Beiträge von JSchmoll im Thema „Wer hat Angst im Dunklen?“

    (==>)Pierre: Ich bin kein Psychologe (war aber schon mal am anderen Ende der Behandlungskette), aber die Lektuere verschiedener Buecher gibt mir den Eindruck, dass es in der Psychologie eine Menge von Schulen gibt, die versuchen, universelle Erklaerungen zu finden ohne jedoch miteinander vereinbar zu sein. Sicherlich haette bei der Erklaerung des Phaenomens "Angst im Dunkeln" Sigmund seine Freud gehabt, aber die meisten Psychologen sind heute der Ansicht, dass Freud zwar unheimlich viele Impulse in die Wissenschaft brachte, jedoch die meisten Theorien von ihm inzwischen nicht mehr tragbar sind.


    (==>)Michael: Die Lektuere Deines Erlebnisses fuehrte dazu, dass sich die Laengsachse meiner Nackenhaare zum Normalenvektor der Haut parallelisierte. Schon ziemlich unheimlich, zumal sich das Erlebte nicht aufloeste. Haette sich z.B. die Gestalt zu einem Jaeger materialisiert, waere die Beklommenheit schnell entwichen. Muss wohl genau diese Angst vor dem Unbekannten sein, die uns auch im Dunkeln befaellt.

    Hi Pierre,


    ich finde die Schlussfolgerung auch ziemlich schwammig.


    Ich glaube kaum, dass es Menschen ohne irrationale Aengste gibt. Jeder Mensch hat etwas, wovor er irrationalerweise Angst hat. Sei es die Dunkelheit, der Gang zum Zahnarzt, ein Brief vom Finanzamt.


    Dass also gerade aus irrationaler Angst heraus z.B. Depressionen erwachsen koennen, erscheint fuer mich genauso schwammig wie die Aussage "Jeder, der mindestens einen Kopf hat, hat das Risiko depressiv zu werden". Man kann den Schluss nicht umkehren - dazu muesste man zeigen, dass eine Gruppe, die nicht die o.g. seelischen Erkrankungen aufweist, keine oder weniger irrationale Aengste hat. Gibt es dazu Untersuchungen ?

    Als Kind an einer belebten Strassenkreuzung aufgewachsen, hatte ich nachts anfangs auch Angst vor Stille und Dunkelheit.


    Nach Umzug in eine etwas stillere Ecke unserer Stadt kann ich mich noch gut an meine ersten Herbstnaechte allein im Garten erinnern. Vor allem an meine Extrasystolen, wenn mal wieder irgendwo ein Apfel zu Boden fiel - Newtons Gravitaetlichkeiten sei Dank !


    Nach einigem Haertetraining


    (Katzen, die sich einem unvermittelt um den Fuss wickeln wollen; furzende Pferde auf einer angrenzenden Weide (uebrigens schlecht fuers Seeing); langsam naeherkommendes Rascheln ausm Acker bis dann schliesslich der Igel ueber die Plattform tappelt; ein ausgebuextes Pferd an der Nachbarsaeule grasend ...)


    hat dann die Liebe zur Urania gesiegt und die Angst vor dem Ungewissen aus der Dunkelheit ist vorbei. Ich erinnere mich gut an 2003, als ich vom 6.5m-Magellan-I-Teleskop auf Las Campanas runter zur Unterkunft ging und ohne Taschenlampe alles sah - nur erleuchtet durch Airglow und Sternlicht. [:p]


    Lediglich einmal in 2008 kam der Schrecken wieder. Ich war am Kielder Observatory im Kielder Forest, um dort zu beobachten. Meine Unterkunft war jedoch nicht auf dem Berg, und ich musste mit Fahrrad+Anhaenger (fuer mein Astrozeugs) ca. 3 km durch unwegsames Terrain durch den Wald. Da faehrt man los und weiss, dass einem auf dem Waldweg diese Nacht niemand mehr begegnen wird, schon allein weil die Schranken fuer die Autos unten sind. Nach einigen hundert Metern dann ein komisches Rattern, das immer lauter wird. Mein Fahrrad ? Fehlanzeige. Weitergefahren, Rattern wird lauter und kommt irgendwie von links schraeg aus dem Wald. Dann Entwarnung: Dort steht ein Kunstwerk ("Skyspace"); ein geschlossener Raum der durch einen Tunnel betreten werden kann und nur nach oben offen ist um den Himmel voellig isoliert geniessen zu koennen. Der Tunnel ist innen mit Orientierungs-LEDs bestueckt, die durch ein winziges Windrad gespeist werden ... und dieses Windrad hatte einen Lagerschaden ! [;)]