Beiträge von TS Wolfi im Thema „Spiegelmaterial bei Dobson“

    Hallo Julius,


    unsere Erfahrung hat halt gezeigt, daß auch bei etwas größeren Öffnungen das Trägermaterial alleine nicht das seligmachende ist.


    Vor allem die thermischen Effekte sind zu Beginn der Abkühlung absolut dominant (Kaltluftsee im Tubus, Wärmeabstrahlung). Wenn sich diese Effekte beruhigt haben, dann wird die sphär. Aberation, bedingt durch das Ausdehnungsverhalten etwas wichtiger.


    Wenn man aber, durch aktive Kühlung, die Auskühlung des Spiegels beschleunigt, dann reduziert sich auch die sphärische Aberation durch die Temperatur schneller.


    Auf der anderen Seite wird zwar viel über die Temperaturausdehnung gesprochen aber es wäre doch für die Sternfreunde interessanter, zu wissen, wie sich bei der Beobachtung selbst ein nicht ausgekühlter Spiegel bemerkbar macht. Nicht nur eine theoretische isolierte Betrachtung unter Ausklammerung anderer Effekte, sondern eine richtige praxisbezogene Betrachtung.


    Ich beobachte schon seit ca. 25Jahren mit Newtons und kann aus dieser Erfahrung sagen, daß, wenn erstmal die thermischen Effekte, unter denen jeder Newton zu leiden hat, abgeklungen sind, die leichte sphärische Aberation nicht mehr sonderlich stört. Man hat halt noch für einen begrenzten Zeitraum etwas mehr Energie in den Beugungsringen und das verhindert die letztmögliche Schärfe im höchsten Vergrößerungsbereich.


    Diese Erfahrung habe ich mit einem 10" Newton aus sehr homogenem Float Glas gemacht.


    Meist ist dann noch die Unruhe der Luft, die sich erst im Laufe der Nacht legt, der dominante Faktor und bis sich die Luft durch den Temperaturwechsel Tag/Nacht beruhigt hat, ist selbst ein großer Float Glas Spiegel auf Temperatur.


    Meine Empfehlung an die Kunden ist, einen Newton als Ganzes zu sehen, eingebettet in eine Umgebung, die ebenfalls Fehler verursachen kann.


    Wolfi Ransburg




    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: julius</i>
    <br />Hallo,


    man muß wohl vier Dinge unterscheiden:


    1. Spiegeloberfläche - Rauhigkeit - dürfte keine Frage des Trägermaterials sein
    2. Abkühlverhalten - wohl auch nicht das Thema, wenn man sihc auf die Abkühlphase beschränkt.
    3. Die Warmluftblase vor dem Spiegel ist sicherlich ein Thema, aber kaum von der Wahl des Trägermaterials abhängig
    4. Steifigkeit - sicher ein Thema, abe ich aber noch nicht nachgerechnet.


    Wenn ich mich recht erinnere hat Kurt mal die Spiegelverformung während einer Abkühlphase berechnet.
    Anmerkung: Während der Beobachtungszeit ändert sich die Temperatur i.d.R. ja weiter.
    Außerdem gibt es ja auch noch Temperaturgradienten im Spiegel.


    Die Ergebenisse waren so, wenn ich mich recht entsinne, daß nach meinem Dafürhalten alles unterhalb von Borsilikat ausscheidet, zumindest bei größeren Spiegeln.


    Mein 6" Newton kriegt Ventilatoren, aus gutem Grund, und der soll angeblich SITAL haben.


    Gruß


    Julius
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">

    Hallo Stathis,


    in dieser Sache möchte ich Dir voll zustimmen.


    Wir haben z.B. von GSO die Bestätigung, daß die Qualität der GSO Spiegel unabhängig vom Glasträger ist. Egal ob BK-7, Suprax oder Pyrex verwendet wird.


    Ein weiterer Irrtum ist, daß die Auskühlzeit von z.B. Pyrex kürzer sei, als die von BK-7. Die Auskühlzeit und damit die Zeit der Wärmeabgabe, die auch das Tubus Seeing verursacht, sind vergleichbar. Nur das Verhalten des Spiegels während der Auskühlzeit unterscheidet sich, es kommt eine leichte Sphär. Aberation ins System, die aber nur im hohen Vergrößerungsbereich (Planeten) stört. Allerdings wird dieser Effekt meist durch die Wärmeabstrahlung an sich oder durch unterschiedlich temparierte Luftmassen im Tubus überlagert.


    Ein Beispiel:
    Wir haben den GSO 1080 (12" Öffnung) mit BK-7 Spiegel und eröffnen unseren Kunden gerne die Möglichkeit, auf Materialien, wie Suprax (vergleichbar Pyrex) oder andere umzusteigen. Bis dato hat kein Kunde, der einen BK-7 Spiegel hat, von diesem Angebot Gebrauch gemacht. Der Hintergrund ist, daß der minimale Zeitgewinn (wenn man die Zeit wegrechnet, die der Spiegel zur Austemparierung benötigt) den deutlichen Aufpreis nicht rechtfertigt.


    Viel besser wäre es, durch aktive Kühlung die Abkühlungszeit an sich zu verkürzen, damit erreicht man einen effektiven Zeitgewinn. Die Abbildung der BK-7 Optik ist voll vergleichbar mit anderen Materialien.


    Der Hauptgrund für mich, andere Spiegelmaterialen auch anzubieten, ist, weil es gefordert wird. Meines Erachtens wird die Bedeutung des Glasträgers vor allem vom Wettbewerb absolut überzeichnet und übertrieben.


    Wolfi Ransburg
    Teleskop-Service
    http://www.teleskop-service.de
    info(==&gt;)teleskop-service.de





    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Stathis</i>
    <br />Ich möchte es mal provokant ausdrücken:
    Das Händler- Angebot von verschiedenen Spiegelmaterialien halte ich für reines Marketing. Was zählt, ist die Oberflächengenauigkeit der Optik und wie gut sie temperiert ist*. Das gilt zumindest für Spiegel bis 10", die nicht all zu dick sind.


    Ja, auch "Low Expansion" muss temperiert sein. Es ändert zwar nicht die Form bei Temperaturgefälle, aber ein warmer "Low Expanision" Spiegel erwärmt die darüberliegende Luft und erzeugt Luftturbulenzen - da hilft die die gute Form ertmalö gar nix - du siehst nur Luftwabern. ...aber das hat Karsten ja schon alles erzählt.


    *Zusatz:
    Die Chance, einen guten Spiegel herzustellen ist bei höherwertigen Materialien mit nicht soviel "Temperatureigenleben" beim bearbeiten und Testen natürlich höher, aber das ist eine andere Frage.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">