Beiträge von AchimS im Thema „Selbstbau“

    Hi Tim,


    Martin ist unter dem Pseudonym "Marty" hier sehr aktiv. Schreibe Ihm einfach eine persönliche Nachricht


    Achim

    Hi Tim,


    zu deinen Fragen:




    "Wieso ist ein 20" Schminkspiegel um so viel teurer als ein 10" ?


    Nun, zunächst wird wesentlich mehr an Glasmasse (i.d.R. Spezialglas wir Borofloat, Pyrex, Zerodur) benötigt. Bei doppeltem Durchmesser ist die Fläche 4* so groß, der Rohling muß auch etwas dicker sein, so das leicht 6* so viel Glas benötigt wird.
    Wesentlich mehr Einfluß hat der Fertigungsprozess.


    Der Grobschliff dauert - sofern der Spiegel vorgefräßt ist (was auch etwas kostet) nur wenig länger, der Feinschliff benötigt in etwa die gleiche Zeit.
    Beim polieren wird man ein paar Stunden länger benötigen, der große Unterschied liegt im parabolisieren.
    Warum? Größere Spiegel werden i.d.R. mit größeren Öffnungsverhältnis gefertigt, damit die Brennweite nicht zu lang wird. Ein 20" f/4,5 beispielsweise hat knapp 2,3m Brennweite. Bei einem Dobson-Teleskop braucht es für Zenitbeobachtungen eine Leiter mit mindestens 3 Tritten. Bei f/6 wären über 3m Brennweite, die Leiter brüchte schon 6 oder 7 Tritte!
    Größeres Offnungsverhältnis heist eine ausgeprägtere Parabelform, die gleichzeitig mit wesentlich engeren Toleranzen erziehlt werden muß!


    Maschinell läßt sich dies (noch) nicht fertigen, für die Handarbeit braucht es Spezialisten, daher wird es auch teuer.


    Zu meinem Spiegel: die genannten 1350 Euros betrafen das komplette Teleskop, für den Spiegel selbst waren es ca. 700 Euro Materialkosten. Aber nur, weil ich einen billigen Rohling aus Polen verwendet hatte, welcher noch deutliche Qualitätsprobleme hatte.
    Ein "Guter" Rohling in dieser Größe kostet leicht 1000 Euro und mehr.


    Zeitaufwand für die Herstellung waren ca. 100 Fertigungsstunden, zuzüglich des Aufwandes für Fertigung von Fließentool, Pechhauttool, Pechhaut herstellen, ...


    Viele Grüße


    Achim
    p.s. "Ursus" ist der Name für mein 20" Teleskop, wer will kann dieses auf meiner Hompage ansehen
    p.p.s Selbstbauer in Berlin: da fällt mir Spontan Martin Trittelvitz ein, wobei Martin mehr Glaswurm [;)] ist.

    Hallo Martin,


    es ist richtig, daß kleinere Teleskope selber bauen vom finanziellen Aspekt her nicht sinnvoll ist.
    Wenn man die Primäroptik - sprich den Hauptstpiegel selbst herstellt "lohnt" es sich, sofern man nur das Material zählt, auch bei Teleskopen mittlerer Größe. Ganz abgesehen davon, das ein Blick durch ein selbst gefertigtes Teleskop immer etwas mehr spaß macht als durch ein gekauftes, aber das weist Du ja.


    Um in Euros zu sprechen: Ich habe nachfolgende Beträge für komplette Teleskope (ohne Sucher) ausgegeben:


    14 Zoll Phoenix: 1000 Euro
    20 Zoll Ursus: 1350 Euro
    12 1/2 Zoll George: 700 Euro


    Bei George konnte ich recht viel an Holz"resten" vom 20er verwenden und habe so sicher 100 Euro zusätzlich gespart. Bein 20er habe ich von der schlechten Qualität des Rohlings "profitiert" und nicht mehr als die Anzahlung gelöhnt, dies aber mit viel Schweiß auch hart erarbeiten müssen.


    Wenn man sich Zeit nimmt und die Augen offen hat, finden sich immer wieder verschiedenste Teile, die man verwenden kann und einem helfen, viel Geld zu sparen.
    Manchmal hilft es auch, über den großen Teich zu blicken und direkt Komponenten zu importieren, in Zeiten des kräftigen Euros kann das sinn machen, vor allem bei Teilen, die man hierzulande überhaupt nicht angeboten bekommt.


    Viele Grüße


    Achim