Hallo Hannes,
warum solltest Du meine "Weisheiten" nicht verwenden dürfen auf Deinen
Seiten. Es sind immer wieder die alten Fragen, die ich zu bestimmten
Themen gestellt bekomme. Nachdem ich damit fast jeden Tag zu tun habe,
sind entsprechend "praktisch" eingefärbt. Daher die Beantwortung einer
nicht gestellten Frage:
Wie prüft man überhaupt sinnvoll Fernrohre?
1. Durch die weit entfernten Objekte "Sterne" kommen die Lichtstrahlen
exakt parallel zu uns. Und werden vom Teleskop im Brennpunkt gesammelt
Am exaktesten trifft dies beim Newton-Parabol-Spiegel zu. Jedoch nur
auf der optischen Achse. Im Feld hat besonders ab f/4 der Spiegel
erhebliche Koma, also eine Verzeichnung der runden Sternscheibchen
in Richtung Komet = Kern+Schweif oder einfach Koma genannt. Planeten-
Beobachter stört das nicht - aber die Astro-Fotografen, weil die
auch eine exakte Auflösung im Feld wollen, jedoch brauchen die insgesamt keine so hohe Genauigkeit, wie die Planeten-Jäger.
2. Um diese Situation mit dem parallel Lichtbündel zu simulieren, setzt man im Fokus des Fernrohres den 0.01 mm künstlichen Stern,
schickt ihn das das optische System in umgekehrter Richtung, dann auf
einen mindestens L/10 PV Wellenfront genauen Planspiegel, und der
sagt: Zurück Marsch, Marsch! Also nocheinmal durchs optische System
hindurch. Heraus kommt eine doppelte Genauigkeit bei allen Messungen.
Diese Testanordnung nennt man Autokollimation, und den Lichtweg
double pass!
03. Wie das Hubble-Beispiel lehrt, kann man jedoch Optiken auch durch
Kompensation prüfen, damals falsch, weshalb Hubble eine "Brille" brauchte. Das macht man mit genau berechneten Linsen-Systemen. In diesem Fall geht das Licht einmal durchs System, also single pass, also nur einfache Genauigkeit.
04. Die Genauigkeits-Freaks behaupten nun, daß jede Hilfs-Optik von
Übel sei, womit sie genaugenommen recht haben. Nur handeln sie sich
bei der Direkt-Messung z.B. einer Parabel andere Fehlerquellen ein
und die Katz springt auf die alten Füß. Das betrifft die Diskussion
wie man einen Parabol-Spiegel exakt ausmisst:
- Mit der Caustic-Methode http://rohr.aiax.de
- mit Foucault-Zonen-Messung, die so ähnlich funktioniert
- alle prinzipiell so ähnlichen Tests?
- mit einer Kompensations-Linse im Dall-Null-Verfahren?
- oder in Autokollimation?
- oder mit dem Roddier-Stern-Test, wo am Himmel das intra/extra-
fokussierte Sternscheibchen im Rechner abgezogen wird und daraus
eine Fehler-berechnung vorgenommen wird. Soll bis L/20 PV wave
gehen. (Roddier ist Beruf-sastronom auf Hawai)
- oder eine Interferometer-Aufnahme aus dem Krümmungsmittelpunkt
und er Umrechnung der "Wellenlinen" im Rechner zu einem Nulltest.
auch nicht besonders genau, aber ohne Planspiegel möglich. Mein
Logo enthält eine solche Aufnahme.
Ich habe mich also für die Autokollimations-Methode entschieden,
weil sie eine hohe (doppelte) Genauigkeit zuläßt bei allen
Messungen: den quantiativen und den qualitativen!
Herzliche Grüße
Wolfgang Rohr
Wolfgang Rohr