Beiträge von Rohr im Thema „(06) Ein SYNTA 120/600 auf dem W“

    Hallo Bernd,


    das ist ebenfalls ein SYNTA 150/1200, den Du da hast nur mit einem
    anderen Tubus-Aufdruck. Das dezentrierte Sternscheibchen rührt von
    der Verkippung der beiden Objektiv-Linsen, die man beseitigen kann,
    wie man das macht, habe ich hoffentlich genau genug geschildert. Mit
    ein Grund, warum ich diesen Bericht abgeliefert habe. Vergleiche bei
    Dir einmal die Sternscheibchen. Die zeigen Dir dann auch die Zonen-
    fehler.


    Herzliche Grüße an alle


    Wolfgang Rohr






    <img src="http://home.t-online.de/home/wolfgang.rohr/farb-ig2.JPG" border=0>
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    Fünfter Labor-Bericht: Ein SYNTA 120/600 auf dem Weg zum Takahashi



    Vorbemerkung: Ein Frauenhofer von SYNTA mit einer Öffnung von f/5 ist eigentlich schon ein gewagtes
    Experiment, weil Frauenhofer überlicherweise mit kleineren Öffnungen hergestellt werden. Auch ist es be-
    sonders kühn von mir, einen SYNTA mit einem Takahashi vergleichen zu wollen, nachdem ich die hohe
    optische Qualität der Takahashi Teleskope ja kenne. "Auf dem Weg zum Takahashi" soll also nur aus-
    drücken, daß man diese recht preiswerten SYNTA-Geräte durchaus sinnvoll optimieren kann, obwohl sie
    natürlich nie an die Qualität des anderen Herstellers heranreichen werden.


    Bei der Optimierung des Synta 120/600 habe ich heute einige Male zuerst den Mülleimer gesucht, in den
    ich das Gerät vielleicht versenken könnte - nur gehört es leider einem Sternfreund, und der möchte noch
    durchschaun, und vertraut auf meine Künste. Es beginnt damit, daß die Optik als Ganzes zum Tubus nicht
    justierbar ist, und man sieht deutliche Kollimations-Fehler der Optik selbst. Da hilft auch nicht, daß das
    Gewinde-Spiel, mit dem man Objektiv-Fassung auf das Tubus-Rohr aufschraubt, dermaßen groß ist, daß
    man das Objektiv auch schief aufschrauben könnte. Es ist also bereits eine Kunst, dieses ausgeschlagene
    Gewinde wieder richtig zu treffen. Eine weitere Besonderheit ist das zu große Spiel der beiden Frauenhofer-
    Linsen in der Fassung. Die Linsen liegen nach zwei Seiten auf einem O-Ring auf, der zu kurz abgeschnitten
    ist, und demzufolge offen für "Sickerwässer" ist. Somit hatte ich es heute mit einer miserablen mechanischen
    Qualität zu tun, die einem als Feinmechaniker (als erstem Beruf) besonders ins Auge sticht.




    00. Grundlage der Optimierung



    Es beginnt also damit, daß man in Autokollimation die Farb-Korrektur des Einzel-Gerätes mit einem
    stufenlosen Interferenz-Filter bei F-Linie=486.1 nm, bei e-Linie=546.1 nm und bei C-Linie=656.3 nm
    untersucht und feststellt, daß die Optimierung für die C-Linie erfüllt ist, während der grüne Bereich bereits
    unter erheblicher Überkorrektur leidet in einem Bereich von mindestens L/2 PV wave und mehr, also auch
    der Strehl erheblich "in den Keller" gehen würde für diesen Spektral-Bereich der aber für unser Auge eigent-
    lich das Optimum ist, und weswegen der Sternfreund die Optimierung wollte. Korrigieren läßt sich das also,
    indem man den Linsen-Abstand bei den drei Abstands-Plättchen vergrößert.


    01. Der Meßaufbau in Autokollimation



    Von links nach rechts erkennt man zuerst meinen künstlichen Stern, 0.01 mm Durchmesser, der über ein
    kleines 5x5x5 Dachkant-Prima bzw. dessen Hypothenuse als Planspiegel in die Waagrechte gespiegelt
    wird. Das Dachkant-Prisma läßt sich leicht und exakt montieren. Danach der SYNTA in einer Wiege, gut
    gepolstert, damit der Lack keine Schrammen kriegt, am Tubus-Ende die nicht justierbare Objektiv-Fassung
    und schließlich der Zeiss-Planspiegel in einem Stahlring mit einem genauen Meßprotokoll, um auch die
    kritschen Argumente noch beantworten zu können. Damit ist sichergestellt, daß ich doppelt so genau
    messe, wie der Sternfreund am Himmel beobachten kann.


    02. Der farbabhängige Öffnungsfehler vor der Behandlung "blau"



    Das Ronchi-Gramm 10 lp/mm zeigt intrafokal eine ausgeprägte Überkorrektur, die sich in der bauchigen
    Verformung der Gitterlinien darstellt. Diese Überkorrektur führt optisch dazu, daß die Mittelpunkts-Strahlen
    kürzer fallen, die Randstrahlen länger und eine theoretische Brennlinie ergeben, die eine Unschärfe für diese
    Farben mit sich bringt, und zwar unabhängig von den unterschiedlichen Schnittweiten der einzelnen Farben.


    03. Der farbabhängige Öffnungsfehler vor der Behandlung "grün"



    Man möchte also für den visuellen Bereich, der für das Auge das Optimum darstellt, ein möglich perfektes
    Bild, einen möglichst kleinen Öffnungs-Fehler, während es für die Fotografie im roten Bereich sinnvoller
    sein könnte. Grün ist also ebenfalls überkorrigiert, wie man an den Linien erkennt.


    04. Der farbabhängige Öffnungsfehler vor der Behandlung "rot"



    Im Bereich der C-Linie, also im roten Spektral-Bereich, wirkt das Objektiv erstaunlich gut korrigiert, als wäre
    es nur beim falschen Sternfreund gelandet, denn auch Optiken von Astro Physics sind oft im roten Bereich
    perfekt und leider im Grünen mit Öffnungsfehler versehen - hat ja vielleicht seine Gründe.


    05. Der farbabhängige Öffnungsfehler nach der Behandlung "blau"



    Nach dieser Analyse des farbabhängigen Öffnungsfehlers gleich mal in die Vollen. An den drei Distanz-
    Plättchen noch 0.5 mm dazugelegt in der Hoffnung, daß damit der Fehler hinreichend behoben sei. Daß
    daraus jedoch ein zwei Stunden Parcour werden sollte, hatte ich mir so auch nicht vorgestellt.
    Aus der Überkorrektur wurde sofort eine etwa gleichgroße Unterkorrektur - also war ich erheblich über
    das Ziel hinausgeschossen, etwa um den Faktor 2.


    06. Der farbabhängige Öffnungsfehler nach der Behandlung "grün"



    Mit 0.3 mm zusätzliche Distanz-Vergrößerung der beiden Linsen lag ich dann im Bereich der e-Linie etwa
    dort, wo für diese Optik das Optimum sein könnte, was man deutlich an den nahezu perfekten geraden
    Ronchi-Linien verfolgen kann. Keine Zone, wie ich sie bereits bei vielen Syntas gesehen habe, ein edles
    Teil, das allein durch die Abstands-Vergrößerung entstanden war.
    Aber . . . So einfach machte es mir die Optik nun auch wieder nicht !


    07. Der farbabhängige Öffnungsfehler nach der Behandlung "rot"



    Deutlich ist nun für die C-Linie (rot) eine Unterkorrektur intrafokal durch die kissenförmige Verengung der
    Streifen in der Mitte zu erkennen. Aber das war ja so gewollt.


    08. Die Rauhheits-Messung nach der Optimierung "blau"



    Die nächsten Messungen untersuchten die Gesamt-Rauhheit des Systems, da ja über insgesamt 4 Flächen
    gemessen wird - erstaunlich glatt besonders im grünen Bereich. Zuvor jedoch war das Sternscheibchen
    nicht rotations-symmetrisch. Intra/extra-fokale Sternscheibchen haben dann einen dezentrierten "Licht-Kern"
    und beim Fokussieren entsteht eine Koma-Figur, die zu Lasten der Auflösung geht. Also mußte ich mich
    mit der Verkippung der Linsen befassen nach der Formel: Verdickung des Sternscheibchens an einer Seite
    bedeutet, am Objektiv genau an dieser Seite den Abstand zu vergrößern, so um 0.02 - 0.04 mm. Bernhard
    Schmitt soll bei derlei Aktionen Frauenhofer-Optiken am Schluß mit einem Gummi-Hammer bearbeitet
    haben, um so die Abstände der Distanz-Plättchen zu regeln. In ähnliche Weise bin ich heute vorgegangen,
    nur nicht mit dem Gummi-Hammer, aber mit Druck.


    09. Die Rauhheits-Messung nach der Optimierung "grün"



    Estaunlich eben und erstaunlich glatt, wenn ich mir die vielen Aufnahmen in Erinnerung bringe, die ich auch
    schon bei anderen derartigen Optiken hatte. Vielleicht ist ja die Fertigung wirklich besser geworden. Die
    Restzone bei ca. 75% vom Durchmesser ist fast nicht erkennbar.


    10. Die Rauhheits-Messung nach der Optimierung "rot"



    Durch die Bildnachbearbeitung ist bei diesem Bild eine Struktur entstanden, die nicht mehr ganz mit der
    Wirklichkeit übereinstimmt. Das wird besonders aus dem Vergleich mit grün und blau deutlich. Trotzdem
    zeigt sowohl blau wie rot den Öffnungsfehler, während grün nahezu eben wirkt.


    11. Das Interferogramm bei 532 nm Wellenlänge "grün"



    Trotzdem bildet auch das Interferogramm bei 532 nm Wellenlänge noch deutlich eine Restkoma ab, die
    teilweise auf die fehlende Justiermöglichkeit der Optik zum Tubus zu suchen ist. Nicht viel, aber erkennbar
    und drückt natürlich den Strehl dadurch, daß die Streifen in der Mitte leicht bauchig sind und noch eine
    leichte S-Form erkennen lassen. Mit einer eigenen Fassung könnte man das ebenfalls beheben - dann
    stellt sich jedoch das Preis-Leistungs-Verhältnis, und dieses Hobby betreibe ich immer noch als Hobby,
    und nicht als Wissenschaft, von der Zeit gar nicht zu reden.


    12. Die quantitative Auswertung für 532 nm (grün) und die Restfehler



    Es kommen aber für den grünen Bereich immer noch stolze 0.85 Strehl heraus, bei einem vergleichsweise
    schlechten PV-Wert von ca. L/3 wave. Nun der ist ja bereits erklärt. Die Abstands-Vergrößerung der
    Streifen vom Rand zur Mitte drückt tatsächlich den PV-Wert. Mit meinem 5 mm Okular schaute der künst-
    liche Stern noch ganz ordentlich aus, das würde am Himmel einem 2.5 mm Okular entsprechen, und davon
    würde ich immer abraten. Das Äußerste an sinnvoller Vergrößerung wird in diesem Beispiel bei 120-facher
    Vergrößerung liegen - es ist halt doch kein Takahashi, der auch bei hohen Vergrößerungen nicht in
    seiner Leistung abfällt, wie ich unlängst erst erlebte. Das hat aber mehr mit dem Farblängsfehler zu tun, der
    bei einen Takahashi nahezu perfekt korrigiert wurde.


    Das Bild mit der Rotations-Symmetrie hab ich vergessen zu schicken. Es ist aber befriedigend ausgefallen.


    Soviel zur Optimierung eines Wald- und Wiesen-Syntas.


    Herzliche Grüße


    Wolfgang Rohr


    http://rohr.aiax.de