Die erste Nacht am „Opiskop“

  • Am Abend des 6. Oktober klarte der Himmel endlich wieder einmal auf und der Wetterbericht versprach eine wolkenlose Nacht. Also wurde “Opiskop“ in Stellung gebracht. Warum Opiskop? Man wird leider nicht jünger.


    Was ist „Opiskop“ genau?



    Ein 12“ f/15 echt- Cassegain mit durchbohrtem HS und konvex- hyperbolischen FS. Wie das in einzelnen gelaufen ist, kann man nachlesen:
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=12496


    Die Primärbrennweite des HS beträgt 1470 mm,
    Verlängerungsfaktor 3,15
    Das macht 4630 mm Brennweite und bei genau 308 mm Spiegeldurchmesser obige f/15.
    Die „fürchterliche“ Obstruktion beträgt 80 mm entsprechend 26%. Das schöne daran ist, wenn ich von hinten, das ist dort wo das Okular sitzt reingucke, dann sehe ich die Obstruktion gar nicht.


    Da wie wo man reinguckt sieht man im nächsten Bild besser.


    Das Okular sitzt hinter einem Zenitprisma mit 48 mm Kantenlänge. Das Prisma ist von Zeiss und hoch. vergütet. Die 48 mm Kantenklänge gestattet die vignettierungsfreie Nutzung von langbrennweitigen 2“-Okularen. Die Fassung ist natürlich in der Hülse des Oku- Auszuges beliebig drehbar. Damit kann man für jede Position den Einblick bequem einstellen, ohne dass die Sitzhöhe verstellt werden muss.


    Das mit dem Sitzen bei der Beobachtung ist für Opis wie mich sehr wichtig. Hier gibt es noch Verbesserungspotenzial. Der blöde Klapphocker gefällt mir schon lange nicht mehr. Was passiert, falls ich beim Beobachten mal einnicke, vom Hocker falle und mir dabei den Hals breche? Richtig, dann hat mein Enkel keinen Opi mehr. Ich muss also noch eine Sicherheits- Sitzvorrichtung bauen!


    So hab ich denn in der recht klaren Nacht allerlei DS- Objekte wie M13, M27 und viele anderen mehr auf ihre „Opiskop“- Tauglichkeit getestet und war recht zufrieden. Mit dem Nagler 26 mm hat man ungefähr 0,4° Gesichtsfeld. Da passen die meisten DS rein. 178x Vergrößerung ist auch nicht schlecht. Für die bei Cassis generell erforderliche Streulichtunterdrückung hatte ich provisorisch ein Schutzrohr aus Pappe eingebaut. Das wirkt im Vergleich mit ohne Schutzrohr Wunder. Ich hab z. B. bisher noch so kontrastreich die Begleiter des Andromeda- Nebels gesehen. Zur Auflockerung machte ich dann doch noch einige Nachtsportübungen mit 16- Zoll „Pünktchen“. Cirrusnebel und ähnliches lohnt sich damit schon. Hier ein Bild meines Beobachtungsplatzes mit den beiden Teleskopen.



    Nun stelle ich mir vor, dass Mond- und Planetenbeobachtung mit dem „Opiskop“ Gerät auch nicht so schlecht sein kann. Wie bereits gesagt, die „böse“ Obstruktion hab ich ja schon ausgetrickst.
    Gestern, ein bis 2 Stunden vor Sonnenaufgang waren Saturn, Mond und nicht ganz so günstig Venus sichtbar. Ich hab die Zeit bis dahin nicht am Teleskop abgewartet, eben wegen der noch fehlenden Sicherheits- Sitzvorrichtung und bin deshalb für einige Stündchen ins gewohnte Bett geschlüpft. Wir haben ja noch Wachkater Leo im Hause. Der weckt mich gewohnheitsmäßig lange vor Sonnenaufgang. Ich konnte ihm nur noch nicht beibringen, dass das bei bedecktem Himmel sinnlos ist.


    Also, gegen 5 Uhr saß ich wieder am „Opiskop“ und nahm den Mond ins Visier. Bowohl der Himmel recht klar war, sah es im Oku um den Mond herum doch recht dunstig hell aus. Ein Blick auf den FS zeigte, der war matt, weil beschlagen! Kein Problem, Verlängerungskabel raus und den Haarfön meiner Frau gesucht. Das dauerte etwas. Wie ich damit ins freie komme was ist? Himmel MATT ! Total zu. Naiv und wetterprognosengläugbig wie ich manchmal bin, hab ich trotzdem den FS mit dem Fön trocken gepustet. Diesmal hatte ich Glück. Der Himmel wurde wieder blitzeblank klar wie selten und blieb es auch. Der Mond machte sich ganz gut. Nur das seeing hätte besser sein können. Nach einer Weile schwenkte ich auf Saturn. Dadurch wurde das seeing natürlich nicht besser, aber man freut sich ja, wenn man den Prachtkerl überhaupt zu sehen bekommt. Cassini- Trennung und die helle Bauchbinde sah man natürlich und drum herum wie immer etliche Pünktchen. Welches davon welcher Mond und welches ein Stern, das war mir gestern egal. Etwas schien nicht ganz zu passen, nämlich die für 12“ geringe Helligkeit von Saturn. Die Ursache: meine schönes Schutzrohr aus Pappe war von der Feuchtigkeit gequollen und hatte dadurch seine zentrische Position verlassen. Dadurch wurde ein beträchtlicher Teil des Strahlenbündels abgeschnitten. Ohne Schutzrohr geht ein Cassegrain bei Planeten natürlich auch noch.


    Was sonst noch wichtig. Das ist eine vibrationsfreie Nachführung,

    so lange man nicht langzeitbelichtete Astrofotos machen will tut es ein preisgünstiger Gleichstrommotor mit primitiver Spannungversorgung. Diese besteht bei mir aus 3 NiCd- Zellen, einem Poti sowie einem 3 Stufen Schalter. Der Kern der Nachführung ist das Holz- Schneckenrad mit ca. 350 mm Durchmesser, welches von einer M8 Gewindestrange als Schnecke angetrieben wird. Die Montierung selbst scheint vielleicht wackelig, ist sie aber trotz Leichtbauweise nicht. Die Nachschwingzeit nach anklopfen am Tubus liegt bei ca. 1 Sekunde.


    Falls mich nicht wieder grundsätzlich neue Ideen überrennen, werde ich das „Opiskop“ mitsamt Montierung verputzen und auch sauber lackieren. Aber wer achtet im dunklen schon auf die Feinheiten des Anstriches?


    Gruß Kurt

  • Hi,Kurt
    immer wieder belustigend,wenn du Berichte schreibst[:)]
    "Opiskop"[:D],darüber sollten sich Händler mehr Gedanken machen,bei der Überalterung unserer Gesellschaft tun sich geradzu Marktlücken auf


    da hätts ja den Dickmops von Matthias nehmen können[:o)]Unsportlich!das haste Recht[;)]
    Wie wärs mit einem ausgedienten zahnarztstuhl-höhenverstellbar-zum Einnicken geradzu prädestiniert[:D]
    26% Obtruktstion-da haben Celestron und Meade aber mehr
    Bin schon gespannt,auf deine BB u.Planetenfotos mit Opiskop[;)]

  • Hallo Kurt -


    wunderschöne Story [;)]. Marc's Idee mit dem Zahnarztstuhl finde ich übrigens gut - irgendwo hatte ich sowas schon mal gesehen (war das nicht irgendein Bericht von einem ITV???) - ist aber schon länger her.


    Kannst Du das eigentlich auch als "Onkelscope" empfehlen [:o)]???
    Zum Opa bin ich wohl noch etwas zu jung bzw. fehlt's da am eigenen Zutun [:D]


    Viel Spaß beim Beobachten -
    René

  • Hi Kurt,


    höchst amüsant! Und Beeindruckend! Extrem interessant, was Du dir da zusammenbaust: Newtons, Cassegrains, Coelostaten....nicht zu fassen!


    Nachdem meine Halbwertszeit erreicht ist, werde ich nach einer weiteren Hälfte meiner Halbwertszeit Interesse am Opiskop anmelden. Oder ist es eher der Opistuhl, den ich brauchen werde? Mal sehen, kommt Zeit, geht Jugend...


    Gruß,


    Jörg

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