Beiträge von Mac01 im Thema „Eigenbau Vakuumkammer für Verspiegelungen“

    Hallo Raphael,


    nun sagen wir es mal so:
    Lohnen wird es sich nur, wenn Du wirklich eine Menge an Spiegel bedampfen möchtest bzw. kannst.
    Wenn man sich jedoch am Tüfteln und Basteln Spaß hat und nicht unbedingt professionelle Ergebnisse erwartet, ist die Sache anders. Wenn es mir das Geld wert wäre, hätte ich sicher Spaß dran so eine Bedampfungsanlage selbst zu bauen. Ich hätte auch keine Probleme damit jemandem der das Geld investieren will zu unterstützen [:)]
    Wie gesagt witzig finde ich die Sache schon und gut kann es auch werden. Nötiges Wissen und entsprechende Versuchsreihen vorausgesetzt!


    Gruß
    Markus

    Hallo Stathis,


    so typischerweise liegt der Druck in der Vakuumkammer bei <10-4 mbar. Bei guten Anlagen (mit Kühlfalle und guten HV-Pumpen (z.B. Turbomolekular oder Diffusionspumpen) sind es industriell etwa 10-5 mbar.
    Mit einer Verdampferquelle wird man bei 80cm sicher nicht mehr auskommen, da die Quelle Material (Aluminiumatome) entsprechend einem cos^n(alpha)-Gesetz aussendet. n liegt hierbei bei ca. 1.5 soweit ich mich recht erinnere und alpha ist der Winkel zwischen der direkten Verbindung Rohling-Quelle und der Ausbreitungsrichtung der Aluminiumatome. Ich hoffe das ist einigermassen verständlich.
    Um bei einer solchen Verteilung einen 80cm Spiegel mit einer statischen Quelle zu beschichten müsste der Spiegel etwas weiter als der Durchmesser des Spiegels entfernt sein! Um stoßfrei zum Rohling zu kommen müsste dann der Druck etwa 7*10-5 mbar sein.
    Das bedeutet eine Kammer mit den Maßen ca. 90 cm Durchmesser und Höhe 90 cm. Eventuell muss der Durchmesser sogar noch großer sein, da es sonst die Aluminiumatome die von der Wand abprallen noch auf dem Rohling die Beschichtung beeinflussen.


    Sinnvoller wäre es entweder den Spiegel zu rotieren oder mehere Quellen zu verwenden (dann muss aber, wie James Lerch es auch gemacht hat) die Überlagerung mitberücksichtigt werden.


    Aber durch dein "Silberspray" ist mir noch eine andere Beschichtungstechnik eingefallen: Spin Coating - dort wird ein dünner flüssiger Film (ob's sowas mit Silber/Aluminium gibt?) auf das Substrat geträufelt und anschließend bei hohen Drehzahlen abgeschleudert. Ob die Schichtqualität beim Spincoaten hoch genug ist kann ich nicht sagen. Ausserdem hat man bei Rohling keine plane Fläche, sondern eine Rotationsparabel. D.h. man muss das entsprechend beachten.


    Gruß
    Markus


    P.S.: Wenn ich mal einen Spiegel schleife, weiß ich ja wenn ich fragen kann [:D]

    Hallo zusammen,


    jetzt habe ich gerade den Thread gelesen und muss ich als "Dünnschicht-Vakuumbeschichtungsprofi" [:D] hierzu was sagen:


    Raphael hat einen wichtigen Punkt benannt, die <u>HV</u>-Kammer. Zunächt sollte sich jeder der so eine Beschichtung selbst machen will im Klaren sein, daß er neben der Kammer auch noch Vakuumpumpen für ein entsprechend gutes Vakuum braucht. Wie man auch schon auf den Bildern von James Lerch sehen kann sind das schon richtige Apparate. Mit Wasserstrahlpumpen oder irgendwelchen normalen Haushaltspumpen hat das nichts zu tun.
    Hier muss nämlich berücksichtigt werden, daß eine einwandfreie Beschichtung nur im Hochvakuum gewährleistet werden kann. Gehen wir mal von einer "einfachen" Verdampferanlage (i.e. thermischer Schiffchenverdampfer für Aluminium) aus. Das ist, einfach gesprochen, nichts anderes als eines kleines, mit reinem Aluminium gefülltes Schälchen das auf über 600°C aufgeheizt wird. Da wir uns ja im Vakuum befinden hat das Aluminium schon einen recht hohen Dampfdruck. Es bildet sich somit eine Aluminiumdampfwolke über dem Verdampfer aus. Deren Größe hängt nun entscheidend von der freien Weglänge, d.h. dem Weg zwischen zwei Stößen mit Gasatomen/molekülen in der Kammer, ab. Die freie Weglänge ist nun aber indirekt proportional zum Druck in der Vakuumkammer (Bsp. 1013 mbar -&gt; freie Weglänge ca. 60 nm; 1 mbar -&gt; 60 µm; 0,001 mbar -&gt; 60 mm)
    Um überhaupt einen möglichst guten Materialübertrag vom Schiffchen zum Spiegel zu bekommen muss der Abstand idealerweise unterhalb der freien Weglänge liegen. Ansonsten verlieren die Al-Atome durch die Stöße zu viel Energie und die Haftung auf dem Spiegel ist zu schlecht; zusätzlich würden zuviele Al-Atome zur Kammerwand weggestreut. Und schlußendlich hat der Druck auch noch einen Einfluß auf die Rauigkeit (-&gt; Refelexionsvermögen) der abgeschiedenen Al-Schicht. Diese wird umso glatter je höher die Energie der auftreffenden Teilchen und damit je niedriger der Druck.
    Selbstverständlich führen Verunreinigungen in der Kammer, wie Öl aus den Pumpen zu einer Reduzierung der Haftung und der Qualität der Al-Schicht.
    Die Vorreinigung der Rohlingoberfläche kann in gewissen Maße auch mit reltiv einfachen Mitteln außerhalb der Vakuumkammer durchgeführt werden. Dennoch hat Kurt auch nicht ganz unrecht, optimal ist natürlich eine Plasmareinigung/aktivierung des Rohlings im Vakuum. Dadurch bekommt man neben einer sauberen Oberfläche auch noch gleich eine bessere Haftung des Aluminiums auf dem Rohling. Wenn man hierzu auch noch erst Geräte kaufen/einbauen muss [xx(], dann wird lohnt sichs sicher nicht mehr.
    Man muß ja immer im Hinterkopf behalten, daß die Kammer deutlich größer als der Rohling sein muss. Und entsprechend muss die Pumpleistung sein. Eine reine Feinvakuumpumpe (bis 0,001 mbar) reicht hier eben noch nicht aus. Alles Geeignete kostet dann richtig Geld.
    Ich muss jedoch zugeben, die Idee einen Kühlkompresser als Kältefalle zu verwenden ist schon witzig. Aber ob eine Glühentladung mittels Zündkerzen und Leuchtreklametrafo wirklich gut funktioniert, da bin ich skeptisch ?!?


    Grüße Markus