Beiträge von MartinB im Thema „Fragen zum Selbstbau - 18 " F=5,3“

    Hallo Richard,
    von meinem 18" Dobson existiert hier im Astrotreff ein Bericht vom First Light Anfang Juli 2008, aber eine Vorstellung der Technik als extra Thread hier im Forum habe ich bisher nicht auf die Reihe gekriegt. Das jetzt noch nachzuholen finde ich auch nicht so passend, es ist ja nicht mehr neu.


    Wie bei meinen Teleskopen üblich, habe ich mittlerweile ein paar Kleinigkeiten verbessert, an anderen Stellen ist immer noch ein wenig Baustelle.


    Ich hoffe, daß ich wenigstens bald mal ein paar weitere Bilder zum Stathis schicken kann, damit er sie auf seine Homepage packt.


    Gruß,
    Martin

    Hallo Jan,
    das Teil auf dem Foto gefällt mir auch sehr gut. Mein 18" Design ist ja bereits 2005 entstanden, da würde ich heute auch schon wieder einiges anders machen, z.B. Rockerbox und Spiegelbox flacher + leichter, Stangenbefestigung mit Schnellspannern, evtl. Monoring-Hut.


    Meine Spiegelzellen (u.a. von Achim Strnad abgeschaut) würde ich immer wieder so bauen. Die beim 18" von mir ergänzte Kollimierung von vorn mit einer Verlängerung, während man durchs Okular schaut, ist einfach nur klasse. Ich werde es nie wieder anders machen.
    Allerdings ist der momentane Kenntnisstand bei der lateralen Lagerung der, daß ich etwas Overkill betrieben habe. Statt 4 Punkten tun es wohl auch 2 bei +-45°. Und statt Schrauben würde ich zum Zusammenbau heute Popnieten verwenden oder die Spiegelzelle schweißen lassen.


    Das Spinnen- und Fangspiegelhalter-Design würde ich auch bei zukünftigen Teleskopen vermutlich beibehalten.


    Für Spiegelzelle, Spinne und Fangspiegelhalter habe ich folgende Werkzeuge benutzt:


    Standbohrmaschine, Stischsäge mit Metallsägeblatt, Metall-Bügelsäge, Blechschere, Hammer und Metallplatte zum Flachdengeln der Spinnenstreben, Feilen, Schleifpapier, Gewindebohrer, Schraubstock, Stahllineal, Reißnadel, Meßschieber.


    Drehbank und Metallfräse brauchst Du nur, wenn Du auch deine Okularauszüge selbst bauen willst.


    Zum Material: Aluminiumplatten in 5 mm Stärke gibts normalerweise nicht im Baumarkt, die anderen Teile wie 0,5 mm VA-Blech, Alurohre und Schrauben schon.


    Den Hut außen zu beplanken hat zwar optische Vorteile (weniger Streulicht), aber der Einsatz von Schnellspannhebeln zur Stangenklemmung wird schwieriger.
    Mein Teleskop braucht einen 5 mm Inbusschlüssel als Werkzeug, allerdings passt das Teil auch zum Kollimieren, und das auch beim Vorgänger-Teleskop (12" Dobson). Ich nehme zum Aufbau mittlerweile einen kleinen Akkuschrauber, etwas Luxus muß sein[:D]. Im Okularkoffer habe ich einen Reserve-Inbusschlüssel. Bisher mußte ich noch keine Beobachtung wegen Werkzeugmangel ausfallen lassen.


    Mein Traumteleskop hätte übrigens Rockerbox, Spiegelbox, Höhenräder und Hut komplett als Kohlefaser-Verbundwerkstoff-Formteilen, und zwar völlig ohne harte Kanten, alle Flächen dreidimensional gewölbt.
    Allerdings wären dafür Urmodelle und Negativformen nötig, aber das macht so einen gigantischen Arbeitsaufwand, daß es sich höchstens als Gemeinschaftsprojelt mit mindestens 5 Teleskopen gleicher Öffnung lohnt. Ich habe vor ca. 15 Jahren mal sowas im Flugmodellbau gemacht, und auch schon Motorradkoffer auf diese Weise gebaut. Deshalb kenne ich den Arbeitsaufwand nur zu gut.


    Liebe Hersteller, falls Ihr sowas anbieten wollt, werde ich gern bei der Entwicklung gegen Honorar unterstützend tätig! Die Serienproduktion müßten dann aber andere Leute übernehmen.


    Gruß,
    Martin

    Hallo Jan,
    Nun hast Du ja deinen eigenen Thread.
    Das ist besser so, wenn eine lebhafte Diskussion gewünscht wird.
    Also zur Sache:


    Einen Ultraleicht-Dobson willst Du nicht bauen Das heißt im Umkehrschluß aber nicht, daß er schwerer als nötig werden muss.


    Wir können hier gern mal detaillierter ein Konzept durchdiskutieren.
    Ich beschreibe im folgenden Text, wie ich persönlich die Sache angehen würde. Du hast bestimmt teils andere Vorstellungen. Wenn Du einzelne Dinge anders machen willst, überlege bitte genau, <i>warum</i>. Nur so kommst Du zu einem Teleskop, das deine persönlichen Vorstellungen erfüllt und auch funktioniert!


    Wie dick und schwer ist der Hauptspiegel? Gewerblich hergestellte sind ja tendenziell dicker, aber über 40 mm sollte er nicht haben, sonst dauert das Auskühlen sehr lange. Meine 25 mm Pizza ist praktisch immer nach einer Stunde auf Umgebungstemperatur, und das ganz ohne Lüfter.
    Hier meine Empfehlungen:


    Spiegelzelle 18-Punkt, Grundstruktur Dreieck mit außerhalb der Spiegelfläche liegenden Eckpunkten. An diesen Eckpunkten (zwei justierbare rechts und links unten, einer oben in der Mitte) wird die Spiegelzelle in der Spiegelbox aufgehängt und auch justiert.
    Die laterale Lagerung sollte mit an der Spiegelzelle sitzen und den Spiegel bei +-45° im seitlichen Schwerpunkt reibungsarm stützen (Kugellager).


    Spiegelbox mit 4 Seitenteilen ca. 15-18 mm, verbunden mit Blendenplatte ca. 9-12 mm, hinten offen, drei innen angeleimte Verstärkungsklötze mit Innengewinden halten die Spiegelzelle.
    Höhe von Rockerbox, Spiegelbox ohne Höhenrädern und Hut <i>gestapelt</i> max. 65 cm.


    Höhenräder Durchmesser 550-650 mm, sichelförmige Vollholz-Segmente oder Halbkreise mit Aussparungen, einfach außen angeschraubt mit M6 Schrauben und Gewindeeinsätzen in der Spiegelbox. Per Stichsäge + Oberfräse aus ca. 25-30 mm Vollmaterial herstellen.


    Für den Gittertubus 8 Alurohre 25-28 mm Durchmesser x 1 mm Wandstärke, eventuell oben paarweise verbunden, um Aufbauzeit zu sparen.


    Hut so ausgelegt, daß der Fangspiegel komplett innerhalb liegt (Transportschutz). Freie Öffnung ca. 5 cm mehr als Spiegeldurchmesser. Klassische Bauweise ungefähr nach Kriege/Berry mit 2 Ringen, Al-Rohren/Leisten und Brettchen dazwischen, die auch Spinne und OAZ aufnehmen. Dünne Sperrholzbeplankung.
    Spinne aber mit Offset aus 2 Blechstreifen Al oder VA 0,5 mm, Mitte ca. 35-40 mm breit, am Rand ca. 10 mm. Fangspiegelhalter aus ca 5-6 mm Al-Platten verschraubt.
    Den Hut nicht zu schwer bauen, das vereinfacht die gesamte Konstruktion, weil die Rockerbox flacher und/oder die Höhenräder kleiner werden können.


    Rockerbox möglichst flach, seitenteile und Boden gleiche Materialstärke wie Höhenräder, Boden mit großem rundem Loch , in dem 3 an den Füßen montierte Möbelrollen laufen, statt durchgehende Platte mit Mittelzapfen.


    Bodengestell aus 3 stabilen ca. 8 cm hohen Füßen, die im Dreieck mit Rohren verbunden sind. Oben drauf 3 Teflonplatten und 3 Möbelrollen, die im Loch der Rockerbox laufen.



    Wenn Du das Teleskop wie beschrieben baust, dürfte sich das Gesamtgewicht geschätzt bei ca. 50 kg einpendeln. Der Bauaufwand wäre etwa halb so groß wie bei meinem 18" f/4,3, das Gewicht dafür ,wenn Du z.B. einen gekauften 40 mm dicken Spiegel verwendest, fast doppelt so hoch. Dafür hättest Du bei sorgfältiger Arbeit ein robustes und langlebiges Teleskop


    Ich hoffe, dieser Exkurs gibt dir ein paar Anregungen.
    Viele Detaillösungen, z.B. Befestigung der Spinne am Hut oder der Rohre an Hut und Spiegelbox, habe ich hier erst mal bewusst nicht behandelt, weil sie sich quasi nur "lokal" auswirken und auf die Gesamtkonstruktion kaum Einfluß haben. Das kommt dann später bei der Detailplanung.


    Gruß,
    Martin