Beiträge von StefanK im Thema „Venussichel, ISS und der Bonner Sternenhimmel“

    Hallo zusammen,


    da auch der Samstag (21.03.09) mit einem klaren Abend aufwarten konnte, habe ich mich noch einmal der Venussichel gewidmet. Diesmal war ich allerdings der einzige, der vor dem Argelander Institut für Astronomie gen Himmel blickte. Gegen 18:50 war ich "startklar", gerade rechtzeitig, um das inzwischen schon obligatorische Foto des Dämmerungshimmels zu schießen.



    <font size="1"><b>Panasonic DMC-FZ18, Brennweite 22mm, F/4, ISO 100, 1/125s, 21.03.09, 18:54 MEZ.</b></font id="size1">


    Die Venussichel war im Fernglas (10*40) wiederum problemlos zu sehen,
    fotografisch kam sie etwas besser heraus als am Vortag; ob nun die Luftunruhe geringer war oder ob ich mit den Kameraeinstellung besser lag, sei dahingestellt. Hier 2 Beispiele:



    <font size="1"><b>Panasonic DMC-FZ18, Brennweite 83mm, F/4.2, ISO 100, 1/40s, 21.03.09, 18:59 MEZ. (Ausschnitt)</b></font id="size1">



    <font size="1"><b>Panasonic DMC-FZ18, Brennweite 83mm, F/4.2, ISO 800, 1/200s, 21.03.09, 19:01 MEZ. (Ausschnitt)</b></font id="size1">


    Venus sank rasch dem Horizont entgegen, was dank der im Hintergrund wachsenden Bäume reizvolle Fotomotive in der fortschreitenden Dämmerung mit sich brachte.



    <font size="1"><b>Panasonic DMC-FZ18, Brennweite 83mm, F/4.2, ISO 100, 2s, 21.03.09, 19:37 MEZ. (Ausschnitt)</b></font id="size1">


    Der einzige (sichtbare) ISS-Überflug des Abends stand erst gegen 20:24 Uhr an; da ich solange nicht warten wollte, bin ich ins Büro gefahren, habe dort die Fotos auf den PC überspielt und dann im Garten hinter dem Haus auf die Raumstation gewartet. Sie kam pünktlich und war richtig hell, an die -4 mag. Im Anflug, als sie von hinten bescheinen wurde, leuchtete sie auffällig gold-gelb, fast wie Mars bei seiner Opposition 2003. Mit Annäherung an den Zenit wechselte die Farbe über weißgelb zu reinweiß. Für die obligatorische Strichspur-Aufnahme wurde die Kamera auf Ursa major gerichtet, weil die ISS dicht an Dubhe vorbeizog (Foto auf Twitpic).


    Bei der gestrigen öffentlichen Beobachtung hatten wir bedingt durch den aufgehellten Stadthimmel unsere liebe Not mit einigen Deep Sky-Objekten gehabt. Insbesondere die Sternhaufen im Fuhrmann waren im Fernglas nicht wirklich erkennbar gewesen. Da Auriga gegen 20:30 noch recht hoch steht, habe ich es heute mit der Digitalkamera versucht. 800 ISO und 60s Belichtungszeit lassen M36, M37 und M38 zumindest erahnen; etwas Bildbearbeitung bringt dann zwar einen eindeutigen Nachweis, aber auch das Fazit, dass es sich bei diesen Sternhaufen in der Großstadt nicht wirklich um einfache Feldstecherobjekte handelt.



    <font size="1"><b>Panasonic DMC-FZ18, Brennweite 19mm, F/3.6, ISO 800, 60s, 21.03.09, 20:45 MEZ; bearbeitet</b></font id="size1">


    Einfacher als mit diffusen ist es mit punktförmigen Objekte, wie z.B. der Ceres, die mit 7.2 mag weder für den Feldstecher noch für die Panasonic eine besondere Herausforderung darstellt; man muss lediglich wissen, wo sich das Planetchen gerade herumtreibt.



    <font size="1"><b>Panasonic DMC-FZ18, Brennweite 16mm, F/3.6, ISO 800, 60s, 21.03.09, 23:24 MEZ; Ausschnitt</b></font id="size1">


    Ist Leo Minor, der gerade die Ceres zu Gast hat, schon ein etwas ominöses Sternbild, so gilt das erst recht für den Sextanten, eines der vielen Lückenbüßer-Sternbilder, die Johannes Hevelius kreiert hat. Genauso gut hätte man das Areal den bekannten Sternbildern Löwe und Wasserschlange zuteilen können. Aber da es nun anders gekommen ist, hier der Beweis, dass sich in der fraglichen Gegend tatsächlich ein paar Sterne aufhalten:



    <font size="1"><b>Panasonic DMC-FZ18, Brennweite 13mm, F/3.2, ISO 800, 60s, 21.03.09, 23:35 MEZ.</b></font id="size1">


    Zum Abschluss noch ein etwas auffälligeres Objekt, nämlich M44 im Krebs. Bereits in der Übersichtsaufnahme ist er als diffuses Nebelfleckchen erkennbar:



    <font size="1"><b>Panasonic DMC-FZ18, Brennweite 5mm, F/2.8, ISO 800, 60s, 21.03.09, 23:49 MEZ;</b></font id="size1">


    Obiges Foto gibt es auch in einer Version mit eingezeichneten Sternbildern.


    Zoomt man heran, so wird die ganze Pracht dieses Sternhaufens sichtbar, der den Plejaden gar nicht so sehr nachsteht. Auf den beiden nachfolgenden Fotos sind Sterne bis etwa 9.0 mag erkennbar:



    <font size="1"><b>Panasonic DMC-FZ18, Brennweite 53mm, F/3.6, ISO 800, 60s, 22.03.09, 00:03 MEZ; M44.</b></font id="size1">



    <font size="1"><b>Panasonic DMC-FZ18, Brennweite 83mm, F/4.2, ISO 800, 60s, 22.03.09, 00:09 MEZ; M44.</b></font id="size1">


    Aber da ist ja noch ein anderer offener Sternhaufen im Sternbild Krebs, nämlich M67; viel lichtschwächer als M44, ist er wie die Sternhaufen im Fuhrmann nicht so recht kompatibel mit den Großstadtbedingungen. Mit dem Fernglas habe ich ihn jedenfalls bislang in Bonn noch nie aufstöbern können. Nach etwas Bildbearbeitung lässt er sich fotografisch zumindest erahnen:



    <font size="1"><b>Panasonic DMC-FZ18, Brennweite 24mm, F/3.6, ISO 800, 60s, 21.03.09, 23:53 MEZ; bearbeitet</b></font id="size1">



    Viele Grüße aus Bonn!


    Stefan

    Hallo zusammen,


    unter dem Titel "Bonner Sternenhimmel" werden seit 10 Jahren von November bis März alle 2 Wochen freitags um 19:30 Uhr öffentliche Sternführungen von Mitgliedern der Volkssternwarte Bonn angeboten. Das ganze findet am Argelander Institut für Astronomie in Bonn-Endenich statt. Da die Kuppel auf dem Dach des Instituts wegen umfangreicher Renovierungsarbeiten zur Zeit nicht zugänglich ist, fand die Beobachtung gestern mit 2 kleineren Teleskopen vor dem Institut statt.


    Ich war bereits 45 Minuten vor Beginn da, weil ich die Venussichel an einem noch möglichst hellen Himmel anschauen und fotografieren wollte. Aufgrund der enormen Flächenhelligkeit der Venus ist ein geringer Kontrast zum Himmelshintergrund wünschenswert. Als ich ankam, waren die Teleskope für die öffentliche Beobachtung bereits aufgebaut (Foto bei Twitpic).


    Die Venussichel war im Fernglas (10*40) problemlos zu sehen, mit dem bloßen Auge konnte ich zumindest erahnen, dass der Planet eine längliche Form hat. Gemäß eines kürzlichen Sehtests haben meine Augen ein Auflösungsvermögen von 125%; es gibt Menschen, bei denen es wesentlich besser ist, bis zu 180%. Gut vorstellbar, dass jemand mit einer solchen Sehschärfe die Venus bei einwandfreien Bedingungen als Sichel erkennen kann.
    Einwandfrei waren die Bedingungen heute nicht, vielmehr sorgten horizontnahe Wolken für eine recht farbenfrohe Abenddämmerung, hier 2 Impressionen:



    <font size="1"><b>Panasonic DMC-FZ18, Brennweite 14mm, F/3.6, ISO 100, 1/10s, 20.03.09, 19:11 MEZ.</b></font id="size1">



    <font size="1"><b>Panasonic DMC-FZ18, Brennweite 56mm, F/3.6, ISO 100, 1/8s, 20.03.09, 19:12 MEZ.</b></font id="size1">



    Beim Fotografieren der Venussichel habe ich verschiedene Belichtungszeiten ausprobiert:



    <font size="1"><b>Panasonic DMC-FZ18, Brennweite 83mm, F/4.2, ISO 100, 1/15s, 20.03.09, 19:05 MEZ. (Ausschnitt, verkleinert)</b></font id="size1">



    <font size="1"><b>Panasonic DMC-FZ18, Brennweite 83mm, F/4.2, ISO 100, 1/40s, 20.03.09, 19:01 MEZ. (Ausschnitt)</b></font id="size1">



    <font size="1"><b>Panasonic DMC-FZ18, Brennweite 83mm, F/4.2, ISO 100, 1/400s, 20.03.09, 19:04 MEZ. (Ausschnitt)</b></font id="size1">


    Etwa 15 Minuten vor dem offiziellen Beginn des "Bonner Sternenhimmels" hatten sich bereits etwa 30 Interessenten, darunter viel Kinder, versammelt, die nun in den beiden Teleskopen und in einem großen Feldstecher (12*70) unter fachkundiger Anleitung die Venussichel bestaunen konnten. Nach und nach wurden immer mehr Sterne sichtbar und der Saturn stieg über die Bäume, die das Gelände nach Süden begrenzen. Dann stand von 19:54 bis 19:59 Uhr der tägliche Überflug der ISS an, wenige Stunden nachdem die neuen Solarpaneele angebracht worden waren. Im Fernglas (10*40) erschien die ISS als deutlich flächenhaftes Objekt, in Zenitnähe entsprach der scheinbare Durchmesser dem der Venussichel, also rund 1 Bogenminute. Die Helligkeit dürfte so bei -3.5 mag gelegen haben. Bevor die Raumstation über unsere Köpfe zog, hatte sie bereits die Hyaden durchquert:



    <font size="1"><b>Panasonic DMC-FZ18, Brennweite 5mm, F/2.8, ISO 100, 60s, 20.03.09, 19:58 MEZ.</b></font id="size1">


    Zwischenzeitlich schätzte ich die Zahl der Anwesenden auf knapp 50 Personen, doch angesichts der lausigen Kälte zogen sich die ersten kurz nach 20:00 wieder zurück. Wer blieb, bekam die klassischen Deep Sky-Objekte des Winterhimmels gezeigt: Plejaden, Hyaden, M42 und die Sternhaufen im Fuhrmann. Am M41 scheiterten unsere Instrumente - in Horizontnähe war der Himmel durch Streulicht und Dunst einfach zu milchig, um etwas erkennen zu können. Vom Sternbild Krebs war mit bloßem Auge außer Delta Cancri nichts zu erkennen, wohl aber einige Sterne im Luchs und im kleinen Löwen. M44 und der hoch stehende M35 machten mit dem Fernglas kein Probleme. Die ungünstigen Verhältnisse in Horizontnähe werden auch in der nachstehenden Übersichtsaufnahme der Wintersternbilder deutlich:



    <font size="1"><b>Panasonic DMC-FZ18, Brennweite 5mm, F/2.8, ISO 100, 60s, 20.03.09, 20:40 MEZ.</b></font id="size1">


    Zum Abschluss wurden die Teleskope auf den Saturn gerichtet, der inzwischen an Höhe gewonnen hatte. Der schmale Ring bot bei 15 cm Öffnung einen eindrucksvollen Anblick. Etwa ein dutzend Teilnehmer hielt bis zum Schluss der Veranstaltung gegen 21:00 Uhr durch.



    Viele Grüße aus Bonn!


    Stefan