Hallo,
das Parabolisieren geht weiter. Vorerst aber die Spielregeln:
1. Es wird ausschließlich ToT, auf dem Drehtisch gearbeitet. Der Spiegel liegt auf eine kurzhaarige Teppichunterlage, ca. 8mm dick. Der Tisch dreht mit ca. 5 UPM. Alle 5 bis 10 min wird der Spiegel auf der Unterlage gedreht, damit eventuelle Unebenheiten sich nicht durchdrücken können.
2. Die Polierbewegung ist – so gut es mit der Hand geht – linear. Ein kompletten Strich (hin und zurück) dauert 2 bis 3 sec. Das Tool darf nicht am Rand angefasst werden, es wird nur in der Mitte mit einer Art Hebel (ein Holzstiel mit einer Schraube) bewegt.
Pro Minute mache ich 15 bis 20 Striche, die ich auch Zähle, da die Strich Parameter – Überhang und Offset - immer wieder verändert werden. Für die Bedeutung der Parameter habe ich folgende Skizze gemacht:
<b>Der Überhang</b> ist als „Längs-Überhang“ zu verstehen und nicht mit dem seitlichen Überhang zu verwechseln. Der Überhang ist positiv, wenn das Tool über den Spiegelrand hinaus geht, kann aber auch negativ sein, wenn das Tool innerhalb des Spiegels bleibt. Der soll nicht mehr als 25% des Tools Durchmessers werden, da sonst das Tool über den Rand kippelt und die Kante angegriffen wird.
<b>Das Offset</b> zeigt wie weit von der Spiegelmitte der Polierstrich verläuft. Offset = 0 bedeutet genau CoC. Das Offset wird nicht negativ – es wird nur auf einer Seite des Spiegels gearbeitet.
3. Die Parabolisierung wird nach dem Prinzip „Vertiefe die Mitte“ durchgeführt. Dabei wird als erstes die Randzone korrigiert, in dem die darunter liegenden Zonen eines kürzeren Krümmungsradius bekommen. Dann wird die vorletzte Randzone korrigiert, in dem die inneren Zonen weiterhin vertieft werden. Das geht so weiter bis zu Mitte. In der Praxis kann man gar nicht die Zonen so gezielt bearbeiten (und es soll auch nicht, die Korrekturen verschiedenen Zonen sollen ineinander fließen). Das ist nur die Grundidee.
4. Für die Steuerung der Paraboliserung wird der Korrekturzustand der Zonen, in Prozent, eingesetzt. FigureXP liefert diese Werte unter den Punkt „M-L Plot“ (Millies-Lacroix Analyse). Für diese Art von Steuerung braucht man feste Messzonen, d.h. eine Couder-Maske. Die Fotografische Auswertung kann nur zu Kontrolle eingesetzt werden. Ich habe eine 5-Zonen Maske benutzt.
5. Für die Steuerung stehen folgende Parameter zur Verfügung:
- Tool Durchmesser.
Desto kleiner der Durchmesser, desto schneller die Mitte vertieft wird und desto kleiner der Bereich in der Mitte der noch Sphärisch bleibt. Ab ein Durchmesser von ca. 80% in Bezug auf spiegel und ein Überhang von ca. 30% des Radius wirkt das Tool über den Ganzen Spiegel neutral – der Spiegel bleibt Sphärisch.
- Offset.
Ein größeres Offset wirkt wie ein größeres Tool.
- Überhang.
Steuert wo auf dem Spiegel die größte Korrektur einpoliert wird. Das Tool bringt die größte Korrektur da wo am Ende des Strichs die 80% Zone des Tools – bezogen auf Tools Radius - sich befindet. Sowohl darunter als ach darüber ist der Korrektur Effekt kleiner.
So, jetzt wird poliert.
<b>Erste Session</b>
Die Aufgabe ist die Oberfläche noch etwas glatter zu machen, wobei ganz wenig Korrektur eingebracht werden soll. Dafür wird mit lange Striche und relativ viel Offset gearbeitet. Der Plan ist:
Tool: 180 mm
Überhang Offset Zeit
45mm 15 mm 8 min
25 mm 3 min
35 mm 2 min
45 mm 15 mm 8 min
25 mm 3 min
35 mm 2 min
45 mm 15 mm 8 min
25 mm 3 min
35mm 2 min
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Gesamtzeit: 40 min
Ergebniss:
Das hat gut funktioniert. Die Oberfläche ist glatter geworden und sogar die Kante ist etwas besser. Nicht viel aber immerhin. Eine Auswertung der Oberfläche mit Foucault habe ich nicht gemacht, da die Abweichung von der Sphäre viel zu klein ist.
<b>Zweite Session</b>
Weil der Plan so gut geklappt hat, wird die Sequenz teilweise wiederholt. Danach werden sowohl Strichlänge als auch Offset Schritt für Schritt reduziert, damit etwas mehr Korrektur reinkommt.
Der Plan:
Tool: 180 mm
Überhang Offset Zeit
45mm 15 mm 8 min
25 mm 3 min
35 mm 2 min
45 mm 15 mm 8 min
25 mm 3 min
35 mm 2 min
45 mm 10 mm 5 min
20 mm 3 min
30 mm 2 min
35 mm 10 mm 5 min
20 mm 3 min
30 mm 2 min
30 mm 10 mm 5 min
20 mm 3 min
30 mm 2 min
30 mm 10 mm 5 min
20 mm 3 min
30 mm 2 min
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Gesamtzeit 66 min
Ergebniss:
Die Kurve sagt nicht viel. Wichtiger sind die Prozente in der letzten Spalte, unten-rechts. Dor sieht man, dass die meiste Korrektur in die dritte und vierte Zone einpoliert wurde. Nicht gut ist, dass die letzte Zone zurück geblieben ist. Und das obwohl die Striche sehr lang waren. Ich vermute, das Hauptproblem war die zu hohe Umgebungstemperatur. Dadurch wurde das Pech weicher und das Tool wirkt kleiner.
<b>Dritte Session</b>
Hauptaufgabe ist zu testen, wie man die letzte Zone besser erreichen kann. Dafür wird der Überhang bei 40 mm belassen und die Zeiten für verschiedene Offsetwerte werden gleichmäßig verteilt. Dadurch soll das Tool grösser wirken. Insgesamt wird wenig poliert da ich nicht genau weis, was passieren wird.
Der Plan:
Tool: 180 mm
Überhang Offset Zeit
40 mm 10 mm 2 min
20 mm 2 min
30 mm 2 min
40 mm 10 mm 2 min
20 mm 2 min
30 mm 2 min
40 mm 10 mm 2 min
20 mm 2 min
30mm 2 min
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Gesamtzeit: 18 min
Ergebnis:
Zone 1 -
Zone 2 zu 1 21%
Zone 3 zu 2 31%
Zone 4 zu 3 50%
Zone 5 zu 4 47%
Die Richtung stimmt, es war aber nicht genug. Die letzte Zone ist immer noch zurück. Die Session wird wiederholt.
<b>Vierte Session</b>
Die ist eine eins zu eins Wiederholung des vorherigen Plans.
Ergebnis:
Zone 1 -
Zone 2 zu 1 37%
Zone 3 zu 2 40%
Zone 4 zu 3 57%
Zone 5 zu 4 54%
Das hat insgesamt mehr Korrektur eingebracht, die Letzte Zone bleibt aber weiterhin zurück. Es muss besser werden!
<b>Fünfte Session</b>
Hauptaufgabe ist den Strich zu finden, der die Korrektur der letzten Zone weiter bringt. Es wird wieder ein Test-Plan aufgelegt.
Der Plan:
Tool: 180 mm
Überhang Offset Zeit
40 mm 10 mm 2 min
20 mm 4 min
30 mm 1 min
40 mm 10 mm 2 min
20 mm 4 min
30 mm 1 min
40 mm 10 mm 2 min
20 mm 4 min
30mm 1 min
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Ergebnis:
Zone 1 -
Zone 2 zu 1 26%
Zone 3 zu 2 34%
Zone 4 zu 3 57%
Zone 5 zu 4 70%
Jetzt haben wir es. Das hat gut gegriffen und die Korrektur sieht gut aus.
<b>Sechste Session</b>
Jetzt sollen alle Zonen, insbesondere 4 und 5 weiter korrigiert werden. Dabei soll die Zone 5 vorne bleiben aber die 4 auch etwas vorankommen.
Der Plan:
Tool: 180 mm
Überhang Offset Zeit
40 mm 10 mm 3 min
20 mm 2 min
30 mm 1 min
40 mm 10 mm 3 min
20 mm 2 min
30 mm 1 min
40 mm 10 mm 3 min
20 mm 2 min
30mm 1 min
Alles anzeigen
Ergebnis:
Vorerst ein Paar Bilder:
Das sieht nicht schlecht aus. Die Oberfläche ist glatt, sogar die Kante leuchtet rum herum, als wäre sie fast richtig.
Die Korrektur:
Zone 1 -
Zone 2 zu 1 17%
Zone 3 zu 2 46%
Zone 4 zu 3 59%
Zone 5 zu 4 26%
Die ist ganz daneben jetzt! Etwas stimmt hier nicht. Ich werde die Messung wiederholen, befürchte aber, dass gestern, bei der letzten Session, die Temperatur (26°C) doch zu hoch war und das Pech extrem weich wurde.
Es geht weiter!
Viele Grüße
Horia