Hallo Sonnenanbeter! [:D]
Hier regnet es schon wieder. Beste Vorraussetzungen, um meine Methode der Bearbeitung von H-alpha-Sonnenbildern einmal zu erläutern, wie in diesem Thread angekündigt. Dem gleichen Thread entstammt auch die H-alpha-Aufnahme, an der ich mich einmal 'vergreifen' will (sorry, Birgit! [:)]).
Als Bearbeitungs-Software verwendete ich Adobe Photoshop 8 (CS), aber Vorgängerversionen kriegen das auch hin (Photoshop Elements leider nicht, da unfähig, mit mehreren Ebenen zu arbeiten).
Hier das Ausgangsbild, 50% verkleinert dargestellt:
Eine hübsche Aufnahme, aber eben einheitlich rot, was freilich dem visuellen Anblick im Teleskop entspricht. 656nm ist nunmal rot, rot, rot, engbandig rot, sonst nichts. Ziel meines Bearbeitungsvorschlags ist eine harmonischere Darstellungsweise, die sich an den publizierten Vorlagen (und am persönlichen Geschmack) orientiert.
Zuerst wandle ich das Bild in ein Schwarz-Weiss-Bild um. Eine CCD-Kamera würde ohnehin 'nur' ein Schwarz-Weiss-Bild abliefern, was aber nicht tragisch ist. Photoshop: <b><i>Bild/Einstellungen/Sättigung verringern</i></b>:
Im nächsten Schritt dupliziere ich die Ebene, um den Sonnenrand mit den Protuberanzen und die Sonnenscheibe separat bearbeiten zu können. In Photoshop dazu auf die Ebene mit der rechten Maustaste klicken und den Befehl <b><i>Ebene duplizieren</i></b> wählen. Das daraufhin erscheinende Disalogfeld einfach mit 'OK' bestätigen:
Jetzt haben wir zwei Ebenen, die natürlich im Moment noch absolut identisch sind. Mit der linken Maustaste in die obere Ebene klicken, um sie auszuwählen. Die obere Ebene soll jetzt bearbeitet werden.
Ziel ist, aus der oberen Ebene die Sonnenscheibe auszuschneiden. Dazu in Photoshop die Auswahlellipse auswählen:
Jetzt nit gedrückter [Shift]-Taste eine kreisförmige Maske aufziehen, die möglichst genau dem Durchmesser der Sonne entspricht. Ganz genau bekommt man das selten hin. Daher die Maske verschieben und ggfls. mit den Befehlen: <i><b>Auswahl/Auswahl verändern/Verkleinern</b></i> oder <i><b>Auswahl/Auswahl verändern/Ausweiten</b></i> die Maske vergrößern/verkleinern, bis sie die Sonnenscheibe grosszügig umfasst. So sieht das dann etwa aus:
Jetzt wird die Auswahlkante ein bisschen 'weich' gemacht, damit man später die Nahtlinie nicht erkennt. Bei der Größe des Ausgangsbildes sind vielleicht 2 Pixel angebracht, bei größeren Bildern entsprechend mehr. Photoshop-Befehl: <i><b>Auswahl/Weiche Auswahlkante</b></i>.
Nun wird die Sonne ausgeschnitten mit der Taste 'Entf' oder dem Photoshop-Befehl <i><b>Bearbeiten/Löschen</b></i>:
Ihr seht das 'Loch' in der oberen Ebene.
Nun wird die Auswahlmaske mit dem Photoshop-Befehl <b><i>Auswahl/Auswahl aufheben</i></b> entfernt.
Wir bleiben vorerst auf der oberen Ebene und wollen die Protuberanzen, die recht schwach leuchten im Vergleich zur Sonnenscheibe, besser sichtbar machen. Dazu den Photoshop-Befehl <i><b>Bild/Einstellungen/Gradadionskurven</b></i> wählen und die Kurve etwa so verändern:
Die Protuberanzen werden jetzt deutlich heller. Nun werden sie noch rot eingefärbt. Dazu den Photoshop-Befehl <i><b>Bild//Einstellungen/Farbbalance</b></i> wählen. Für die drei Bereiche Tiefen, Mitteltöne und Lichter habe ich jeweils 70, 0, 0 eingetragen, dabei die Checkbox 'Luminanz erhalten' angewählt:
Das Ergebnis der Mühen:
Schöne, rot leuchtende Protuberanzen. [:D]
Jetzt wird es aber Zeit, sich mit der Sonnenscheibe zu befassen. Dazu unbedingt die untere Ebene (mit der linken Maustaste) anklicken, also auswählen.
Nun den Photoshop-Befehl <i><b>Bild/Einstellungen/Tonwertkorrektur</b></i> anwählen und das Histogramm anpassen. Im vorliegenden Falle waren die Werte 0, 0,80 und 135 angemessen:
Man sieht einen 'ungenutzten' Bereich rechts, der dem Bild die Brillanz raubt. Durch die Histogrammanpassung wird das Ergebnis sofort 'knackiger':
Jetzt müssen wir die Sonnenscheibe nur noch einfärben. Dazu den Photoshop-Befehl <b><i>Bild//Einstellungen/Farbbalance</i></b> erneut auswählen. Im vorliegenden Fall verwendete ich folgende Werte:
Tiefen: +40 -15 -67
Mitteltöne: +51 -20 -56
Lichter +28 0 -53
Checkbox 'Luminanz erhalten' nicht ausgewählt:
Das Resultat:
Eine ganz kleine Korrektur der Gradationskurve führte dann zum Endergebnis. Photoshop-Befehl <i><b>Bild/Einstellungen/Gradadionskurven</b></i>:
Nun müssen die Ebenen noch verbunden werden. Dazu die obere Ebene anklicken und den Photoshop-Befehl <b><i>Ebene/Auf Hintergrundebene reduzieren</i></b> anwenden.
Fertig:
bzw.
Anmerkungen:
1. Bitte meinen <b>Vorschlag</b> nicht als 'Kochrezept' verstehen. Vieles ist vom persönlichen Geschmack und noch mehr ist von der Beschaffenheit und Qualität des Rohbildes abhängig. Experimentieren lohnt sich!
2. Die Bearbeitung soll die im Bild enthaltenen Informationen besser sichtbar machen (also z.B. Scheibe und Protuberanzen gleichermassen). So weit ist die Bearbeitung auch im wissenschaftlichen Sinne durchaus 'zulässig'.
3. Die Einfärbung ist freilich willkürlich und eine reine 'Verschönerung'. Bitte über 'Geschmack' an dieser Stelle nicht streiten. Danke. [:D]
Nun viel Spass beim Eier- ähhhhh Bilderfärben *gg*
Stefan
PS: Wenn ich mal groß bin, kaufe ich mir auch so einen H-alpha-Filter... [^]