beiden größten Galaxien, M 31 und M 33 dar, welche zusammen mit unserer Milchstraße den Kern der Lokalen Gruppe bilden.
Während M 33 „nur“ etwa Vollmondgröße erreicht, erstreckt sich M 31 etwa drei Grad am Himmel.
Unser Auge ist nicht für die Nacht gemacht. Sein Auflösungsvermögen liegt, betrachten wir es bei Tageslicht, etwa bei 2-3 Bogenminuten, verschlechtert sich aber bei abnehmender Helligkeit rapide, so daß es bei Dunkelheit nur noch bei etwa 5 Bogenminuten (=300“) erreicht (7). Dieser Wert ist nur als Richtwert zu betrachten und individuell verschieden, wie auch das Farbsehen bei Nacht.
Das liegt in der Natur der Sache. Testen Sie Ihr Auge selbst ! Augenprüfer für Amateurastronomen finden sich in (8)!
Das Auge wird jedoch nur den hellsten, (in der Regel) innersten Bereich einer Galaxie oder eines Kugelhaufens wahrnehmen. Die äußeren, dunkleren Bereiche (die fotografisch erfaßt werden können), kommen für das bloße Auge nicht mehr zum Tragen.
Diese treten jedoch, bei Verwendung eines Fernglases oder Teleskops, mit steigendem Durchmesser der Optik immer deutlicher hervor.
Daher (und durch die Fotografie, bzw. deren Belichtungszeit) erklären sich die größeren Werte (Maximalwerte) des DSFGs.
Inwieweit die Grenzgröße auch noch von der Vergrößerung abhängt, kann in (9) nachgelesen werden!
Ein Objekt hat also, je nach dem, wie (mit welcher Optik) wir es betrachten, eine mehr oder weniger erkennbare Flächenausdehnung, ist also mehr oder weniger groß. Diese Tatsache steckt in dem Begriff „erkennbare Flächenausdehnung“.
Wenn wir die „Nebel“ der nördlichen Hemisphäre nach ihrer Fläche, differenzieren, handelt es sich, bei Galaxien (M 31, M 33 einmal ausgenommen) und Kugelhaufen (auch M 5 und M 13?), um weitgehend punktförmige Lichtquellen für das Auge, insofern sie überhaupt sichtbar sind (werden).
Was aber dem Auge punktförmig erscheint, erweist sich im Fernglas, noch mehr im Teleskop, als Fläche. Das Auge nimmt die Gesamthelligkeit des Objekts, einen Punkt wahr, mit größer werdender Optik nimmt die Ausdehnung des Objekts zu, und daher dessen Flächenhelligkeit (nun auf größere Fläche verteilt!) ab. (2)
Anders verhält es sich dagegen bei den Galaktischen Nebeln, insbesondere größeren Gasnebeln, den Emissionsnebeln: Deren Helligkeit ist weitgehend gleichmäßig verteilt, nicht so sehr konzentriert, weil sie nicht aus Sternen, sondern aus interstellarem Gas bestehen.
Diese "Nebel im engeren Sinne", wie etwa der Nordamerikanebel (=NGC 7000) besitzen bis zu einige Quadratgrad Flächenausdehnung. Das bloße Auge kann eine neblige Fläche erkennen.
<b>Ein-blick in die Vergangenheit</b>
Betrachten wir zuerst die Galaxien unserer nördlichen Hemisphäre! Blicken wir in die Vergangenheit, dorthin, wo wir M 31, M 33 und M 81 vermuten:
„Die Beobachtung von Galaxien ohne Teleskop ist weniger eine Prüfung des Auflösungsvermögens, sondern der Lichtsammelleistung des menschlichen Auges. Außer bei M 31 und den Magellanschen Wolken am Südhimmel ist ein sehr dunkler Himmel unbedingte Voraussetzung für einen Versuch. M 33 gilt gemeinhin als das entfernteste mit dem freien Auge sichtbare Objekt überhaupt: Etwa 3 Millionen Lichtjahre trennen die Galaxie von uns. Mit einer Gesamthelligkeit von 5.7 mag scheint sie ein einfaches Objekt zu sein, doch verteilt sich ihr Licht nahezu auf die Fläche des Vollmonds! Die resultierende Flächenhelligkeit von 14,2 mag pro Quadratbogenminute erfordert einen noch dunkleren Himmelshintergrund von 14,5 mag., der erst bei etwa 6,7 mag. Grenzgröße gegeben ist. Damit ist M 33 trotz der großen Gesamthelligkeit nur unter sehr gutem Himmel eines Mittelgebirgs- oder Hochgebirgsstandorts sichtbar. M 81 steht in 13 Millionen Lichtjahren Entfernung, sie ist die hellste Galaxie am Himmel außerhalb der Lokalen Gruppe. 6,9 mag. Gesamthelligkeit sind auf ca. 10´ verteilt, was einer Flächenhelligkeit von 13,0 mag. entspricht, die im Kern der Galaxie noch einmal deutlich größer ist. Wegen der Kleinheit des Objekts, gepaart mit geringer Flächenhelligkeit, kann M 81 prinzipiell nur als Punktlichtquelle wahrgenommen werden. Nach Abschätzungen ist dazu ein Himmel von mindestens 7,3 mag. Grenzgröße erforderlich – dies bieten in unseren Breiten nur die Hochalpen oberhalb 3000m Höhe in den besten Nächten.“ (8)
Als nächstes beobachten wir den prominentesten der nördlichen Kugelhaufen: M 13. Er und M 5 sind die beiden hellsten und besitzen, wie M 33, eine Gesamthelligkeit von 5,7 mag. und darüber hinaus eine mittlere Sternenkonzentration.
„Um M 13 zu sehen, muß der Himmel schon sehr dunkel sein; sieht man ihn dann doch, kann man sich über eine wirklich gute Nacht freuen!" (10)
Ronald Stoyan blickt bei M 13 in die (bereits erwähnte) Zeit der ersten Teleskope zurück:
„Schon der Entdecker Halley beschreibt den Haufen als bereits mit dem bloßen Auge sichtbaren kleinen Nebelfleck; er ist ein beliebtes Augenmaß für Himmelsbeobachter, denen die Sichtbarkeit ohne optische Hilfsmittel als Zeichen einer guten Beobachtungsnacht gilt.“ (11)
Betrachten wir nun die Alpha-Cygni-Wolke in der Sommermilchstraße.
Als hellster Vertreter der Galaktischen Nebel unserer Hemisphäre, befindet sich der Emissionsnebel NGC 7000 in ihr. Der Nordamerikanebel ist mit freiem Auge eventuell sichtbar (12):
„Unabdingbar für eine erfolgreiche visuelle Beobachtung sind beste Bedingungen, die Möglichkeit, mit großer Austrittspupille zu beobachten, sowie ein großes Gesichtsfeld....Die hellsten Nebelstellen gruppieren sich um den >Golf von Mexiko<...Bei sorgfältiger Beobachtung ist der Nordamerikanebel bereits mit einem Fernglas und sogar mit bloßem Auge zu sehen“ (13):
„Ich behaupte ohne besondere Anstrengung den Nordamerikanebel (NGC 7000) zu sehen – wie gesagt, mit bloßem Auge. Sie glauben mir nicht? Nehmen Sie einen kleinen Sternatlas zur Hand (z.B. den Atlas für Himmelsbeobachter von E. Karkoschka) und kontrollieren Sie: der kleine Lichtfleck ist tatsächlich NGC 7000, und wenn man genau hinschaut, erkennt man sogar den Dunkelnebel LDN 935, der den Golf von Mexiko bildet“ (14).
Welch wichtige Rolle der Kontrast dabei spielt, kann in (2) nachgelesen werden. Der Deep Sky Beobachtungsplaner „eye&telescope“ (6) dieses Autors, ermittelt darüber hinaus den entscheidenden Faktor „Kontrastreserve“ für Objekte in Abhängigkeit der Faktoren Optik, Zeitpunkt und Beobachtungsort.
Bei dunklem Himmel ermöglicht die Steigerung des Kontrastes durch einen Schmalbandfilter, hält man diesen vor das Auge, sogar die Beobachtung des, noch um eine Größenklasse schwächeren Emissionsnebels NGC 1499: Der große Kalifornia-Nebel wird, als diffuse Ost-West orientierte Wolke, sichtbar! (15)
Die Beobachtung derartiger, großflächiger Nebel, erfolgt, nicht nur wegen der gewünschten großen Austrittspupille, bei kleinster Vergrößerung, sondern auch wegen dem dafür erforderlichen, großen Gesichtsfeld! Dieses ist aber nur mit einem kleinen Teleskop, bei gleichzeitig möglichst kurzer Brennweite, also schnellem Öffnungsverhältnis zu erreichen, zumal das Angebot an langbrennweitigen Okulare nicht über 42 mm hinausreicht!
Ein kleines Teleskop ist dann nicht nur „ausreichend“, wie man häufig liest, im Gegenteil, es <b>notwendig</b> und bietet, neben Ferngläsern, gegenüber einem großen Lichtsammler, einen „unübertroffenen Einblick“!
Wenden wir uns nun noch einmal M 13 zu! Mit bloßem Auge nur ein winziger Fleck, ein Lichtpunkt mit Nebelhof, wächst er im Fernglas zu einer hellen "Nebelfläche" an.
Mit steigendem Durchmesser der Optik (und somit zwangsweise auch steigender Vergrößerung!), läßt er sich, von seinen Randpartien her, immer mehr, zum Zentrum hin, in seine Einzelsterne auflösen. Wenn man jetzt von (s)einer Flächenhelligkeit spricht, kann nur noch die Summe der Helligkeit seiner Einzelsterne gemeint sein.
Aber: Kann hier noch von einer erkennbaren "Flächen"-ausdehnung gesprochen werden? Sogleich stellt sich die Frage: Ab wann besitzt eine Anhäufung von Punkten eine Fläche? Oder: Wie gehäuft müssen Punkte auftreten, um eine Fläche erkennen zu lassen?
Wie man es auch dreht oder wendet, man gelangt unweigerlich zur "<b>Auflösung</b>" der Optik.
„Wie läßt sich denn dann bei einem Kugelsternhaufen überhaupt eine Flächenhelligkeit angeben, wenn durch die aufgelösten Einzelsterne gar keine Fläche mehr, nur noch ein Areal, erkennbar ist?“, wird man fragen.
Das Ganze läuft auf eine rechnerische Vereinfachung hinaus: Durch die Abstände der Sterne kann jedem Stern ein Areal, ein Revier zugewiesen werden, das er nun mit seiner Helligkeit, welche rechnerisch auf die Fläche verteilt wird, füllt.
Realiter ist die Summe der Flächenhelligkeiten zwischen den punktförmigen Sternen jedoch 0, vorausgesetzt, es befindet sich dort kein „Nebel“, was bei Kugelsternhaufen (nicht so bei Galaxien!) der Fall sein dürfte!
Keine Objektklasse führt uns das deutlicher vor Augen, als die so unterschiedlich konzentrierten, hellen kugeligen Sternhaufen.
Aber dabei muß noch ein weiterer Faktor berücksichtigt werden:
Die Helligkeitsverteilung der hellsten Sterne in seinem Inneren.
Da neben dem Auflösungsvermögen auch die Grenzgröße der sichtbaren Sterne im Zentrum, vom Durchmesser der Optik und der Vergrößerung abhängig ist, löst sich der Kugelsternhaufen mit zunehmender Größe der Optik immer mehr auf.
Somit beenden Kugelsternhaufen schnell all jene Diskussionen, in welchen auf die Unabhängigkeit der (rechnerischen) Flächenhelligkeit eines Objekts von der Teleskopgröße bestanden wird, sofern von einer „vollen Auflösung eines Haufens“ gesprochen werden kann, was beispielsweise bei M 13 schon mit einem Sechszöller gegeben ist (11).
Von der "vollständigen Auflösung eines Kugelhaufens" kann jedoch im eigentlichen Sinn nie die Rede sein, denn, worin unterscheiden sich denn optisch Kugelsternhaufen von Doppelsternen und Mehrfachsystemen? Doch nur in ihrer Sternenzahl und -dichte!
<b>Farbseher von Nebeln, meldet euch!</b>
Bleibt da noch die eingangs erwähnte Sichtbarkeit der Farben!
Es bedarf noch nicht einmal eines Instrumentes, um am Sternenhimmel punktförmige Farben zu sehen! Da sind wir uns alle einig.
Aber farbige Flächen? Nicht auf dem Foto! Im Okular, und zwar ohne Filter!
Anstoß zu dieser Diskussion, ergab Klaus-J. Stepputats interessante Frage: „Nachts sind alle Nebel grau“(16)?
„Fasziniert von den Sternen“, wie Timothy Ferris, war er, beim Lesen dessen Buches, auf folgenden Satz über den Tarantelnebel gestoßen, welcher ihn zu jener Frage verleitet hatte:
„Mir blieb beim Anblick die Luft weg: Riffe aus bachsteinroten und perlgrauen Gaswolken hingen da wie schwere Vorhänge in einem Traumpalast“ (17).
Auch ich hatte das Buch gelesen.. Nun gut, ich hatte die Magellansche Wolke und ihre Nebel noch nie in einem Teleskop gesehen (Anmerkung: Aber bald ist es soweit!).
Mich hatte vielmehr eine weitere Aussage Ferris´, über den Orionnebel, stutzig gemacht:
„In kleinen Teleskopen sieht der Nebel grau aus....Größere Öffnungen liefern jedoch einen Farbeindruck: Sie zeigen Spuren staubigen Rubinrots in den Ranken und Flecken blassen Grüns zur Mitte hin. Das Rot wird durch einen grundlegenden Übergang der Wasserstoffatome verursacht, während das Grün wie bei Planetarischen Nebeln von ionisiertem Sauerstoff stammt.“(17)
Das angesprochene Grün im Zentrum war mir, bei der Beobachtung mit Monocoloss, meinem 18-Zöller, tatsächlich schon aufgefallen (es darf jedoch zuvor nicht mit einem OIII-Filter beobachtet werden, da sich dessen Farbinformation des Objekts in der Dunkelheit auf der Netzhaut des Auges speichert!), aber das in der Dunkelheit so schwierige Rot gab mir zu denken.
Ich durchforschte also die mir verfügbaren Printmedien nach Nebeln, in denen Farben beobachtet worden waren.
Die Beschreibungen (nicht irgendwelcher Werbeprospekte) reichten von Blau bis Grün und waren bei folgenden Planetarischen Nebeln gesichtet worden: Bei NGC 6905, (ohne Filter?) (18), bei NGC 6543 (Angaben nur teils ohne Filter!) (19) und bei NGC 2392 („kann“, mit Filter?) (20). (Näheres zur Farbbeobachtung von Planetarischen Nebeln in (21))
Eine Ausnahme gab es allerdings!
Folgen wir Hubert Schupkes „Ruf aus dem Süden“ und betrachten den leuchtend orangen Stern eta Carinae: „Ab etwa 200facher Vergrößerung offenbart sich der ihn umgebende Homununculus-Nebel als ovale, orange Scheibe mit fleckiger Struktur“ (22).
Christoph Lohius bestätigt in „Das Auge – unser Beobachtungsinstrument“ (23): „In wenigen Fällen, wie zum Beispiel beim Orionnebel (M 42) oder Jupiters Geist (NGC 3242), kann im Ansatz ein grüner Farbton ausgemacht werden.“
Doch zurück zu Klaus-J. Stepputats Untersuchung zum Farbsehen bei Sternen und Nebeln. Zu welchem Schluß kommt er?:
„Wie jeder aufmerksame Beobachter bemerkt haben wird, vermag das Auge bei helleren Sternen (bis etwa zur Magnitude 2?) Farben zu erkennen (16).“
Da in der erkennbaren Färbung eines Sterns eine Abhängigkeit zwischen dem Durchmesser der Optik und der Helligkeit des Sterns besteht, gibt er eine – nicht ganz einfache - Formel an, mit der sich errechnen läßt, bei welcher Magnitude in etwa, bei gegebenem Durchmesser, der Übergangsbereich zum Farbsehen im Telskop erfolgt.
Bezüglich der Farbsichtbarkeit bei Nebeln kommt der Autor zu folgendem Schluß:
„Kein Nebel kommt an den Leuchtdichtebereich um 10 Candela pro Quadratmeter heran und kann damit auch nicht den farbtüchtigen Zäpfchen einen einzigen Sinnesreiz entlocken. Damit wäre die Frage theoretisch beantwortet. Selbst die für uns hellsten Nebel, wie die Zentralregion des Orion, bleiben mit ihrer Leuchtdichte für das Auge, und egal mit welchem Fernrohr, immer noch deutlich im Bereich des farbenblinden Nachtsehens....“(16).
Doch es ist alles etwas komplizierter! Wie das Auge bei Dunkelheit „binnt“
("Binning" ist ein, aus der CCD-Fotografie bekannter Ausdruck) und vieles mehr, kann in dieser unterhaltsamen „physikalischen Plauderei“ von Stepputat nachgelesen werden.
So schließe ich mich seinem Aufruf an: „Grau, treuer Freund, ist alle Theorie....“ (Goethe, Faust, Schülerszene). „Wie seht ihr, liebe Besitzer von Monsterteleskopen die Nebelwelt? Meldet Euch, wenn Ihr je Farben gesehen habt!“ (16)
<b>Fazit</b>
Die eingangs erwähnte Erkennbarkeit einer Flächenausdehnung wird allein durch das Auflösungsvermögen der Optik und somit von deren Öffnung bestimmt. Es geht also zunächst um die Erkennbarkeit einer Flächenausdehnung und erst dann, wenn diese nicht (mehr) auflösbar ist, greifen Aussagen über Flächenhelligkeiten.
Kleine, schnelle Fernrohre sind wegen ihrem großen Gesichtsfeld und ihrer geringen Vergrößerung zum Beobachten großflächiger Nebel bestens geeignet.
Das nächtliche Farbsehen beschränkt sich auf die helleren Sterne, wobei mit dem Durchmesser der verwendeten Optik deren Anzahl steigt. Umstritten bleibt das Sehen von Farben in Nebeln. Da sich zudem beim nächtlichen Farbsehen die Farbempfindlichkeit des Auges im oberen Wellelängenbereich verringert, bleiben höchste Zweifel über die Sichtbarkeit des roten Spektrums, selbst bei den hellsten Nebeln, wie etwa dem Tarantel- oder Orion-nebel.
<b>Ein-blick in die Zukunft[/b]
Für die Zukunft läßt sich daraus schließen: Ein Stern scheint punktförmig (abgesehen von chromatischer und sphärischer Aberration, sowie Beugung und Szintillation), hat also zunächst keine Flächenhelligkeit, sondern nur eine Gesamthelligkeit. Er hat aber nur solange keine Flächenhelligkeit, solange er keine erkennbare Flächenausdehnung besitzt. Der Durchmesser des Teleskops scheint da bisher keine Rolle zu spielen!
Da werden wir, Technikgläubige, uns aber noch anderes beweisen (müssen), mit immer größer werdenden Teleskopen!
Der maßlose Fortschritt der menschlichen Neugier, wird weiteres Wissen schaffen (und jede Antwort 10 neue Fragen) und das mit dieser Entwicklung verbundene Business unserer Industriegesellschaften, wird uns, von der Allgemeinheit finanziert, noch Besseres, neue Sonnenscheibchen, vor Augen führen! Leider, denn:
Werden dadurch unsere existenziellen Fragen beantwortet? Ist das Not-wendig?
Ich weiß, ich stehe da mit diesen Fragen und meiner Ansicht weitgehend allein unter dem Himmel! Aber das macht nichts!
Es ist der Himmel, der seine Faszination auf mich ausübt, weniger die Technik!
Werner Büdeler hat nicht ganz recht, mit seinem Ausspruch: "Ein jedes Fernrohr findet seinen Himmel!" (24) Oder war er uns schon so weit voraus und dachte an Goto?
Ich formuliere es lieber anders: Ein jeder (Mensch) findet seinen Himmel, auch ein armer Schwarzer in Namibia, oder vielleicht gerade der!
Wer mit bloßem Auge einen aufmerksamen Blick ins Weltall und auf die Erde wirft, wird den Kosmos, mit all dessen Sternen, Nebeln und Farben, lieben lernen.
(1)Fischer, W.: Flächenhelligkeiten in der visuellen Beobachtung, is 1, 30f. (Nov./1994)
(2)Pfleger,T.: Flächenhelligkeit, Kontrast und Wahrnehmung bei flächenhaften Objekten, is 19,16 ff. (Okt.2001)
(3)Vereinigung der Sternfreunde e.V.: Praxishandbuch Deep Sky, S. 69 f.
(4)Stoyan, R.: Deep Sky Reiseführer, Erlangen, (2004), 3.Auflage
(5)Craign, Lucyk, Rappaport: THE DEEP SKY FIELD GUIDE to Uranometria 2000.0 (1996)
(6)Pfleger, T.: eye&telescope, Deep Sky Beobachtungsplaner 2.0
(7)Karkoschka, E.: Atlas für Himmelsbeobachter, S.12, Suttgart, (2004)
(8)Stoyan, R.: Das Auge unser Beobachtungsinstrument, is 37, S. 38ff. (Jan./2001)
(9)Stoyan, R.: Vergrößerung und Grenzgröße im Teleskop- Fallbeispiel M 13, is 18, 14 ff. (Juli 2001)
(10)Vereinigung der Sternfreunde e.V.: Praxishandbuch Deep Sky, S. 70, Info, Sieht man M 13 mit bloßem Auge?
(11)Stoyan, R.: Deep Sky Reiseführer, S. 166, Erlangen, (2004), 3.Auflage
(12)Karkoschka, E.: Atlas für Himmelsbeobachter, S.42, Suttgart, (2004)
(13)Stoyan, R.: Deep Sky Reiseführer, S. 149, Erlangen, (2004), 3.Auflage
(14)Stoyan, R.: Sternzeit, 2. Quartal 1994, Deep-Sky aus Franken, S. 47
(15)vgl.: Stoyan, R.: Deep Sky Reiseführer, S. 216, Erlangen, (2004), 3.Auflage Steinicke, W.: Objekte der Saison, NGC 1499, is 37, 24 ff. (Jan./2005) Craign, Lucyk, Rappaport: THE DEEP SKY FIELD GUIDE to Uranometria 2000.0, S.95 (1996)
(16)Stepputat, K.: Nachts sind alle Nebel grau? , Sternkieker Nr.200, S. 42 ff. (1/2005)
(17)Ferris, T.: Fasziniert von den Sternen, S. 61 bzw. S. 258, Stuttgart, (2004)
(18)Stoyan, R.: Objekte der Saison, NGC 6905, is 29, S. 77 ff. (August 2003)
(19)Objekte der Saison, Beobachtungen zu NGC 6543, is 34, S. 27f. (Juli 2004)
(20)Jäger, T.: Deep Sky um Kastor und Pollux, is 37, S. 49 (Januar 2005)
(21)N.n.: Farbbeobachtungen von Planetarischen Nebeln, is 36, S. 43, (November 2004)
(22)Schupke, H.: Ruf aus dem Süden, is 40, S. 50 ff.
(23)Lohius, C.: Das Auge – unser Beobachtungsinstrument, is 36, S. 44 ff., (November 2004)
(24)Büdeler, W.: Blick ins Weltall, S. 54, München (1978)
<font color="limegreen"><font size="1">Verschoben von Allgemeine Astronomische Themen. Stathis</font id="size1"></font id="limegreen">