Springfield-Montierung

  • Hallo Sternfreunde,


    dank der Möglichkeit, das Teleskop im Garten aufstellen zu können, hatte ich erst unlängs ein 10" GSO-Dobson auf Gabelmont. umgerüstet (Bericht hier im Forum). Das Okular beschreibt zwar nur Bögen mit 70 cm Radius, aber es gibt doch Einstellungen mit unbequemer Kopfhaltung.
    Möchte deshalb wegen des ortsfesten Einblickes eine "Springfield-Montierung" bauen. Die paar mir bekannten Beispiele sind, im Interesse eines kleinen FS, lange Ungetüme.
    Nach <u>ersten Überlegungen</u> sollte es auch mit einem F/5-Spiegel z.B. wie folgt gehen:



    Optisch ist es eine Verschlechterung. Doch der große FS mit praktischem ca.85 mm Durchm.(Angaben in Skizze gelten für Null Blickfeld) ist etwa 1/3 vom HS und damit immer noch im Bereich der Cass.-Gegenspiegel.
    Weiterer Verlust und seitenverk. Bild kommt vom 2.FS, macht aber ein Zenitspiegel auch.
    Hinzukommen noch mechanisch kritische Punkte: Der Abstand zw. Tubus und OAZ soll ja minimal sein, ohne dass man Kopf oder Schulter einzwängt (von Streckung des Strahenganges mit permaneter Barlow will ich absehen). Da ist wohl das Ausprobieren mit einem Brettmodell erforderlich.
    Auch das Gegengewicht überm Kopf ist unangenehm, aber Blickrichtung Pol nicht so häufig.


    Doch dafür gewinnt man den wirklich bequemen Einblick und nebenbei ein erschütterungsfreies Scharfstellen sowie Unempfindlichkeit bei schweren Okularen und wenn Besucher den üblichen Klimmzug am Okular machen.
    Ach ja, bei OAZ ist auch Eigenbau angezeigt, event. in Form axialer Verschiebung einer 2.FS/Okular-Einheit.


    Noch zwei Ansichten:



    Würde mich über Meinungen zum Projekt freuen, um Irrwege zu vermeiden.
    es grüßt Lutz

  • Hallo Lutz,


    also so auf Anhieb finde ich keine Fehler - aber eine Frage hätt ich schon [:D] bei einem derartigen Neubau - warum legst du den ersten FS nicht ausserhalb wie bei einem Schiefspiegler, damit wäre der Strahlengang offen oder hab ich jetzt einen Denkfehler?[8D]


    CS Bernd

  • Hi Lutz,


    dachte eigentlich so:


    Kutter-Schiefspiegler:


    Der Kutter-Schiefspiegler besteht in seiner einfachsten Form aus einem konkaven Hauptspiegel und einem konvexen Fangspiegel. Der geneigte Hauptspiegel produziert erhebliche Bildfehler an Koma und Astigmatismus. Diese Fehler treten in geringerem Maße auch am Bildfeldrand kurzbrennweitiger Newtonteleskope auf. Der Beobachter sieht dann am Stern einen kometenhaften einseitigen Lichtausbruch (Koma) oder er sieht anstelle eines runden Sternenpunktes eine elliptische oder strichförmige Gestalt (Astigmatismus). Diese Fehler und ihre Auswirkungen auf die Abbildung eines Sterns werden ausführlich in dem englischsprachigen Buch von R. Suiter dargestellt [5]. A. Kutter konnte nun berechnen und praktisch nachweisen, das diese Fehler bei einer bestimmten geometrischen Anordnung der gewölbten Haupt- und Fangspiegel exakt kompensiert werden. So verschwindet beispielsweise bei einem bestimmten Neigungswinkel des Fangspiegels der Astigmatismus exakt und bei einer anderen Neigung die Koma. Setzt man den Okularauszug an die berechnete Position, so erhält man eine komafreie Anlage oder eine anastigmatische Anlage, dabei bleibt jeweils der andere Bildfehler noch bestehen.


    Also Asti ausgleichen und Komakorrektor davor - musste eigentlich gehen oder lieg ich wirklich grundsätzlich falsch ?


    CS Bernd

  • hallo Lutz,


    die Idee gefällt mir echt gut!


    Gut, ich würde bei dem Design eher auf f/6 gehen - wegen der Fangspiegelgrösse.


    Nach meinem Verständnis soll der 2. FS ortsfest in der Achse montiert werden, sodass man einen fixen Einblickpunkt erhält.
    Das hätte allerdings Auswirkungen auf die Kollimation.
    Die optische Achse müsste dann genau parallel zur RA-Achse ausgerichtet werden. Dazu müsste der 1. FS relativ einfach seitlich verschiebbar sein. Bei einer ortsfesten Aufstellung sollte die Kollimation aber so stabil sein, dass man die ganze Prozedur im Wesentlichen nur einmal durchführen muss.


    clear skies


    Wolfgang

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Codex1</i>
    <br /> So verschwindet beispielsweise bei einem bestimmten Neigungswinkel des Fangspiegels der Astigmatismus exakt und bei einer anderen Neigung die Koma. Setzt man den Okularauszug an die berechnete Position, so erhält man eine komafreie Anlage oder eine anastigmatische Anlage, dabei bleibt jeweils der andere Bildfehler noch bestehen.


    Also Asti ausgleichen und Komakorrektor davor - musste eigentlich gehen oder lieg ich wirklich grundsätzlich falsch ?



    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo,
    Leider geht das so nicht! Du kannst zwar den Asti ausgleichen, der Komakorrektor kann aber nur symmetrische Koma korrigieren, beim Schiefspiegeler ist das Zentrum der Koma aber nicht auch das Zentrum des Bildfeldes. Daher macht man es schließlich andersrum, man korrigiert die Koma durch den Winkel den die Spiegel zueinander einnehmen, und den Asti dann durch andere Maßnahmen, z.B. durch einen torischen Sekundärspiegel (Yolo) , oder eine Zylinderlinse (Kutter).
    Grüße Martin

  • Hallo Lutz!


    Ich finde diese Art er Montierung sehr verführerisch, weil man immer vom ortsfestem Einblick spricht etc. auch deine Zeichnungen sind klasse! erste Sahne, aber zumindest für mcih käme so ein gerät nie in FRage, weil man einen derart großen hebel hast, den du durch eine entsprechend starre Montierung ausgleichen musst. Guck mal auf meie Homepage (link unten) ich ahbe eine Montierung selber gebaut, die ich aber als "normale" deutsche Montierung betrebe. Ich bin damit sehr zufrieden. Wäre so ein proojekt nicht für dich auch denkbar?!


    Ich ganz persönlich würde dir von so einer Springfieldmontierung abraten!


    mfG Michael

  • Hallo Bernd und Wolfgang,
    danke für Eure Beiträge; erkenne aber, dass noch Erklärungsbedarf fürs Vorhaben besteht.
    So sieht das Teleskop jetzt aus (Foto von 2003):



    Ist ein bei TS Ransburg gekaufter Dobson (man sieht noch die Lagerscheiben). Tubus soll bis auf FS-Größe und-lage so bleiben (nicht f/6 und nix Kutter).
    Zugunsten einer entspannten Beobachtungshaltung (mit Sitz) und unter Verzicht auf max. Auflösung möchte ich nur gucken und staunen. Und Planetendetails sind ja nur ein Bruchteil vom Sehenswerten.
    Man könnte das Vorhaben auch "altersgerechtes" Teleskop oder "easy-scope" nennen.
    es grüßt Lutz

  • Hallo Lutz,


    alles klar - an dein bisheriges Projekt dachte ich wirklich schon nicht mehr [:I] - Danke für die Erinnerung [:)]


    (==&gt;)Marty,


    haste Recht, hab ich wirklich nicht genau drüber nachgedacht [:o)] sah halt zu verlockend aus [:D]


    CS Bernd

  • Hallo Lutz,


    zunächst mal finde ich es klasse, daß sich hier im Forum jemand Gedanken über nicht ganz so übliche Montierungen macht! Mich interessiert jede Art von solider Montierung auch sehr.


    Die Springfield Montierung bietet zwar den Vorteil eines ortsfesten Fokus. Damit kann man auch sehr schwere Zusatzgeräte anbringen, ich glaube das ist einer der Gründe, weshalb diese Montrierung "erfunden" wurde. Die visuelle Bequemlichkeit erkauft man sich aber, wie du schreibst, durch einen seitenverkehrten Anblick der Himmelsobjekte. Diese wäre zumindest für mich sehr gewöhnungsbedürftig.


    Bei der Konstruktion dieser trickreichen Montierung muß man aber beachten, daß du wie du ausgerechnet hast, ein Gegengewicht von satten 10 kg am oberen Tubus oder dem Tubushalter befestigen mußt. Das belastet die Monti natürlich extra, so daß sie entsprechend ausgelegt werden müßte. Zusätzlich darf die Gegengewichtsachse nicht zu dünn gewählt werden, bzw. müßte durch eine Verstrebungskonstruktion verstärkt werden, da ansonsten das gesamte Gerät in Vibration versetzt würde.


    Es gibt übrigens Versionen dieser Montierung, die nur ein Gegengewicht oben am Ende des Tubus verwendet:



    Wenn du dies alles in deine Überlegungen mit einbeziehst, warum sollte es nicht funktionieren?


    Aber wie gesagt, ich glaube du müßtest eine Montierung bauen, die von den Achsen her eigentlich auch für ein größeres, "normal" montiertes Gerät reichen könnte.


    Ich glaube, der Patrick Moore hatte sich mal einen 12"er, der so montiert war, gebaut.


    Um das Problem der unkomfortablen Okulareinblicke bei einem Newton zu relativieren, könnte auch eine dt. Montierung reichen, wenn man z.B. die Rohrschellen drehbar gestaltet.


    Dennoch, die Idee und noch mehr deren Umsetzung fände ich klasse!

  • Hallo Ralf,


    danke für ermutigende Worte! Dein Foto zeigt, was ich anstrebe.


    Durch Einsatz eines Pentaprismas anstelle des 2. FS könnte man natürlich den gewohnten Anblick erhalten. Der Qualitätsverlust ginge ja auch noch, aber der Focus würde nach innen rutschen, so dass der 1.FS noch größer werden müsste. Da gewöhne ich mich lieber ans Seitenverkehrte.


    Die Verwendung nur <u>eines </u> Gegengewichtes ist wohl der Ursprung dieser Montierung (R.W.Porter, 1920). Möchte aber nicht solch Klumpen überm Kopf bzw. vor der Nase haben.


    In der vorh. Gabelmont. kann ich den Tubus um 90° drehen, so dass der Blick immer abwärts gerichtet ist und dennoch ist z.B. bei Blickrichtung NW etwas Akrobatik erforderlich, weil dort, wo man stehen müsste, die Gabel ist.
    Mit 66 ist das noch kein Problem, aber (die BfA möge mir verzeihen) nach Udo Lindenberg ist "noch lange nicht Schluss".


    es grüßt Lutz

  • Hallo Lutz,


    also dann Bahn frei, würde ich sagen. Schätze, wir sehen dann demnächst einen kleinen Baubericht hier![:D]


    Frohes Schaffen und Gruß,


    Ralf

  • Hi,Lutz
    Du bats um mein Kommentar zu deinem Vorhaben.
    Bequem ist die Monti sicherlich[;)],größter Nachteil ist das Bodenseeing-sieh Kurts Experimente mit dem Tubusseing-sicherlich kann man das mit saugenden Lüfter dämpfen und den Boden entsprechned performieren nach dem Sinne des Big Bear Observatory(scherz beiseite[;)])- ein erhöhter( halben- ganzen Meter hoch) Podest zum beobachten-vor allem dann schneefrei!
    die Recklinghausener Sternfreunde hatten jahrzehntelang so ne Montierung in ne Kuppel
    wozu das gegengewicht am schneckenrad ?
    Tubus würde ich in GFK(od. Carbon) machen-weniger sorgen mit gegengewichte u. Achsdurchmesser

  • Danke Marc,
    GFK-bzw. Carbon-Tubus ist gute Idee, macht alles im wahrsten Sinn des Wortes leichter.
    Das 28cm Tel. in Recklinghausen soll ja ne Tonne gewogen haben. Ich plane weniger als 1/10 davon.
    Bodenseeing fürchte ich weniger, immerhin kommt der Tubus höher als der vom Dobson.
    Weil beim Original-Springfield das Gegengewicht am Tubuseinlass auf die andere Seite rüberreicht, hats mans immer im Blickfeld bzw. überm Kopf.
    Möchte ich aber nicht, deshalb ist ein 2.erforderlich (wie bei norm. dt.Mont.). In diesem Fall mal an der Stundenachse unten.
    es grüßt Lutz

  • Hallo Lutz,
    das Thema hier finde ich sehr interessent, auch wenn ich mir selbst in nächster Zeit nicht so eine Montierung bauen werde.
    Vielleicht helfen dir meine Kommentare weiter:


    1. Tubus, -material
    Als "alter Bastler" habe ich mich mit verschiedensten Materialien und der hobbymäßigen Verarbeitung beschäftigt.
    Wenn du den Tubus sehr leicht bauen möchtest, ist sicher Carbon die beste Variante. Aber die Tubuswand sollte nicht aus Vollmaterial sein(zu schwer und zu teuer), sondern aus Innenlage, Hartschaum-oder Wabenmaterial-Zwischenschicht (3-6mm) und Außenlage bestehen. An den Befestigungspunkten für Spiegel etc. muß die Zwischenlage natürlich aus härterem Material sein.
    Blendenringe aus dünnem Sperrholz oder gewickelten CFK-Rovings verbessern die optische Leistung, versteifen sehr und wiegen wenig.
    GFK würde ich nicht zum Teleskopbau nehmen, weil das Verhältnis Steifigkeit/Gewicht schlechter ist als bei Alu und Holz.
    Holz ist der zweitbeste Werkstoff, und man muß die Kohlefaser-Bauweise schon richtig gut beherrschen und die Konstruktion daraufhin optimieren, damit es besser wird als mit Holz.


    2. Ein leichter Hauptspiegel kann bei dieser Konstruktion sehr gewichtsparend sein. Wir Spiegelschleifer trauen uns 20mm Dicke bei 250 mm Durchmesser heute ohne weiteres zu, eine gute Lagerung vorausgesetzt.


    3. Die Spiegelzelle sollte man auch sehr leicht bauen. Hier lohnt ebenfalls der Einsatz von CFK-Sandwichteilen.
    Den Spiegel würde ich in den Lagerpunkten mit Silikonklecksen verkleben.


    4. Okularauszug, Tertiärspiegel
    Bloß eine "Schnapsidee": Wenn man den Spiegel hochklappbar machen könnte, wäre der Anschluß einer Kamera in der optischen Achse hinter dem Sekundärspiegel möglich.


    Viel Erfolg mit dem Projekt!
    Gruß,
    Martin

  • Hallo Martin,
    wollte eigentlich den vorh. Tubus durch einen Gittertubus ersetzen, <u>wenn der leichter wird.</u> Eventuell in 6- oder 8eck-Form mit Spanndrähten als Aussteifung.
    Aber Dein Vorschlag "Sandwich-Tubus" ist sehr interessant!
    Bei Spiegel und -zelle will ich vorhandenes nutzen.
    Als 1.FS muss ein neuer, größerer [B)] her; der vorhandene wird zum 2.FS degradiert. Und vielleicht wegnehmbar (Dein Idee ist durchaus alkoholfrei!) angeordnet.

  • Danke Marc,
    für diesen link. Sehr interessant, was da so gebastelt wird. Überwiegend Dobsons, aber auch ein <u><b>echter</b></u> Springfield. Von <i>Jack Heinzmann </i>aus Rockport. Hat zwar das Okular nicht direkt in der Stundenachse, aber diese geringe Außermittigkeit schmälert den bequemen Einblick nur wenig.




    Meine Montierung dauert noch; will erst mal ein Modell 1:5 machen, um den Abstand des Tubus' von der Stundenachse zu "optimieren".
    es grüßt Lutz

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!