Saturnbedeckung durch ISS, Extremastronomie?

  • Hallo zusammen,


    gestern Abend sollte laut CalSky der Saturn durch die ISS im Bereich Gudensberg bedeckt werden. Nach dem Astrounterricht und der Bildbearbeitung mit Ulf Maurer (dxuli) machten wir uns auf den Weg zur berechneten Zentrallinie der Bedeckung. Das der Sichtbarkeitspfad recht schmal ist, war uns schon bewusst, dass er aber sooo schmal ist, überraschte uns schon.
    Mit Ferngläsern und Funkuhr bewaffnet postierten wir uns auf dem Feldweg auf der Zentrallinie. Eine Minute vor dem Ereignis begannen wir mit der Beobachtung des Saturn, die ISS war unsichtbar weil sie sich im Erdschatten befand, was die ganze Sache noch erschwerte.
    Was soll ich lange drumrumreden, es gab keine Bedeckung, wir haben jedenfalls keine gesehen.
    Danach sind wir noch in die neue Sternwarte gefahren und haben etwas beobachtet. Durch sich verdichtende hohe Bewölkung wurde aber die Durchsicht zusehens schlechter, Saturn im neuen MN14 war aber schon klasse anzusehen.
    Zu Hause angekommen musste ich natürlich die Bahndaten in CalSky noch mal vergleichen, was soll ich euch sagen sie hatten sich von 18:00 Uhr wo ich die Daten mir geholt habe bis zur Bedeckung noch mal geändert, damit konnte ja niemand rechnen.
    Wahrscheinlich ist der Sichtbarkeitspfad bei so einer Bedeckung nur wenige Meter breit.
    Mal sehen ob es bei der nächsten Bedeckung gelingt sie zu beobachten.


    <b>*entfernt*</b>
    Standort wo wir uns aufgestellt hatten


    <b>*entfernt*</b>
    Tatsächlicher Bodenpfad


    <hr noshade size="1"><font color="red"><b>Anmerkung:


    Kartendaten wurden entfernt, bitte beachtet das Copyright.</b></font id="red"><hr noshade size="1">


    Vielleicht konnte ich ja mit diesem Bericht den einen oder andern dazu ermutigen, es auch einmal zu versuchen.


    Viele Grüße


    Gerhard

  • Gerhard,


    so etwas begeistert mich! Danke für den Beitrag und viel Glück beim nächsten Versuch.


    Schon toll, was heute möglich ist, wie genau die Bahnen berechnet werden können (ok, ok, nicht im beschriebenen Fall... [B)]) und wie exakt der 'Schatten' auf der Erdoberfläche darstellbar ist. Google Earth sei Dank.

  • Hallo Stefan,


    danke, kann mir aber vorstellen das es nicht ganz einfach wird eine solche Bedeckung zu sehen, eventuell auch zu filmen. Aber ich bleibe am Ball, ab und zu muss man ganz einfach mal die eingefahrenen Gleise verlassen und etwas neues probieren. Du experimentierst ja auch gerne wie man immer wieder deinen Berichten entnehmen kann.
    CalSky und Google Earth sind für solche Experimente schon ein tolles Gespann und unentbehrliche Hilfsmittel.


    Viele Grüße
    Gerhard

  • Hallo Zusammen!


    Das ist genau nach meinem Geschmack [:p]


    Ich liebe solche Dinge!


    1. Kombination von Raumfahrt & Astronomie
    2. Eine heikle Sache bei der das Timing und die Vorbereitung absolut stimmen muss!


    Ich denke das Hauptproblem bei einem solchen Planeten-Transit wird die sehr kurze Zeit der Verfinsterung sein. Ich denke mal, dass das Ganze nur so ca. 1/30 Sek. dauern dürfte!?
    Da wird wohl das menschliche Auge grosse Mühe haben das zu registrieren. Falls man das festhalten will braucht man möglichst viele Bilder pro Sekunde.


    Ein schönes Beispiel was man mit highspeed Kameras machen kann, ist der ISS-Sonnentransit welcher Roland Stalder hier festgehalten hat!


    http://luzern.astronomie.ch/isstransit16082003.htm


    Ich denke aber so ne Kamera wird nicht gerade billig sein!!


    Viele Grüsse,
    Sandro

  • Hallo Sandro,


    mit 1/30 Sek. liegst du gar nicht schlecht. Bei 400km Höhe und 28000km/h braucht die ISS für einen Saturndurchmesser (40" einschliesslich Ringe) ca. 1/100 Sek.
    Bei einer Bedeckung bei 45° Höhe ist der Korridor auf der Erdoberfläche übrigens maximal 200 m breit, und zwar dann, wenn der längste ISS-Durchmesser senkrecht zur Flugbahn und zur Sichtlinie steht [1,4*(35m+108m)].


    Gruss
    Günter

  • Hallo Gerhard


    Eine Saturn Bedeckung wäre eine reife Leistung !


    Ich habe (relativ sicher) mal einen Sonnentransit der ISS beobachtet. Wenn ich die Uhrzeit nicht genau gewusst hätte, dann hätte es aber genausogut eine Schwalbe sein können, die durchs Bildfeld flitzt [:)]


    Wichtig bei der Vorbereitung ist aber auf jeden fall zu wissen, was für Koordinaten der Vorhersage oder der Karte zu Grunde liegen !!!


    Die "Erdkugel" ist in guter Näherung ein Rotationsellipsoid, aber eben nur als Näherung. Es gibt daher leider verschiedene Koordinatensystem mit geringfügig anderen Ellipsoiden.
    (Zur Verwirrung wird das dann "Datum" genannt)
    Verbreitet ist heutzutage z.B. das WGS84 System / Ellipsoid.


    Die Unterschiede zwischen den Systemen können mehrere hundert Meter betragen (auch bezüglich der Höhe), was bei eurem Versuch schon über Erfolg und Misserfolg entscheiden würde.


    Gutes Gelingen wünscht euch
    Erik

  • Hallo Günter


    Besten Dank für die genauen Berechnungen! Also ist es wirklich EXTREM am Limit! Weiss noch jemand wie die Reaktion des menschlichen Auges ist? Können wir ein sooo kurzes Ereignis überhaupt registrieren?


    Viele Grüsse,
    Sandro

  • Würde die ISS einen Stern bedecken, wäre der Schattenfleck so groß wie die Station, also 70m. Bei Saturn wird es komplizierter. Die ISS ist ca. 25" groß ernrohr, ca. 25", das Saturnscheibchen hat 20". aber der Ring ist 43" groß. D.h. der Saturn würde (anders als ein Stern) nicht einfach "ausgeknipst", sondern partiell verfinstert. Ob man das wahrnimmt? Sterne sind da ev. etwas eindeutiger, weil sie ganz ausgehen (sofern die ISS im Schatten ist).


    Habe auch schon mal Sonnentransits beobachtet, und dabei festgestellt, dass sich der Track oft in letzter Minute noch um viele hundert Meter, manchmal Kilometer aendert. Daher ist die Chance, es zu sehen, wohl minimal.


    In jedem Fall sollte man die Vorhersage unmittelbar VOR dem Ereignis abrufen. Dann sollte man sich mit mehreren Leuten senkrecht zum Track in 50m-Abstaenden aufstellen. Das verbessert die Chance erheblich.


    Es ist in der Tat unwahrscheinlich, dass man so ein 1/100s-Ereignis wahrnimmt. Ich denke, der einzige praktikable Weg wäre es, eine Videokamera aufzustellen, kurze Belichtungszeit einzustellen (&lt; 1/100s). Die Einzelbilder muss man dann HALBBILDWEISE !!! durchscrollen und darauf hoffen, dass der Stern auf einem einzelnen HALBBild fehlt.


    Have fun
    Hartwig





    Hartwig

  • Moin Gerhard,


    Du meinst es gut, aber gutgemeinte Karten aus externen Quellen kosteten uns schon richtig Geld. Ich musste das leider entfernen.


    Nichts für ungut


    Matthias

  • Hallo alle,


    hätte nicht gedacht das mein Beitrag eine solche Resonanz auslöst. Mittlerweile glaube ich auch das eine visuelle Beobachtung sehr, sehr schwierig sein wird, aber wir werden es auch weiterhin versuchen, natürlich auch zu filmen, da sehe ich die größere Chance.
    Nochmals dank an alle die geantwortet und Vorschläge unterbreitet haben.


    Viele Grüße
    Gerhard

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!